Romane & Erzählungen
Eisprinzessin (5)

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"Eisprinzessin (5)"
Veröffentlicht am 13. April 2016, 22 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Eisprinzessin (5)

Eisprinzessin (5)

Kapitel Fünf

Gefangenschaft In Liara's Kopf rotierten die Gedanken. Wie könnte sie am ehesten, ohne bemerkt zu werden, entkommen? Auf keinen Fall konnte sie zu ihrem Lagerplatz zurück, wodurch sie ebenso wenig Zugang zu ihrem Bogen hatte. Das war wohl einer der schlimmsten Fehler, den sie begangen hatte. Es blieben dem Mädchen nur zwei Möglichkeiten: entweder sich so unauffällig wie möglich zu verhalten und im Wasser bleiben, oder sich langsam und vorsichtig ans hinter ihr liegende Ufer zu begeben und zu laufen. Wenn sie weglaufen

würde, hätte sie keine Chance, stellte sie ernüchternd fest. Binnen Sekunden hätten die Rösser sie eingeholt. Liara entschied sich, wenn auch unfreiwillig, für die erste Variante und konnte nur hoffen, das die Elfen bald wieder verschwanden. Bedächtigen traten sie ihre Pferde voran und suchten die Fläche in verschieden Richtungen ab. Nur ein einziges Ross blieb ruhig in der Mitte stehen und wartete. Seine Muskeln spannten sich unter dessen glänzendes Fell, als es angespannt darauf wartete, weiteren Befehlen zu gehorchen. Die Hufe waren vom tiefschwarzen, dicken Fesselbehang komplett verdeckt und auch Mähne und Schweif hingen in langen, dicken Strähnen herab. Es waren atemberaubende

Tiere, wären sie nicht von den Dunkelelfen gebannt worden. Der aufrecht sitzende Reiter, der das Ross in der Mitte hielt, drehte plötzlich seinen Kopf in Liara's Richtung. Das Mädchen bemühte sich weiterhin ruhig zu atmen. Etwas silbernes blitzte im Mondlicht auf. Eine Brosche, in Form eines K's, hielt den dunklen Umhang an seinem Hals zusammen. Kolgar! Liaras Muskeln zuckten. Eine Welle der Panik durchfuhr sie, während ein anderer Elf seinen Blick in ihre Richtung wandern ließ. Das Mädchen war sich sicher das er sie sah und wollte wenigstens die kleine Möglichkeit ergreifen und fliehen, als ohne Vorwarnung sein Kopf herumfuhr. Die junge Elfe folgte mit

ihren Augen seiner Bewegung. Ein anderer Reiter zeigte auf ihr sorgfältig zusammengelegtes Gepäck. Kolgar schlug mit seinen Fersen in die Flanken des Pferdes und trieb es zu der Stelle, auf die der Dunkelelf zeigte. Unverständliches Gemurmel drang zu ihren Ohren. Sie tauschten sich sicher gerade über ihren Aufenthaltsort aus, weit könnte sie noch nicht sein. Das Mädchen sah wie Kolgar seinem Soldaten zunickte und seinen Gaul einige Schritte zurück gehen ließ, als er plötzlich stehen blieb. Auch sein Gefolge schien verwirrt über seine Reaktion. Ganz langsam drehte er seinen Kopf wieder in ihre Richtung, und schaute direkt in des

Mädchens schönen, blauen Augen. Er sah sie. Er hatte sie entdeckt. Allmählich lenkte er seinen Rappen zu dem seichten Wasser und behielt sie währenddessen im Blick. Dem Elfenmädchen blieb keine andere Wahl als zu fliehen. Wenn sie es weit genug in den Wald hinein schaffte, könnte sie Kolgar eventuell austricksen. Liara wurde unruhiger und sperrte den Gedanken, im Wasser still zu warten, aus. Sie musste handeln und zwar Jetzt! Doch dieses mal müsste sie ihr ganzes Hab und Gut zurücklassen. Nicht nur würde sie ihren Bogen abermals verlieren, nicht einmal Kleidung hätte sie parat. Dies war jedoch ihr kleinstes Problem. Dennoch würde das

