Vorbemerkung
Auch diese Geschichte entspricht zu 80 Prozent der Wahrheit, denn mehrere römische Quellen berichteten darüber.
Man kann sich also das Meiste zusammen-Googeln, aber ich denke, so macht es mehr Spaß darüber zu lesen.
Es handelt sich um den jugendlichen Caesar. Genau diesem berühmten Gaius Julius Caesar.
Gute Unterhaltung!
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: G.v.Tetzeli
Vorwort
Nachdem ich immer wieder Politiker anprangere, möchte ich nun einmal eine Lanze für sie brechen.
Der ehemalige Ministerpräsident Wulf ist ganz unten angekommen (mit 400.000 € pro Jahr Ehrensold), Moral ist genetisch resorbiert worden.
Sie leiden unter Blackouts und vielen anderen Gebrechen mehr. Andere haben notorischen Gedächtnis-Verlust, so dass sie gar nicht mehr wissen, wie sie zu einem Doktortitel gekommen sind. Sie üben die Gesichtsmuskeln vor dem Spiegel und manchen sollen sogar die Trauerbacken bleiben.
Sie können nichts dafür. Sie erfahren einfach eine Genveränderung!
Was wiederum Wenige wissen. Diese Gencodeveränderung gab es schön früher.
Und ebenso haftet ihnen Allen Verlogenheit und Skrupellosigkeit an.
Auch an eigener Bereicherungsabsicht fehlt es nicht.
Diese aufwendig recherchierte Geschichte beweist es.
Wir wissen darüber Bescheid, weil mehrere römische Schriftsteller darüber berichteten, nämlich:
Velleius Paterculus,
Sueton und besonders farbig geschildert von Plutarch.
Das Opfer
Gaius Julius Caesar wurde 100 v.Chr. geboren. Neueste Forschung aber belegt, dass dieser berühmte Mann wohl doch schon 102 v.Chr. das Licht der Welt erblickte. Egal, diese zwei Jahre sollen uns nicht wirklich stören. Er entstammte also dem Geschlecht der Julier. Leider war der politische Erfolg dieser Familie bis dahin nichts Besonderes. Einmal, glaube ich, gab es einen Senator. Der Vater hatte ein ganz nettes Amt inne, aber das war‘s dann schon.
Immerhin war die Familie adelig und konnte auf einen langen Stammbaum zurückblicken. Das war damals wichtig.
Aus dem Bürgerkrieg ging Sulla und seine
Parteigenossen als Sieger hervor.
Und ausgerechnet solche Parteigänger klagte der aufstrebende Anwalt mit dem Namen Julius Caesar an.
Gut, er verlor diese beiden spektakulären Prozesse, aber er hatte auf sich aufmerksam gemacht. Mutig war es sowieso sich gegen das Regime zu stellen. Und vielleicht war es ganz ratsam sich ein wenig aus der Schusslinie heraus zu halten. Und so beschloss unser junger Freund mit seinen 25 Jahren sich auf Bildungsreise zu begeben. Ziel war Rhodos, wo die beste Rethorikschule der damaligen Zeit zu finden war.
Ganz ohne Rückendeckung war Caesar nicht. Er hatte sich „politische Freunde“ geschaffen, indem er rauschende Feste
gegeben hatte. Mit Geld hatte er nur so um sich geworfen. Geld, das er gar nicht hatte. Zu Deutsch, der Jüngling war um mehrere Millionen verschuldet.
Gerade pflügte das Schiff in der Nähe von Milet durch das Meer, genauer gesagt auf der Höhe der Insel Pharmakussa, da geschah es.
Piraten tauchten auf.
Ja, schon damals war Piraterie ein einträgliches Geschäft. Vor allem dadurch, dass Rom schwächelte, weil der Bürgerkrieg Spuren hinterlassen hatte. Niemand konnte diesem Treiben ein Ende bereiten. Eine entsprechende römische Flotte? Fehlanzeige.
Gaius Julius Caesar stand also an Deck und die Piraten kamen.
Die Entführung
Es ist nicht ganz klar, ob Caesar nur als Passagier auf einem einzelnen Handelsschiff reiste, oder ob es sich um einen Händler-Schiffsverband handelte. Rhodos besaß nämlich damals einen wichtigen Umschlagshafen.
