Romane & Erzählungen
Mira & Dawson - 19. Kapitel

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"Mira & Dawson - Eine unmögliche Liebe"
Veröffentlicht am 24. Februar 2016, 34 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
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Über den Autor:

22 Jahre jung und Studentin im 6.Semester Soziale Arbeit. Schon als ich klein war, habe ich es geliebt mir Geschichten auszudenken und diese aufzuschreiben, außerdem lese ich viel und gerne. Es ist einfach ein tolles Gefühl neue Welten, Charaktere und Handlungen zu erschaffen. Ich liebe das Gefühl völlig ins Schreiben vertieft zu sein und sowohl die Zeit als auch alles andere um mich herum zu vergessen.
Mira & Dawson - Eine unmögliche Liebe

Mira & Dawson - 19. Kapitel

19. kapitel

„Was soll das heißen, du willst nicht feiern?“, fragte Toby enttäuscht. Er sah mich aus seinen großen braunen Rehaugen an und verzog seine Lippen zu einem Schmollmund. „Hör auf damit!“ Ich warf ihm ein Kissen ins Gesicht und lachte. Es war der 23.Januar. Meine Freunde hatten es sich auf meinem Sofa und dem Fußboden gemütlich gemacht. Auch Raffael war unter ihnen. Er gehörte inzwischen zu uns und war außerhalb der RDA aus unserer Gruppe gar nicht mehr wegzudenken. In weniger als zwei Wochen würde ich

meinen zwanzigsten Geburtstag begehen und jeder in diesem Zimmer war der Ansicht, dass dies ein Grund zum Feiern wäre. Meine Meinung spielte dabei keine Rolle. „Ich habe einfach keine Lust. Wir hatten gerade erst Weihnachten, die Gala und Silvester. Mein Bedarf an großen Feierlichkeiten ist fürs Erste gedeckt“, meinte ich schnaubend. Cora seufzte. „Du bist doch keine achtzig! Du bist jung und da feiert man solche Tage!“ „Warum liegt euch das überhaupt so sehr am Herzen? Raffael, du hast doch auch bald Geburtstag oder?“ Er nickte. „Na also, da habt ihr euer Opfer. Lasst ihn doch eine Party schmeißen.“ Raffael

lachte. „Oh ja es wird eine Party geben“, gab er zu. Ich nickte zufrieden und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Aber die wird sterbenslangweilig werden. Ein Haus voller alter Leute, Freunde meiner Eltern, die Einfluss und Geld haben. Davor drücken kann ich mich leider nicht. Ihr könnt froh sein, dass ich euch nicht dazu einlade.“ Entschuldigend zuckte er mit den Schultern und lehnte sich dann wieder zurück in die Kissen. Ich stieß frustriert die Luft aus. Resigniert gab ich auf und hob kapitulierend die Hände. „Na schön. Eine kleine Party, gar nicht mal als das zu bezeichnen. Nur ihr, mein Dad und

vielleicht noch sein bester Freund Richard. Aber das war´s!“ Beths Augen blitzten. Ich bereute es bereits jetzt, mich darauf eingelassen zu haben. Seit meine Mutter tot war, vermied ich es, meinen Geburtstag zu feiern. Es war danach einfach nicht mehr das gleiche gewesen. Leise klopfte es an meiner Tür und Dad steckte den Kopf ins Zimmer. Er winkte meinen Freunden kurz zu und sagte: „Ich mache mich jetzt auf den Weg Mira. Wenn etwas ist, ruf mich an.“ „Viel Glück!“, meinte ich, woraufhin er die Tür hinter sich schloss und das Haus verließ. Ihm ging es deutlich besser. Erst vor

wenigen Tagen war es aus der Reha zurückgekehrt. Er sollte sich in nächster Zeit noch schonen und alles etwas langsamer angehen lassen, doch die Zeichen standen gut, dass er wieder ganz der Alte werden würde. „Was hat dein Dad vor? Er hat sich ja richtig schick gemacht“, holte Toby mich aus meinen Gedanken. Ich grinste bis über beide Ohren. „Er hat ein Date.“ „Nicht dein Ernst!“, sagte er überrascht mit hochgezogenen Augenbrauen und weit aufgerissenen Augen. Ich nickte. „Es ist seine erste Verabredung seit Mum... Es ist nicht leicht für ihn, aber ich denke, eine neue Freundin könnte ihm wirklich guttun.“

