Die Straßen waren überfüllt von Autos und die Gehwege überfüllt von Menschen. Wenn man einen Ort suchte, in dem alles zusammenkam, von Lärm bis hin zu Betonbauten, dann war es die Stadt. Doch wer die Ruhe genoss und von dem grauen Alltag "abschalten" wollte, der ging in den Wald oder in den Park, indem sich die Vögel oder Tiere zurückzogen. Am Rande der Stadt wohnte Familie Brown. Sie bestand aus Carla, Harald und der Tochter Sarah. Alle Drei hielten sich diesen Montag in der Küche auf, in der sie seit langer Zeit wieder zusammen Mittagessen zu sich
nahmen. Harald kam von der Arbeit nach Hause und war angeschlagen. Er arbeitete als Polizist und an manchen Tagen waren die Einsätze nicht gerade leicht. An diesem Tag hatte sich die Familie zum Mittagessen am Tisch zusammengefunden. . >>Ich denke, ich werde noch etwas spazieren gehen und Anna besuchen. Ihr kommt doch alleine zurecht? <<, fragte Clara und räumte den Tisch ab. Sie sah ihren Mann an, der mit den Schultern zuckte. Anna war ihre alte Schulfreundin, die sie oft traf. >>Ich werde mit Cindy in die Stadt gehen und etwas "Shoppen" gehen<<, sagte Sarah und band sich ihre
Ellenbogen-langen, dunkelschwarzen Haare zu einem Zopf zusammen. Ihrer Mutter schüttelte den Kopf:>> Was für ein Benehmen. Man macht sich doch nicht die Haare am Tisch. << Carla war, was das Benehmen anging, sehr genau. Schließlich sollte ihr Knigge-Kurs sich bezahlt machen und das was sie selbst gelernt hatte, sollte auch schließlich ihrer Tochter beherrschen. Noch ehe ihre Mutter fertig gesprochen hatte, war das Mädchen schon aus der Küche, Richtung Haustür verschwunden. Sarah wusste, dass es nicht ihre leiblichen Eltern waren. Mit sieben Jahren hatten sie ihr erzählt, dass sie adoptiert war, doch hatte sie nie
nachgefragt, woher sie eigentlich kam. Sie ähnelten sich von den Äußerlichkeiten nicht im Geringsten. Carla und Harald hatten beide blonde Haare und blaue Augen, während Sarah dunkle Haare und rehbraune Augen hatte. Aber ihre Einstellungen zum Leben waren gleich und nur das zählte. Sie liebte ihre Familie und es interessierte sie nicht, wer ihre leibliche Eltern waren. Dafür ging es ihr viel zu gut.
Trotz, dass die Eltern meist ziemlich beschäftigt waren hatte sie es zu einem Ritual gemacht an Sonntagen etwas mit ihrer Tochter zu unternehmen und das funktionierte auch meistens. Diesen
Sonntag, also in 2 Tagen, hatten sie sich vorgenommen, da es in Sarahs Berufsschule Ferien gegeben hatte, zu ihren Großeltern auf das Land zu fahren. Schon mindestens zehn Jahre hatten sie sie nicht mehr besucht. Die Zeit hatte einfach nicht gereicht, da immer etwas dazwischen kam und die Großeltern sehr weit entfernt wohnten. Entweder wollte Sarah nicht, oder ihre Eltern waren ausgebucht. Doch dieses Mal passte es perfekt, denn auch Sarahs Eltern hatten sich Urlaub nehmen können. >>Ich bin froh, dass wir endlich Ferien haben. Länger könnte ich es auch nicht mehr in der Schule aushalten. ich finde sie haben uns genug gequält. <<, sagte
Cindy voller Zuversicht. Sarah lächelte und nickte. Cindy war Sarahs beste Freundin. Sie war etwas pummelig und etwas kleiner wie Sarah. Sie verstanden sich meist ohne Worte, was manchmal schon von Vorteil war. In der Oberstufenklasse hieß es bei den Lehrern oft, dass sie sich super ergänzten und das stimmte wirklich. >> Was hast du denn in den Ferien vor?", fragte Cindy, während sie in jeden einzelnen Laden in der "Shoppingstraße" ihre Nase steckte, sie dann kurz rümpfte und in den nächsten Laden lugte. Sarah schwieg verlegen. Sie wusste, dass Cindys Eltern nicht so das Geld hatten, um in Urlaub zu fahren.
Somit blieb sie meist zu Hause, während sie irgendwo hin fuhr und das tat Sarah immer sehr leid. >>Du schämst dich doch nicht wieder, oder? Ich hätte mehr Grund dazu<<, sagte Cindy und schlug Sarah freundschaftlich auf die Schulter. >>Du musst mir unbedingt verraten, wie du Gedanken lesen kannst. Ich wundere mich immer wieder<<, lächelte Sarah fassungslos. >>Tja, das muss alles gelernt sein. Zuerst musst du eine Freundin finden und zweitens muss es eine sein, die leicht zu durchschauen ist...so wie du eben<<, lachte Cindy und blieb an einem Schaufenster stehen. Sie hatte wieder
mal ein Kleidungsstück gesehen, dass sie schrecklich fand und dann nutzte auch das Naserümpfen nichts mehr. >> Ob sie das Kleid auch in schön besitzen? << Sarah lugte über ihre Freundin und tatsächlich. Ein hellgrünes, enganliegendes Kleid hatte das Laden einer Schaufensterpuppe angezogen und selbst an ihr sah es einfach nur schrecklich aus. >> Der Designer dieses Kleides war bestimmt betrunken als er es entwarf <<, platzte es aus Sarah und beiden verfielen in ein lautes Lachen. Es tat gut, ein letztes Mal, bevor sie in Urlaub fuhr, etwas mit ihrer besten Freundin zu
unternehmen. Manchmal war sie schon eine Art Schutzengel. Wie auch immer, sobald Sarah durch ihre Schusseligkeit, etwas zugestoßen wäre, war sie zur Stelle und bewahrte sie davor. Genau so hatten sie sich auch kennengelernt. Sarah war damals mit ihrer Mutter auf dem Spielplatz, als sie fast von der Leiter, die zur Rutsche führte, ausgerutscht und auf den Sandboden gefallen wäre. Genau im richtigen Moment kam das kleine Mädchen an und stützte sie. So einen Menschen würde man nicht noch einmal finden, sagte sich Sarah immer wieder und was für diese Freundschaft sehr
dankbar. Als Sarah um fünf Uhr zu Hause war, war sie schon recht müde von der Shoppingtour. Ihre Mutter kam vom Wohnzimmer auf sie zu:>> Dein Vater hat mal wieder Einsatz. Eine alte Dame wurde überfallen. Ich hoffe, dass er keine Schäden davon trägt. Dass er auch immer zu allem Ja sagen muss. Gerade heute, wo eh schon alles schief geht. Habe ich dir noch gar nicht erzählen können. Stell dir vor Anna wurde angefahren und liegt nun im Krankenhaus. Furchtbar diese Autofahrer. << > Dir ist aber bewusst, dass du selbst
auch ein Autofahrer bist. Ich meine sowas kann immer mal passieren oder nicht? - Außerdem habe ich Hunger .Ich werde mir einen Apfel zurechtschneiden, wenn du nichts dagegen hast<<.sagte Sarah emotionslos und ging in die Küche. Müde und hungrig zugleich war eine sehr schlechte Kombination, was ihre Mutter auch gleich bemerkte. Die Antwort klang ziemlich genervt. Ihre Mutter stand noch immer zwischen dem Flur und dem Wohnzimmer. >>Ich glaube, ich muss nach der Wäsche sehen. << >> Dann sieh doch nach. Ich habe jetzt keine Lust dir dabei zu helfen. Ich bin einfach nur Müde. Das Shoppen war
doch etwas anstrengend<<, sagte Sarah von der Küche aus. Ihre Mutter sah irritiert zu ihr hinüber:>> Wobei helfen, mein Schatz. Hast du etwa Fieber? Oh nein, nicht das auch noch. << Sie ging auf ihre Tochter zu, legte ihre rechte Hand auf deren Stirn, dann schüttelte sie mit dem Kopf und sah Sarah stirnrunzelnd an. >> Hast du nicht gerade was von der Wäsche erzählt? << Sarah schnitt sich ihren Apfel zurecht und lehnte sich dann an die Küchenzeile. Carla schüttelte entgeistert den Kopf. >>Nicht?! ich hätte gedacht, du hättest etwas mit der Wäsche gesagt<<, redete Sarah mit vollem Mund und sah zu ihrer