Die Freibeuterei lief ab, wie zu späteren Zeiten auch. Die Beuteschiffe wurden geentert. Wer sich wehrte, wurde abgestochen. Ergab sich die Flottille, kam man mit dem Leben davon. Wer fit war, wurde auf dem Sklavenmarkt vertickt, wer reich war, dem konnte man Lösegeld abpressen.
Die Beute und die Gefangenen landeten auf
der Insel Farmakonisi. Dort befand sich das Piratennest. Es handelte sich um kilikische Piraten. Sie stammten also aus Kleinasien. Die Herkunft entspricht den heutigen, türkischen Provinzen Adana und Mersin.
In ihrem Beruf waren die Piraten äußerst erfolgreich und die abgelegene Insel Farmakonisi war Sammelpunkt der geräuberten Schätze.
Jedenfalls wusste man gleich, dass es sich bei Caesar um einen Adeligen handeln musste. Er hatte eine stolze Anzahl Diener dabei und sein Betragen war schlichtweg arrogant.
Wie der Piratenboss hieß, wissen wir leider nicht, aber er schätzte den Wert der Beute
ziemlich gut ein.
Als Lösegeld für Caesar verlangte er 20 Talente. Das entspricht dem heutigen Wert von zwei Millionen Euro.
Zwei seiner Diener und seinen Leibarzt durfte Caesar behalten. Die übrigen sollten losgeschickt werden, um das Geld aufzutreiben.
Caesar aber war mit diesem Handel nicht zufrieden. Er sei schließlich nicht irgendjemand und mindestens 50 Talente wert. Der Piratenboss ließ sich nicht lange bitten, daher sollten nun 50 Talente für den überheblichen Pinkel aufgebracht werden.
Es konnte natürlich dauern, bis die losgeschickten Leute mit dem Geld zurückkehren würden.
Der Überlieferung nach dauerte es geschlagene 38 Tage, bis das Lösegeld überbracht worden war.
Diese 38 Tage waren für die Piraten kein Zuckerschlecken.
Caesar nervte!
Wenn der Herr zu schlafen geruhte, dann durften die Piraten nicht grölen, feiern und saufen. Die zwei Diener baten sich im Namen Cäsars Ruhe aus.
War das schon eine Frechheit, wurde es besonders schlimm, wenn Caesar seine neuesten Reden deklamierte. Er nutzte nämlich die Zeit, um seine geistigen Ergüsse zu Papier zu bringen. Auch Gedichte und Abhandlungen mussten die Piraten über sich
ergehen lassen. Caesar erwartete Applaus für seine Vorträge.
Die Piraten aber gähnten nur und langweilten sich. Hauptsache, dass der Kerl mit seinem Salbadern aufhören würde.
„Dreckige Banausen“, beschimpfte Caesar seine Zuhörerschaft (wörtlich überliefert). Sie hätten einfach keine Kultur! Und wenn er wieder in Freiheit wäre, dann würde er diese Mischpoke eigenhändig aufknüpfen. Das wiederum führte zu erschüttertem Gelächter. Caesar solle sich erst einmal vorsehen, dass sein Kopf auf den Schultern blieb. Ansonsten hielten sie den Kerl einfach für einen Spinner.
Für einen „harmlosen, lustigen Patron, der die losen Reden einfach nicht lassen konnte“.
Trotz Allem entwickelte sich fast ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den Piraten und Caesar. Er fungierte sogar als Schiedsrichter, wenn sportliche Übungen und Gefechte am Strand durchgeführt wurden.
Wie gesagt, 38 Tage vergingen, dann wurde das Geld abgeliefert.
Erstaunlich für uns mag vielleicht sein, dass diese Halsabschneider Caesar tatsächlich ohne Blessuren wieder frei ließen. Andererseits muss man die Sache geschäftlich betrachten. Wer zahlt schon für zukünftige Gefangene, wenn sie sowieso abgemurkst werden?
So war es doch sinnvoll Caesar wieder unverletzt abzuliefern.
Zu dem beträchtlichen Piratenschatz kamen nun 50 Talente hinzu, also fast fünf Millionen Euro.
Ein vermeintlich gutes Geschäft.
Die Rache
Caesar war also wieder frei.