Mädchen eine Lösung finden. So, wie sie es immer tat. Kolgar kam immer näher, während seine Soldaten an ihrem Bündel verharrten und ihr so keine Chance ließen daran zu kommen. Sie spannte ihre Muskeln an, bereit aus dem Bach zu springen und zu laufen. Sie spürte immer deutlicher die Wärme die von seinem Tier ausging, als es näher kam. Mit einem großen Satz sprang sie auf und drehte sich zeitgleich um die eigene Achse. Zu spät. Liara spürte den festen Griff, der sich um ihren Arm klammerte. Kurz darauf lag sie ausgestreckt auf der kalten Wiese und blickte zu den leuchtenden Sternen empor. Der Wind heulte über sie

hinweg. Das Mädchen erschauderte als er ihre Haut streifte und die nassen Tropfen sich in Eis verwandelten. Kolgar stand neben ihr, er musste blitzschnell von seinem Gaul abgesprungen sein. Sonst hätte er sie nicht so schnell zu fassen bekommen. Der Dunkelelf löste seine Brosche, streifte seinen Umhang ab und warf ihn unsanft auf Liaras hüllenlosen Körper. Seine tiefschwarzen Haare fielen ihm wie ein zweiter Umhang um die Schultern. Selbst durch seine dunkle Lederrüstung, die ihm über Brustkorb, Schulter und Beine reichte, sah man seine ausgeprägten, jedoch angespannten Muskeln. Erst da wurde ihr klar, das sie ihm

vollkommen ausgeliefert war. Absolut schutzlos. „Steh auf.“, Kolgars Stimme drang bedrohlich zu ihren Ohren. Während sie aufstand, hielt sie seinen Umhang schützend vor ihrem Körper. Seine Soldaten verharrten reglos in einiger Entfernung zu ihnen. Das Elfenmädchen registrierte das sie vollen Bewusstseins darauf achteten, nicht zu nahe zu kommen. Lediglich Kolgar hielt sich bei dem Mädchen auf. Die Elfe warf sich den Umhang um die Schultern und ließ die Brosche an ihrer rechten Seite des Halses einrasten. So fiel der offene Teil des Stoffes an ihrer Seite

hinab. Kaum das sie ihre Arme locker hinab sinken ließ, zog Kolgar aus seiner Satteltasche einen festen Strick. Liara verdrehte die Augen. „Das meinst du nicht Ernst.“ „Leg deine Hände zusammen und streck deine Arme aus.“ Liara enthüllte ein verächtliches Lachen. Er wollte doch tatsächlich ihre Hände fesseln! Kolgar ließ sich jedoch nicht aus der Kontrolle bringen und kam selbstbewussten Schrittes auf sie zu und griff unter den Umhang. „Pass auf wo du hin fasst!“ Das Mädchen tobte innerlich und verlieh ihrer Stimme einen fauchenden Unterton. Während der Dunkelelf blind nach Liaras

Händen griff, behielt er seinen Blick starr auf ihre Augen gerichtet. Der Strick schnitt in ihre glatte Haut, während Kolgar ihn fest zurrte. „Steig aufs Pferd.“ „Willst du mir nur noch Befehle geben?“ „Steig. Auf.“ Kolgar knurrte. Liara ließ sich dennoch nicht aus der Fassung bringen. Er konnte seiner Stimme einen noch so bedrohlichen Ton verleihen. Sie würde stand halten. „Ich kann deinen Gaul nicht leiden.“ In seinen dunklen Augen blitze Wut auf. Liara musste unwillkürlich grinsen. Ohne Vorwarnung schnellte Kolgar nach vorn, hob sie an der Taille hoch und setzte sie auf das

