Lakanus
Teil 2
Komm Liebes, bleibe jetzt mal ganz Ruhig und wir werden gemeinsam nachsehen, ob du sie nicht doch schon auf ihr Zimmer gebracht hattest. Schließlich hatten wir heute Vormittag ein nasskaltes Wetter und für gewöhnlich schaffst du dann Tina immer nach oben. Bestimmt, liegt sie auch dort in ihrem Bettchen und schläft noch Seelen ruhig.“
„Gerd bitte, ich weiß doch, wo ich unsere Tochter hinbringe!“
Plötzlich wurde auch mir, Angst und Bange
zumute.
Verzweifelt lief ich aus der Tür und wie in Trans, führte mich der Weg direkt zum Pool.
Wieder willig sah ich in das tiefblaue, klare Wasser, immer mit der Hoffnung,alles sei nur ein schrecklicher Alptraum.
Und dann … , dann sah ich sie.
Ihr kleiner lebloser Körper lag auf dem Grund und über ihren kleinen Beinchen, da lag der Kinderwagen.
Ich sprang hinein in das kühle Wasser und holte meine Tochter da raus.
Sämtliche Wiederbelebungsversuche, scheiterten.
Ohnmächtig vor Zorn und Wut, rannte
ich mit meiner toten Tochter auf dem Arm, zurück ins Haus.
Meine Frau schrie wie am Spieß, als sie unser totes Kind sah.
„Du verdammtes Aas, du hast unsere Tochter umgebracht! Ständig säufst du nur und schlägst den Jungen ... , .“
„Bitte, hör' auf damit!“, ihr mit Tränen überströmtes Gesicht, grub sie in den Körper ihrer toten Tochter ein, und sprach leise, schluchzend weiter. „ Ich habe unsere Tochter nicht umgebracht! Frage doch mal Tomi, denn er war bestimmt draußen, als das mit unserer Kleinen geschah.“
„Willst du jetzt unseren Sohn dafür verantwortlich machen? Weißt du
eigentlich wie schmutzig das von dir ist?“
Und angewidert, drehte er sein Gesicht von ihr weg.
„Bitte, frage den Jungen, bevor du mich verurteilst!“, bat sie ihren Mann unter heftigen Tränenergüssen.
Keiner von beiden hatte bemerkt, dass ihr Sohn fluchtartig das Zimmer verlassen hatte.
Langsam drehte ich mich um, aber von meinem Jungen war nichts mehr zu sehen, geschweige noch etwas zu hören gewesen.
„Tomi! T o m i !!! Wo ist der Junge nur geblieben?“
„Woher soll ich das denn wissen?
Schließlich bist du doch mit ihm herein gekommen und seitdem, habe ich nichts mehr von ihm gesehen.“
Gab ihm seine Frau unter Tränen zu verstehen, als sie das tote Kind auf dem Sofa legte und in einer warmen Wolldecke einwickelte.
Während sie sich an die Kleine klammerte, schien mein Herz fast zu zerbrechen, aus Sorge um meinen Sohn.
Wie ein Wahnsinniger, suchte und rief ich gleichzeitig nach ihm.
Als ich in seinem Zimmer angelangt war und rein zufällig aus dem Fenster blickte, da sah ich meinen Sohn.
Er stand am Pool und schaute verbittert in das
Wasser.
Meine Kollegen saßen in Hocke neben ihm und redeten intensiv auf ihm ein.
So schnell ich konnte, rannte ich die Treppen runter und schnurstracks auf meinem Jungen zu.
„Tomi, ist denn alles in Ordnung mit dir?“
Vor ihm ging ich in die Knie und legte meinen Kopf an seinem kleinen Brustkorb.
Ganz ruhig und leise, schlug sein Herz im regelmäßigen Takt.
Dann stand ich auf und streichelte ihm noch einmal über seine braunen Haare.
„Sag einmal Gerd, hat dein Junge zufällig den Tod von seiner Schwester miterlebt?
Oder … , war er es gar selber gewesen und hat seine Schwester mit dem Kinderwagen in den Pool gestoßen?“
„Kurt, da fragst du mich etwas, was ich selber noch nicht weiß. Aber, irgend etwas muss mit Tomi passiert sein. Als ich heute Nachmittag nach Hause kam, da stand er völlig verstört im Garten und blickte ständig nur mit weit aufgerissenen Augen, in diese Richtung.“
Mit einer leichten Handbewegung, zeigte er auf den Pool.
„Es kann aber auch sein, … .“
Kurt sah mich total erschrocken an, als ich schweigend zum Haus zurück ging.
Vor der Haustür angekommen, drehte ich mich um und winkte meinen Kollegen zu,
dass er mir folgen möchte.
Wie er dann endlich neben mir stand, versuchte ich ihm meine Version dazulegen.
„Es könnte doch sein Kurt, wie Tomi aus dem Haus geschlichen war, hatte er einen fürchterlichen Schreck bekommen, als Tina gerade in diesem Augenblick, zu schreien anfing. Er musste doch befürchten, dass seine Mutter ihn da entdeckt und ihn hart bestrafen wird. Daher versuchte er ihr den Schnuller zu geben und weil er so nicht an seine Schwester heran kam, kletterte er auf die hohen Räder und muss dabei die Bremsen gelöst haben. Nur so, kann das Unglück geschehen sein. Etwas anderes
kann ich mir beim besten Willen nicht mehr vorstellen.“
„Gut Gerd, die Obduktion wird es zeigen. Die Spurensicherung ist auch schon bei der Arbeit und haben bis jetzt nur die Fingerabdrücke von deiner Frau gefunden, was ja verständlich ist. Nur, sie haben bis jetzt noch nicht einen einzigen Abdruck von deinem Sohn entdeckt. Das verstehen wir einfach nicht und deine Theorie kann so nicht hinhauen.
„Ach Kurt, ich kann es mir einfach nicht vorstellen, dass meine Frau unsere Tochter getötet haben soll. Auch wenn sie ein bisschen zu viel trinkt, nein, dass würde sie nie tun.. Niemals, nein,
dass Glaube ich einfach nicht.“
Und klamm heimlich, wischte er sich eine Träne aus dem Gesicht fort.
„Weißt du was Gerd, Morgen fliegst du nach Spanien und nimmst vor Ort die Untersuchung auf von unserem neusten Fall und deine Familie hat gleich etwas Ruhe zum trauern. Hier kannst du uns nicht helfen, deine Frau und dein Sohn finden hier auch keine Ruhe wegen den Aasgeiern von Paparazzi, die immer auf der Suche nach einer guten Story sind.“
„Ja, es stimmt schon Kurt und durch die Arbeit werde ich etwas abgelenkt. Dann werde ich mich mal ins Haus begeben und falls ich etwas neues herausfinde, dann melde ich mich bei
euch.“
„Das mache ruhig, Gerd und bitte, denke nicht nur an deine Arbeit, die Familie braucht dich jetzt mehr denn je.“
Noch einmal umarmten sich die beiden Freunde und Kollegen, dann ging er mit seinem Sohn an der Hand, ins Haus hinein.