„Wer ist sie?“, fragte Beth. „Ihr Name ist Hannah. Sie war seine Krankenschwester in Oxford.“ Nachdem er aus der Reha zurück war, hatten wir uns noch einmal unterhalten und ich hatte ihn ermutigt, bei ihr auf Station vorbeizugehen. Es war wohl ganz gut gelaufen und nun hatten sie eine Verabredung zum Abendessen. Ich freute mich für ihn. Er hatte es mehr als jeder andere verdient, glücklich zu sein. Und wenn diese Frau es schaffte, ihn glücklich zu machen, würde ich dem nicht im Wege stehen. Am nächsten Morgen wachte ich noch vor dem ersten Sonnenstrahl auf. Ich

fühlte mich wie gerädert und hatte starke Kopfschmerzen. Stöhnend drehte ich mich auf die Seite und drückte meine Hände an die pochenden Schläfen. Wo kam das denn auf einmal her? Der Drang, mich übergeben zu müssen, war überwältigend. Schnell schlug ich die Decke zurück und torkelte mehr als dass ich lief durch das Zimmer Richtung Tür. In meinem Kopf drehte sich alles. Ich fühlte mich, als wäre ich betrunken, dabei hatte ich das letzte Glas Alkohol an Silvester getrunken. Irgendwie schaffte ich es die Treppe herunter ohne dabei zu stürzen. Ich lief

gegen die Badezimmertür und hielt mir benommen den Kopf. Dann drückte ich die Tür auf und schaffte es gerade noch rechtzeitig zur Toilette, als ich auch schon meinen gesamten Mageninhalt ausspie. Der Geruch meines Erbrochenem stieg mir in die Nase und ließ mich gleich noch mehr würgen. Kalter Schweiß stand mir im Nacken. Mein Körper zitterte unkontrolliert. Als sich mein Magen soweit wieder beruhigt hatte, zog ich mich am Waschbecken nach oben. Blind tastete ich in der Dunkelheit nach dem Lichtschalter. Als die Deckenlampe zum Leben erwachten und das Bad in helles Licht

tauchte, fuhr ein stechender Schmerz in meine Augen und mein Magen begehrte erneut auf. Sofort betätigte ich noch einmal den Schalter und genoss die vollkommene Schwärze, die mich daraufhin umgab. Was war denn plötzlich mit mir los? So miserabel hatte ich mich in meinem gesamten Leben noch nicht gefühlt! Hatte ich die Grippe? Das durfte nicht wahr sein! Ich durfte nicht krank werden! Erschöpft ließ ich mich wieder zurück auf den Boden gleiten. Es war zu anstrengend den Kopf oben zu halten, also bettete ich ihn vorsichtig auf den Fliesen. Die Kälte an meiner Haut war

unbeschreiblich wohltuend. Wenig später döste ich ein, driftete ab in einen unruhigen Schlaf, in dem mich die Schmerzen weiter verfolgten. Ich wachte auf als ich den Duft von frischem Kaffee und Toast wahrnahm. Schnell richtete ich mich auf, um nach der Toilette zu greifen. Doch meine Hand fasste ins Leere. Schlaftrunken öffnete ich die Augen und stellte verwundert fest, dass ich mich in meinem Bett befand. Wie war ich hierher gekommen? Doch die Antwort auf diese Frage musste warten, denn mir drehte sich erneut der Magen um und ich musste würgen. Ein Eimer tauchte vor meinem Gesicht

auf. Dankbar nahm ich ihn entgegen und übergab mich erneut. Ziemlich geräuschvoll! Beschämt ließ ich den Eimer sinken und blickte in die sorgenvollen Augen von Dawson. Wie peinlich! Vorsichtig, als hätte er Angst, mir mit seinen Berührungen wehzutun, strich er mir eine Strähne aus dem verschwitzten Gesicht. „Besser?“, wollte er wissen. Zu gern hätte ich genickt und gesagt, dass jetzt alles wieder gut sei, doch erstens tat mein Kopf noch immer höllisch weh, sodass ich ihn lieber nicht bewegen wollte und zweitens wäre es eine Lüge gewesen. Mir ging es nach wie vor