Tier. Bevor sie reagieren konnte, schwang Kolgar sich hinter ihr auf den Sattel. Das Elfenmädchen spürte seinen warmen Atem im Nacken und seine tiefe Stimme drang an ihr Ohr. „Du spielst jetzt mit den großen Jungs. Also befolgst du auch meine Befehle. Ob du willst oder nicht.“ Kolgar griff um sie herum nach den Zügeln und gab seinem Pferd einen festen Stoß in die Flanke. Liara wusste weder wie lange sie schon im Sattel saßen und durch die Nach ritten, noch wohin sie gebracht wurde. Sie schritten in ein völlig neues Gebiet, welches ihr keine

Anhaltspunkte über die Gegend oder die Richtung bot. Seit dem sie aufgesattelt hatten, hätte das Mädchen glauben können, sie wäre allein unterwegs. Wären da nicht ihre gefesselten Hände und Kolgar, welcher hinter ihr saß. Niemand sprach ein Wort. Selbst untereinander sprachen seine Soldaten nicht miteinander und hielten auf ihren Pferden Abstand. Fieberhaft dachte sie daran, zu entkommen. Nur wann wäre der bestmögliche Zeitpunkt? Plötzlich drosselte Kolgar das Tempo, bis sie in den Schritt verfielen. Liara schaute sich um. Vor ihnen erstrecke sich eine alte, morsche Holzbrücke, die über einen Bach und in die Dunkelheit

führte. Die Elfe sah hinunter, als Kolgar's Gaul seine Hufe aus das Holz setzte. Unter ihnen und zu ihren Seiten wirkte alles düster und blutrot. Krähen kreischten in der Nähe und Wolfsgeheul war zu hören. Die hell leuchtenden Sterne verschoben sich hinter die dunklen Wolken. Selbst die Pflanzen wirkten leblos und verdorrt, alles wirkte bedrohlich. Hier gab es keine Waldelfen, die sich um die Natur kümmerten. Es war das Gebiet der Dunkelelfen, welches sie betraten. Nach einigen weiteren, endlos schienenden Minuten, sah das Elfenmädchen in der Ferne

den dunklen Umriss eines Gebäudes. Eine riesige, alte Ruine aus schwarzen Steinen erbaut, türmte sich vor ihnen auf. Ranken von verkommenen Pflanzen schlängelten sich über die Mauern. Das Dach war nicht mehr vorhanden, ebenso wenig wie die hintere Wand. Dort wo der Eingang früher einmal gewesen sein musste, war nichts weiter als eine zerbröckelte Öffnung. Ein tiefes Heulen zeriss die Stille um sie herum und Liara erschauderte. Leuchtend, blutrote Augen traten aus der Dunkelheit hervor, die zu einem gebeugten Körper aus pechschwarzem Fell und vier Pfoten gehörten. Ein Wolf. Selbst sie stehen unter ihrem Bann. Kolgar ließ sich hinter ihr vom Pferd nieder

und machte eine wegwerfende Handbewegung in Richtung des zähnefletschendes Tieres. Der Wolf verschwand daraufhin knurrend ins Dickicht. Der Dunkelfelf wandte sich um und entblößte seine makellosen Zähne, während er triumphierend grinste. Liara wandte ihren Blick angewidert ab. „Steig ab.“ Es würde nicht einfach werden, mit festgebundenen Händen sich vom Pferd hinab gleiten zu lassen. Dennoch schwang das Elfenmädchen ihr rechtes Bein knapp über den Hals des Tieres auf deren linken Flanke. Ihr hätte es keinewegs etwas ausgemacht, hätte sie dem Gaul einen kleinen Tritt verpasst. Sie konnte ihn wirklich

