Romane & Erzählungen
Mira & Dawson - 21. Kapitel

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"Mira & Dawson - Eine unmögliche Liebe"
Veröffentlicht am 19. März 2016, 34 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

22 Jahre jung und Studentin im 6.Semester Soziale Arbeit. Schon als ich klein war, habe ich es geliebt mir Geschichten auszudenken und diese aufzuschreiben, außerdem lese ich viel und gerne. Es ist einfach ein tolles Gefühl neue Welten, Charaktere und Handlungen zu erschaffen. Ich liebe das Gefühl völlig ins Schreiben vertieft zu sein und sowohl die Zeit als auch alles andere um mich herum zu vergessen.
Mira & Dawson - Eine unmögliche Liebe

Mira & Dawson - 21. Kapitel

21. Kapitel

In den nächsten Wochen schwebte ich noch mehr auf Wolke Sieben als ohnehin schon. Dawson wich kaum von meiner Seite, war immer da, wenn ich ihn brauchte. Wir redeten viel, konnten aber auch gut zusammen schweigen. Wir sahen uns Filme an, hörten Musik, kochten oder gingen spazieren. Gegenseitig lasen wir uns Bücher vor und brachten uns zum Lachen. Er sah mir beim Tanzen zu, half mir sogar das ein oder andere Mal bei meinen Choreographien und Hebefiguren. Und wir liebten uns in jedem freien

Augenblick. Auch in der RDA lief es wieder besser. Meine Lehrer lobten meine guten Leistungen, Ms Hillard rief mich nicht noch einmal zu einem unerwarteten Gespräch und auch Mr Kendrix ließ mein unangebrachtes Verhalten unkommentiert. Zum Glück! Meinen Geburtstag verbrachte ich in ruhiger Runde mit den Menschen, die mir wichtig waren und am Valentinstag überraschte Dawson mich mit einem romantischen Candle-Light-Dinner. Er hatte sogar ein Geschenk für mich. An seiner linken Hand trug Dawson immer einen silbernen Ring. Er war schlicht, nur mit feinen, kaum sichtbaren

geschwungenen Linien durchzogen. Diesen Ring entdeckte ich nun auf Samt gebettet in einer roten Schmuckschachtel. Sprachlos blickte ich ihn an. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals und erschwerte mir das Atmen. Ich wusste, dass Dawson sehr an diesem Ring hing. Er wusste nicht, woher er ihn hatte oder was er ihm früher einmal bedeutet hatte, aber er wusste, dass er wichtig war. Der wichtigste Besitz, den er hatte. Das einzige, das ihn mit dem Leben, an das er sich nicht einmal mehr erinnern konnte, verband. Und nun überließ er ihn mir. Er steckte ihn mir an den linken Mittelfinger, da er

für den Ringfinger zu groß war. Links, nahe am Herzen. Seitdem konnte ich kaum meinen Blick von ihm abwenden. Mein Leben hätte also besser nicht laufen können. Vielleicht hätte mich das ja stutzig werden lassen müssen. Denn wessen Leben verlief schon so perfekt? Es war Montag, Mitte März, der wolkenverhangene Himmel ließ nur hin und wieder einen schwachen Sonnenstrahl hindurch. Nach der Schule wollten wir alle zusammen ins Kino gehen. Seit gestern Abend fraß sich wieder einmal ein unangenehmer Kopfschmerz durch mein Hirn. Die Tabletten, die ich in solchen Fällen nahm, halfen dieses

Mal nicht. Also biss ich die Zähne zusammen und schleppte mich hinter Beth und Cora in die Cafeteria. Wir entdeckten Toby und Carson an einem der hinteren Tische. Als sie uns bemerkten, winkten sie uns zu sich. Beth gab Carson einen flüchtigen Kuss und setzte sich dann neben ihn. Ich rutschte in die Bank neben Toby, Cora saß mir gegenüber. In diesem Moment tauchte Raffael neben unserem Tisch auf. Er strich Cora eine Strähne aus dem Gesicht und steckte sie ihr hinter das Ohr. In den letzten Wochen kam es immer öfter vor, dass Cicelys Bruder mit uns zu Mittag aß. Er studierte an der University of Oxford und hatte

gerade Semesterferien. Cicely warf uns an diesen Tagen immer besonders hasserfüllte Blicke zu. Ich biss in meinen Apfel, wandte mich Toby zu und hob eine Augenbraue. „Sind wohl wieder mal nur wir beide übrig“, meinte ich mit einem kurzen Seitenblick zu meinen Freundinnen, die den Männern neben ihnen verträumte Blicke zuwarfen. Es störte mich eigentlich nicht, dass während der Mittagspausen kaum eine Unterhaltung mit den beiden möglich war, wenn Carson und Raffael bei ihnen waren. Wäre ich an ihrer Stelle würde ich mich vermutlich genauso verhalten. Außerdem hatte ich noch Toby, der mich nie im Stich ließ und mir beste

