10. Kapitel
Als Carla und der Professor aus dem Auto stiegen wurden sie sofort von einer Gruppe kleiner Mädchen umringt, die nicht älter als vier oder fünf Jahre alt waren. Der Fahrer ihres Wagens war ebenfalls ausgestiegen, lehnte sich in aller Ruhe an die Motorhaube und gab Carla zu verstehen, dass sie sich ruhig erst den Kindern zuwenden könne, bevor sie ihn bezahlen würde. Die Mädchen hatten farbenfrohe hübsche Kleider an und hielten Ketten aus winzigen Glasperlen und kleinen Muscheln in der Hand. Kurz schoss
Carla in den Kopf, dass sie selbst noch nach keiner Muschel gesucht hatte. Auf die Frage des Professors, ob sie diese selbst aufgezogen hatten, nickten alle lächelnd mit dem Kopf.
Carla bezweifelte, dass die Mädchen den Professor verstanden hatten, aber freundliche Zustimmung und Lächeln gehörte eben zu den Balinesen. Unzweifelhaft wollten die Mädchen die Ketten verkaufen. Carla suchte sich eine bunte Kette bei der Kleinsten der Mädchen aus. Der Preis, den sie dafür bezahlte, war so gering, dass sie ein schlechtes Gewissen bekam und noch etwas dazulegen wollte. Aber sofort gab ihr der Professor ein Zeichen und sie gab der Kleinen nur den Betrag, den sie mit Hilfe ihrer
erhobenen Finger verlangt hatte. Der Professor kaufte den anderen Mädchen jeweils eine Kette ab, so dass er am Ende sechs bunte Perlenketten hatte.
„Auch die Kleinen wissen schon, was es heißt, das Gesicht zu verlieren“, sagte er.
„Sie hätten es noch nicht als Beleidigung aufgefasst, wenn Sie ihnen mehr Geld gegeben hätten, Frau Bern, aber sie hätten gespürt, dass es nicht richtig ist.“
Carla war dem Professor dankbar für seinen Hinweis und erwiderte:
„Sagen Sie mir nur, wenn ich etwas falsch mache. Sie kennen die Mentalität dieser Menschen besser.“
„Ich bin das erste Mal auf Bali. Aber meine Besuche auf Java haben mich einiges gelehrt.
Obwohl die Bevölkerung dort überwiegend muslemisch ist, haben die Indonesier doch eine gemeinsame Grundeinstellung. Ihre eigene und die Ehre anderer sollte nicht verletzt werden. Dabei spielt die Religionszugehörigkeit überhaupt keine Rolle. Es zählt nur der Mensch.“
Der Professor schaute lächelnd auf die Ketten, die er in der Hand hielt, und reichte sie Carla mit den Worten:
„Nehmen Sie die Ketten als bescheidenes Dankeschön, dass ich Sie heute begleiten durfte.“
Carla lachte und steckte die Ketten in ihre kleine Bastumhängetasche, die sie sich in Kuta gekauft hatte. Gestern, während ihres gemeinsamen Bummels durch Kuta, hatte sie
erwähnt, dass sie beabsichtige nach Mas zu fahren. Der Ort lag in der Region Ubud. Diese Region war das künstlerische Zentrum Balis. Holzschnitzer, Maler, Steinmetze und Batikkünstler lebten und arbeiteten dort schon seit Generationen. Das hatte sie in einem Prospekt gelesen, der auf einem Tisch in der Hotellobby lag. Als der Professor fragte ob er sie begleiten dürfe, hatte sie erfreut zugestimmt. Zum einen erhoffte sie sich durch die beruflichen Kenntnisse und seine bereits gesammelten Erfahrungen auf Java wertvolle Hinweise für den Umgang mit den einheimischen Künstlern und zum anderen war sie gern in seiner Gesellschaft. Während Carla den Fahrer ihres Wagens bezahlte - den Preis hatte sie schon vor
Antritt der Fahrt ausgehandelt - schaute der Professor auf einen großen Baum, der ungefähr dreißig Meter von ihnen entfernt stand. Als Carla interessiert zum Professor trat erklärte er:
„Dieser Baum ist der heilige Baum. Die Balinesen, aber auch andere Völker, nennen ihn Banyanbaum. Hier hat fast jedes Dorf im Ortszentrum solch einen Feigenbaum. Diese Bäume sind in der Regel sehr alt und werden niemals gefällt.“
Carla blickte nach oben und staunte über die ausladende Baumkrone. Dann wandte sie sich dem Professor zu, der einen prüfenden Blick in die Runde geworfen hatte.