schrecklich! Den gesamten Tag verbrachte ich mehr oder weniger schlafend im Bett. Jede Bewegung sendete unerträgliche Schmerzen in jede Zelle meines Körpers. Ständig musste ich mich übergeben und konnte nicht einmal Tee und trockenen Toast bei mir behalten. Das Tageslicht stach in meinen Augen, jedes Geräusch hämmerte wie hunderte Pressluftbohrer in meinen Ohren. Dawson wollte helfen, aber selbst seine Anwesenheit verschaffte mir keine Linderung. Jede noch so kleine Berührung von ihm schmerzte, sodass er bald so weit wie möglich auf dem Bett von mir abrückte und mich gequält

betrachtete. Da heute Sonntag war, hatten die Apotheken geschlossen, doch Hannah, die Frau mit der Dad ausging, brachte am späten Vormittag ein paar Schmerztabletten vorbei, die sie noch in ihrem privaten Medikamentenvorrat hatte. Es konnte sehr praktisch sein, wenn der Vater mit einer Krankenschwester ausging. Nach der dritten Tablette gelang es mir am frühen Abend endlich, in einen tiefen traumlosen Schlaf zu fallen. Ich konnte nur hoffen, dass ich am Morgen wieder fit genug sein würde, um zur Schule gehen zu können. Dawson wich mir nicht eine Sekunde von

der Seite. Die ganze Nacht über hielt er mich schützend in seinen Armen und als der Wecker klingelte, stellte ich erleichtert fest, dass der Schmerz und die Übelkeit verflogen waren. Vermutlich war es ein einfacher Infekt, eine Ein-Tag-Grippe. „Mir geht es gut“, wiederholte ich mich zum gefühlt hundertsten Mal, dabei hatte ich noch nicht einmal das Frühstück beendet. Doch Dawson beäugte mich noch immer mit kritischem Blick. „Vielleicht solltest du heute zu Hause bleiben.“ Entgeistert erwiderte ich seinen Blick und fuchtelte mit dem Löffel vor seiner Nase herum, um meinen nächsten Worten Ausdruck zu verleihen.

„Du weißt genauso gut wie ich, dass das nicht möglich ist.“ Frustriert seufzte er und fuhr sich mir der Hand durch das kurze Haar. Ich stellte die Müslischale in die Spüle, nahm meinen Rucksack und hauchte ihm im Vorbeigehen einen Kuss auf die Wange, sagte noch „bis später“, und machte mich dann auf den Weg zur RDA. Der Tag verlief ruhig und ohne den leisesten Anflug von Kopfschmerzen oder Übelkeit. Und auch der Rest der Woche zog ereignislos an mir vorbei. In den Pausen steckten meine Freunde die Köpfe zusammen, um sich Gedanken über meine „Party“ zu machen. An diesem Punkt hörte ich immer nur mit

halben Ohr zu. Ohnehin musste ich feststellen, dass ich in letzter Zeit seltsam abgelenkt war. Ich konnte mich kaum auf ein Gespräch, oder den vorgetragenen Unterrichtsstoff konzentrieren. Am Freitag musste mir Ms Hillard ganze drei Mal ein und die selbe Hebefigur erklären, bis ich verstand, was ich tun sollte. Am Montag wurde es noch schlimmer. Im Ballettunterricht kam ich nicht hinterher, vergaß ganze Schrittfolgen und kam einmal so aus dem Takt, dass Ms Harper die Musik unterbrach und wir alle dank mir von vorn beginnen mussten. In der nächsten Runde verlor ich dann plötzlich bei einer simplen Drehung mein

