Nach den Ereignissen in der fliegenden Stadt ist Galren Lahaye nach Hamad zurückgekehrt. Der Friede jedoch ist von kurzer Dauer und als er Opfer eines Angriffs wird, scheint es, als habe der Tod seines Vaters nur etwas viel gefährlicheres auf den Plan gerufen. Währenddessen bleibt auch der Rest des Landes von den aufziehenden Schatten nicht unberührt. In Helike verlieren die Archonten immer mehr an Einfluss und die Jahrhundertealte Ordnung droht zu Staub zu zerfallen. Unfähig, den Urheber der Unruhen zu finden, bittet der
Archont Wys Carmine schließlich die Magier von Maras um Hilfe…
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Als sie die Drachenhöhle schließlich wieder verließen, war es bereits dunkel geworden, trotzdem, bestand Abran darauf, dass sie sich möglichst sofort an den Abstieg machten. Und Naria stimmte ihm schließlich zu. Auch wenn sie den ganzen Tag unterwegs gewesen waren, fühlte sie sich nicht Müde und die einzige von ihnen, die tatsächlich mitgenommen wirkte, war Sine. Diese jedoch erwiderte erst gar nichts, auf die Frage nach einer Rast, sondern machte sich wortlos auf den Weg. Mit nur einer Fackel, die die tückischen Stufen
beleuchtete, brauchten sie für den Weg hinab mindestens doppelt so lange, wie für den Hinweg und bevor sie den Fuß des Berges erreicht hatten, begann es bereits wieder hell zu werden. Den Rückweg durch die steinerne Ebene und die Wüste brachten sie größtenteils schweigend hinter sich. Sowohl Abran als auch Sine schienen vor allem ihren eigenen Gedanken nachzuhängen und vor allem das Mädchen kaum auf mehr als ihre eigenen Füße zu achten schien. Der ältere Whaid hingegen musste nach wie vor verdauen, das man eben grade Sine und nicht ihn mit Narie geschickt… und nebenbei auch noch zur Erwählten eines Drachen gemacht hatte. Auch wenn er
sich zuvor noch schützend vor sie gestellt hatte, schien sein Stolz daran einiges zu knabbern zu haben. Sine hingegen tat ihr Möglichstes, die goldenen Ranken zu verbergen und hatte sich von Abran tatsächlich dessen Mantel geben lassen, der ihre Arme bedeckte. Bis sie die Siedlung erreichten, war es bereits früher Nachmittag und die meisten Bewohner gingen längst wieder ihrer Arbeit in den Feldern nach , trieben die wenigen Tiere der Whaid auf die Wiesen um den See hinaus oder beschäftigten sich mit kleineren Tätigkeiten. Doch sobald man die kleine gruppe bestehend aus Naria, Abran und Sine erspähte, ließen fast alle die Arbeit
stehen und liegen und kamen herbeigelaufen um zu erfahren, wie die Begegnung mit dem Drachen ausgegangen war. Abran sah einen Moment zu Sine, die lediglich den Kopf schüttelte. Naria stimmte ihr insgeheim zu. Besser, sie behielten erst einmal für sich, was in der Höhle geschehen war. Nicht, weil sie die Whaid fürchtete, aber wenn sie Drachen als Götter sehen… was war dann das Mädchen für sie? Eine Gesegnete ? Eine Heilige ? Es spielte keine Rolle, aber je weniger aufsehen sie hier erregten, umso besser. So erklärte Abran schließlich nur, das Sine Naria begleiten würde, um für
Kareth mit den Archonten zu sprechen. Hatte Naria noch geglaubt, dies würde die Sache verkürzen, hatte sie sich jedoch getäuscht. Den ganzen Weg durch das Dorf kamen Leute zu ihnen um die junge Whaid zu verabschieden. Manche wechselten lediglich einige Worte mit ihr, die das Mädchen schüchtern erwiderte, andere brachten ihr Dinge für die Reise, von Wasserschläuchen und Vorräten bis hin zu einem Mann, der tatsächlich ein Zelt mit sich brachte. Sine wies keinen von ihnen ab, nahm jedoch nur das nötigste und auch wenn Naria gerne gesehen hätte, wie Abran oder das Mädchen dem ganzen Massenauflauf ein Ende