Mutter. >>Ich habe nur gedacht... aber du kannst das doch nicht mitbekommen haben, oder? - Zufälle gibt es<<, sagte Carla und verschwand im Keller. Sarah stand, mit dem Apfel in der Hand, in der Küche und kaute das Stück, das sie im Mund hatte. Hatte sie Halluzinationen oder hatte ihre Mutter eben geredet ohne die Lippen zu bewegen? Schulterzuckend ging sie in ihr Zimmer und dachte nicht weiter darüber nach, da es in der letzten Zeit schon öfter vor kam, dass sie Dinge hörte, die niemand gesagt hatte, was auch dazu führte dass sie der Freak der Klasse war. Zurzeit standen aber auch die ersten Prüfungen der Schule an und
so vermutete Sarah, dass sie sich wohl etwas überanstrengt hatte und sie daher in ihrer Wahrnehmung etwas beeinträchtigt war. Hinzu kam ja auch, dass sie seit kurzem auch unter chronischer Müdigkeit litt. Also zog sie sich in ihr Zimmer zurück und schlief auch direkt ein. Es war Sonntag-, Endlich Ferien und die Fahrt konnte beginnen. Zuvor hatte sich Sarah noch von ihrer besten Freundin verabschiedet und ihr erholsame Wochen gewünscht, doch über Handy waren sie immer verbunden. >>Du wirst es nicht glauben, aber endlich mal "abzuschalten" und aufs
Land zu ziehen ist Erholung pur, glaub mir. Und frische Landluft einzuatmen macht glücklich<<, schwärmte Carla. >>Wie lange dauert sie eigentlich- ich meine die Fahrt? <<, wollte Sarah wissen. >> Wenn es gut geht haben wir unser Ziel in 6 Stunden erreicht <<, sagte der Vater und sah Sarah durch den Rückspiegel an. >>Freust du dich schon? <<, fragte Clara, die auf dem Beifahrersitz, neben ihrem Mann saß und den Kopf zu ihrer Tochter drehte, die es sich auf dem Rücksitz gemütlich gemacht hatte. Ihr Kopf lag auf einem weichen Kopfkissen, was an das Fenster angelehnt war
>>Natürlich, ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen. Wenn es euch nichts ausmacht, übernehme ich den stillen Part und höre Musik. <<, sagte Sarah lächelnd. Sie setzte sich ihren Kopfhörer auf und schaltete den MP3 -Player an. Gerade lief eines ihrer Lieblingslieder. "Sleeping sun", von Nightwish. Genau das Richtige um zu entspannen. Je länger sie fuhren um so mehr veränderte sich die Landschaft. Das Flachland wurde zum Bergland und je weiter sie sich der Heimat der Großmutter näherten, desto kleiner wurden die Städte bis es irgendwann nur noch kleine Dörfer waren. Castlelyons
war das kleine Dorf in Irland, indem die Großeltern einen kleinen Bauernhof, der schon mehrere Gen erationen überlebt hätte, besaßen. Er war außerhalb des Dorfes und die Familie fuhr eine enge Straße entlang. Rechts und links standen Steinmauern, die noch von früheren Zeiten dort standen. Sie fuhren auch an mehreren Ruinen vorbei. Londonderry war kein Vergleich zu dem, was sie hier erwartete. Sie kamen unerwartet zum stehen, als eine Schafherde den Weg blockierte. Es dauerte einen ganze Weile bis die komplette Herde auf der anderen Seite
war. Schließlich erreichten sie doch irgendwann den großen Bauernhof. Ihr Vater stieg aus, um das große Hoftor zu öffnen. Erst dann konnte er hinein fahren. Ehe sie weiter hinein fuhren, schloss er es wieder. Sie fuhren durch eine Allee. Ein schmaler Pfad führte zu dem Anwesen der Großeltern. Durch die Baumallee war der Bauernhof nicht gleich ersichtlich. Erst einige hundert Meter später gaben die letzen Bäume den Blick auf den Hof frei. Sarah war beeindruckt. So etwas hatte sie noch nie zuvor gesehen. Sie parkten das Auto rechts vom Haus, stiegen aus und Sarah konnte sich endlich umsehen. Vor dem
Haus erstreckte sich eine recht große Grasfläche, auf der schon die ersten Tiere, wie zwei Katzen und eine Entenfamilie, sich sonnten. Hinter der Grasfläche waren kleine Hühnerställe aufgebaut. Sie sahen sehr gepflegt aus und auch die Hühner schienen sich wohl zu fühlen. Sarah hörte ihr gackern. Sarah ging links am Bauernhof vorbei, während ihre Eltern die ersten Gepäckstücke aus dem Auto räumten. Direkt links am Haus, war ein kleiner Gemüsegarten angebracht. Salat, Karotten und das ein oder andere Gewürz konnte das Mädchen erkennen. Vom Bauernhof führte dann weiter links ein kleiner Pfad zu einem großen Stall. Eine
sehr große Weide erstreckte sich hinter und neben ihm. Auch grasten dort, Sarah zählte sie, vier Pferde. Auch sie genossen das schöne Wetter. >> Wie wäre es, wenn du mal mit anpacken würdest. Du kannst dir später noch alles ansehen. << Sarahs Vater hatte derweil schon ein Gepäckstück vor die Haustür gelegt und rief seiner Tochter zu, die nur kurz nickte und dann mithalf. Während sie ihren Eltern half begutachtete sie das Haus. Die Front war komplett mit Efeu bedeckt. Weiße, historische Fenster, oben halb abgerundet, passten hervorragend zum Stil des Anwesens. Es war außerdem zweistöckig und hatte über der Haustür
einen kleinen, runden Balkon. Nachdem die Familie, die letzten Koffer auf dem Auto geräumt hatten, ging auch schon die Haustür auf und eine ältere Dame mit einem sehr gepflegten Äußeren öffnete die Tür. Sie hatte mittelanges, graues Haar, hatte ein freundliches Gesicht und über ihrer Kleidung hing eine Kittelschürze. Mit offenen Armen kam sie auf Harald zu und sie umarmten sich. " Ist das schön, euch endlich zu sehen. Ich hoffe ihr hattet eine problemlose Fahrt. Ach, ich freue mich so, euch zu sehen." Auch Haralds Vater Peter begrüßte die drei sehr herzlich und jeder wurde von ihm einem Begrüßungsritual, Umarmung,
Küsschen rechts, Küsschen links, unterzogen. Sarah fühlte sich etwas überrumpelt und ihr war es sehr unangenehm, denn für sie waren es zwei fremde Menschen. Das letzte Mal, als sie sie gesehen hatte, war sie gerade mal sieben Jahre alt gewesen und es fiel ihr sichtlich schwer, die Zuneigung ihrer Großeltern zuzulassen. Da sie nicht unhöflich erscheinen wollte, lächelte sie freundlich und ließ die Umarmungen und Küsse über sich ergehen. Das Mädchen wurde von oben bis unten begutachtet und ihre Großmutter Christin war positiv überrascht:" Du bist so ein hübsches, junges Mädchen geworden, Sarah. Ich hätte dich gar nicht mehr
wieder erkannt. Ich freue mich so, dass du uns mal wieder besuchen kommst. Ich hoffe wir sind dir noch in guter Erinnerung geblieben?" " Aber natürlich, Oma. Es war damals sehr schön bei euch." Sarah hatte keinerlei Erinnerung an den Besuch vor 10 Jahren, daher hoffte sie, dass ihre Antwort souverän klang, ohne ihre Großeltern zu verletzen, denn sie sah bereits, dass sie eine solche Antwort erwartet hatten. " Ihr müsst von der Fahrt ziemlich müde sein. Kommt doch herein", bat sie Peter und nahm ihnen einen Koffer ab. Er führte die Drei ins Haus, während seine Frau die Haustür wieder schloss und
schon mal in die Küche ging und den Kaffee aufsetzte. Im oberen Stockwerk befanden sich die Schlafzimmer. Das Schlafzimmer der Großeltern, ein Doppelzimmer, indem Sarahs Eltern schlafen würden, Haralds altes Zimmer und noch 1 Gästezimmer, das das ältere Paar gerade zu Ferienzeiten meist vermietet hatte. Dieses Mal waren sie ohne einen Gast. In Haralds altem Zimmer würde Sarah schlafen. Während Peter Harald und seiner Frau ihr Zimmer zeigte, blieb Sarah in ihrem Zimmer zurück und stellte ihren großen Koffer auf dem Bett ab. Dann setzte sie sich erst mal auf die Bettkante und sah sich im Zimmer um.