Gleichgewicht und landete auf dem Hintern. „Mirika, würden Sie bitte kurz hierbleiben. Die anderen können gehen“, sagte Ms Harper am Ende des Unterrichts und löste so einen Funken Panik in mir aus. Natürlich war ihr aufgefallen, wie schlecht ich heute gewesen war. Cicely warf mir einen höhnischen Blick zu. „Geht es Ihnen nicht gut?“, fragte sie auch schon, kaum dass der letzte Schüler den Raum verlassen hatte. Verlegen spiele ich am Saum meines Shirts herum. „Nein, es ist alles in Ordnung“, setzte ich an. „Es ist nur...“, ja, was eigentlich? Doch Ms Harper wies mich mit einer knappen Handbewegung an, den Mund zu

halten. „Es ist mir egal. Solange Sie nicht mit gebrochenen Beinen im Krankenhaus liegen, kümmern mich Ihre kleinen Probleme nicht. Ich möchte, dass Sie das regeln. In meinem Unterricht dulde ich eine solche Stümperei nicht! Nur weil Sie bei der Gala eine passable Leistung erbracht haben, heißt das nicht, dass Sie sich jetzt faul zurücklehnen können.“ Ich schüttelte den Kopf und wollte widersprechen, aber wieder brachte sie mich mit einer Handbewegung zum Schweigen. „Gehen Sie!“, sagte sie ernst und drehte mir den Rücken zu. Niedergeschlagen brachte ich den Tag hinter mich. Und auch am Tag darauf war

meine Stimmung im Keller. Wurde ich in den Theoriestunden aufgerufen, wusste ich die Antwort nicht, auch wenn sie mir auf der Zunge lag und ich sie eigentlich wissen sollte. Im Praxisunterricht lief es nicht viel besser. Am Abend war ich gereizt und stocherte lustlos in meinem Essen herum. Dad war in seine eigenen Gedanken vertieft und bemerkte meine geistige Abwesenheit somit nicht. Nach einer ausgiebigen Dusche zog ich mich auf mein Zimmer zurück und schaltete die Musik ein. Ich setzte mich auf das Sofa. Keine Minute später tauchte Dawsons Gesicht vor mir auf. Ein seltsamer Ausdruck lag auf seinem

hübschen Gesicht. „Was?“, fragte ich etwas genervt. Er hob eine Augenbraue. „Was machst du da?“ Ich zuckte die Schultern. „Kann ich nicht einmal eine Minute einfach nur dasitzen, mich entspannen und nichts tun?“ Meine Stimme klang vorwurfsvoll. Dabei war das gar nicht meine Absicht gewesen. „Du starrst jetzt schon seit einer halben Stunde diese Wand an“, stellte er fest. Ich runzelte die Stirn. Eine halbe Stunde? Ich hatte mich doch gerade erst hingesetzt. „Geht es dir gut?“ „Was soll das hier werden? Ein Verhör?“ Ich sprang auf und lief unruhig auf und ab. Dawson musterte mich. „Tut mir leid“, nuschelte ich beschämt

als mir klar wurde, wie dämlich mein Verhalten gerade war. Ich biss mir auf die Unterlippe und setzte mich zu ihm. Versöhnlich schmiegte ich mich an ihn und vergrub mein Gesicht an seinem Hals. „Aufwachen Prinzessin.“ Dawsons raue Stimme drang in meinen Traum. Ich drehte mich um und schlief weiter. Ich hörte sein kehliges Lachen und spürte dann, wie er mit den Fingern meinen Arm entlangfuhr, Kreise malte und Küsse auf meiner Haut verteilte. Langsam fand ich den Weg zurück aus dem Traum in die Wirklichkeit. Ich fing Dawsons Hand mit meiner ab und drückte jeden

einzelnen seiner Finger an meine Lippen. „Guten Morgen“, hauchte ich. Ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Happy Birthday!“ Er umfasste meine Taille und zog mich an sich. Ich lachte und sog seinen verführerischen Duft tief in meine Lungen. Der Tag fing ja schon mal gut an. „Schade, dass ich jetzt aufstehen und in die Schule muss. Ich würde zu gern den Tag mit dir im Bett verbringen.“ „Dann schwänze doch heute mal“, entgegnete er. Ich verdrehte gespielt die Augen. „Schon gut, schon gut“, lachte er. „Auf jeden Fall ist noch Zeit für einen Quickie.“ Empört gab ich ihm einen