Man fragt sich im Nachhinein, wer denn nun diese Riesensumme für den verschuldeten Jüngling aufgebracht hat. Es waren die kleinasiatischen Städte, die bluten mussten. Eigentlich wären sie nämlich dafür zuständig gewesen mit den Piraten aufzuräumen. Auch aus Rom wurden Stirnfalten übermittelt. Ein adeliger Römer in der Hand von Piraten, das konnte dem Establishment nicht gefallen.
Und auch Caesar selbst vergaß nichts. Aus war es mit der kameradschaftlichen Verbandelung. Und er hatte versprochen die Piraten aufzuknüpfen. Caesar gedachte Wort zu halten.
Kaum war er als freier Mann in Milet angelandet, rüstete er eigenhändig eine ganze Flotte aus. Bezahlen mussten wieder die Städte. Er versprach mit dem Piratenunwesen aufzuräumen.
Caesar hatte die Tage genutzt und wusste genau, wo er die Piraten aufmischen konnte. In der folgenden Seeschlacht versenkte er einen Großteil der Seeräuberflotte. Nur wenige entkamen. Die Gefangenen Piraten brachte er nach Pergamon. Dort wurden sie unter strengster Bewachung eingekerkert.
Man muss bei all dem wissen, dass Caesar keinen offiziellen Auftrag hatte. Niemand hatte ihn dazu ermächtigt Jagd auf die Piraten zu machen. Diesen Auftrag hätte
eigentlich nur der Proprätor der Provinz Asia erteilen können. In Bithynien residierte er. Sein Name war Marcus Iuncus. Ich würde mal vermuten, dass dieser gar nicht so erfreut über das eigenmächtige Handeln Caesars war. Jedenfalls musste Julius Caesar zu ihm, um die Piraten aburteilen zu können.
Es lief für unseren Jüngling nicht ganz so, wie geplant. Iuncus verbat die Bestrafung der gefangenen Piraten. Er wolle sich selbst darum kümmern. Der Hintergedanke war natürlich nach den Schätzen der Piraten zu forschen. Da gab es doch weit mehr, als nur die 50 Talente Lösegeld. Außerdem versprachen die kräftigen Freibeuter ein gutes Geschäft am Sklavenmarkt.
Und um gerecht zu bleiben, muss man bedenken, dass Iuncus bestimmt sich selbst bereichert und das immense Vermögen an sich gerissen hätte.
Schon damals wusste Caesar, dass Schnelligkeit siegte.
Er galoppierte schnellstens nach Pergamon zurück. Dort schlug er die Piraten sofort ans Kreuz. Bevor sie starben, konnte er sie nach dem genauen Versteck des Goldes befragen. Zur Belohnung, sofern man gesprächig war, schnitt er ihnen den Hals durch, um die Leiden zu beenden. Er hatte es ihnen ja angedroht. Niemand sollte mehr über Caesar lachen.
Tote Piraten reden nicht mehr. Selbst der
Proprätor Iuncus konnte der Sache nicht mehr nachgehen.
Es fehlte an Zeugen.
Der Piratenschatz samt Lösegeld blieben offiziell verschwunden.
Kurz darauf war Caesar nicht nur schuldenfrei, sondern vermögend und kehrte als geachteter Mann nach Rom zurück, um noch große Taten folgen zu lassen.
So macht man Karriere!
Nachtrag
Eine Mindermeinung der Historiker schlägt vor, dass Caesar ganz bewusst das Lösegeld in die Höhe geschraubt hat. Es wäre nicht Überheblichkeit gewesen, sondern coole Berechnung. Er wusste, dass die kleinasiatischen Städte zahlen mussten. Das wäre sonst politisch für sie schief gegangen. Und weiter wird behauptet, dass Caesar von vornherein Rache nehmen und sich vor allem die immensen Schätze der Piraten unter den Nagel reißen wollte. Natürlich auch das Lösegeld
Es war ein Va banque - Spiel, aber risikobereit war Caesar schon immer.
Wir wissen es nicht, aber ich halte diese
Überlegung für nicht ausgeschlossen.
Vor allem aber seine hektische Jagd auf die Piraten spricht dafür, denn einen offiziellen Auftrag hatte er gar nicht gehabt. Und auch dafür musste Geld locker gemacht werden.
Eines steht fest. Nach diesem Abenteuer war der notorische Pleitgeier vollständig saniert.