Romane & Erzählungen
Alte Wunden bluten nicht - Kapitel 2

0
"ein lgbt-Liebesroman"
Veröffentlicht am 14. Februar 2016, 20 Seiten
Kategorie Romane & Erzählungen
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Hallo, ich heiße Joshua und ich schreibe seltsame, melancholische Texte und zeichne gerne! Ich bin 19 Jahre alt, komme aus Österreich und bin schon länger bei mystorys.de dabei, als ich zugeben will. Ich bin angehender Schriftsteller und Künstler und steuere mit letzterem ein bisschen was zu meiner Miete bei. Ein paar meiner Bilder könnt ihr unten in meiner Galerie sehen. Derzeit schreibe ich an meinem New Adult Roman "Less Like Shit".
ein lgbt-Liebesroman

Alte Wunden bluten nicht - Kapitel 2

Klappentext

Eine junge Liebe, die dafür bestimmt schien für immer zu halten. Doch als ihre Beziehung je in tausend Teile zerbricht, stürzen die beiden Männer Jamie und Mike in ein tiefes Loch der Einsamkeit. Jahrelang versuchen sie über den Verlust des jeweils anderen hinweg zu kommen und hinter sich zu lassen. Doch das Schicksal hat ihre Pfade eng mit einander verwoben… Die Geschichte zwei junger Menschen die sich, auf der Suche nach Vertrauen und Wärme, wieder begegnen und

versuchen die Wunden, die ihre gescheiterte Beziehung hinterlassen hat, zu heilen und wieder zu einander zu finden.

Im Licht

Völlig perplex fand sich Jamie in einer Art Illusion wieder. In modrige Düfte eingehüllt, war er kurz vollkommen orientierungslos. Wo war er denn hier gelandet? Im Paradies? War er gestorben? Das Leuchten, das pulsierend aus den Pflanzen strömte, blendete ihn. Die Topfpflanzen, Gewächse, Blumen und Bäume taten sich zusammen und sonderten ein so intensives Grün ab, das Jamie schwindelig wurde. Es war der bis lang wärmste Tag der Woche und das grelle Sonnenlicht brachte magische Farbspiele in die graue

Stadt. Tyler hakte sich bei Jamie ein und zog ihn mit sich. Sie gingen, auf der Suche nach einem Angestellten, durch die Reihen von Tischen, die vor Grün nur so überquollen. War das hier überhaupt noch die Erde? Tyler entdeckte gleich jemanden in roter Weste und sprach ihn an: „Guten Tag. Wir sind auf der Suche nach einem kleinen Bäumchen, kennen uns aber ganz schlecht aus.“ Mit ihrer herzlichen und sympathischen Art spannte sie den jungen Mann sofort ein. Er brachte sie in eine Ecke der Gärtnerei in der sich die unterschiedlichsten Bäume an einander reihten. „Ein Ficus Benjamini

macht jedes Wohnzimmer gleich viel einladender. Oder was hätten Sie im Sinn gehabt?“ Tyler erzählte ihm dass die Pflanze in einem Kindergarten aufgestellt werden würde und befragte ihn zur Pflege. Jamie spazierte derweil umher und bestaunte all die verschiedenen Blumen- und Pflanzenarten mit den merkwürdigen Namen. Er streichelte sanft über die Blätter und Blüten, die mal rau und zackig, mal glatt und weich waren. Sich in den Namen, die auf kleinen Kärtchen standen, zu verlieren, besänftigte Jamie auf eine mystische Weise.

Wenn man in einer Stadt aufwächst und keine Freunde außerhalb hat, vergisst man schnell dass all diese vielschichtigen Grautöne, die bunten Werbeplakate und die blinkenden Lichter, nichts mit wahrer Schönheit zu tun haben. An einem lauen Sommerabend durch die Straßen zu geistern und sich von den vorbeiflitzenden Lichtern und Neon-Schildern betören zu lassen, besänftigt so manches Gemüt, doch vergisst man mit der Zeit auf die uralten, natürlichen Dinge. Der Ursprung, mit dem die Menschen in ihrem Inneren noch tief verbunden