„So“, sagte er unternehmungslustig, "jetzt werden wir uns nach einer
Holzschnitzwerkstatt umsehen.“
Mit einiger Mühe überquerten sie die Straße, auf der Mopedfahrer, jede Verkehrsregel missachtend, ihrem Ziel zustrebten. Kurze Zeit später standen sie vor einer Werkstatt, eigentlich mehr einer Galerie, in der Batikbilder verkauft wurden. Mit einem Lächeln hatten sich beide verständigt einen Blick auf die ausgestellten Werke zu werfen. Sie betraten einen Raum, der mehr einer Halle glich, an dessen Wänden eine Vielzahl großer und kleiner Bilder hingen. Außerdem standen überall Stellagen, in denen ebenfalls Bilder aufbewahrt wurden. Carla kannte bisher nur Batiktücher mit mehr oder weniger abstrakten Mustern, die sie auch in der kleinen Boutique gegenüber vom Supermarkt
kaufen konnte.
Was sie hier sah, waren Kunstwerke von explodierender Farbintensität, die mit wunderschönen Motiven den Betrachter fesselten. Sie hatte gelesen, dass in Indonesien die Wiege der Batikkunst stand. Diese Kunst wurde von Generation zu Generation in der eigenen Familie weitergegeben.
Viele Künstler arbeiteten aber auch als Lehrer und gaben ihr Wissen an einen größeren Kreis weiter.
Der Professor erzählte ihr von einem Batikkünstler, der über die Grenzen Indonesiens bekannt war und dessen Werke auf Ausstellungen in Amerika und Europa gezeigt wurden.
Auch in Deutschland gab es schon eine Ausstellung seiner Bilder. Carla blieb oft vor diesem oder jenem Bild stehen, um es bewundernd zu betrachten. Sie hätte den ganzen Tag in der Galerie zubringen können und es trotzdem nicht geschafft alle Bilder anzusehen. Sie wollte gerade ein Bild aus einer Stellage ziehen, als der Professor sie vorsichtig am Arm fasste und ihr zu verstehen gab, dass sie weiter müssten, wenn sie ihr eigentliches Ziel noch erreichen wollten. Er zwinkerte bei seinen Worten amüsiert mit den Augen. Sie riss sich vom Anblick der Bilder los und folgte ihm beinahe etwas unwillig auf die Straße. Als sie auf ihre Uhr blickte, musste sie dem Professor jedoch recht geben. Sie waren über eine Stunde in
der Galerie gewesen. Die Straße war nur mäßig von Touristen bevölkert; dafür um so mehr von einheimischen Frauen, die große Schalen aus Korb, in denen Obst und Blüten kunstvoll aufgetürmt waren, auf dem Kopf transportierten. Sogar auf den vorbeifahrenden Mopeds - dem beliebtesten Verkehrsmittel der Balinesen, wie es Carla schien - balancierten die auf dem Sozius sitzenden Frauen diese unzweifelhaft als Opfergabe zu erkennende Fracht.
„Wahrscheinlich findet eine größere Zeremonie in einem Tempel statt“, vermutete der Professor.
„Ich werde morgen den Tempel Tanah Lot besuchen“, sagte Carla.
„Den wollte ich mir ursprünglich auch
ansehen“, erwiderte der Professor.
„Doch mein Freund aus Jakarta empfahl mir einen Besuch des Pura Ulun Danu. Er ist wie Tanah Lot ein Wassertempel. In ihm wird der Wassergöttin Dewi Danu und auch Shiva und Vishnu geopfert.“
Während sie weiter nach einer Holzschnitzerei Ausschau hielten, erzählte der Professor von einigen Tempelbesuchen, die er auf Java gemacht hatte. Dabei war zu erkennen, wie ihn der Besuch der Tempelanlage Borobodur beeindruckt hatte.
„Dieses Bauwerk ist die größte buddhistische Tempelanlage Südostasiens und gehört zu den Schätzen der Welt“, erklärte er.