Sie hatte eine kleine, alte Kommode, direkt gegenüber ihres kleinen Doppelbettes, ein kleiner, zweitüriger Kleiderschrank links in der Ecke des Raumes und ein kleiner Schreibtisch, auf dem bereits ein Laptop lag. Das Zimmer war etwas größer als ihres in Londonderry, aber dafür war es moderner eingerichtet. Dennoch gefiel dem Mädchen ihr Zimmer und sie begann ihren Koffer auszupacken. Als sie die letzten Kleidungsstücke im Schrank verstaut hatte, wagte sie einen Blick durch ihr Fenster. Sie hatte einen wunderbaren Ausblick auf die große Weide und vor allem auch auf den Wald, der in der gleichen Richtung lag. Es war
so idyllisch. Es würden wunderbare Ferien werden. Sarah schreckte aus ihren Gedanken auf, als es plötzlich zart an der Tür klopfte und ihre Großmutter eintrat. Sarah wandte sich vom Fenster zur Zimmertür und lächelte ihrer Großmutter zu. " Ich hoffe, das Zimmer gefällt dir. Es hatte einst deinem Vater gehört. Außer, dass wir die Technik modernisiert haben und das Bett ausgetauscht haben, hat sich hier nichts verändert." " Ja, das habe ich gesehen. Aber trotzdem ist es ein sehr schönes Zimmer. Die Aussicht ist einfach nur herrlich. Der Blick auf die Weide und zum Wald. Das hat man in der Stadt leider nicht.
Auch wenn wir eher außerhalb wohnen, fehlt es doch an Natur." " Ja das kann ich mir vorstellen. Ach, es freut mich, dass dir das Zimmer gefällt. Wir haben auch Internet hier. Wenn du später den Laptop benutzen möchtest, gebe ich dir unser Passwort. Heutzutage geht es ja nicht mehr ohne. Das merken wir immer wieder, wenn wir Feriengäste beherbergen. Die erste Frage ist immer, ob es hier ein freizugängliches W-LAN gäbe. Schließlich haben wir uns vor ein paar Jahren dazu entschlossen, so etwas hier einzubauen. Peter kennt sich da besser aus als ich. - Nun ja, was ich dir eigentlich sagen wollte war, dass ich leckeren Kuchen gebacken habe und da
deine Eltern bereits unten sind, wollte ich dich fragen, wie weit du bist, ob du mit mir nach unten gehen möchtest. Du hast bestimmt Hunger." Sarah merkte erst jetzt, dass sie tatsächlich großen Hunger hatte. Immerhin hatte sie vor 6 Stunden das letzte Mal etwas gegessen. Seit sie morgens um acht Uhr losgefahren waren hatte sie nichts mehr zu sich genommen. " Das ist nett von dir. Ich habe wirklich großen Hunger. Ich komme mit dir runter." Bevor sie, wie ihre Großmutter, aus dem Zimmer ging, sah sie noch einmal aus dem Fenster raus. Dieses Mal aber traute Sarah ihren Augen nicht. Was sie da sah, konnte nur wieder einer ihrer
Halluzinationen sein. Das konnte nicht möglich sein. Wie erstarrt sah sie aus dem Fenster hinaus. Als Christin merkte, dass Sarah ihr nicht gefolgt war, machte sie im Flur kehrt und ging wieder ins Zimmer zurück. Als sie sah, wie das Mädchen aus dem Fenster sah, ging sie auf es zu und legte ihre linke Hand auf Sarahs Schulter. In dem Moment schreckte das Mädchen aus ihrer Erstarrung so auf, dass ihr ein kurzer Schrei entglitt. " Um Gottes Willen, was erschreckst du mich so." Auch Christin war durch den Schrei zusammengezuckt und hatte ihre Hand von Sarahs Schultern ruckartig
weggezogen. " Es tut mir leid, Großmutter. Ich habe nur etwas Seltsames gesehen, halluziniert. Das habe ich öfter. Das liegt bestimmt am Prüfungsstress. Lass uns runter gehen." Sarah wollte sich gerade in Bewegung setzen, da hielt Christin sie zurück:" Was hast du gesehen, Kind?" Sarah lächelte und winkte ab:" Nichts. Wie schon gesagt. Es war bestimmt nur Einbildung." Doch ihre Großmutter gab sich damit nicht zufrieden:" Nun sag schon, was war es. Du kannst es ruhig erzählen. Vielleicht war es ja keine Einbildung." " Doch das war es bestimmt, denn ich
habe am Waldrand seltsame wolfartige Gestalten gesehen. Sie waren durchsichtig. Wie Schatten liefen sie über die Wiese bis zur Weide und verschwanden dann wieder in den Wald hinein." Ihre Großmutter nickte: >> Du hast sie also gesehen. Seltsam. Normalerweise sind sie sehr vorsichtig." Christin schien in Gedanken versunken zu sein. Sarah war völlig verwirrt. Hatte sie es doch mit ihren klaren Augen gesehen? Ihre Großmutter schien nicht so, als würde sie sie gerade anlügen. Sarah wurde neugierig:>> Was heißt das? Sie sind sehr vorsichtig? Ist es also gar keine Halluzination?