sind. Das harmonische Zusammenleben von Pflanzen, die sich zu einer großen Gemeinschaft vereinen, hat eine besänftigende und berührende Wirkung. Jamie fühlte wie er neue Energie tankte und leichter wurde. Das Bild eines hellen Fensters tropfte in seinen Verstand. Auf dem Sims steht eine Pflanze mit wulstigen Blättern. Der Schreibtisch daneben sieht im Licht des bewölkten Himmels aus wie aus Knochen gemacht. Eine Hand streichelt über die fleischigen Blätter der Aloe Vera. Der Zeigefinger fährt die Ränder nach, erfühlt die kleinen Zacken. Der Daumen

zieht Kreise auf der Blattoberseite. Ich sehe ihn von hinten an, wie er müde in seinem Sessel hängt und nachdenkt. Die Finger kreisen. Die Aloe Vera atmet unmerklich. Alles im Raum ist bleich und kalt, von einem zarten Blauton geprägt. Und trotzdem ist mir ganz warm ums Herz. Taumelnd entzog er sich der Erinnerung. Er starrte auf die Aloe Vera vor ihm. Riss die Hand zurück, mit der er fast ihre langen, spitz zusammenlaufenden Blätter berührt hätte. Jamie wurde flau im Magen. Er drehte sich um und ging zurück zu

Tyler. Am selben Tag noch fuhren die beiden zum Kindergarten zurück und trugen den Ficus, den sie gekauft hatten, hinein. Sie stellten die Pflanze in die Nähe des Kuschelbereichs, neben das hohe Regal, wo sie auch kaum Platz wegnahm. Tyler konnte Jamie nicht mit ihrem Auto mitnehmen, da sie so weit auseinander wohnten aber ihn störte es nicht den Bus zu nehmen. Außerdem hatte er leichte Kopfschmerzen und hätte auf der Fahrt nicht viel mit ihr geredet. Der Bus war gerammelt voll, sodass Jamie keinen Sitzplatz

bekam. Während er sich an einem Griff an der Decke festhielt und sich hin und her wiegen ließ, sah er aus dem Fenster, schwamm mit dem Strom aus Häusern und Verkehrsschildern und wanderte gedanklich wieder zu der Lichtdurchfluteten Gärtnerei. Die magische Ausstrahlung dieses Ortes hing ihm immer noch nach. Alles strahlte und flimmerte an dem Tag unter der dicken Wärme der Frühlingssonne und stach einem in den Augen. Jamie wandte den Blick vom Fenster ab und sah in die Menge. Ein Mann besetzte mit seinem monströsen Hintern gleich zwei Plätze und weiter

hinten hörte ein Jugendlicher mit grün gefärbten Haaren so laut Musik über seine Kopfhörer, das man jedes Wort verstand, mit dem der Sänger seine Stimmbänder malträtierte. Jamie besah sich die Leute und dachte sich Geschichten zu ihnen aus. Da sah er eine junge Frau, in etwa seinem Alter, die ihn in ihren Bann zog. Seine Kehle wurde auf einmal staubtrocken. Der Bus hielt abrupt an, die Türen öffneten sich und die Frau stieg aus. Hastig drängte Jamie Richtung Ausgang und lief ihr nach. Diese hellbraunen, langen Haare und der Pony. Diese grünen Augen und diese schmale Nase. Sie drohte in den

Menschenmaßen auf der Straße unterzugehen. Jamie wollte ihren Namen rufen doch der blieb ihm im Hals stecken. Die Sonne nahm ihm die Sicht und er hielt sich die Hand schützend über die Augen. Als er merkte, dass er die Frau verloren hatte, blieb Jamie stehen und sah in die Ferne. Der Bus hatte die Türen wieder geschlossen und fuhr weiter. War sie das wirklich gewesen? Oder halluzinierte er jetzt? Verwirrt ging Jamie zurück zur Bushaltestelle und rieb sich das Gesicht. Er ertrug dieses grelle Licht nicht mehr. Alles kam ihm so schrecklich nah und verzerrt vor. Wie in einem Fiebertraum

konnte er Einbildung nicht mehr von Realität unterscheiden. Mit einem Glas Wasser, in dem eine Asperin Tablette schwamm, legte sich Jamie auf die Couch. Alle Jalousien im Raum waren zugezogen. Er würde doch nicht etwa krank werden, oder? Er setzte sich auf und nahm einen großen Schluck von dem süßlichen Wasser, das auf der Zunge prickelte. Das abgedunkelte Zimmer wirkte sich bereits positiv auf seine Kopfschmerzen aus. Vielleicht sollte er sich ein bisschen aufs Ohr legen. Nachdem er ausgetrunken hatte, stand Jamie auf, schälte sich aus seinen Klamotten und stieg in Boxershorts ins

