Nach den Ereignissen in der fliegenden Stadt ist Galren Lahaye nach Hamad zurückgekehrt. Der Friede jedoch ist von kurzer Dauer und als er Opfer eines Angriffs wird, scheint es, als habe der Tod seines Vaters nur etwas viel gefährlicheres auf den Plan gerufen. Währenddessen bleibt auch der Rest des Landes von den aufziehenden Schatten nicht unberührt. In Helike verlieren die Archonten immer mehr an Einfluss und die Jahrhundertealte Ordnung droht zu Staub zu zerfallen. Unfähig, den Urheber der Unruhen zu finden, bittet der Archont Wys Carmine schließlich die
Magier von Maras um Hilfe…
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Das Land um die Stadt war, von sanften Hügel durchzogen, auf denen sich gelbes Gras im Wind wiegte. Dahinter wiederum erstreckte sich bis zum Horizont das in der Sonne glitzernde Meer. An schönen Tagen wie diesen sollte eigentlich alles voller Schiffe sein, doch Janis konnte lediglich ein paar verstreute Segel ausmachen, die meisten Fischerboote… Kein gutes Zeichen, dachte er. Die Mauern Erindals ragten wie schiefe Zähne aus der Ebene auf. Die gewaltigen Verteidigungsanlagen wirkten, als hätten
bereits Jahrhunderte an ihnen genagt, so groß waren die Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Segmenten bereits. Doch das Gegenteil war der Fall. Wenn Janis sich richtig erinnerte, war dieser Wall noch keine zwanzig Jahre alt. Die einzelnen Abschnitte waren aus großen, sandfarbenen Blöcken errichtet, von denen jeder das Ausmaß eines kleinen Hauses hatte. Dahinter wiederum lagen breite Erdhügel, die bei Beschuss die Wucht der Kanonenschüsse abfangen und verhindern sollten, dass die ganze Festung einfach in sich zusammen fiel. Die ursprünglichen Mauern der Stadt waren sicher nicht einmal ein Zehntel so dick gewesen und waren komplett
abgetragen worden um als Füll und Baumaterial für dieses Mammutprojekt zu dienen. Was jedoch weder ein übereifriger, und vermutlich überbezahlter, Baumeister noch der Auftraggeber der Befestigungsanlagen bedacht hatten, war die Frage ob der Boden das zusätzliche Gewicht überhaupt trug. Als Folge davon waren bereits weite Teile des Walls abgerutscht oder hatten sich ein beträchtliches Stück gesetzt und über den mit weiterem Schutt aufgefüllten Lücken spannten sich Seile und kleine Brücke. Es sah wirklich krank aus, dachte Janis bei sich. Allerdings passte es wohl zu dem Mann, der sich selbst Bauherr dieses
Wahnsinns und Fürst von Erindal schimpfte. Lord Kaspian Garin galt selbst bei jenen, die ihm wohl gesonnen waren als leicht Paranoid und bei jenen, die ihn kannten und nicht von seiner Gnade abhängig waren… Er hatte die ganze Stadt seit Monaten abgeriegelt, dachte Janis und sich bisher geweigert, dem Kaiser auch nur einen Boten zurück zu senden um sich zu erklären. . Paranoid war ein zu harmloses Wort. Sein Vater hätte ihm nie im Amt lassen dürfen. Kaspian war ein entfernter Verwandter von Lady Katharine Garin, der ursprünglichen Herrin Erindals, aber das man seiner Familie nach deren Verrat überhaupt
erlaubt hatte, wieder eine große Stadt zu kontrollieren war wohl nur dadurch zu erklären, dass der Mann praktisch auf Knie vor in die fliegende Stadt gekrochen kam um zu beteuern, das er nichts damit zu tun hatte. Das Wappen der Stadt, ein schwarzer Widder auf rotem Grund, wehte über den Toren und den hohen Türmen der Garde-Festung, die sich im Norden Erindals über die Mauern erhob. Noch ein Grund aus dem Janis Vater wohl schließlich zugestimmt hatte, den Mann sein Erbe zu lassen. Erindal hatte als wichtiger Seehafen eine der größten Garnisonen in ganz Canton und solange die Garde direkt dem Kaiser unterstand würde Kaspian sicher nichts
