Nach den Ereignissen in der fliegenden Stadt ist Galren Lahaye nach Hamad zurückgekehrt. Der Friede jedoch ist von kurzer Dauer und als er Opfer eines Angriffs wird, scheint es, als habe der Tod seines Vaters nur etwas viel gefährlicheres auf den Plan gerufen. Währenddessen bleibt auch der Rest des Landes von den aufziehenden Schatten nicht unberührt. In Helike verlieren die Archonten immer mehr an Einfluss und die Jahrhundertealte Ordnung droht zu Staub zu zerfallen. Unfähig, den Urheber der Unruhen zu finden, bittet der
Archont Wys Carmine schließlich die Magier von Maras um Hilfe…
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,, Also gut. Ich gebe auf…“ Sie waren längst alle mit dem Essen fertig, bis Erik endlich zugab, dass er geschlagen war. Eine halbe Ewigkeit hatte er über seinen verbliebenen Steinen gebrütet, nun jedoch legte er sie schließlich Beiseite. Er bedachte die restlichen Fische mit einem bedauernden Blick, während Elin mit einem kleinen Jauchzen aufsprang. Mit einem Satz war sie bei dem verbliebenen Teller und machte sich darüber her. Eriks Mine hatte mittlerweile wirklich etwas wehleidiges,
während er dabei zusah und begann, die Steine zusammen zu räumen. Mit einem Seufzten erhob er sich schließlich ebenfalls und setzte sich zu ihnen an das mittlerweile heruntergebrannte Feuer. Nur noch vereinzelte Glutnester glommen zwischen der Asche und den verbrannten Balken und ein dünner Rauchfaden zog sich hinauf zum dunkler werdenden Himmel. Cyrus hatte mittlerweile damit begonnen, einen Weinschlauch herumgehen zu lassen, den er wohl irgendwo aufgetrieben hatte und Erik nahm ihm den Beutel ohne ein Wort ab und nahm erst einmal einen tiefen Schluck. Der Tag war mittlerweile bereits
fortgeschritten und die Schatten im Tal wurden langsam länger. Besonders die hohen Felswände tauchten bereits einen großen Teil des Landes in Dunkelheit, doch hier oben auf der kleinen Anhöhe über dem Fluss blieb es wohl noch etwas länger hell. Trotzdem wurde die Luft bereits kühler und die Steine begannen die Wärme des Tages abzustrahlen. ,,Keine Spiele mehr.“ , meinte der Arzt seufzend, als er den Weinschlauch weitergab. Elin hatte mittlerweile bereits einen der Fische verschlungen und kaum mehr als ein paar Gräten übrig gelassen. ,, In meinem Alter kann man nicht mehr so einfach auf eine Mahlzeit
verzichten… ,, Also gut.“ , seufzte die Gejarn schließlich. ,, Heute will ich mal Gnade vor Recht ergehen lassen.“ Elin hatte sich dem Alten genau gegenüber gesetzt und reichte ihm schließlich zumindest einen der Fische weiter. ,, Aber nur weil ich mir euer Gejammer nicht den ganzen Abend anhören will. Normalerweise hält man sich an Abmachungen. Alles andere ist nur schlecht fürs Geschäft.“ ,, Götter ,Mädchen, ich wäre sonst auch verhungert, bis wir das Lager wieder erreicht hätten.“ , meinte der Alte lachend und schlug auch schon die Zähne in den Fisch, als hätte er sei Tagen nichts gegessen, dabei konnte es