Klaps auf den Oberarm. „Du bist unmöglich!“ „Ich meinte einen schnellen Kuss!“, lachte er. Ich zog diesen unmöglichen Mann, der nun halb auf mir lag, näher zu mir heran und verschmolz in eben diesem Kuss mit ihm. Im nächsten Moment donnerte meine Zimmertür gegen die Wand und mein Dad kam mit einem fröhlichen „Happy Birthday Liebes!“, und mit einem schwer beladenen Tablett auf den Armen, auf mich zu. Schnell schubste ich Dawson von mir herunter und zog mein Schlafshirt zurück an seinen Platz. Meine Wangen fühlten sich an, als hätte ich meinen Kopf direkt in den Ofen gehalten. Erleichtert, dass

Dad Dawson nicht sehen konnte, sonst wäre seine gute Laune wohl etwas ins Wanken geraten, setzte ich mich auf und lächelte ihn mit meinem unschuldigsten Blick an. Neben frischem Obst, Pancakes, Toast, Orangensaft und Kakao, befand sich auf dem übervollen Frühstückstablett auch ein in rotes Papier eingewickeltes Geschenk. Aufgeregt riss ich es auf. Zum Vorschein kam eine hübsche kleine Schmuckschachtel. Ich öffnete den Deckel und späte hinein. Auf dunkelrotem Samt lag ein silbernes Armband. An den vielen kleinen Ösen baumelten filigran gearbeitete Anhänger,

die die Form einer kleinen Tänzerin in verschiedenen Positionen hatten. Es war wunderschön! Vorsichtig strich ich mit dem Finger darüber. „Danke“, hauchte ich sprachlos. Ich fiel ihm um den Hals und brachte dabei beinahe das Tablett, das Dad auf meinem Bett abgestellt hatte, zum Kippen. Dawson konnte es im letzten Moment noch aufhalten. „Ich dachte es passt perfekt zu dem hier“, sagte er nun etwas angespannt und kramte noch eine kleine Schachtel aus seiner Hosentasche. Ich löste das Band der Schleife und öffnete das Päckchen. Bevor ich hinein spähen konnte, legte Dad seine Hand über meine. „Ich hoffe du bist mir nicht böse, aber

sie gehörte deiner Mutter. Sie hat sie von ihrer Mutter bekommen, als sie in deinem Alter war. Ich bin sicher, dass sie gewollt hätte, dass du sie bekommst.“ Seine Stimme klang heiser. Entschuldigend sah er mich an. Doch für mich gab es in diesem Moment nichts zu entschuldigen. Ich war ihm einfach nur unendlich dankbar! Also drückte ich ihn noch einmal fest an mich und öffnete dann endlich das Schmuckkästchen. Diesmal auf schwarzem Samt, lag eine feingliedrige Kette. Es war ein Medallion, auf dem die kleine Abbildung einer Tänzerin zu sehen war. Auf der Rückseite waren die Worte „Lebe deinen Traum“ eingraviert. „Das passt perfekt“,

sagte ich mit tränenerstickter Stimme und lächelte Dad entgegen. Nachdem ich auch von meinen Freunden diverse Geschenke erhalten hatte, machten wir uns auf den Weg zum Unterricht. Zur Mittagszeit machte sich ein ziehender Kopfschmerz bemerkbar. Außerdem war ich mit einem Mal völlig erschöpft und hätte den übrigen Unterricht am liebsten sausen lassen, um mich in mein Bett zu verkriechen. Ich tat es nicht, was vielleicht ein Fehler gewesen war. Denn, wäre ich früher nach Hause gegangen, hätte ich so diesem Gespräch entgehen können. Nach der letzten Stunde wurde ich von Ms Stewart angesprochen. Sie hatte

scheinbar darauf gewartet, bis ich aus den Umkleideräumen kam. Sie bedeutete mir, ihr zu folgen. Ich gab Toby ein Zeichen, dass wir uns am Auto treffen würden und schloss dann schnellen Schrittes zu Ms Stewart auf. Sie brachte mich in das Verwaltungsgebäude, wo sich die Büroräume der Beschäftigten der RDA befanden. Wir durchquerten einen hübsch eingerichteten Vorraum in der obersten Etage. Hinter einem gigantischen Schreibtisch aus dunklem Holz saß eine Frau mit blonden Locken. Sie trug ein maßgeschneidertes Businesskostüm und