<< Ihre Großmutter sah zu ihr auf und schüttelte mit dem Kopf:>> Nein, du hast sie wirklich gesehen. << Sie ging auf die Zimmertür zu und schloss sie leise:>> Nun ja, nicht jeder glaubt daran, aber ich schon. Du musst wissen, dass diese Wesen noch nicht sehr lange existieren. Um genau zu sein sind sie vor einigen Jahren erst hier aufgetaucht. <>Was sind das für Gestalten? Was tun sie hier? << >>Nun ja, meine Mutter hatte mir damals etwas erzählt, was ich bis vor kurzem auch nicht geglaubt hatte. Unsere Welt ist nicht die einzige existierende. Es gibt noch die Welt der Zauberer und
Dämonen. << Jetzt lauschte Sarah noch mehr den Worten ihrer Großmutter. Das Mädchen hatte schon immer Interesse an den übernatürlichen Dingen, aber dass es so etwas wirklich geben könnte, darüber hatte sie nie einen Gedanken verloren. Außerdem fand sie die Art, in der ihre Großmutter es erzählte so einzigartig. Sie dachte daran, wie Christin ihrem Vater wohl früher Märchen vorgelesen hatte. Er hatte bestimmt die volle Aufmerksamkeit auf das Märchen gelegt. >>Laut meiner Mutter, gibt es eine Welt, in der jegliche Arten von Wesen leben. Ob Zwerge oder Elben, ob Dämonen oder Trolle. Andere Menschen behaupten
zu wissen, dass es dort einen König gab, der seine Frau und eine seiner Töchter durch die andere Tochter verloren haben soll. Doch die Zweitgeborene hinterließ ein Mädchen und laut einer Prophezeiung...<<, die Großmutter wurde plötzlich unterbrochen. Harald stand, am Türrahmen angelehnt, mit verschränkten Armen vor der Tür: >> Erzählst du wieder irgendwelche Legenden oder Märchen?" >>Ich erzähle doch so gerne<<, lächelte Christin und ließ sich von Sarah aufhelfen. Nun war das Mädchen noch verwirrter. Hatte ihre Großmutter sich doch nur über sie lustig gemacht? Wenn sie etwas in Erinnerung hatte, dann dass
ihre Oma sich niemals über sie lustig machen würde. Vielleicht wollte sie auch nur den Schein bewahren, da Sarah ihren Vater kannte und er so etwas niemals glauben würde. Nun musste sie sich erst einmal damit zu Frieden geben.
Gemeinsam ging sie hinunter in die Küche, die einen großen Essbereich hatte. Auch die Küche war modernisiert worden. Sarah nahm am Esstisch neben ihrer Mutter Platz, während sich ihr Vater gegenüber zu seinem Vater setzte. Christin saß am Ende des Tisches neben Carla und Harald. Auf dem Tisch standen verschiedene Kuchensorten. Christin hatte sich sehr
viel Mühe gegeben. So gab es verschiedene Trockenkuchen, wie Marmorkuchen oder Nusskuchen, aber auch Sahnekuchen, wie eine leckere Erdbeerrolle oder eine Tiramisutorte. Sarah entschied sich für die Erdbeerrolle und ein Stück Nusskuchen. Peter schnitt die Stücke so großzügig, dass Sarah nach dem Nusskuchenstück richtig satt geworden war. Am Tisch wurde sich viel erzählt. Vor allem Sarahs Mutter war in Gesprächslaune und erzählte munter drauf los. Von ihrem Leben in der Stadt, wie sich Sarah verändert hatte, was alles passiert war und wie sie sich in der Stadt eingelebt hatten. Harald erzählte von seiner Arbeit und auch die Großeltern
hatten viel zu erzählen, wie sie nach und nach ihren Hof modernisierten, ihre Feriengäste immer merkwürdiger wurden oder von den beiden Geschwistern, die ihnen seit kurzem bei der Pflege der Pferde zur Seite standen. Sie erzählten, dass die Arbeit für das ältere Paar immer schwerer wurde und sie schon die Tiere reduziert hatten. Sie hatten keine Kühe und keine Schweine mehr. Sie beherbergten zwei Katzen, 20 Hühner, 4 Pferde und die kleine Entenfamilie, die Sarah auf der Wiese gesehen hatte. Christin kümmerte sich hauptsächlich um ihren kleinen Gemüsegarten, die Blumen und die Verpflegung und Unterbringung der Gäste, während sich ihr Mann um die
Hühner und gelegentlich um die verbliebenen Pferde kümmerte. Zusätzlich regelte er die Finanzen und Buchungen. Die Vermietung des Gästezimmers brachte zusätzlichen Gewinn ein und darauf wollte das Paar nicht verzichten. Gerade das brachte immer wieder frischen Wind ein und die Großeltern waren nicht einsam. Sarah hatte kaum zugehört. Ihre Gedanken schweiften immer wieder zu diesen Wesen ab, die sie gesehen hatte. Ihre Mutter merkte, dass Sarah in Gedanken versunken war und sprach sie an:>> Sag mal, Sarah, ist alles in Ordnung? Du scheinst so abwesend zu sein. Ist dir nicht gut?
<< Sarah sah zu ihrer Mutter, lächelte leicht und schüttelte mit dem Kopf:>> Mir geht es gut, wirklich. << >> Hat dich deine Oma mit den Märchen in Schrecken versetzt? <<, lenkte ihr Vater ein und trank einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse, während ihn die fragenden Blicke seiner Frau trafen. >> Ach, Mutter hat wieder die alten Märchen erzählt. Du weißt schon, von denen ich dir mal erzählt habe. Von der Welt, in der angeblich Hexen und Zauberer wohnen sollen. - Ach komm schon, Sarah. Das ist doch alles nur einen harmlose Geschichte. Nimm sie dir nicht so zu Herzen. << Der letzte Satz
war an seine Tochter gerichtet. >> Und was ist, wenn es so etwas wirklich gibt?- Ich habe etwas Seltsames Gesehen, Mum. Sie sahen seltsam aus, fast wie Wölfe, nur durchsichtig <<, es platzte einfach aus Sarah heraus. Sie konnte es nicht mehr für sich behalten. Sie musste es ihnen sagen, sonst hätte sie die Nacht nicht schlafen können. Ihre Familie sah sie entgeistert an. >> Was hast du gesehen? Durchsichtige Wölfe !? Aber so etwas gibt es doch nicht, Schatz. Das solltest du doch wissen <<, wandte ihre Mutter ein, während ihr Vater sagte: >>Manchmal verwechselt man Dinge und glaubt etwas zu sehen, was es gar nicht gibt. Hast du
nicht gesagt, dass du sehr unter Prüfungsstress leidest und du schon einige seltsame Dinge in letzter Zeit gesehen oder gehört hast? - Wenn du erst einmal zur Ruhe gekommen bist, wirst du sehen, dass es wieder besser geht. << Sarah sah zu ihrer Großmutter, die sie stirnrunzelnd ansah und unmerklich mit den Schultern zuckte. Schließlich stimmte sie ihrem Vater zu, indem sie leicht nickte: >> Du hast vermutlich recht,- wie immer. Ich werde jetzt erst einmal die Zeit hier genießen. << Sarah vergaß alles, was ihr durch den Kopf ging. Es lag bestimmt nur an dem blöden Schulstress und ihr Vater hatte auch recht. Selbst zu Hause hörte sie
manchmal Dinge, die sie gar nicht gehört haben konnte, weil niemand etwas gesagt hatte. Somit hakte sie das Thema schnell ab und genoss die Zeit am Tisch mit ihren Großeltern. >> Sarah, hättest du Lust mit mir in die Ställe zu gehen und die Pferde rein zu bringen? Es ist schon recht spät geworden und um diese Zeit wird es recht kalt. << Peter stand vom Esstisch auf und ging an die Hintertür, die sich direkt in der Küche befand. Sarah sah aus dem Fenster hinaus und tatsächlich, es war schon dunkel geworden. Sie hatten sich recht lange rege unterhalten und die Zeit war dadurch so schnell vergangen, dass es