eigentlich höchstens ein paar Stunden her sein. Galren bekam nicht einmal mehr mit, ob er sich die Mühe machte, die Gräten zu entfernen. ,, Aber es ist viel zu lange her, das mich jemand geschlagen hat.“ , meinte der Arzt bewundernd und misstrauisch zugleich. ,, Wann war den das letzte mal ? Oder besser, gegen wen ?“ , wollte Cyrus wissen. Der Wolf hatte wohl immer noch nicht ganz überwunden, das Erik ihn zuvor dreimal geschlagen hatte… nur um dann sofort von seiner Tochter übertrumpft zu werden. ,,Nun. Eine ganze Weile. Ich bezweifle wirklich, dass einer von euch auch nur geboren war.“ , antwortete der Arzt
zwischen zwei Bissen. ,, Und wenn sich der Herr des Feuers jetzt als Gott anbeten lässt…dann wohl genau gegen einen solchen.“ ,, Deshalb wisst ihr also so viel über die Unsterblichen ? Und das sie keine Legende sind ?“Armell schien ihm nicht ganz zu glauben. Und wenn Galren ehrlich zu sich war, tat er das auch nicht. Irgendetwas an diesem Mann war schlicht seltsam, so freundlich er war. ,, Unter anderem.“ Erik hatte mittlerweile den Fisch bis auf die Gräten abgenagt und begann selbst diese noch sauber zu kratzen. Sein Tonfall machte deutlich, dass er nicht weiter darüber sprechen würde. Irgendetwas verschwieg
dieser Mann ihnen, dachte Armell. Nun, sie würden es entweder erfahren oder nicht. Es gab bereits genug Rätsel, mit denen sie sich herumplagen durften. Und immerhin half ihnen der Alte wenigstens. ,, Eine Sache müsst ihr mir allerdings verraten.“ Der Weinschlauch war mittlerweile zu ihr gewandert und sie nahm einen kleinen Schluck. ,, Was hat einen Arzt aus Vara dazu gebracht eine Ausgrabung mitten im Nirgendwo anzuführen?“ ,, Abwechslung, vor allem. Oder die Suche danach. Wart ihr schon einmal in Vara ?“ ,, Vor einigen Jahren.“ , antwortete sie.
Die Stadt, in mitten der Herzlande gelegen, war vor allem für ihre Universität bekannt. Wo andernorts der Palast oder die Burg eines Fürsten aufragte, befand sich dort nur der weitläufige Komplex aus Bibliotheken, Sälen und Gärten, der tausenden von Menschen aus dem ganzen Land anzog. Der Patrizier der Stadt hingegen lebte lediglich in einem kleinen Herrenhaus und vermutlich waren die Magister der Universität ohnehin längst die eigentlichen Herrn Varas. Doch zu politischen Spannungen war es deshalb nie gekommen, stattdessen herrschte zwischen eigentlichem Stadtherr und der Universität ein schweigendes
Übereinkommen, sich aus den Angelegenheiten des jeweils anderen herauszuhalten. ,, Dann wisst ihr ja, wie es dort ist. Da wäre ich nur eingerostet. Ruhig ist eine Untertreibung wenn man von Vara spricht. Es ist kein Ort für jemanden wie mich.“ ,, Also sucht ihr das Abenteuer ?“ Armell konnte sich tatsächlich nicht vorstellen, dass dieser Mann ruhig in einer Bibliothek saß oder gar Stunden damit zubrachte, andere zu unterrichten. Doch hier draußen schien er sich trotz seines Alters seltsam wohl zu fühlen. ,, Ein wenig.“ Der Arzt grinste und zu ihrer eigenen Überraschung lächelte
Armell ebenfalls. Es war schwach und sie bezweifelte, das es jemanden auffiel, aber… es war ein Anfang nicht? ,, Zeitweise habe ich sogar in der Garde gedient.“ , fuhr Erik derweil fort. ,, Als Feldarzt ist man bei den Truppen eigentlich immer gerne gesehen und ich bin gleichzeitig herumgekommen. Sonst hätte ich Cyrus hier wohl auch nie kennengelernt.“ ,, Erinnert mich nicht.“ , erwiderte der Wolf. ,, Wir hatten grade einen Angriff aus Laos überstanden, ich hatte einen fehlgegangene Kugle zwischen den Rippen und eigentlich schon halb mit meinem Leben abgeschlossen…“ ,, Tja unser Freund hier ist eben der
