Un - frei - willig
Es gibt die Tage, da wandern die Erinnerungen in die Vergangenheit gehen dort spazieren und betrachten das Eine und das Andere welches einem widerfahren ist.
So gingen auch meine Gedanken spazieren als mich eine kürzlich durchlebte Grippe vollkommen Schach Matt gesetzt hat. Da lag ich nun in meinem Bett und es schlug sich das Buch der Vergangenheit auf. Es ging weit zurück in jener Zeit, als es mich die ersten Male völlig aus den Ruder geworfen hatte. Damals räumte ich so
manche Nacht all meine Schränke auf, damit meine Kinder die noch klein waren keineswegs ein Chaos auferlegt bekommen. Denn wenn es mir schlecht ging und ich kraftlos war, fühlte ich auch mein Ende auf mich zukommen. Viel zu erschlagen hatte mich das frühe Ableben meines geliebten Mannes. Dieses Gefühl verfolgte mich bis ich selbst meine dreißig erreicht hatte und danach ging es Berg auf und auch mal durch tiefe Täler. Eigentlich ganz normal aus heutiger Sicht.
Diesen Sparziergang könnte ich auch so beschreiben, das sich mein Seelenschrank geöffnet hat und all mein
er- und durchlebtes stand zur freien Betrachtung mir zur Verfügung. Einige Erinnerungen hingen auf einem Bügel. Es sind jene die sich schnell in mir Manifestiert haben und bestimmend fürs eigene handeln wurden. Es gab auch Erinnerungen die ich sorgfältig schon vom Bügel des schnelleren Zugriffes abgehangen habe und sie des bewusst Werdens zusammen legte, damit sie die Chance eröffnet im Leben auch andere Erfahrungen zu lassen zu können. Es ist zu vergleichen wie ein aufräumen. Im ordentlichen Kleiderschrank findet man sich genau so gut zurecht, wie wenn man selbst aufgeräumt, also die Bilanz des eigenen Lebens zieht.
So manch ein Ereignis ist auf einmal ganz nah. Da war die junge Frau, der ich in meinem Leben begegnet bin und die wenig Selbstvertrauen hatte. Sie trug ein Kopftuch und fühlte sich offensichtlich damit nicht wohl. Mit dem eigenem Wissen was man hat, überträgt man es auch nach außen, alle wissen was man gerade selbst durchlebt. Sie stand kurz vor der Beendigung ihrer Chemotherapie. Vorsichtig sprach ich sie damals an, woher ich diesen Mut hatte ist mir immer noch ein Rätsel, ich tat es. Wir sprachen über dies und das, sie bemerkte schnell das ich sie gut verstehen konnte. Ich bat sie es einfach zu versuchen, es einfach auszuprobieren
wie die Anderen dann darauf reagieren wird sie ja sehen. Am nächsten Morgen fehlte ihr markantes Kopftuch, eine wunderschöne Frau mit längerem dunklem Haar stand da mitten unter uns. Ihre Augen sie leuchteten, es war eine Freude sie so erleben zu dürfen und wenn es auch nicht lange bei ihr anhielt, war es ein unbeschreiblich schöner Moment. Es lag tiefer, was sie damals dann für sich selbst aufdeckte und ihr Leben stark beeinflusste.
Ihr Lächeln ist mir geblieben, ja wir begleiten uns alle ein Stück des eigenen Lebens mit.
Wie lange war ich gehemmt, direkt das
zu beschreiben, was mir wirklich auf dem Herzen lag. Wie oft wog ich das für und wieder miteinander ab. Es ist so zu verstehen, das man sich nicht alles anzieht obwohl es einem besonders gut stehen würde. Man sieht sich selbst anders als andere einem betrachten. Gerade Frauen gehen da oftmals sehr selbstkritisch mit sich um.
Es waren die eigenen Bedenken, die einem immer wieder Stolpersteine in den Weg legten. Irgendwann faste ich all mein Mut zusammen und ging auf eine Person zu und fragte bei ihr nach, ob ich das, (ich beschrieb dieser Person mein Anliegen, mit welchen auch sie sich auseinandersetzen musste) schreiben
könnte. Weil es mich bedrückt und auf meiner Seele liegt.
Bewundernswert, war diese Antwort die ich daraufhin bekam. Von ihr selbst kein Feedback zu dieser Sache, dafür jedoch eine klare Ansage. Das sind deine Gedanken und deine Gefühle, sie gehören dir und da kann ich keinesfalls zu dir sagen ob es richtig oder falsch ist sie zu orten. Das musst du mit dir selbst ausmachen.
Es brauchte seine Zeit, bis diese bedeutende Botschaft bei mir im Inneren auch ankam.
Erinnerte mich auch an die Zeit, als ich meinen zweiten Beruf ausführe und was
dieser auch mit und aus mir gemacht hat. Ich war mit ganzem Herzblut dabei und fühlte mich in die Menschen mit hinein. Da gab es Situationen, die ich so nicht nachvollziehen konnte. Ich habe ja auch nicht das Recht für andere zu entscheiden. Entscheidend war das, was sich tief in mir eingegraben hat und diesem wurde ich bei dieser Betrachtung sehr bewusst. Es stärkte besonders meine eigene Ansicht mein eigenen Standpunkt, wie ich Dinge beurteilen und betrachten möchte.
Das Leben schenkt uns manchmal Zeit, auch wenn wir sie ungern respektieren. Es schenkt uns Zeit
es gelassen zu betrachten in dem es sich mit der Zeit weiter entwickelt und voranschreitet.
Keiner weiß im voraus, was es mit und aus einem macht. Dafür spürt man die Augenblicke des Lebens, denen man seine eigene Aufmerksamkeit schenkt. Es pulsiert das Leben in jenem Augenblick der gerade präsent ist. Wir dürfen oder müssen (un)freiwillig es mit erleben, je nach eigener Interpretation wird es sich für jeden einzelnen situationsbezogen fügen.
Ich wünsche all meinen Lesern
eine angenehme Zeit
eure Petra-Josie
CC BY-NC-ND © 29.02.2016 Petra-Josephine