machten… irgendwie freute sie sich auch für sie. Bisher war Sine immer so etwas wie eine Ausgestoßene gewesen, jetzt jedoch wurde sie mit offenen Armen empfangen. Wenn sie erst aus Helike zurück kehrte und ohne die Visionen des Drachen würde sie vielleicht auch ein normales Leben führen können… Es wurde bereits wieder dunkel, bis sie endlich das Ende der Siedlung erreichten, dennoch drngte Naria zum Aufbruch. Wenn sie die Nacht über hier blieben würde sich das ganze Schauspiel am Morgen vermutlich nur wiederholen. Sie hätte es Sine gegönnt… aber die Zeit drängte und noch hatte sie keine Ahnung, was sie bei ihrer Rückkehr nach
Helike erwartete. Es waren jetzt fast zwei Wochen seit sie die Mauern der Stadt das letzte Mal gesehen hatte. Doch einen letzten Abschied konnte sie Sine dann dich nicht verwehren. Belin , der am Ausgang der Siedlung auf sie wartete war der einzige, der schließlich nichts hatte. Statt eines Geschenks oder guter Wünsche, zog er das Mädchen lediglich in eine kurze Umarmung. ,, Pass auf dich auf, Kleine .“, meinte er leise, bevor er sie schließlich losließ und sich zu den anderen gesellte, die ihnen bis zum Rand des Dorfs gefolgt waren. Naria konnte nicht sagen, wie lange sie dort standen und ihnen nachsahen. Lediglich Sine warf den ganzen Weg
über die ersten Dünen immer wieder einen Blick zurück. Es fiel ihr sicher nicht leicht, alles zurückzulassen, dachte die Gejarn. Auch wenn es nur für kurze Zeit sein mochte. Trotzdem folgte Sine ihr ohne ein Wort oder einen Protest, während die Schatten langsam länger wurden. Als der Mond schließlich aufging, waren der See und die Siedlung schließlich hinter den Dünen verschwunden und erneut umgab sie in alle Himmelsrichtungen nichts als ein Meer aus Stille und Sand. Mehrere Tage dauerte es, bis schließlich der erste, verwaschene Streifen Blau am Horizont auftauchte, der das echte Meer verriet. Und kaum eine Tagesreise später
kamen auch die Mauern Helikes in Sicht. Die Wachen am Tor ließen sie ohne eine Frage passieren, sobald sie Naria erkannten. Auf ihre bitte hin schickten sie lediglich einen Boten voraus, der Wys über das wichtigste Informieren würde. Das sie zurück war… und einen Gast dabei hatte. Ihm mehr anzuvertrauen wagte sie jedoch nicht. Nach wie vor war unsicher, welche und wie viele der Wachen und Kämpfer Helikes vielleicht bereits dem Herrn der Ordnung folgten. Während sie noch zwischen dem großen Steinbogen hindurch Schritten, sah Sine sich bereits staunend um. Allein das Tor der Stadt musste ihr wohl wie ein kleines Wunder
vorkommen, Holzbalken mit dem Durchmesser von Bäumen, die mit gewaltigen Eisenbändern zusammengefügt waren. Das Mädchen hatte vermutlich noch nie eine wirkliche Stadt gesehen und Helike war leicht die größte Metropole von hier bis hinauf nach Erindal. Ungläubig sah sie zu dem Berg aus Mauern und Marmor in der Stadtmitte auf, welcher die innere Stadt bildete, während Naria sie durch das Gedränge eines Markts führte. Hunderte von Händlern, manche als Dienstboten der Schiffer vom Hafen, andere alteingesessene Handwerker und Bauern, boten ihre Waren an und versuchten sich dabei scheinbar
gegenseitig zu übertönen. Und ihre Kunden waren nicht weniger leise. Manche versuchten für sich einen besseren Preis herauszuholen oder beschwerten sich über die Qualität von Fleisch, Brot und Gewürzen. Fast hätte man vergessen können, das in Helike nach wie vor der Ausnahmezustand herrschte. Fast. Wären da nicht die Gestalten in ihren braunen Roben gewesen, die sich wie Geister durch die Menge schoben. Und mehr als einmal entdeckte Naria auch das Symbol der dreifingrigen roten Hand auf der Kleidung eines Passanten, manchmal aufgenäht, manchmal als Brosche aus Metall.