reinste Kugelfänger.“ Der Arzt legte das Fischgerippe bei Seite und begann seine Taschen nach pfeife und Tabak zu durchsuchen, die er auch bald fand. ,, Nur gut, das ich meist in der Nähe war um ihn wieder zusammen zu flicken. Und als die Universität jemanden suchte, der eine Expedition hierher anführen wollte, habe ich mich sofort freiwillig gemeldet. Ehrlich gesagt… ich war einer der einzigen. Keiner dieser piekfeinen Gelehrten war wild drauf die nächsten Monate bei Brütender Hitze im Schutt zu wühlen.“ ,, Und euch viel natürlich nichts Besseres ein, als uns gleich mitzuschleppen.“ , erwiderte
Eden. ,, Ich habe nur gefragt. Und es ist nicht so, das ihr Beide euch wirklich beklagt hätte. Ich meine, was macht ihr denn ohne mich…“ Statt einer Antwort warfen die beiden Gejarn sich nur einen vielsagenden Blick zu. ,, Wisst ihr was , vergesst es, ich will es gar nicht wissen.“ ,, Und die Gejarn ?“ , wollte Armell nun wissen. ,, Ich dachte ja eigentlich, die Clans leben eher zurückgezogen. Wie habt ihr es geschafft, sie dazu zu bringen, für euch zu arbeiten?“ ,, Sagen wir doch einfach, eine ihrer Ältesten ist eine gute Freundin von mir und
schuldet mir noch den ein oder anderen gefallen.“ Offenbar war es dem Mann unangenehm, weiter darüber zu reden. Stattdessen zündete er lediglich die Pfeife an und lehnte sich gegen einen Felsen. Eden jedoch schien zu wissen, von wem Erik sprach. ,, Mhari ?“ , fragte sie lediglich und ihre Stimme klang dabei so, als müsste sie sich ein grinsen verkneifen. Die Erwähnung des Namens sorgte dafür, dass Eriks Züge einen säuerlichen Ausdruck annahmen. Wütend zog er an seiner Pfeife und blies den Rauch absichtlich in ihre Richtung. Offenbar war das ein Wunder Punkt. ,, Wen ihr
wüsstet. Diese Frau macht mehr Ärger, als ihr und das will was heißen. Euch habe ich mindestens so oft wieder auf die Beine bringen dürfen, wie den Wolf. Manchmal verfluche ich sie mehr als ihr euch vorstellen könnte… und dann wieder… ich brauche sie schlicht.“ Er seufzte und das Eingeständnis schien ihm schwer zu fallen. ,,Sagt bloß ihr beide liegt euch immer noch in den Haaren ?“ Cyrus sah Erik nur ungläubig an. Offenbar wusste auch er, von wem gesprochen wurde. Armell jedoch blieb nur übrig, ratlos zuzuhören. ,, Herr Wolf, wenn ihr auch nur die leiseste Ahnung hättet, wie tief dieser Streit geht, würdet ihr nicht von noch
sprechen.“ ,, Wer ist diese Mhari eigentlich ?“ ,,Sie ist nicht zuletzt der andere Grund…“ , erwiderte der Arzt düster. Viel später dann, als das Feuer völlig erloschen und sowohl Wien als auch Fisch nur noch eine ferne Erinnerung waren, machten sie sich schließlich an den Rückweg ins Hauptlager der Expedition. Der Fluss schimmerte wie ein Band aus Silber und reflektierte Sterne und Mondlicht. Ansonsten jedoch war das gesamte Tal in Dunkelheit versunken, während sie sich ihren Weg am Ufer entlang suchten. Die Ruinen ragten als düstere Schatten um sie herum auf und in der Dunkelheit, wo man die