bereits Abend geworden war. Das Mädchen erhob sich vom Stuhl und begleitete schließlich ihren Opa zu den Ställen. Im großen Stall nahm Peter von einem Haken mehrere längere Leinen ab, zwei davon drückte er Sarah in die Hand, dann gingen sie mit ihnen auf die Weide. >> Um es uns einfacher zu machen, haben die Pferde immer ihr Halfter an. So können wir einfach die Leinen anbringen und die Pferde in ihren Stall führen. << Peter erklärte dem Mädchen, wir sie die Leinen an die Pferde anbringen konnte, dann führten sie jeweils ein Pferd in seinen Stall, bevor sie das nächste Pferd
hinein brachten. >> Was sind das für Rassen, Großvater? <<, wollte Sarah wissen. Sie nahm selbst Reitunterricht und hatte großes Interesse an Pferden gefunden. Vor allem das einzige schwarze Pferd, was ihr Großvater in den Stall geführt hatte, hatte ihre volle Aufmerksamkeit. Es war wunderschön, doch wusste sie nicht welche Rasse es war. Es hatte einen weißen Fleck auf der Blesse, dass einem Halbmond glich. Sie wusste nicht was es war, aber irgendetwas war anders als bei den anderen Pferden. >> Nun ja. Wir haben einen Dunkelfuchs, zwei Haflinger und dieser,
schwarze Marwarihengst. Sie sollen ziemlich schnell sein, aber er lässt sich von niemandem reiten. Keiner hat eine Chance. Und so recht, weiß ich auch nicht mehr, wie ich an dieses Pferd überhaupt gekommen bin. << Sarah konnte kaum ihren Blick von ihm wenden: >> Er ist wunderschön. Hat er denn einen Namen? << Ihr Großvater deutete auf die Stalltür des Pferds. darauf stand in einer alten Schrift: Black Curse. >>Schwarzer Fluch?? - Das klingt aber nicht sehr schön für ein Pferd. << Das Mädchen versuchte das Pferd zu sich zu locken, da es ihr den Rücken gekehrt hatte, doch es rührte sich
nicht. >> Ich weiß es nicht. Wir haben ihm den Namen nicht gegeben. Von ihm solltest du auf jeden Fall die Finger lassen. Er ist sehr stur und unzähmbar. - Nun ja, lass uns wieder rein gehen. Mir wird es kalt. Du wirst morgen Gelegenheit haben, die Pferde näher kennen zu lernen, wenn Tinia und Georg hier sind. Sie wissen alles über unsere Pferde. Sie werden dir bestimmt auch Fragen beantworten können. << Sarah folgte ihrem Großvater ins Haus. Es war wirklich kalt draußen. Durch den Wechsel merkte sie erst wie kalt. In den Öfen des unteren Stockwerks brannte das Feuer, während in den Schlafzimmern
die Heizungen liefen. Christin und ihre Eltern hatten es sich derweil im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Es war ziemlich groß und alt, aber es passte sehr gut zum Rest des Hauses. In einer Ecke des Raumes stand ein Piano, auf dem Sarahs Vater zu spielen begann. Als Sarah den Raum betrat war sie von der Musik so überwältigt, dass sie erst einmal im Türrahmen stehen blieb und fasziniert ihrem Vater beim Spielen zuhörte. Er spielte ein Stück von Ludovico Einaudi, der Lieblingspianist ihres Vaters. Dieses hier hieß "Nuvole Bianche". Sarah schwelgte in Erinnerungen. Sie stand da und kehrte in ihre Kindheit zurück, -
erinnerte sich daran, wie sie das erste Mal Fahrrad fuhr und dabei gestürzt war, - ihr Vater an ihrer Seite war und sie tröstete, - wie ihr Vater an ihrem Bett stand, als sie krank war und es doch geschafft hatte, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern, - wie sie zusammen mit ihrem Vater das Piano übte und sie an Weihnachten gemeinsam für ihre Mutter ein Stück spielten, - wie sie zum ersten Mal mit ihrem Vater im Polizeiauto mitfuhr, - aber auch daran, dass ihr Vater ihr zuhören konnte. Sie mit ihm über alle Dinge reden konnte, ohne dass er Fragen stellte. Ja- sie liebte ihn sehr und ihr wurde bewusst, wie gefährlich die Arbeit ihres Vaters doch
war und wie schnell doch einmal ihrem Vater etwas zustoßen konnte. Sarah ertappte sich, wie ihr einige Tränen über die Wangen liefen. Bevor es jemand merken konnte, wusch das Mädchen sie mit ihrem Ärmel ab und setzte sich zu ihrer Mutter und Christin. >> Es ist wunderschön, findest du nicht auch Mama? << Sarah sah zu ihrer Mutter und merkte, wie sie Tränen in den Augen hatte und schniefend nickte. Das Mädchen legte einen Arm um die Schulter ihrer Mutter und lehnte den Kopf auf ihrer anderen Schulter an. Carla strich zart über den Arm ihrer Tochter und lehnte ihren Kopf an Sarahs Kopf
an. >> Ach ich bin so froh, dass ich euch habe. << Es war ein sehr emotionaler Moment für alle. Auch Christin und ihr Mann hielten sich in den Armen und küssten sich, während sie ihrem Sohn zuhörten. Als Harald aufgehört hatte zu spielen, drehte er sich um und sah in weinende Gesichter >> Was?- Hab ich so schrecklich gespielt, dass ihr anfangen müsst zu weinen? <<, fragte Harald ernst und er sah nur, wie ein weißer Kissen, auf ihn zugeflogen kam. Schnell zog er den Kopf zur Seite und das Kissen landete auf dem
Piano. >> Du kannst einem wirklich jeden emotionalen Moment nehmen<<, schniefte seine Frau, die sich ihre letzten Tränen mit einem Taschentuch wegwischte und dann doch schmunzeln musste. Haralds ernstes Gesicht, wechselte plötzlich zu einer schelmisch Grinsender Miene und er begann lauthals an zu lachen. Sein Lachen war so ansteckend, dass die ganze Familie mit einstieg. Sarah ging auf ihren Vater zu und drückte ihn ganz fest:>> Du bist einfach der Beste. Ich hab dich lieb <<, flüsterte sie ihm ins Ohr und ihr Vater lächelte und drückte seiner einzigen Tochter
einen Kuss auf die Stirn. Er hielt sie noch im Arm, als er sich an seine Eltern wandte: >> Wie wäre es noch mit ein Kartenspiel spielen, ehe wir schlafen gehen. << Sarah löste sich von der Umarmung und sah hoch zu ihrem Vater, der größer war als sie, mit ihren 1,60 m: >> Ich würde ganz gerne schon ins Bett gehen. Ich bin müde. << Sie wünschte allen eine Gute Nacht, ging dann die Treppe zu den Schlafzimmern nach oben, zog sich in ihrem Zimmer schnell ihren gemütlichen Schlafanzug an und faltete ihre Kleidung fein, säuberlich auf einen kleinen Sessel zusammen. Ehe sie sich schließlich in
ihr Bett legte, zog sie etwas zum Fenster hin. Sie konnte sich nicht erklären was, aber sie konnte dem Drang auch nicht widerstehen. Wie fremdgesteuert, ging sie auf das Fenster zu und sah hinaus. Es war unglaublich. Sie waren wieder da, die nebelartigen Wölfe, die sie zuvor am Tage gesehen hatte. Dieses Mal blieben sie auf der Koppel stehen und fingen laut zu heulen an. Es klang so, als würden sie trauern. Doch so schnell sie aufgetaucht waren, waren sie, wie am Tage, auch wieder verschwunden. Nun spürte Sarah auch wieder, dass sie sich wieder unter Kontrolle hatte. Das nutzte sie gleich und schüttelte erst einmal ihren Kopf, um wieder einen klaren
Gedanken fassen zu können. Wurde sie nun doch völlig verrückt? Was sollte das denn alles? Sie beschloss morgen noch einmal mit ihrer Oma darüber zu sprechen. Vielleicht wusste sie doch mehr, als sie zugegeben hatte. Das Mädchen legte sich ins Bett und versuchte einzuschlafen, doch bis es soweit war vergingen noch einige Stunden.