wagen. Das die Garde den Irrsinn dieses Mannes bisher nicht beendet hatte war wohl ein kleines Wunder. Oder vielleicht wollte sein Vater auch vermeiden, die Stadt mit Gewalt zurückholen zu müssen. So oder so, die Truppen Unterstanden dem Kaiserreich und Janis war in Begleitung ihres Hochgenerals hier. Erindal war bei weitem der schnellste Weg um an die nötigen Truppen zu gelangen und den Kult der Ordnung zu stellen. Vielleicht wäre Luciens Tod dann wenigstens nicht umsonst. Vielleicht… könnte Syle ihm dann auch irgendwann verzeihen. Der Bär war wie Wild losgestürmt und hatte während der
ganzen Reise kaum Rast gemacht und Janis… Er verstand es jetzt, dachte er. Den Blick mit dem der Hochgeneral ihn damals in der Steppe bedacht hatte… und auch immer wieder in der fliegenden Stadt. Janis wusste jetzt, was der Mann in ihm sah. Einen Mörder… einen Feigling. Was von beiden schlimmer war spielte keine Rolle. Und dieses Wissen war ihm fast unerträglich. Seit sie das Lager hinter sich gelassen hatten, hatte der Gejarn grade das nötigste mit ihm gesprochen und Janis hätte ohnehin nicht gewusst über was er sich mit Syle noch unterhalten sollte. Wie bat man für etwas um Verzeihung
dass schlicht nicht zu vergeben war? Vielleicht war es unmöglich… Ihm blieb nur, immer weiter hinter dem Bären her zu trotten und sich den Kopf zu zermartern. Und wenn er während ihrer gelegentlichen Rast einmal Ruhe fand, sah er doch nur wieder den Abgrund vor sich. Lucien der fiel, der namenlose Wegelagerer, der um sein Leben fürchtete… und tausend weitere Dinge die an ihm vorüberzogen wie ein Schleier. Er hatte den kaiserlichen Agenten nicht selber getötet. So wie die Dinge standen gäbe es wohl keinen Richter, der ihn verurteilen wollte. Doch Syle war auch kein Richter, sondern sein Lehrer. Einer
der glaubte versagt zu haben, woraus seine ganze Wut und der Schmerz stammten, mit denen er Janis grade noch so duldete. Er hatte Lucien nicht getötet… aber wie die Dinge standen hätte er genauso gut auch derjenige sein können, der den Pfeil abschoss, seinen Tod hatte er trotzdem zu verantworten. Die Angst hatte ihn in diesen wenigen, fatalen Augenblicken beherrscht.. und ihn vernichtet. Er hatte sich immer als jemand gesehen, der mit Recht auf andere herabsah, doch sein ganzer Hochmut war mit Lucien am Fuß jener Klippe zerschellt, so schien es. Er hatte sein Leben über das eines
anderen gestellt und hätte es in jeder Situation getan… Janis verstand es. Zu spät,. Aber er verstand es, während er wieder zu Syle sah, der ihm den Rücken zukehrte. Wie konnte er so je hoffen ein guter Herrscher zu sein… geschweige den auch nur ein annehmbarer. Er hatte Lucien verraten, so sah es aus. Der Mann hätte seine Hilfe gebraucht und stattdessen hatte er ihn fallen lassen. Nicht einmal nur um sich selbst zu retten… sondern bloß um sich weiterhin in Sicherheit wiegen zu können. Janis kehrte langsam wieder in die Gegenwart zurück, als vor ihnen das Tor Erindals in Sicht kam. Die großen Holzflügel waren genauso pompös wie
die langsam zerfallenden Mauern aber in weitaus besserem Zustand. Zumindest das Torhaus war auf solidem Grund errichtet worden und die schweren Eisenangeln nur über mehrere große Winden zu bedienen. Breite Eisenbänder sicherten die Stabilität des Tore zusätzlich und verbanden die einzelnen Holzbalken miteinander, von denen jeder für sich schon so hoch wie ein ganzer Baum war. Ohne Belagerungswaffen durfte man wohl kaum hoffen, hier durch zu kommen und als sich die zwei Reisenden näherten wurden sie auch schon angehalten. Janis war die Ablenkung von der nagenden Stimme in seinem Inneren mehr als
willkommen. Ein einzelner Wächter tauchte auf einem der Türme auf, die das Torhaus flankierten. Seltsamerweise trug er jedoch nicht die Uniform eines Gardisten, wie Janis bemerkte. Hatte Kaspian jetzt schon eine eigene Wachmannschaft aufgestellt ,, Verschwindet wieder.“ , rief der Mann. ,, Auf Befehl von Lord Garin ist die gesamte Stadt abgeriegelt. Wir lassen niemandem rein, außer ihr bringt dringend benötigte Vorräte…. Aber wie Bauern seht ihr nicht aus.“ Der Posten spuckte aus, während er sie musterte. Vermutlich sahen sie wirklich nicht grade annehmbar aus, überlegte Janis.
