Fantasy & Horror
Akuma Kap. 23

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"Das Zimmer dahinter roch nach Desinfektionsmittel und Stille war in jede Pore gedrungen. "
Veröffentlicht am 20. Februar 2016, 12 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Wer weiß schon was "morgen" für dich bereit hält. Aktuell überarbeite ich Insane und mein Leben und möchte ersteres bald hier hoch laden.
Das Zimmer dahinter roch nach Desinfektionsmittel und Stille war in jede Pore gedrungen.

Akuma Kap. 23

Sommer 2015, Kyoto

Mizusu öffnete die Tür. Das Zimmer dahinter roch nach Desinfektionsmittel und Stille war in jede Pore gedrungen. Das einzige Bett war leer und in Plastik gehüllt. Die 16 – Jährige drehte sich um. Chaos stand in der Tür. Hilflos und verwirrt sah sie ihn an. „Bist du sicher, dass es dieses Zimmer ist?“, fragte der Punk. Mizusu nickte. Chaos überlegte: „Wir können unten an der Rezeption fragen, vielleicht haben sie ihn nur auf ein anderes Zimmer gebracht.“ Nach kurzem Überlegen stimmte die Teenagerin zu und zusammen gingen sie zur Rezeption.

„Sind Sie Angehörige?“, fragte die Frau hinter der Rezeption mürrisch. „Also …“, setzte Mizusu an, doch Chaos fiel ihr ins Wort: „Yuki ist mein Bruder.“ Die Rezeptionistin musterte den Punk misstrauisch, tippte dann jedoch auf ihrer Tastatur. Mizusu sah ihren Kumpel ungläubig an, doch der erwiderte ihren Blick mit einer Grimasse. „Yuki Tsukiya. War bis gestern hier stationiert, wurde jetzt überschrieben nach Okinoshima Mental Hospital“, leierte die Frau die Details der Akte runter. Mizusu und Chaos sahen sich an. Der Punk war der erste, der sich wieder fasste. „Vielen Dank für diese

Auskunft“, bedankte er sich bei der Rezeptionistin und ging mit Mizusu nach draußen. Mizusu saß unter einem Sonnenschirm am Tisch eines Cafés und bedankte sich bei Chaos für die Cola, die er vor sie stellte. „Ist bestimmt ein Schock für dich, zu erfahren, dass der beste Kumpel in eine Nervenheilanstalt eingewiesen worden ist“, meinte der Punk und setzte sich der 16 – Jährigen gegenüber. „Ja, das kannst du wohl laut sagen. Sag mal, kennst du diese Anstalt?“, erwiderte Mizusu und starrte auf die Wasserperlen, die am kalten Glas der Flasche hinunter liefen. „Leider ja. Klingt vielleicht schräg, aber ich war dort Patient.“ Bei

diesen Worten sah Mizusu fassungslos auf. „Ja, also nicht so wie du jetzt denkst. Als meine Mutter gestorben ist, bin ich nicht damit klar gekommen und wurde Depressiv. Wollte mich umbringen und so und deshalb bin ich dorthin gekommen“, räumte Chaos die Missverständnisse aus. Mizusu nickte nachdenklich. „Das wusste ich nicht. Tut mir leid“, entschuldigte sich die 16 – Jährige, doch Chaos winkte ab: „Schon gut, das ist lange her und ich nehme auch meine Tabletten. Aber wenn du willst können wir hinfahren. Ich kenn den Weg.“

Frühling 1905, Kyoto

Das Gefühl der Panik war schlagartig verschwunden, als hätte es nie versucht, von mir besitz zu ergreifen. Wut eroberte mich, wie eine gewaltige Welle brach sie über mich hinein. Mit ihr flammte auch meine Kraft auf. Ich riss mich los und zerrte so lange an der Zwangsjacke, bis die Lederriemen, welche die Arme auf den Rücken banden, rissen. Der Fremde und der Pfleger schienen entschlossen, mich zu bändigen. Doch es stand von Anfang an eines fest: ich war stärker. Der Pfleger stand hinter mir und versuchte mich zu packen und damit zu Fall zu bringen,

doch ich nutzte seine Energie, um ihn so auf den Boden zu werfen, dass es ihm schwer fiel zu atmen. Verzweifelt versuchte er zu Atem zu kommen, doch seine Lungen krampften sich so sehr zusammen, dass es nicht ging. Seine Augen waren blutunterlaufen und quollen aus ihren Höhlen hervor. Ich sah mit kalter Gleichgültigkeit auf ihn herab. Eigentlich könnte ich ihn von seinen Qualen erlösen und jetzt töten, doch ich entschloss mich, ihn leiden zu lassen. Warum auch nicht? Er hatte immerhin mit Freuden geholfen, mich zu quälen. Ich sah wieder auf. Der fremde Mann stand da, wie eine Salzsäule und wagte es kaum, sich zu bewegen. Hatte

er vielleicht gehofft, ich würde ihn nicht bemerken? Ich lachte hysterisch auf. Meinem Gegenüber versagten die Knie und er sank an der Wand hinab. Langsam ging ich auf ihn zu. Kurz vor ihm bleib ich dann stehen, hockte mich hin und legte den Kopf schief. Was er wohl mit mir gemacht hätte, hätte ich die Panik in mir nicht bekämpft? „Was…was willst du? Geld? Frauen? Macht?“, seine Stimme zitterte und brach. Mein rechtes Ohr zuckte und ich legte den Kopf auf die andere Seite. Die Angst in seinem Gesicht faszinierte mich. Ich beugte mich vor, sodass unsere Gesichter nur von wenigen Zentimetern Luft getrennt wurden und unser Atem sich vermengte.

Ich maunzte. Leise und ohne jeglichen Hass oder Trauer. Der Mann zuckte zusammen. So ein Feigling. Ich packte ihn am Hals und drückte ihn die Wand hoch, sodass er mit seinen Füßen nicht den Boden berühren konnte. Er rang nach Atem und versuchte vergeblich meinen Griff zu lösen. Es belustigte mich. Mit meiner noch freien rechten Hand fuhr ich über sein Schlüsselbein, seinen Brustkorb und hielt genau überseinem Herz inne. Ich legte meine Hand auf seine Haut und konnte deutlich das Pochen darunter spüren. Schnell und unregelmäßig schlug es. Panisch. Dieses Gefühl kannte ich nun auch. Aber ich beschloss es nie wieder zu

fühlen.

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Chaos_Valentin
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