Am nächsten Morgen, als Sarah aufwachte, waren ihre Eltern schon ins Dorf gefahren, um dort alte Freunde zu besuchen. Sie war mit ihrer Großmutter alleine, da auch Ihr Großvater außer Haus war. Sie nutzte die Gelegenheit, um mit ihr zu reden. >> Ich habe die Wölfe gestern Abend wieder gesehen. Es kann keine Einbildung sein. Es ist keine Geschichte, oder? << >> Komm, ich muss dir etwas zeigen. << Mehr sagte Christin nicht und ging mit ihr auf den
Dachboden. Er war ganz verstaubt und Spinnen hatten fleißig ihre Fäden um die Kartons gespannt, die dort standen. Ihre Großmutter öffnete einen Karton und nahm ein sehr altes, dickes Buch heraus. Einige Seiten fielen aus dem Buch heraus, die Sarah aufhob und ins Buch wieder hineinlegte. Christin lächelte ihre Enkelin an: >> Das solltest du mal lesen. Es geht um die Geschichte des Königs Meilan, der in der Welt lebte, von der ich dir erzählt habe. Vielleicht interessiert es dich und kann dir weiter helfen. Frag mich aber nicht, wie es entstanden ist. Das Buch habe ich gefunden, als...- nun ja es wird dir
einige Antworten geben können, nehme ich an, aber versprich mir, dass das unser Geheimnis bleibt? << Sarah nickte und Christin drückte ihr das Buch in die Hand. >> Du solltest es aber heute Abend erst in deinem Zimmer lesen, wenn du alleine bist. Dein Großvater wird bald wieder zurück sein. Er versteht nichts von solchen Dingen. Leg es doch so lange in den Schreibtisch deines Vaters, da wird es niemand finden. << Sarah legte das Buch in die große Schublade des Schreibtischs und verließ danach ihr Zimmer. Ihre Großmutter hatte ihr erzählt, dass die Geschwister sich um die Pferde kümmerten und so
beschloss sie, obwohl sie wirklich ziemlich neugierig darauf war, was in dem Buch stand, sich abzulenken und die Beiden kennen zu lernen. Sie ging zu den Ställen und tatsächlich huschten ein großer Junge und ein etwas kleineres Mädchen durch die Pferdeboxen und säuberten sie. Sie hatten eine Menge Spaß dabei, doch als sie Sarah sahen verstummte ihr Gekicher. Für einen Moment lang standen sie sich schweigend gegenüber. >>Hi, mein Name ist Sarah. Ich mache bei meinen Großeltern Ferien und wollte mir etwas die Pferde ansehen. Großvater meinte, ihr kennt euch Bestens damit aus<<, lächelte Sarah und ging auf das
Mädchen und den Jungen zu. Das Mädchen lächelte und stellte sich ebenfalls und ihren Bruder Georg vor. Dieser war größer als Sarah und vier Jahre älter als sie, während Tinia genauso alt wie sie war. >>Wir haben die Ställe sauber gemacht. Wenn du willst können wir etwas ausreiten. Nur so lernt man die Pferde am besten kennen. Außerdem brauchen die Pferde Bewegung. Vorausgesetzt das du reiten kannst, natürlich. hältst du davon<<, schlug Tinia vor und wartete auf Sarahs Antwort. >>Das ist eine gute Idee. Ich hoffe ich habe noch nichts verlernt. Es ist schon eine ganze Weile her, seitdem ich das
letzte Mal geritten bin. Habt ihr bestimmte Pferde, die ihr reitet? <<, lächelte Sarah und war erleichtert, dass Tinia so freundlich war. Immerhin lohnten sich jetzt auch mal ihre zahleichen Reitstunden, die sie genommen hatte, denn in der Stadt war es schwer einfach mal auszureiten. Und da ihre Reitstunden schon vor einem Jahr zu Ende gegangen waren, freute sie sich schon darauf, wieder auf ein Pferd zu steigen. Tinia sattelte Morgenstern, den Dunkelfuchs, von dem ihr Großvater erzählt hatte. Sie stupste ihre Schnauze an Tinia`s Rücken und das Mädchen schmunzelte, während sie die Stute am
Hals streichelte: >> Das macht sie immer, wenn ich sie satteln will. Das liebe ich auch an ihr. << >>Wie weit bist du- oder ihr? Mein Romeo ist schon gesattelt...oh wie ich sehe willst du mit Morgenstern reiten. Sie ist nicht so schnell wie Romeo. Da gewinne ich ja das Wettrennen<<, lächelte Georg und sah sich schon als Gewinner. Er hatte eine sehr tiefe Stimme und Sarah erschrak erst einmal, als er hinter ihnen mit dem Haflinger aufgetaucht war. >>Und was ist mit mir? Glaubst du etwa ich kann dich nicht schlagen? <<,
lächelte Sarah schließlich und Georg sah lächelnd zurück. Er antwortete zuerst nicht, dann sagte er:>> Ja genau, das glaube ich. Mich schlägt niemand...außer vielleicht Eligan! << >>Wer ist Eligan? <<, wollte Sarah wissen und dachte an einen berühmten Reiter, aber auch das konnte sie nicht wirklich glauben, da der Name schon ziemlich seltsam klang. >>Er ist der Prinz vom Elbenvolk... angeblich- mein Bruder ist manchmal ziemlich albern. - Eligan soll schneller als die weißen Wölfe sein und das steht übrigens in einem alten Kinderbuch. << >>Glaubt ihr, dass es sie gibt? <<,
blickte Sarah zu Tinia, die mit dem Satteln von Morgenstern beschäftigt war, dann zu Georg, der Romeo streichelte. Sie kannten also auch die weißen Wölfe. Zumindest wurde wohl davon erzählt oder es stand in einem Buch. Sarah war es egal. Sie hoffte auf eine Antwort, die sie weiter brachte. >> Nein, das war nur ein Scherz. Du etwa?!- Ich meine Hallo???- Es gibt keine Elben und wenn dann nur in Büchern und Filmen. Es sind Geschichten, die man uns irgendwann als Kinder erzählt hat, weil einer wohl rum halluziniert hatte. << >>Nein, natürlich nicht. Ich dachte nur <<, bestritt Sarah sofort und war etwas
enttäuscht. Auch sie hielten das alles für Unsinn, aber wenn diese weißen Wölfe in einem Buch standen und sie, Sarah, sie gesehen hatte, dann konnte es doch nur die Wahrheit sein, denn sie hatte diese Gestalten gesehen bevor sie überhaupt wusste, dass es davon Kindergeschichten gab. Aber dieser Elbenprinz sagte ihr gar nicht. Vielleicht war das wirklich nur eine Geschichte. Nun, sie würde heute Abend mehr in Erfahrung bringen, zumindest hoffte sie das. Schließlich verwarf sie die Gedanken und sah sich nach einem Pferd um. Wieder stand sie vor der Box des schwarzen Hengstes. Tinia und Georg lachten:>> Lass dich
nicht von seiner Schönheit täuschen und seinem unschuldigen Blick. Er ist nicht harmlos, nie hat es einer geschafft ihn zu reiten. Er ist sehr stur. Das hat dir bestimmt dein Großvater erzählt. Nimm lieber Amadeus. Er ist zwar schon etwas älter, aber trotzdem ein tolles Reitpferd<<, meinte Georg und Tinia nickte stumm. Black Curse hatte sich dieses Mal zu ihr gewandt und Sarah konnte in seine strahlend, saphirblauen Augen sehen. Das Mondzeichen auf seiner Blesse war nicht die Fellzeichnung, es sah aus, als wäre das Symbol auf das Fell gebrannt worden. Etwas Seltsames ging in ihr vor. Sie fühlte sich zu diesem Pferd so