Gesellschaft leistete. Doch dieser biss sich nun auf die Unterlippe und knetete nervös seine Hände. „Ja also weißt du...“, begann er. „Ah, da ist sie ja.“ Er blickte an mir vorbei, hob die Hand zu einem Gruß und sah mich entschuldigend mit hochgezogenen Schultern an. Da kam auch schon eine hübsche Blondine in unsere Richtung. Ihre langen Haare hatte sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen gebunden, der Pony reichte ihr bis knapp über die Augen und ihre vollen Lippen strahlten in einem kräftigen Pink. Als sie bei Toby angekommen war, leuchteten ihre Augen und ein

zauberhaftes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Toby stand auf und zog sie kurz in seine Arme. Dann fragte er sie, ob sie sich setzen wolle. Ich rutschte schnell ein wenig beiseite, um ihr Platz zu machen. „Das ist Naomi“, stellte Toby das Mädchen vor, in dem ich die Unbekannte wiedererkannte, die sich vor einigen Wochen mit Toby an meinem Auto unterhalten hatte. Sie war ebenfalls Schülerin an der RDA, allerdings im zweiten Jahr. Deshalb war sie mir so bekannt vorgekommen. Natürlich hatte ich sie hier schon irgendwann einmal gesehen. Nachdem wir uns alle vorgestellt hatten,

vertieften sich die Pärchen in ihre eigenen Gespräche. Ich saß stumm daneben und stocherte in meinem Essen herum. Soviel zum Thema, Toby würde mich nie im Stich lassen. Was gäbe ich jetzt dafür, Dawson an meiner Seite zu haben. Wie aufs Stichwort erschien er neben mir und hob meinen gesenkten Kopf mit einem Finger an. „Warum so trübsinnig Prinzessin?“, fragte er mit gerunzelter Stirn. Sofort hellte sich meine Miene ein wenig auf. Ich rückte etwas näher an ihn heran, sodass sich unsere Körper berührten, ich seine Wärme durch die Kleidung hindurch spüren konnte. Wie gesagt,

wäre ich an der Stelle von Cora oder Beth würde ich ganz genauso handeln wie sie. Ich umschlang die Hand, die Dawson auf meinem Knie abgelegt hatte und grinste ihn an. „Du siehst blass aus, geht’s dir nicht gut?“, wollte er wissen und musterte mich besorgt. Ich schüttelte den Kopf, gab ihm so zu verstehen, dass alles in Ordnung war. Aber natürlich war Dawson erst dann zufrieden, wenn er mich bis über beide Ohren zum Grinsen gebracht hatte. Er zeigte mir sein schiefes Lächeln und erzählte einen Witz, der mich den Schluck Wasser, den ich soeben getrunken hatte, prustend ausspucken

ließ. Ich musste lauthals lachen und bekam nur am Rande meiner Wahrnehmung mit, wie Dawson zufrieden nickte und sagte: „Na geht doch!“ Es wäre wohl unnötig zu erklären, dass Dawson mich sehr leicht zum Lachen bringen konnte. Meine Freunde nickten nicht zufrieden, auch lächelten sie nicht. Nein, sie starrten mich mit gerunzelter Stirn, großen Augen und verwirrten Gesichtern an. Es fiel mir schwer mich bei ihrem Anblick wieder zusammenzureißen. Schließlich schaffte ich es aber doch und brachte ein glucksendes „Was?“, zustande. „Was ist so lustig?“, hakte Toby nach.

Oh, dumm dumm dumme Mira! Natürlich musste es ihnen seltsam vorkommen, dass ich plötzlich aus heiterem Himmel und für sie ohne ersichtlichen Grund anfing laut loszulachen. Ich presste mir die Hand vor den Mund und stöberte in meinem Gehirn nach einer plausiblen Erklärung. „Ähm...mir... mir ist nur gerade der Witz wieder eingefallen, den mir mein Dad heute Morgen erzählt hat“, stammelte ich unter den kritischen Blicken von Cora, Raffael, Beth, Carson, Toby und auch Naomi. Nur Dawson sah mich entschuldigend und niedergeschlagen an.