,,So viele Leute…“ Sine schien weder von den Predigern noch von ihren Anhängern groß Notiz zu nehmen. Oder von irgendetwas was das anging. Ihre Augen blieben nirgendwo lange hängen, sondern wanderten ständig weiter, entdeckten immer wieder etwas neues, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Es schien das Mädchen konnte sich gar nicht sattsehen, hielt sich jedoch nach wie vor dicht bei Naria. Das Symbol an ihrem Hand und dem Arm verbarg sie mittlerweile mit einem schlichten Schulterumhang aus weißem Stoff, den sie als eines der wenigen Geschenke der Whaid angenommen hatte und einem
simplen Handschuh. Und der Umhang verbarg immerhin auch das Drachenzahn-Messer an ihrer Hüfte. Nach den Wochen die sie in der absoluten Leere der Wüste verbracht hatte, musste die Gejarn sich selbst erst wieder an das Durcheinander und den Lärm einer lebenden Stadt gewöhnen. ,, Irgendwann bemerkt man es gar nicht mehr.“ , meinte Naria. Ihr Respekt für das Mädchen war mittlerweile ein gutes Stück gewachsen. Sie wollte nicht hier sein und die Gejarn konnte zumindest nur das nur zu gut verstehen. Für jemanden der nur die kleinen Siedlungen der Whaid kannte, war das hier ein einziges, tobendes
Durcheinander. Trotzdem hatte sie nicht gezögert, nachdem die Stadt in Sicht kam. ,, Und ich bin so lange ja auch noch hier.“ Beruhigend legte sie Sine eine Hand auf die Schulter. ,, Nun, wenigstens kennt sich einer von uns hier aus.“ , meinte sie betreten und sah einen Moment zu Boden. ,, Zeigt den Weg…“ Das war für ihre Verhältnisse schon fast überschwänglich, dachte Naria und tatsächlich lächelte Sine, während die Gejarn sich zu erinnern versuchte, welche der Straßen sie am ehesten zum Aufgang der inneren Stadt brachte. Sines Frohmut schien genauso lange zu halten,
wie es sie brauchte um die Rampe zu finden. Doch als sie erst einmal vor dem befestigten Erdwall standen, blieb sie erneut regungslos stehen. Zwei Spaliere aus Paladinen, der Elite Helikes flankierten den Aufgang zu beiden Seiten und besetzten die in regelmäßigen Abständen erbauten Wachtürme. Sine kannte die blitzenden Panzerungen und die roten Umhänge wohl nur aus den Erzählungen ihres eigenen Volkes. Und was die Whaid über die Paladine Helikes zu erzählen hatten war sicherlich nicht grade ermutigend… ,,Euch passiert nichts.“ , erklärte Naria ruhig und wünschte, sie könnte sich dabei so sicher sein. Immerhin brachte
sie grade eine Whaid zu den Archonten. Aber Wys würde sicher nicht zulassen, das ihr etwas geschah und sie hatte Kareth ein Versprechen gegeben… ,, Wenn der Bote vom Tor uns zuvorgekommen ist, hat mein Onkel sicher schon die Archonten zusammengerufen. Ich schätze, das wissen wir jedoch erst, wenn wir weitegehen…“ ,, Aber ich habe keine Ahnung was ich ihnen sagen soll…“ Das Mädchen sah Naria fast flehend an, doch für sie zu sprechen. Aber die Archonten mussten das ganze von ihr hören. Dazu war sie hier und dafür hatte Kareht sein Leben an ihres gebunden. Selbst Larth würde
einsehen müssen, das die Whaid niemals so ein Risiko eingehen würden, wenn es nicht wichtig war. ,,Versucht es einfach mit der Wahrheit. Das ist was sie hören müssen, auch wenn es nicht allen von ihnen gefallen mag.“ Und zugleich würde Sine dabei hoffentlich noch etwas lernen. Sie begann vielleicht das Mädchen zu mögen, aber es stand sich einfach zu oft selbst im Weg. Sine setzte zögerlich einen Schritt vor den anderen, während sie die Rampe hinauf stiegen. Selbst Naria meinte, die Blicke der Paladine in ihrem Nacken zu spüren. Sicher würden einige davon sich längst zum Herrn der Ordnung
bekennen… und vermutlich würden dessen Diener auch alsbald erfahren, dass sie zurück war. Und nicht alleine. Kein schöner Gedanke… aber auch nichts zu ändern. Wys wartete bereits an den Toren auf sie. Der Archont wirkte erschöpft und übermüdet, aber sobald er Naria erkannte, begann er zu lächeln. ,, Laos, ich hatte das schlimmste befürchtet, als wir nichts mehr von euch hörten.“ , meinte er und kam strahlend auf sie zu. ,, Und wen habt ihr da mitgebracht ?“ ,, Wys, das ist Sine von den Whaid.“ , Naria deutete auf ihre Begleiterin, die den Archonten unsicher musterte. Wys