nicht leiden. Ehe Liara aus eigener Kraft hinabrutschen konnte, streckte Kolgar seine Arme aus und legte sie auf ihre Taille. An der Stelle wo der Umhang sich nicht schloss, spürte sie die Wärme seines Körpers sich auf ihre Haut übertragen. Für einen kurzen Moment stockte ihr Atem. Doch ehe sie weiter darüber nachdenken konnte, hob Kolgar sie herunter und ließ sie sanft hinab gleiten. Er schloss seine Finger um ihren linken Arm, sodass sie ihm nicht entkommen konnte. „Atme tief durch und beruhige dich.“ „Ich bin vollkommen entspannt, Kolgar.“, antwortete die Elfe überheblich, hoffte jedoch das er den zitternden Unterton in ihrer Stimme nicht heraus

hörte. „Ich kann fühlen wie nervös du bist.“, sein hämisches Grinsen wude größer. Liara konnte und wollte vorallem nichts weiter darauf sagen. Am besten wäre es, wenn sie in Ruhe über ihre Flucht grübeln könnte. Sie spürte einen leichten Druck an ihrem Ellenbogen, als der Elf sie mit sich zog. Ohne Zögern folgten ihm seine Soldaten, die zuvor wie angewurzelt auf einer Stelle standen. Es war klar gewesen, das sein Gefolge sie nicht alleine ließ. Der Dunkelelf führte sie durch den heruntergekommenen Eingang auf eine unscheinabre Falltür im Erdboden zu. Würden sie nicht direkt vor ihr stehen, hätte das Mädchen die eiserne Tür nicht

ausmachen können. Aus dem Gefolge trat ein Elf vor ihnen, der sich zu der Türe hinunter beugte und sie mit fliegenden Fingern öffnete. Er klappte die Falltür so weit wie möglich nach hinten und drehte sich anschließend um. Liara konnte für einen kurzen Augenblick in sein Gesicht schauen, welches noch so jung zu sein schien, als er an ihr zurück zu seiner Position ging. Selbst unter seinem Umhang konnte sie sehen, das seine Figur noch lange nicht so kräftig war, wie die von Kolgar, oder eines anderen Soldaten. Seine Muskeln ließ er locker und nicht angespannt sein. Doch Kolgar würdigte ihn in dieser Nacht keines Blickes und konzentrierte sich nur auf

die Elfe die er neben sich festhielt. Liara konnte dunkle Stufen ausmachen, die in den tiefen Abgrund führten. Kolgar löste seine Hand von ihrem Arm, doch nur um kurz darauf sie auf ihren Rücken zu legen. Will er mich hinunter stoßen? Während Liara mit ihrem Kopf herumfuhr, trat er hinter sie und drückte sie vorwärts. Damit sie nicht längst die Treppe hinab fiel, löste sie ihren Blick und richtete ihn nach vorn. Die Elfe straffte ihre Schultern und stieg erhobenen Hauptes die ersten Stufen hinab. Sie würde die Anderen nicht merken lassen, das ihr Herz drohte aus ihrer Brust zu springen. Würde sie erst einmal Schwäche zeigen, könnte sie keine Stärke mehr aufbauen.

Dem Mädchen fiel es schwer zu erkennen, wo sie hin treten konnte, trotzdessen kam sie ohne Zwischenfälle unten an. Kolgar war blitzschnell wieder an ihrer Seite und hielt sie fest, während die nachkommenden Soldaten sich im Untergrund verteilten. Vor ihnen erstreckte sich ein breiter Gang, der mit schwach leuchtenden Kerzen gesäumt war. Ohne nach links und rechts zu sehen, wusste Liara, das sich dort ihre Zellen befanden. „Wirst du mich einsperren, Kolgar?“, fragte sie leise, ohne ihre Augen von dem Korridor zu lösen. Kolgar trat vor das

Mädchen. „Das werde ich müssen. Ja.“

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xoxoYvonnexoxo

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gela556 Na da bahnt sich bestimmt eine schöne Elfenliebe an.
Nur Schade, dass sie trotzdem in den Verlies muss.
Gern gelesen und sehr schön geschrieben
GlG, Angelika
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