Mit skeptischer Miene forderte Toby: „Na dann los, erzähl mal.“ In diesem Moment klang die Melodie der Schulklingel durch die Lautsprecher an den Wänden und kündigte das Ende der Mittagspause an. Ich war gerettet! „Ich sollte jetzt gehen“, sagte Dawson mit traurigem Blick. „Tut mir leid.“ Ich schüttelte den Kopf. „Es ist nicht deine Schuld. Ich habe nicht nachgedacht“, widersprach ich flüsternd. Doch er wirkte nicht überzeugt. Im nächsten Augenblick war er verschwunden. „Hast du nicht Lust Liam zu fragen, ob er Lust hat, mit ins Kino zu kommen?“, fragte mich Cora, kurz nachdem sie sich

von Raffael verabschiedet hatte und zu mir aufschloss. „Wenn du ihn dabei haben willst, frag ihn doch selber“, antwortete ich sichtlich verwirrt. Wie um Himmels Willen kam sie denn plötzlich auf Liam? Cora seufzte. „Ich hatte eher gedacht, du könntest ihn einladen, damit du dich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühlst.“ Oh. „Ich habe Raffael, Beth hat Carson und Toby hat Naomi. Es wäre doch schön, wenn du auch jemanden hättest.“ Ich habe doch jemanden!, schrie es in meinem Kopf, sprach es aber natürlich nicht aus. Sie würde das mit Dawson und mir nicht verstehen. Ich verstand es ja

selbst kaum. Stattdessen fragte ich: „Toby hat Naomi?“ Cora nickte. „Hast du nicht gesehen, wie die beiden miteinander umgehen? Es wird nicht lange dauern bis aus ihnen ein Paar wird! Sie tänzeln seit Wochen umeinander herum, doch keiner hat sich bisher getraut, den ersten Schritt zu machen. Ein bisschen so wie bei Beth und Carson. Vielleicht solltest du auch mal mit ihnen reden“, scherzte sie und knuffte mich in die Seite. Sie dachte dabei an die Standpauke, die ich Carson damals gehalten hatte, bevor er und Beth ein Paar wurden. Auch bei den beiden hatte sich niemand getraut, den ersten Schritt auf den anderen

zuzumachen. Toby und Naomi sollten nun auch bald ein Paar werden? Ich hatte noch nicht einmal gewusst, dass die beiden sich kannten. Wo war ich bloß mit meinen Gedanken? „Also?“, fragte Cora noch einmal kurz bevor der Unterricht bei Ms Hillard losging. „Hm?“, machte ich bloß, denn ich hatte schon wieder den Faden verloren. „Liam. Fragst du ihn?“, fragte sie noch einmal, diesmal nachdrücklicher als zuvor. „Warum ausgerechnet Liam?“, wollte ich wissen. Cora verdrehte die Augen. „Bist du

blind? Ist dir nicht aufgefallen, wie er dich immer bei den Proben für die Gala und auch bei der Aufführung angesehen hat?“ Abwehrend hob ich die Hände. „Du redest dir da etwas ein! Er war einfach nur in seine Rolle vertieft. Etwas anderes war da nicht. Keine Blicke. Keine Gefühle. Gar nichts.“ Die bloße Vorstellung, dass Cora versuchte, mich mit Liam zu verkuppeln, bereitete mir Magenkrämpfe. Nicht dass Liam nicht gut aussehend und sehr charmant wäre, aber er war einfach nicht mein Typ. Ich liebte Dawson, ein anderer hatte gegen ihn nicht die geringste