angezogen, wie sie es noch bei keinem anderen Pferd oder gar einem anderen Wesen gespürt hatte. Ihre Hand nährte sich langsam der Blesse des Hengstes und Tinia wurde sichtlich unruhiger:>> Nimm Amadeus, komm schon. Lass die Finger von ihm. Das geht nicht gut aus. << Sarah hörte nicht mehr zu. Alles an ihr konzentrierte sich auf das Pferd. Schließlich hörte sie nur noch ihr Herzklopfen und das des Pferdes. Bis sie schließlich die Blesse des Pferdes berührte und es streicheln konnte. Sarah genoss diesen Moment und lächelte erleichtert, während das Pferd ihr zugetan war. Sarah öffnete die Box und
legte dem Pferd das Halfter und den Sattel an. Während sie das Halfter anbrachte, stupste Black Curse sie mit der Schnauze zart an und genoss die Liebkosungen. Sarah lächelte, sah aber nicht die erstaunten Gesichter von Tinia und Georg. >> Das ist unheimlich. Das hat er noch nie über sich ergehen lassen. Du musst wohl ziemlich Erfahren mit Pferden sein<<, schloss Georg daraus und ging mit Romeo schon aus dem Stall. >>Bist du dir sicher, dass du das Pferd reiten willst. Das kann gefährlich werden. << Tinia hatte immer noch Zweifel daran, ob es eine gute Idee war,
dieses Pferd auszureiten, doch Sarah schüttelte den Kopf: >> Ich vertraue ihm und außerdem muss es auch beritten werden. Es bringt ihm nicht viel, wenn es nur auf der Koppel steht und nicht beritten werden kann. << Tinia gab es schließlich auf und folgte ihrem Bruder mit Morgenstern. Die Beiden kamen mit ihren Pferden schon aus dem Stall, als Christin aus dem Haus trat und auf die beiden zu kam. Sie lächelte:>> Na, wie macht sich meine Enkelin? << Tinia überlegte zuerst, doch dann sagte sie außer sich:>> Sarah ist wahnsinnig. Sie will Black-Curse reiten. << Christin sah lächelnd zum Stall:>> Wenn
sie will, lassen wir Sarah versuchen auf ihm zu reiten. Vielleicht schafft sie es ja. Und vielleicht hat er nur auf sie gewartet. << Ohne auf eine Antwort der beiden zu warten ging sie zurück ins Haus. Tinia und Georg sahen der alten Frau hinterher. Sie war schon etwas seltsam. Sarah kam mit Black - Curse aus dem Stall. Tinia musterte das Pferd von oben bis unten. Etwas war anders. Dann fiel es ihr ein und sie begann laut zu lachen an:>> Hast du nicht etwas vergessen? << Sarah sah sie verwundert an, dann zum Pferd. Sie streichelte es und schüttelte grinsend den Kopf:>> Achsoo, dass meinst du. Nein. Er mag nicht gesattelt
werden. << Tinia und Georg waren sprachlos aber "schluckten " ihre Wörter nach unten. Sie stiegen, auf ihre Pferde. Sarah versuchte es, doch wie hätte sie drauf kommen sollen. Georg lachte:>> Sollen wir dir einen Kasten besorgen? << Tinia versuchte ihr Lachen zu unterdrücken. Doch was sie dann sahen erstaunte sogar Sarah. Black-Curse beugte sich mit seinem Körper nach unten, sodass Sarah problemlos auf das Pferd steigen konnte und neigte den Kopf. Sarah blickte zu Tinia, die es nicht begreifen konnte und fassungslos den Kopf schüttelte. Sarah, die jetzt auf dem Hengst saß klopfte Black-Curse an
den Hals:>> So ist es gut. Ich glaube, er mag mich. << >>Dann las uns mal los. Zuerst zeigen wir dir den Wald und dann legen wir mit dem Rennen los. Möge ich gewinnen<<, schrie Georg, rückte seinen Rucksack auf dem Rücken zurecht, den er zuvor gepackt hatte und dann ritten sie los. Sarah hatte völlig vergessen, wie viel Spaß ihr das Reiten bereitete. Es war zwar im ersten Moment etwas ungewohnt ohne Sattel zu reiten, aber sie gewöhnte sich sehr schnell daran. Als hätte sie nie anders auf Pferden geritten. Zu Anfang hatte sie Schwierigkeiten ihr Gleichgewicht anzupassen aber nach nur wenigen Anläufen wusste sie, wie sie zu
welchem Zeitpunkt ihr Gewicht verlagern musste. Der Wald war wunderschön und die unterschiedlichsten Baumarten hatten sich hier zusammengefunden. Sie ritten durch den endlos scheinenden Wald, der direkt hinter der Koppel begann. Ein schmaler Weg führte ins Innere hinein. Bald aber kamen sie vom Weg ab und ritten durch hohe Gräser und an großen Gebüschen vorbei bis sie eine große Wiese erreichten. >> Ich könnte mich hier wohl fühlen<<, schwärmte sie. Tinia nickte:>> Warte erst mal, bis du den Kern siehst. << Sie zeigte Sarah-, als sie von ihren
Pferden abgestiegen waren und etwas zu Fuß gegangen waren, einen kleinen Wasserfall, der in einem kleinen See endete. Um den See ragten viele Pflanzenarten hervor und verschiedene Blumen setzten dort ihre Wurzeln. Sie standen oben auf einem kleinen Berg, doch da wäre ein Versuch, den Berg hinunter zu klettern, ein sehr gefährliches Unterfangen gewesen. >>Es gibt nur einen sicheren Weg zur Bucht hinunter<<, erklärte Tinia und zeigte auf eine etwas abgeflachte Stelle, dessen Gras nicht so hoch war, da viele Menschen und Tiere diesen Weg wohl benutzten. >>Es ist schön hier. Habt ihr schon hier
gezeltet? <<, wollte Sarah wissen und war wie verzaubert von dem Anblick, der sich ihr bot. Tinia schüttelte den Kopf:>> Nein, man sagte, dass unheimliche Dinge in der Nacht an dieser Stelle passieren. Schon viele Menschen, die ihre Zelte hier aufgeschlagen haben hatten, kamen mit leeren Blicken nach Hause und wurden völlig verrückt. << >>Hör nicht auf sie. Sie will dir nur Angst machen<<, rief Georg von der großen Wiese hinter ihnen aus und winkte ihnen, dass sie zurückkommen sollten. >>Aber es hat doch ganz gut funktioniert. Du müsstest mal Sarahs
Gesicht sehen<<, grinste Tinia und schlug Sarah, die blass im Gesicht war, freundschaftlich auf die Schulter. Aber bei Tinia klang es so glaubwürdig. Immerhin konnte man Sarah sehr gut einen Bären aufbinden, denn sie glaubte fast alles, was man ihr erzählte. Schließlich setzten sie sich auf eine Picknickdecke, die Georg aus seinem Rucksack gezogen hatte und aßen gemeinsam das Frühstück, das sich auch in Georgs Rucksack befunden hatte. Es waren eingepackte Wurstbrote, die sie nun auspackten und genüsslich aßen. Sarah sah auf ihre Armbanduhr. Kein Wunder, dass sie das Brot so gierig runter schlang. Es war bereits Zehn Uhr
und sie hatte seit gestern Abend nichts mehr gegessen. Das Reiten war außerdem ziemlich anstrengend. Gerade deshalb, weil Sarah ohne Sattel ritt und sie ihren Körper stark anspannen musste, damit sie nicht von ihrem Pferd fiel. Nachdem sie in Ruhe gefrühstückt hatten, packten sie alles wieder in den Rucksack und ritten zurück. Als sie etwas aus dem Wald waren, sagte Georg, als er sein Pferd stillhielt:>> Jetzt lasst uns mit dem Rennen beginnen. << Alle waren bereit und Georg zählte von drei nach unten. Sarah flüsterte ihrem Pferd ins Ohr, dass sie es schaffen würden und noch bevor