tippte mit flinken Fingern auf der Tastatur ihres Computers. Als sie uns bemerkte, blickte sie kurz auf. „Mr Kedrix erwartet Sie, gehen Sie einfach durch.“ Wie bitte? Wir waren auf dem Weg zu Mr Kendrix? Was wollte er von mir? Hatte er vor, unser Gespräch vom Wohltätigkeitsabend fortzusetzen? Seither hatte ich ihn nur ein oder zwei Mal aus der Ferne auf dem Campus gesehen. Nervös drehte ich eine Haarsträhne zwischen meinen Fingern und betrat, nach Ms Stewart, das Büro des Schulleiters. Sofort bemerkte ich, dass sich die kühle Unnahbarkeit des Mannes, in seinem

Büro widerspiegelte. Ein großer Ledersessel stand hinter einem Schreibtisch aus Glas, auf dem alles fein säuberlich angeordnet war. Ein Regal, das bis zur Decke reichte, zog sich über die ganze gegenüberliegende Wand. Selbst die darin stehenden Bücher schienen nach Farbe und Größe sortiert zu sein. In der Mitte des Zimmers befand sich eine kleine Sitzgruppe, bestehend aus weißen Ledersofas, Glastischchen und einem weißen Teppich, der makellos sauber war. Auf einem dieser Sofas entdeckte ich nun Ms Hillard. Sie hatte die Beine übereinandergeschlagen und warf gerade

ihr braunes Haar über die Schulter. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Wenn Mr Kendrix mit mir über meine Mutter reden wollen würde, warum war dann Ms Hillard hier? Und auch Ms Stewart schien keine Anstalten zu machen, den Raum wieder zu verlassen. Sie ging an mir vorbei und setzte sich neben ihre Kollegin. Mr Kendrix stand an einem der hohen Fenster und beendete soeben ein Telefongespräch auf seinem Handy. Er ließ es in die Tasche seiner Anzughose gleiten und trat dann an die Sitzgruppe heran. Er setzte sich und sah mich dann auffordernd an. „Nehmen Sie doch bitte platz.“

Mit zittrigen Knien folgte ich seiner Einladung und setzte mich auf das noch freie Sofa.

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LilaLilime
22 Jahre jung und Studentin im 6.Semester Soziale Arbeit. Schon als ich klein war, habe ich es geliebt mir Geschichten auszudenken und diese aufzuschreiben, außerdem lese ich viel und gerne. Es ist einfach ein tolles Gefühl neue Welten, Charaktere und Handlungen zu erschaffen. Ich liebe das Gefühl völlig ins Schreiben vertieft zu sein und sowohl die Zeit als auch alles andere um mich herum zu vergessen.

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trixi1303 Oh oh, das klingt nicht gut. Mal sehen was der Schulleiter von Mira will.
Und ich bin gespannt was das mit den Migräne Attacken auf sich hat.
Hoffentlich zollt Dawsons Anwesenheit jetzt nicht seinen Tribut.
Vor langer Zeit - Antworten
Moscito Was hast du mit Mira vor? Also ich kenne solche Attacken auch, aber für mich haben die einen Namen - Migräne. Jedenfalls hört es sich für mich so an und bei dem Stress, den die Gute gerade hat und da meine ich nicht nur den Schulischen, sondern eher den emotionalen. Im Grund liebt sie einen Geist, dass muss erst einmal verarbeitet werden. Spannend, spannend. Also weiter im Text
Lieben Gruß
Silke
Vor langer Zeit - Antworten
LilaLilime ja die liebe Mira hat einiges auszuhalten, aber ich befürchte, dass dies erst die Spitze des Eisberges ist...
LG von Andrea
Vor langer Zeit - Antworten
abschuetze Ja vielleicht hätte Mira doch einen Arzt aufsuchen sollen. Hört sich auf jeden Fall nicht gut an und wenn jetzt die Lehrer doch bestimmt daraufhin mit ihr reden wollen ... gar nicht gut

LG von Antje
Vor langer Zeit - Antworten
LilaLilime tja... jeder macht so seine Fehler... ;)

LG von Andrea
Vor langer Zeit - Antworten
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