Chance! „Du magst ihn!“, kiekste Cora aufgeregt. „Was!? Nein!“, widersprach ich etwas zu laut, was uns neugierige Blicke unserer Mitschüler einbrachte. Sie musste einsehen, dass da nie etwas laufen würde. „Je mehr du es abstreitest, desto schlimmer wird es Mira“, teilte sie mir mit. Ich schnaubte frustriert. „Na super!“ Mit zusammengepressten Lippen stand ich am Abend in der Schlange vor der Snack-Theke im Odeon Cinema. Wir waren kurz nach zwanzig Uhr am Kino angekommen und hatten somit nur noch

die Auswahl zwischen den Filmen „The Revenant“ mit Leonardo DiCaprio und dem dritten Teil der „Divergent“-Serie. Da die Mädels zwar auf Leo standen, ihm aber nicht unbedingt beim nackten Kampf ums Überleben zusehen wollten und ihre männlichen Begleiter ihren Herzensdamen jeden Wunsch erfüllen wollten, sahen wir uns „Allegiant“ an. Er war erst letzten Donnerstag in die englischen Kinos gekommen, demnach war der Saal voll mit Leuten in unserem Alter. Ein wohliges Kribbeln rieselte meinen Rücken hinab. Vor etwa einem halben Jahr hatte ich in diesem Kino, an genau der selben Stelle gestanden. Damals hatte

ich mir mit Beth, Cora, Toby und Carson einen Film angesehen. Toby wollte ein paar Nachos haben, weshalb ich noch einmal nach draußen gegangen war, um sie ihm zu besorgen. Plötzlich war Dawson aufgetaucht, hatte mir unverblümt in den Ausschnitt gestarrt und sich über meine Körbchengröße lustig gemacht. Ich schnaubte abfällig als ich an diesen Moment zurückdachte. Er hatte mich mit seinem Verhalten verletzt auch wenn ich jetzt wusste, dass er seine Worte nicht ernst gemeint, mich einfach wütend machen und aufstacheln wollte. Er zeigte mir jeden Tag, dass er mich und meinen Körper perfekt fand. Zu gern

hätte ich ihn nun an meiner Seite. Stattdessen hörte ich nun Liam dicht an meinem Ohr sagen: „Danke für die Einladung.“ Mit einem gezwungenem Lächeln auf den Lippen nickte ich. Cora hatte einfach nicht locker gelassen und auch Beth und Toby fanden die Idee, dass ich mir eine Begleitung für den heutigen Abend suchte, gar nicht so schlecht. Allerdings konnte ich mich einfach nicht dazu überwinden, meinen Ex-Tanzpartner nach einem „Date“ zu bitten. Es kam mir wie ein Verrat an Dawson vor. Kurzerhand war Beth nach dem Unterricht auf ihn zumarschiert und hatte ihn in meinem Namen gefragt. Jetzt

dachte er vermutlich, dass ich auf ihn stand, aber zu schüchtern war, ihn selbst nach einer Verabredung zu bitten. Großartig! Nach dem Film, von dem ich nur die Hälfte mitbekommen hatte, trottete ich hinter den anderen her Richtung Parkplätze. Liam streifte meinen Arm wie zufällig mit seinem. Er lächelte mich an, seine Augen strahlten. Hatte Cora womöglich doch recht, mit dem was sie über Liam gesagt hatte? Empfand er etwas für mich und hatte sich deshalb auf dieses „Date“ eingelassen? Ich schluckte schwer und sehnte mir das Ende dieses Abends herbei. „Willst du bei mir mitfahren?“, fragte

Liam dann auch noch und ließ mich innerlich aufstöhnen. „Du wohnst in Wootton oder?“ Liam nickte. „Es wäre kein großer Umweg für mich.“ Es wurde immer offensichtlicher, dass Coras Vermutung richtig war. Wie kam ich da nur wieder heraus? Ich räusperte mich und vergewisserte mich, dass wir außer Hörweite der anderen waren. Sie liefen ein ganzes Stück vor uns und waren in ihre eigenen Gespräche vertieft. Also holte ich einmal tief Luft und sagt dann: „Ich denke, es ist besser wenn ich mit meinem Auto fahre.“ Liam verzog das Gesicht. „Toby könnte doch damit zu dir fahren.“ Ich schüttelte den Kopf und

nahm all meinen Mut zusammen. „Ich wollte noch kurz bei meinem Freund vorbei fahren.“ Mit angehaltenem Atem wartete ich auf seine Reaktion. Seine Augen weiteten sich, er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, schloss ihn aber wieder, um ihn kurz darauf wieder zu öffnen. „Du hast einen Freund?“ Ich nickte. „Ich dachte... naja, du wolltest mich heute Abend dabei haben und...“, ich unterbrach ihn mit sanfter Stimme und erlöste ihn so von seinem hilflosen Gestammel: „Beth und Cora wollten, dass ich mich nicht wie das fünfte Rad am Wagen fühle. Sie wissen nichts von meinem Freund, und so soll es auch bleiben“; fügte ich schnell hinzu.