sie zu Ende gesprochen hatte, war es soweit. Am Anfang ritten Tinia und Sarah gleich. Georg hatte die Zwei schon überholt. Doch dann holte Sarah rasend schnell auf, ohne dass sie ihr Pferd antreiben musste. Schließlich hatte sie Georg überholt, der ihr nur lachend zurief:>> Ich glaube nicht, dass ihr den Zaun überwinden könnt. << Erst jetzt hatte das Mädchen den Zaun entdeckt. Nur noch wenige Meter standen zwischen ihr und dem Zaun. Sie versuchte Black Curse zu zügeln, doch er schien anderer Meinung zu sein. Zum ersten Mal hatte sie Angst, seitdem sie auf dem Hengst saß. Wollte er jetzt
etwa Sarah spüren lassen, was es hieß, auf ihm zu Reiten? Sie hörte nur im Hintergrund ihres schnellen Herzschlages, dass Tinia, völlig in Panik geraten, nach ihr rief und ihr befahl, abzuspringen, doch sie hatte so große Angst, dass sie die Augen zugekniffen -, sich an dem Hals des Pferdes festgekrallt hatte und hoffte, dass sie den Zaun überleben würde. Kurz vor dem Hindernis hob Black- Curse schließlich seine Vorderbeine und Hinterbeine. Sarah spürte den Sprung und entschied sich schließlich die Augen zu öffnen. Sie "flogen" über dem Zaun hinweg. Die Zeit, in der sie "schwebten" schien sich zu verlangsamen. Hinter dem Zaun, blieb
der Hengst stehen. Sarahs Herz befand sich mittlerweile in ihrer Hosentasche, zumindest fühlte es sich so an. Völlig zitternd stieg sie von ihrem Pferd ab und musste erst einmal ein paar tiefe Atemzüge tätigen, bis sie sich beruhigt hatte. Sarah streichelte das Pferd ausgiebig und lobte es mehrfach. Als Tinia und Georg langsam angeritten kamen sah Sarah zwei erleichterte Gesichter. Die Geschwister stiegen von ihren Pferden ab kamen auf Sarah zu. Sie streichelten ihre Pferde und Tinia wendete sich an Sarah:>> Ich habe eine Konkurrentin gefunden. << Sarah verstand nicht, was sie meinte und fragte
nach. >>Im gruselig sein<<, lächelte Tinia und ging ohne Weiteres zu sagen mit Morgenstern in den Stall. Georg folgte ihr. Sarah huschte ein Lächeln über ihr Gesicht. Sie würde Tinia und Georg öfters sehen und mit ihnen vieles Unternehmen, das nahm sie sich zumindest vor. Auch sie brachte Black- Curse in den Stall, säuberte ihn und verabschiedete sich von Tinia und Georg, die sich nun ihren anderen Arbeiten widmeten, aber schon für morgen wieder einen Ausritt angekündigt hatten. Als Sarah ins Haus kam erwartete sie schon die Großmutter: >> Na, wie war
der Ausritt? << >>Sehr schön. Ihr habt einen sehr schönen Wald<<, meinte Sarah nur und trank ein Glas Mineralwasser. >>Du hast auf Black- Curse geritten? <<, fragte Christin und ging in die Küche. Auf dem Herd standen eine Pfanne und ein großer Topf. In der Pfanne lagen vier Schnitzel, die im Fett brieten und im Topf kochten Nudeln. Christin wendete die Schnitzel und ein angenehmer Duft stieg Sarah in die Nase. Sie setzte sich auf einen Stuhl und stellte ihr Glas, das sie in der Hand hatte, auf den Tisch. >>Ja, aber er war ganz zahm. << >>Er ist ein Pferd, der Elben. Deshalb
auch dieses Mal und nur ich weiß das. <<, begann Sarahs Großmutter zu erzählen, während sie mit dem Essen beschäftigt war. Sarah hatte sich verschluckt:>> Ein Pferd der Elben? - Nur du weißt das...- deswegen wusste Großvater nichts davon. Seit wann habt ihr das Pferd und warum heißt es Black Curse. << >> Ich darf es dir nicht sagen- zumindest noch nicht. << >> Was darfst du mir nicht sagen? Warum nicht?- Seitdem ich hier bin ist alles anders. Was soll das Ganze? Ich will es nun endlich wissen!! << >> Was möchtest du wissen, Schatz. << Harald steckte den Kopf in die Küche.
Hinter ihm schmiegte sich Carla an ihm vorbei und begrüßte ihre Tochter mit einer Umarmung. >> Ach, sie wollte nur wissen, wann das Essen endlich gut ist. Habt ihr Lorelei besucht? << Christin konnte wirklich sehr schnell das Thema wechseln. >>Haben wir und sie hat ziemlich zugenommen<<, erzählte Sarahs Mutter von dem Besuch. Während ihre Eltern von dem Besuch erzählten zog sich Sarah auf ihr Zimmer zurück. Sie wollte nicht bis zum Abend warten. Sie öffnete die Schublade des Schreibtisches und nahm das große Buch heraus. Dann setzte sie sich auf ihr Bett und las den Deckel des
Buches. " Das Buch der Erbin " Dann blätterte sie auf die Erste Seite und begann zu lesen. Sie war wie gefesselt von dem Buch. Alles was in dem Buch stand wurde handschriftlich zusammengefasst, doch sie konnte keinen Autor ausfindig machen. In dem Buch stand so Vieles, was ihr Verstand nicht glauben wollte, aber ihre Augen gesehen hatten und gerade deswegen konnte sie nicht aufhören zu lesen. Es ging um den Hexer Meilan, der seine Enkeltochter gerettet hatte und sie unter einen Baum legte, um sie vor seiner Tochter zu schützen, sie in eine andere
Welt gebracht hatte. Die Weisen Wölfe suchten dieses Kind und streiften so durch die beiden Welten, die Welt der Menschen und der Zauberer. Ob sie für das Gute oder das Böse von Nutzen waren wusste niemand. Darum war Vorsicht geboten. Dann waren Seiten unleserlich geschrieben oder rausgerissen worden und Sarah hatte es mit zusammenhanglosen Texten zu tun. Von diesem Elbenprinzen Eligan fand sie allerdings nichts. Immer wieder tauchten die Namen Meilan, Selia und Sharon auf. Sharon würde aber in der Welt der Menschen nicht ihren wirklichen Namen haben, sondern einen anderen, damit sie
Selia nicht finden konnte. Gerade als sie eine Seite über den Hengst, Black Curse, lesen wollte, klopfte es an die Zimmertür und ihre Mutter steckte ihre Nase durch den Türspalt. Sarah sah erschrocken auf. >>Das Essen ist gut. Komm herunter. Wir warten schon auf dich. << Sarah schlug das Buch zu und versteckte es unter ihrem Kopfkissen. Dann stand Sarah vom Bett auf und ging hinunter ins Esszimmer. Alle saßen auf den Plätzen wie gestern Abend. Sarah schlang das Mittagessen nur so herunter, achtete nicht auf die
stechenden Blicke ihrer Mutter und war als Erste fertig. Sie verabschiedete sich mit den Worten, dass sie versprochen hatte sich bei ihrer Freundin Cindy zu melden, räumte ihren Teller weg und ging wieder hinauf in ihr Zimmer. Ihre Eltern waren sehr verwundert und warfen sich fragende Blicke zu. So hektisch hatten sie ihre Tochter noch nie erlebt. Die Großmutter allerdings lächelte heimlich vor sich hin. In ihrem Zimmer zuckte Sarah ihr Handy heraus und rief Cindy an. Irgendjemandem musste sie ja erzählen, was hier vor sich ging. Als sich ihre beste Freundin auf der anderen Seite
meldete, redete Sarah drauf los und hoffte auf Verständnis.