Vorbemerkung
Fühle ich mich eigentlich Deutsch?
Inzwischen wird uns Denglisch aufgedrückt.
Gute Unterhaltung
(wieder eingestellt: 28.04.2020)
Copyright: G.v.Tetzeli
Cover: G.v.Tetzeli
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Deutsch
Gerade als Schriftsteller, besser gesagt Schreiberling, wundere ich mich über die deutsche Sprache. Ich sage ihnen ehrlich, ich komme einfach nicht mehr mit. Da wird mit Begriffen herumgeschleudert, die mir irgendwie fremd sind. Und das immerhin in einem Lande, von dem Idioten behaupten, es sei das Land der Dichter und Denker.
Da wird zum Beispiel der Penner als Outdoor Manager tituliert. Ich bin fassungslos.
Wenn ich frische Champignons einkaufen soll, aber nur eine Dose finde, sagt meine Holde, dass ich die Challange nur umswitschen hätte sollen.
Abgesehen von Go für mach hinne und bitch für blödes Weib, fühle ich mich in deutscher Umgebung einfach unwohl.
Denn selbst eigentlich deutsche Ausdrücke erscheinen befremdlich.
Da wären:
Sozialhygiene, Humankapital, Flexibilisierung, schlanke Produktion, weiche Ziele und klimaneutral zu nennen.
Diese Ausdrücke sind Wortgeklingel und niemand weiß, was sie eigentlich bedeuten sollen.
Im Alltag aber bin ich inzwischen praktisch hilflos. E-Mail, Internet, da komme ich noch mit. Elektronische Post und Internationales
Netz finde ich inzwischen auch etwas popelig ausgedrückt.
Simsen ist mir nicht mehr fremd, aber bei Consulting, da hört es auf.
Beraten finde ich schöner. Vor allem hat das irgendwie einen positiven Klang. So als ob jemand etwas davon hätte.
Bei Consulting habe ich immer den Eindruck, dass Geld verbrannt werden soll.
Jedenfalls, die little Coins, die ich durch das writen cashe, die turnen mich auch nicht an. Da chille ich lieber, wenn ich einen daybreak smoothe.
Vor allem Politiker sind da Englisch-technisch bildungsresistent.
Ich nehme ein Beispiel, das Frau Merkel vor kurzem uns Deutschen angedeihen hat lassen.
Den Menschen in Deutschland geht es gut. Deutschland steht gut da.
Löblich, dass sie reines Deutsch verwendet, aber was soll es bedeuten?
„Den Menschen“, darunter konnte sie bestimmt nicht Rentner meinen, die bei Wind und Wetter Zeitung austragen müssen, um überhaupt Miete und Strom zu bedienen. Sie konnte auch nicht Menschen meinen, die für einen Hungerlohn gegen deutsche Rechtlage ausgebeutet werden. Sie konnte auch nicht
Menschen meinen, die drei Jobs brauchen, um in Deutschland zu überleben, oder Akademiker, die von einem Praktkum zum anderen Lohndumping durchgereicht werden.
Und ihre zweite Prämisse: Deutschland steht gut da, verstehe ich auch nicht. Sie konnte bestimmt nicht meinen, dass Wirtschaftsspezialisten sich bereits über deutsche Planlosigkeit lustig machen.
Die Unbeliebtheit in Europa ist fast nicht mehr zu übertrumpfen.
Waffen zu verschieben, um Menschen abzumurksen, dürfte auch nicht so prickelnd sein. Soldaten in über dreiundzwanzig Länder herumzuschicken, ist auch nicht das, was ich mir unter Verteidigung unseres
Deutschlands vorstelle.
Hätte sie doch gesagt:
Something is acceptable. Germany is commercialized and well done in economic thinking.
Das hätte ich wenigstens verstanden.
Es lebe Deutschland!
Da werden sie geholfen! Ich bin fick und fertig.