Jetzt wurde Liam hellhörig. „Warum? Was ist das für ein Typ?“ Der Besitzanspruch der in seiner Stimme mitschwang entging mir nicht. Zu meinem großen Entsetzen tauchte in diesem Moment auch noch Dawson an meiner Seite auf und legte seinen Arm um meine Taille. Er warf Liam vernichtende Blicke zu, die dieser jedoch nicht sehen konnte, was Dawson mit einem dunklen Knurren quittierte. „Es ist... kompliziert“, sagte ich schlicht und hoffte, dass er es dabei bewenden ließ. Tat er aber natürlich nicht. „Kompliziert?“, wiederholte er und zog das Wort dabei unnatürlich in die Länge.

„Das geht dich einen feuchten Dreck an, also verzieh dich!“, zischte Dawson. Ich drückte unauffällig seinen Arm, um ihn zu beruhigen. „Ja. Ich möchte es vorerst noch für mich behalten, also...“, bedeutungsschwer sah ich ihm in die Augen. Liams Miene war undurchdringlich. Ich hatte nicht den blassesten Schimmer, was in seinem Kopf vorging. Doch er zuckte einfach die Schultern, sagte mit angespannter Stimme: „Na dann, war ein schöner Abend. Ich muss dann mal los“, und entfernte sich auch schon mit großen Schritten von mir, um sich noch bei den anderen zu verabschieden. Verwirrt blieb ich stehen und sah ihm

hinterher. „Was zur Hölle war das gerade?“ Dawson umschloss meine Hand mit seiner. „Wenn ich noch einmal mitbekomme, dass er dich so ansieht..:!“ „Ich bin schon ein großes Mädchen und kann selbst auf mich aufpassen.“ Dawson schnaubte nur, wartete, dass Liam sich von der Gruppe gelöst hatte und zog mich dann hinter sich her zu den anderen. Als wir zu Hause angekommen waren, hatten Dawson und ich unseren ersten Streit. Ich rede hier nicht von den üblichen kleinen Raufereien und Sticheleien, mit denen wir uns hin und wieder gerne aufzogen. Es war ein lautes Wortgefecht, bei dem wir uns anschrieen

und wild mit den Armen gestikulierten, um unseren Worten Nachdruck zu verleihen. „Du hast überhaupt keinen Grund eifersüchtig zu sein!“, sagte ich zum gefühlt hundertsten Mal an diesem Abend. „Ach nein? Denkst du Liam wäre der einzige, der scharf auf dich ist?“ Ungehalten lief er in meinem Zimmer auf und ab, was mich vollkommen wahnsinnig machte. „Und denkst du, das würde mich interessieren?“, herrschte ich ihn an. „Du bist der einzige, von dem ich etwas will! Ich dachte, das wüsstest du.“ Mit vor der Brust verschränkten Armen saß ich auf dem Sofa und starrte ihn an.

„Irgendwann wird es dich interessieren Mira! Irgendwann werde ich dir nicht mehr reichen.“ Nun erkannte ich den Schmerz, den er so angestrengt versuchte vor mir zu verbergen. Und plötzlich ergab sein ganzes absurdes Verhalten einen Sinn. „Du denkst wirklich, dass du mir nicht reichen könntest? Dass ich mich irgendwann nach einem anderem umsehen werde, weil du zwar bei mir bist, aber doch nicht ganz da? Hältst du so wenig von mir Dawson? Denkst du, ich weiß nicht, auf was ich mich eingelassen habe? Ich weiß, dass wir nie eine richtige Beziehung führen können,

dass ich dich nie meinem Vater, meinen Freunden vorstellen kann. Dass du mich nie zu irgendwelchen Veranstaltungen begleiten kannst. Dass wir nie gemeinsam ins Kino gehen oder in einem Restaurant essen können, ohne dass die Leute mich für verrückt halten. Das weiß ich alles, verdammt nochmal und trotzdem bin ich hier.“ Meine Stimme zitterte, so wie mein ganzer Körper. Dachte er wirklich, dass ich das nicht alles wüsste? Ich wusste ganz genau, was mich in einer Beziehung mit Dawson erwartete. Dennoch wollte ich es. Ich wollte ihn, niemanden sonst! Das musste er doch einsehen! „Ohne dass die Leute dich für verrückt