Schäden und den Verfall nicht sehen konnte, war es fast, als könnte man einen Blick darauf erhaschen, wie diese Stadt einst gewesen sein mochte. Bögen und Säulen, die wie Finger zum Himmel zeigten und verfallene Straßen genauso wie Hauseingänge überspannten. Erneut fragte Galren sich, wie viele einst hier gelebt haben mochten. Es machte keinen Unterschied, gab es doch auch in den Herzlanden und im restlichen Canton ähnliche Orte. Nur waren diese meist um einiges kleiner oder bereits so verfallen, das man ihre einstige Ausdehnung nicht mehr abschätzen konnte. Das alte Volk war bereits vor Jahrtausenden verschwunden und was von ihnen
geblieben war, zerfiel mehr und mehr zu dem gleichen Staub, der das gesamte Tal hier bedeckte. Hoffentlich hatte die Antworten, die er suchte nicht das gleiche Schicksal ereilt. Bisher gab es keinen Hinweis darauf, dass sie auch nur auf der richtigen Spur waren. Hoffentlich verschwendeten sie nicht nur Zeit. Wenn Erik nicht fand, was er suchte… Vor ihnen tauchten nun langsam die ersten Zelte auf und Galren ließ sich etwas zurückfallen, bis er auf gleicher Höhe mit Elin war, die das Schlusslicht der Gruppe bildete. ,, Jetzt sei ehrlich… wie hast du das gemacht ?“ , fragte er. Auch wenn in der
Dunkelheit von ihr nur ein Schemen zu sehen war, bemerkte er doch das weiße Aufblitzen ihrer Zähne, als siegrinsend verstand, was er meinte . ,, Das Glück dieses Mannes ist nicht normal…“ ,, Mag sein, aber er überlässt es immer noch dem Zufall. Ich sorge lieber für mein eigenes.“ Mit diesen Worten holte sie vor Galrens staunenden Augen eine Handvoll Steine hervor, die eben noch in ihrem Ärmel oder den Taschen verborgen gewesen waren. Jeder davon trug die gleichen Markierungen wie die, die Erk verwendet hatte. Vermutlich waren es sogar seine… Hatte sie tatsächlich vor ihrer aller Augen ein paar Steine an sich gebracht und dann
mit jenen, die ihr der Arzt gegeben hatte vertauscht? Er hatte nicht einmal mitbekommen, dass welche Gefehlt hätten, oder wann sie Gelegenheit dafür hatte. Manchmal waren Elins Fähigkeiten tatsächlich unheimlich. ,, So etwas macht dir Spaß.“ , stellte er fest. ,,Und ob…“ Das war genau die Antwort, mit der er gerechnet hatte. ,, Aber du kennst Erik nicht so lange wie ich. Manchmal muss ihm jemand einen Dämpfer verpassen, sonst wird er zu selbstsicher. Und wie meine Mutter einmal erzählt hat, wenn er zu selbstsicher wird, fängt er an verrückte Sachen zu tun.“ ,,
Verrückter als das hier ? Du bist einfach unverbesserlich, oder ?“ , fragte Galren lachend. Erik hatte verloren, weil sie es schlicht nicht konnte. ,, Ich hasse es zu verlieren. Und manche Dinge überlasse ich eben ungern dem Zufall.“ , erklärte sie. ,, Und du wirst dich nie ändern.“. Er warf einen raschen Blick nach vorne, wo die anderen bereits zwischen den ersten Zelten verschwanden, dann legte er einen Arm um sie und zog sie an sich. ,, Sollte ich denn ?“ , fragte Elin und klang dabei so unschuldig , als könnte sie kein Wässerchen trüben. Statt sofort zu antworten, zog er sie lediglich an sich und hauche ihr einen
Kuss auf die Lippen. ,, Bloß nicht.“, flüsterte er und meinte es auch so. Es gab sonst niemanden wie sie, dachte er. Nicht für ihn. Und er hatte sie genau so lieben gelernt, wie sie war, dieses verwilderte Mädchen, das sich niemanden so leicht beugen würde. Und sei es nur eines Spieles wegen.
EagleWriter Ich glaube aus dem Bruchteil kannst du schon Prozent machen ^^ Im einstelligen Bereich^^. lg E:W |