Sie trugen immer noch Luciens einfache Gewänder, die mittlerweile mit Schweiß und Schmutz überzogen waren. Vermutlich sahen sie eher aus wie Wegelagerer, mit den Schwertern, Pistolen und Syles Muskete… ,,Nein.“ , rief der Bär hinauf. Der Abfällige Ton des Wachmanns war auch ihm wohl nicht entgangen. Das freudlose Lächeln auf seinem Gesicht sprach von Genugtuung. ,, Aber ich bringe euch das hier !“ Mit diesen Worten hatte er einen Ring aus seiner Tasche gezogen und hielt ihn hoch, damit der Mann oben auf dem Turm ihn auch sehen konnte. Die Sonne spiegelte sich auf dem goldenen Löwen und dem silbernen Adler, die in
einem kunstvollen Siegel angeordnet waren. Selbst wenn der Wächter das Siegle nicht genau erkennen konnte, die Farben Cantons waren unverkennbar. ,, Mein Name ist Syle, Hochgeneral des Kaiserreichs von Canton. Ich bin im Auftrag seiner Majestät Kaiser Kellvian Belfare Unterwegs. Öffnet diese Tore oder ich komme wieder und lasse sie einreißen. Vermutlich tue ich euch noch einen gefallen diese Abscheulichkeit zu schleifen!“ Der Mann reagierte, als hätte Syle ihm so eben einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf gegossen. Noch bevor seine letzten Worte verstummt waren, war der Posten auch schon im inneren des Turms
verschwunden und wenige Augenblicke später, setzten sich quietschend die Winden in Gang, die das Tor geschlossen hielten. Das Holz ächzte, als die beiden Torflügel sich teilten und langsam bei Seite schwangen. Unter dem nun freien Torbogen warteten bereits der Posten von ebenso wie eine ganze Abteilung weiterer Männer, von denen nach wie vor niemand eine der typischen blauen Gardeuniformen trug. Stattdessen waren ihre Mäntel in den Farben Erindals gehalten. Schwarze Mäntel mit roten Ziernähten und Knöpfen auf denen das Widderwappen der Stadt zu sehen war. Janis wurde die Sache immer unheimlicher.
Jeder Fürst durfte eine eigene kleine Schutztruppe unterhalten, doch im Fall der ehemaligen Aufwiegler aus dem Bürgerkrieg beschränkte sich diese Zahl auf grade einmal dreißig Mann. Somit war Kaspian eigentlich in jedem Fall auf die Garde angewiesen, wenn er die Mauern der Stadt besetzen wollte. Warum sahen sie dann niemanden? Der Mann konnte doch nicht wirklich so dumm sein mehr Söldner als gestattet anzuwerben? Falls Syle sich die gleichen Gedanken wie er machte, so zeigte er es jedenfalls nicht. Der Gejarn ging lediglich mit auslandenden Schritten auf die wartenden Männer zu und ließ Janis
damit nur die Wahl, entweder vor dem Tor stehen zu bleiben, wie ein Feigling… oder ihm zu folgen. Er atmete kurz tief durch, dann trat er ebenfalls über die Schwelle der Stadt. Kaum waren sie hindurch, wurden die Tore auch schon wieder auf einen Befehl hin geschlossen. Das Gefühl, das hier etwas ganz und gar nicht stimmte war nun geradezu erdrückend. ,, Was wollt ihr hier ?“ , verlangte der Mann vom Turm zu wissen, ohne sich vorzustellen. Der Platz hinter dem Tor war bis auf das kleine Empfangskomitee aus bewaffneten Wächtern so gut wie verlassen, wie Janis mit einem Blick