Carla erfuhr noch viel über Tempelanlagen,
Götter, hinduistische Priester sowie Sitten und Bräuche der hier lebenden Menschen.
Jetzt vermutete sie auch, das das Buch, dessen Titel ihr ein leichtes Unbehagen bereitet hatte, als sie es in der Hand des Professors auf dem Flughafen in Berlin sah, mit seinem beruflichen Interesse zusammenhing. Ab und zu blieben sie vor einer Garküche stehen, um die frischen Produkte in den Auslagen zu begutachten. Als sie um die nächste Ecke bogen, sahen sie den Eingang zu einer schon von außen erkennbar großen Holzschnitzwerkstatt. Beim Eintritt umfing sie der Geruch von Holz. Carla mochte diesen Geruch.
Er erinnerte sie an die Firma in Bremen, in der sie gearbeitet hatte.
Das Schiffsmobiliar, das dort hergestellt wurde, war zu neunzig Prozent aus Holz. Nur wenige Kunden entschieden sich für Kunststoff. Außerdem nahm Carla noch einen anderen Geruch wahr, der weniger intensiv aber etwas streng war. Wie sie später erfuhr, rührte dieser Geruch von einem bestimmten Öl, mit dem die Schnitzereien eingerieben wurden. Staunend und bewundernd betrachtete sie die großen und kleinen Figuren, die aus edlen Hölzern geschnitzt waren. Kleine Schilder gaben darüber Auskunft, wen oder was die Schnitzerei darstellte, wer der Künstler war und wann sie fertiggestellt wurde. An einigen Ausstellungsstücken war sogar die Zeit vermerkt, die der Künstler für sein Werk
benötigt hatte. Auch der Preis, für den die Figuren erstanden werden konnten, stand auf den Schildern. Ein Blick genügte und sie wusste, dass sie sich hier kein Souvenir würde kaufen können. Der Künstler, der die Tänzerin geschnitzt hatte, vor der sie gerade stand, hatte ein Jahr für diese Arbeit gebraucht. Jetzt konnte Carla sich auch die Preise erklären. Sie nahm eine Figur aus dunklem Holz vorsichtig in die Hand und las auf dem Schild `Garuda´.
„Das ist der Göttervogel“, erklärte der Professor und wandte sich einem lachenden Buddha zu, der ihn ganz besonders zu interessieren schien. Carla ging weiter und blieb immer wieder fasziniert vor der einen oder anderen Schnitzerei stehen. Sie
betrachtete Götter und Göttinnen, Dämonen, Fabelwesen aber auch Werke, die den Reisbauern beim Pflanzen zeigte oder den Fischer bei seiner Arbeit darstellte. Wie magisch angezogen steuerte sie auf eine Figur zu, die aus sehr hellem Holz geschnitzt war. `Varuna´ las sie auf dem dazugehörigen Schild. Weitere Angaben fehlten. Sie fuhr mit dem Finger über das glatte Holz, das einen leichten Duft ausströmte. Die Figur daneben war aus dem gleichen Holz und stellte ´Dewi Danu` dar. Auch hier hatte man auf weitere Erklärungen verzichtet. Es gab auch keine Preisangaben. Die Sorge etwas an diesen Kunstwerken zu beschädigen, hielt Carla davon ab, sie in die Hand zu nehmen und von allen Seiten zu betrachten.
„Varuna ist der Beschützer des Guten und der Rächer des Bösen“, hörte sie jemanden sagen. Als sie sich umdrehte stand hinter ihr ein kleiner Mann, gekleidet in einen braun und weiß gemusterten Sarong und einem einer Tunika ähnlichen weißen Hemd. Er sah sie eindringlich an. Sein dunkles Gesicht war von vielen Falten durchzogen und sein Haar fast weiß. Bevor sie etwas sagen konnte sprach er in holprigem Englisch weiter.