trug die typischen weißen Gewänder seines Amtes, darüber jedoch lag ein schweres Kettenhemd und an seinem Gürtel hingen zwei Schwerter. ,, Sine… Das ist Wys Carmine. Einer der Archonten Helikes und mein Onkel.“ ,;Sehr erfreut.“ Wys machte eine angedeutete Verbeugung und schenkte auch der jungen frau ein herzhaftes Lächeln, das über seine Müdigkeit hinwegtäuschte. ,, Es ist vielleicht zu lange her, dass wir einen Vertreter eures Volkes hier begrüßen konnten. Ich hoffe in Zukunft wird das öfter der Fall sein. Die anderen warten sicher längst auf euch… wenn ihr mir also folgen
würdet…“ Wys machte eine Geste in Richtung Tor und sowohl Naria als auch Sine folgten ihm schließlich hindurch. Hatte die Unterstadt das Mädchen bereits in ihren Bann geschlagen, so verschlug ihr die innere Stadt nun wohl endgültig die Sprache. Die Straßen hier oben waren praktisch leer und der Lärm von unten drang nur gedämpft bis hierher. Jemand der nicht um das ganz eigene Spiel der Macht wüsste, das in diesen Mauern gespielt wurde, konnte wohl glauben, hier sei es friedlich. Die aufragenden Marmorbauten glitzerten in der Sonne und bildeten einen scharfen Kontrast zum Turm der Archonten, der beinahe
wie ein Schatten im Zentrum der inneren Stadt aufragte. Naria jedoch hatte für den Prunk und die eigene Schönheit dieses Ortes heute keine Augen. Besorgt musterte sie Wys. Warum sollte der Mann hier Waffen tragen? ,, Ist etwas passiert ?“ , fragte sie , als sie Sine einmal außer Hörweite wähnte. ,,Noch nicht. Hier zumindest nicht. Aber die Sache gerät langsam völlig außer Kontrolle, Naria. Während ihr weg wart, hat sich die Anzahl an Predigern fast verdreifacht. Keine Ahnung ob das alles Konvertiten sind, aber… auch die Angriffe haben zugenommen. Mittlerweile verschwinden jede Nacht
fünf Leute oder mehr. Ausgangssperren bringen nichts mehr, was immer da draußen umgeht, es schreckt offenbar auch nicht davor zurück, in Häuser einzudringen. Eine ganze Familie wurde in ihrem Heim überrascht. Ich habe es mir angesehen Naria. Keine Leichen… wir finden nie die Leichen, aber überall Blut. Die Tür wurde praktisch aus den Angeln gerissen, Möbel zu Spänen zertrümmert…“ ,, Und das treibt unseren Freunden nur mehr Anhänger in die Arme, habe ich recht ?“ Wys nickte und schloss einen Moment die Augen. Es war klar, dass er schon länger nicht geschlafen hatte. Und wenn
er dann doch einmal Ruhe fand, waren seine Träume unruhig. Tira hatte ihn mehrmals nachts geweckt, weil er sich im Schlaf hin und her geworfen hatte. ,, Das seltsames ist… sie haben Recht. Unter all den Vermissten war bisher kein einziger, der das Zeichen dieser Irren tragen würde. Und ich wette, das ist kein Zufall…“ ,, Aber ohne das wir den Täter erwischen wissen wir nicht ob er wirklich zu ihnen gehört.“ ,, Genau. Wenn wir ihn hätten, könnten die Leute sehen, wem sie da ihr Vertrauen schenken. Aber Naria…die Angriffe einer Nacht finden teilweise in unterschiedlichen Bezirken statt.
Manchmal am anderen Ende der Stadt. Entweder haben wir es hier mit mehreren Personen zu tun… oder wir sollten wirklich anfangen zu beten.“ , meinte er bitter.
Terazuma Hi Eagle! Das wird ja immer schlimmer und schlimmer. Wys ist höchstwahrscheinlich nicht umsonst so übermüdet und unruhig. Ich wäre es an seiner Stelle ebenfalls. Hoffentlich finden sie die Täter bald. Meiner Meinung nach sind es sowieso die rote Hand Typen, die auf diese Weise noch mehr Anhänger bekommen und gleichzeitig ihre Gegner ausmerzen. Wird wirklich Zeit, dass etwas geschieht!^^ LG Tera |
EagleWriter Oh das wird nicht mehr lange dauern ^^. lg E:W |