feststellte. Lediglich einige wenige Bewohner der Stadt drückten sich im Schatten unter den Häusern entlang. Die prächtigen Bauten, welche sich vom Platz aus die Hauptstraße entlang Richtung Stadtmitte zogen, wirkten bewohnt, trotzdem konnte Janis nur ab und an eine Bewegung hinter den Fenstern ausmachen… Ihm war als könnte er die Angst, die über der Stadt lag mit einer Klinge schneiden… ,, Ich verlange mit eurem Herrn zu sprechen.“ Syle klang ebenfalls nicht freundlicher, als der Posten. ,, Mit welchem Grund ?“ Der Posten klang nun schon eher gelangweilt und Janis wurde langsam klar, dass ihm ihr
Grund eigentlich egal war. Er suchte nur nach einer Gelegenheit sie wieder abzuweisen. Vermutlich auf Anweisung Kaspians hin. Ihm musste klar sein, was das Auftauchen eines kaiserlichen Gesandten hier bedeutete… aber er hatte sicher nicht mit dem Hochgeneral selbst gerechnet. ,, Das teile ich ihm dann schon mit. Es sei denn ihr zieht es wirklich vor, das ich wiederkommen muss.“ , erwiderte Syle düster und sorgte dafür, dass man den Ring, den er mittlerweile am Finger trug deutlich sehen konnte. Der Mann zögerte sichtlich. Er hatte sicher nicht vor, sich mit einem der mächtigsten Männer Cantons anzulegen,
gleichzeitig jedoch waren seine Befehle wohl eindeutig, niemanden vorzulassen. Er bedachte sowohl Janis als auch den Gejarn mit einem misstrauischen Blick, der dann an ihren Waffen hängen blieb. ,, Ihr werdet meinem Herren nicht bewaffnet gegenübertreten. Eure Schwerter und Schusswaffen übergebt ihr an uns… ihr erhaltet sie zurück, wenn ihr die Stadt verlasst.“ Janis musste nur kurz zu Syle sehen um zu wissen, was dieser davon hielt. Und er selber würde sein Schwert in diesen Mauern sicher nicht aus der Hand geben. Nicht, bis sie wussten, was hier eigentlich gespielt wurde… ,, Ihr versteht, dass ich eine kaiserliche
Vollmacht besitze ?“ Syle tat so als würde ihn allein die Vorstellung, dass der Mann fragte brüskieren und als hielte er die Sache für einen Witz. Langsam geriet wohl auch der Posten ins Schwitzen, während er nach einer Antwort suchte. Ihm war genauso wie Syle klar, dass er eigentlich nichts befehlen konnte. Sicher, im Augenblick hatte er mehr Männer auf seiner Seite, aber das würd eihn kaum schützen wenn der Gejarn seine Drohung wahr machte. Janis hätte wirklich nicht mit ihm tauschen wollen. Egal was er tat, er würde es sich mit jemand verscherzen. Aber sie hatten auch keine Zeit für lange Diskussionen. Wenn die Kultisten bereits
losmarschierten, bevor sie wieder das Lager erreichten würde das in einer Katastrophe enden…
,, Also gut…“ Endlich gab der Posten auf. ,, Aber wir werden euch zum Palast begleiten…“
Terazuma Juhu Eagle! Wieder einmal ein Schwenk!^^ Diesmal zu Janis. Na, da geht ja endlich jemand in sich! Leider musste zuerst jemand sterben. Syle tut gut daran Janis weiterhin nicht zu trauen. Ich tu es auch nicht, selbst wenn es ihn tatsächlich erschüttert hat. Aber jeder verdient eine zweite Chance und Janis ist einfach extrem verzogen.^^ LG Tera |
EagleWriter Wurde auch mal wieder Zeit ^^. Ich hatte ja schon gedroht, das Naria den weitaus größten Teil des Buches ausmachen würde.. aber es gibt auch noch mehr als genug üer die anderen zu Schreiben... Tja und Janis... ich werde nicht verraten was ich mit dem noch vor habe ^^ Mal schauen ob er dich nicht doch noch überzeugt :D lg E:W |