halten“, hörte ich Dawson meine Worte wiederholen. Es war kaum mehr als ein Flüstern. Er fuhr sich mit der Hand durch das ohnehin schon wilde Haar. „Die Leute WERDEN dich für verrückt halten! Du spielst ein Versteckspiel mit den Menschen, die du liebst und wofür das alles?“ Es war, als hätte er mir direkt ins Gesicht geschlagen. „Wofür? Für dich! Du bedeutest alles für mich. Du bist in jedem Gedanken, in jedem Traum, überall. Mein Leben wäre ohne dich nicht vollständig.“ Ich konnte nicht glauben, dass wir diese Unterhaltung überhaupt führten. Worauf sollte das allen hinauslaufen? Angst und

Verzweiflung krochen durch meine Adern, vergifteten mein Inneres. Wollte er mich verlassen? War ich ihm nicht genug? War das der wahre Grund? Tränen liefen mir über die Wangen. Ich durfte ihn nicht verlieren. Niemals! Dawsons starke Hände legten sich auf meine Wangen, zogen mein Gesicht in seine Richtung. Ich wollte nicht, dass er mich so sah, konnte mich seinen Blicken aber nicht entziehen. „Du weinst“, stellte er überflüssigerweise fest. Er wirkte überrascht. „Was du nicht sagst“, erwiderte ich sarkastisch, um meinen Schmerz vor ihm zu verbergen. Sanft strich er mit dem Daumen eine

Träne fort. „Ich will nur das beste für dich Mira. Du bist mir einfach zu wichtig, als dass ich egoistisch sein könnte. Ich will, dass du eine Beziehung führst, die du nicht verheimlichen musst. Ich möchte, dass du das Leben führst, das du verdienst.“ Seine Stimme war nun nicht mehr aufgebracht und anklagend, es lag unendlich viel Wärme und Liebe in ihr. „Du gehörst zu dem Leben, das ich führen will“, protestierte ich schniefend. Die Tränen liefen jetzt in Sturzbächen über meine erhitzten Wangen. „Du hast ein zu großes Herz Prinzessin“, sagte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn.

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LilaLilime
22 Jahre jung und Studentin im 6.Semester Soziale Arbeit. Schon als ich klein war, habe ich es geliebt mir Geschichten auszudenken und diese aufzuschreiben, außerdem lese ich viel und gerne. Es ist einfach ein tolles Gefühl neue Welten, Charaktere und Handlungen zu erschaffen. Ich liebe das Gefühl völlig ins Schreiben vertieft zu sein und sowohl die Zeit als auch alles andere um mich herum zu vergessen.

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trixi1303 Oh Gott, ist das jetzt das Ende für die zwei. Ich hoffe nicht.
Schön und traurig zugleich geschrieben. Großes Lob. Frei mich schon aufs nächste Kapitel.
Vor langer Zeit - Antworten
Moscito Ein traurig schönes Kapitel. Diese Liebe verlange wirklich viel von Mira. Dennoch will sie diese und nichts anderes. Nunja, einfach kann eben jeder, aber in dieser Situation zu einer Liebe zu stehen, die es nicht geben sollte, wenn da mal nicht noch mehr auf sie zukommt, wie sie verkraften kann. Was sind das immer für Kopfschmerzen?
Schön, dass du scheinbar gut erholt aus dem Urlaub zurück bist und uns mit einem Kapitel überrascht hast.
Lieben Gruß in deinen Sonntagnachmittag
Silke
Vor langer Zeit - Antworten
LilaLilime Liebe Silke, schön dass du wieder mit dabei bist und mit Mira und Dawson mitfieberst. Wie versprochen werden im nächsten Kapitel die ein oder anderen Fragen gelüftet bzw es wird auf die Lösung hingedeutet, denn bald ist die Geschichte um die beiden zu Ende erzählt. Ich hoffe, dir als treue Leserin, die von Anfang an dabei ist, gefällt das Ende, das ich für die beiden vorgesehen habe :)
LG von Andrea
Vor langer Zeit - Antworten
Moscito Ob mir das Ende gefällt, werde ich dir verraten, wenn ich es gelesen habe. Wie gesagt, ich habe mir so meine Gedanken gemacht, wo das mit den beiden Enden soll. Mal sehen ob ich richtig liege, oder doch eher meilenweit entfernt sein werde.
Vor langer Zeit - Antworten
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