„Neben ihm ist die Göttin des Batursees. Sie ist die Gefährtin des Berggottes. Diese beiden Figuren wurden von einem Meister geschaffen, der diese Götter sehr verehrte. Sie halfen ihm vor langer Zeit aus großer Not.“
Carla kam weder dazu dem Mann für die
freundliche Information zu danken noch eine Frage zu stellen, denn er drehte sich um und verschwand zwischen den anderen Besuchern. Sie wendete sich wieder den Figuren zu und wunderte sich, dass offenbar nur sie, von ihnen so beeindruckt war, dass sie sich kaum losreißen konnte. Die anderen Besucher gingen achtlos vorbei und betrachteten andere Ausstellungsstücke. Sie drehte sich um und hielt Ausschau nach dem Professor. Fast am anderen Ende des Ausstellungsraumes entdeckte sie ihn. Als sie sich ihm näherte, bemerkte sie, dass er in einem Gespräch mit zwei Männern war, die etwas ratlos wirkten. Sie standen vor einem wunderschön geschnitzten Bilderrahmen. Da sie nicht stören wollte, blieb sie in einiger
Entfernung stehen und betrachtete noch einige Schnitzereien. Die Wortfetzen, die zu ihr herüberdrangen, konnte sie nicht entschlüsseln. Was war das für eine Sprache? Doch als der Professor sich verabschiedete, war sie sich fast sicher, dass es portugiesisch war.
Er beherrscht also auch diese Sprache dachte sie und blickte zu ihm hinüber. Er hatte sie schon bemerkt und trat zu ihr.
„Zwei Brasilianer, die mit der Umrechnung von USD in Brasilianische Real Probleme hatten“, erklärte er.
„Aber ich konnte ihnen auch nicht helfen“, meinte er mit einem Schulterzucken. Da alle Preise in der Holzschnitzerei in USD ausgewiesen waren und Carla ebenfalls
versucht hatte den Europreis zu errechnen, konnte sie das nachvollziehen. Da das auf dem Flughafen in Singapur getauschte Geld noch nicht aufgebraucht war, bestand keine Notwendigkeit für sie zur Bank zu gehen. Sie hatte keine Ahnung wie die Wechselkurse waren. Sie hatte nur grob geschätzt, wie viel Euro sie für einen kleinen Wasserbüffel aus Mahagoniholz hätte bezahlen müssen, und dann die Figur mit einem Seufzen zurück ins Regal gestellt. Carla fragte den Professor ob er Interesse hätte sich zwei Figuren anzusehen, die ihr besonders gut gefallen hatten.
„Eigentlich haben sie mich durch die Art der Darstellung berührt“, sagte sie.
„Als hätte der Künstler seine Seele in sie
hinein geschnitzt.“
Sofort willigte er ein und sie gingen den Weg zurück, den Carla gerade gekommen war. Dabei erzählte sie ihm von dem alten Mann und den Erklärungen, die dieser ihr gegeben hatte. Als sie an dem Platz angekommen waren, standen dort jedoch statt der erwarteten Kunstwerke zwei andere Figuren. Carla war enttäuscht und auch ein bisschen verwundert, denn die von ihr bewunderten Figuren hatten keine Preisangaben und waren offenbar unverkäuflich, so dass niemand sie erstanden haben konnte. Ein vorbeigehender Mitarbeiter der Werkstatt, den sie nach dem Verbleib der Figuren befragte, erwiderte jedoch, dass sie sich irren müsse, denn die gegenwärtig dort
stehenden Figuren würden dort schon einige Tage stehen. Carla schaute ihn ungläubig an und meinte an ihrem Verstand zweifeln zu müssen. Aufgeregt wandte sie sich dem Professor zu, der sie nachdenklich ansah.
„Vielleicht war es doch ein anderer Platz“, versuchte er sie zu beruhigen.
Aber Carla war sich sicher, dass sie genau an dieser Stelle gestanden hatte. Wieder kroch das Gefühl der Angst in ihr hoch, hüllte sie ein wie in einen Kokon, so dass sie für einen winzigen Augenblick ihr Umfeld gar nicht wahrnahm. Als der Professor ihr vorschlug, erst einmal ein Restaurant aufzusuchen und eine Kleinigkeit zu essen, blickte sie ihn verwirrt an. Willig ließ Carla sich aus der Werkstatt führen, zumal sie das
Gefühl hatte, dass ihre Knie gleich nachgeben würden.
In Gedanken versunken ging sie auf der Straße neben dem Professor und überlegte, was vor wenigen Minuten geschehen war. Was ging hier vor? Etwas Bedrohliches umgab sie. Sie spürte es mit jeder Faser ihres Körpers, war jedoch nicht fähig es in Worte zu fassen. Nachdem sie ein kleines Restaurant gefunden hatten, das ihnen beiden gefiel, musste der Professor sie überreden etwas zu essen. Schweigend und ohne Appetit stocherte sie in dem Reisbällchen auf ihrem Teller. Auch der Professor schwieg. Carla merkte, dass sich ihre Augen mit Tränen füllten und versuchte verzweifelt diese zu verbergen. Sie beugte
den Kopf etwas tiefer über den Teller, als ob sie auf diesem etwas begutachten wollte. Aber ihr gegenüber saß ein guter Beobachter.
„War das die erste merkwürdige Begebenheit, die Sie in letzter Zeit hatten?“
Carla blickte überrascht auf und wusste nicht was sie erwidern sollte. So schüttelte sie nur den Kopf und gab zu verstehen, gegenwärtig darüber nicht sprechen zu wollen. Seine grauen Augen, die sie mit so viel Wärme ansahen, hätten sie aber beinahe zum Reden bewegt, wenn nicht in diesem Augenblick eine Katze auf ihren Schoß gesprungen wäre. Erschrocken schrie Carla leise auf, musste aber dann genau wie der Professor über das zutrauliche Tier lachen.
Die Katze drehte sich zweimal und machte es sich dann auf Carlas Schoß bequem. Als sie von Carla behutsam gestreichelt und gekrault wurde, schnurrte sie zufrieden. Aufgeregt kam der Besitzer der Katze, der offenbar auch der Besitzer des Restaurants war, angelaufen und entschuldigte sich mit vielen Verbeugungen für das Benehmen der Katze. Er nahm sie auf den Arm und entfernte sich mit ihr. Dabei sprach er auf sie ein. Carla und der Professor nahmen an, dass das arme Tier wohl jetzt Vorhaltungen über sich ergehen lassen musste. Gleichzeitig erkannten sie aber auch den liebevollen Umgang des Besitzers mit seiner Katze. Dieses nette kleine Erlebnis hatte Carla Gelegenheit gegeben sich etwas zu
fangen. Inzwischen war es schon später Nachmittag und da gegen achtzehn Uhr die Sonne unterging, schlug Carla vor, ins Hotel zurückzufahren. Diesmal kümmerte sich der Professor um ein Auto für die Rückfahrt und handelte mit dem Fahrer den Preis aus. Während der Fahrt waren beide recht schweigsam. Jeder hing seinen Gedanken nach. Wobei die des Professors sich sehr von denen Carlas unterschieden. Als sie im Hotel ankamen war es schon dunkel. Der Professor verabschiedete sich sehr herzlich von Carla und riet ihr, nicht mehr über die heutige merkwürdige Begebenheit nachzudenken. Wenn sie es gerne möchte, bot er ihr an, könne man morgen darüber reden.
Carla sah ihn an und ohne dass sie es wollte fragte sie etwas unsicher:
„Wollen Sie nicht morgen zum Batursee mitkommen? Den ursprünglich geplanten Besuch des Tanah Lot verschiebe ich auf einen anderen Tag.“
Doch der Professor lehnte bedauernd ab, da er am nächsten Tag dringende Anrufe erwartete - möglichweise sogar einige Faxmeldungen erhielt, die in der Rezeption des Hotels eingehen würden - und somit den ganzen Tag im Hotel bleiben würde.
„Aber machen Sie sich keine Sorgen“, sagte er im Weggehen, „am Wassertempel wird ihnen nichts passieren.“
Carla dachte noch über die Worte des Professors nach als ihr die Koglers
begegneten, die gerade auf dem Weg zum Abendessen waren. Die beiden wollten Carla zum Mitkommen bewegen. Aber sie lehnte mit der Begründung ab, dass sie von ihrem Ausflug zu erschöpft sei und sich vielleicht später etwas vom Zimmerservice bringen lassen würde. Kurze Zeit später war sie in ihrem Zimmer. Sie öffnete die Terrassentür und lauschte auf das laute Rauschen des Meeres.
© KaraList
Erstveröffentlichung der Gesamtausgabe 09/2013
Albatros99 Meine Karla liebt ja auch Südostasien über alles und kennt sich mit der Mentalität und der Kultur dort gut aus. Ich weiß allerdings nicht, ob es auf ihren reisen immer so spannend zuging. Oftmals erzählt sie ja nicht alles. weiter so. Christine |