Bett. Die kühlen Decken fingen seinen schweren Körper auf. In lautem Durcheinander rannten die Erlebnisse des heutigen Tages in seinem Kopf einen Marathon. Jamie starrte die Zimmerdecke so lange an und bis er die Kinder in bunten Jäckchen sah, die quiekend im Garten spielten. Annas Stimme erklang dumpf im Hintergrund. Gurgelte unverständliche Worte. Jamie sah den Gänseblümchen dabei zu wie sie ihre weißen Köpfe durch die Zimmerdecke stießen und ihn anlachten. Warmes Sonnenlicht umspülte ihn. Der Wind pfiff durch seine Knochen, wie die Berührung fremder Finger. Er drohte in dem Wirbel aus Bildern und

Eindrücken unterzugehen. Die Struktur des Raumes fiel in sich zusammen und riss Jamie in einem Strudel fort. Die Gänseblümchen zerflossen und wanderten wie saure Milch, die man ins Waschbecken gießt, in Rinnsalen über die graue Zimmerdecke. In diesem Chaos griff Jamie verzweifelt nach der Erinnerung, nach jenem bewölkten Tag in jenem Zimmer, das nicht seines war. Das hell erleuchtete Fenster erschien nun vor seinen Augen und verdrängte alles andere. Die Kühle dieses Tages legte sich wie ein nasser Waschlappen auf seine glühende Stirn. Er sitzt an seinem Tisch und denkt nach.

Auf der Arbeitsfläche liegen ein aufgeschlagenes Heft, zwei Bücher und Zettel auf denen sich die Zahlen wie Pinguine zusammendrängen. Die regenschwangeren Wolken am Himmel hängen tief. Ihre Bäuche schleifen über die Straßen und Dächer. Ich starre ihn von hinten an, wie er sich mit feierlichem Desinteresse und Protest durch die Mathematik Beispiele kämpft. Auf dem Fenstersims sieht die Aloe Vera ganz verloren aus. Ein lauerndes Gewitter im Rücken, blickt die Pflanze in den Raum. Trotzig ihren Platz beanspruchend. Ihre wulstigen, grotesken Blätter sind an regnerischen Tagen von einem matten Blauton.

In der rechten Hand hält er den Füller, der nicht zum Einsatz kommt, die linke Hand reicht er der Pflanze hin. Sie schnuppert an seinen Fingern und lässt sich Streicheleinheiten geben. Seine Finger fahren großflächig über die Blätter und die zackigen Ränder. Das beruhigt ihn immer wenn er gestresst oder verzweifelt ist. Ich lächle unbewusst. Dieser Erinnerungsfetzen trug Jamie langsam ins Reich der Träume hinüber. Die bleichen Farben mit denen dieses Bild gemalt war(lange Finger auf mattblauem Grund)hielt er mit dem Herzen fest. Auch wenn ihn der Anblick

der Pflanze auf dem Fenstersims traurig stimmte, so wollte Jamie ihn niemals vergessen. Das Licht das diese Erinnerung ausstrahlte, hatte seinen Ursprung in einer uralten, unbeschwerten Zeit. Mit dem Gedanken fiel er in einen schweren, langen Schlaf.

0

Hörbuch

Über den Autor

Schattenpuppe
Hallo, ich heiße Joshua und ich schreibe seltsame, melancholische Texte und zeichne gerne!
Ich bin 19 Jahre alt, komme aus Österreich und bin schon länger bei mystorys.de dabei, als ich zugeben will. Ich bin angehender Schriftsteller und Künstler und steuere mit letzterem ein bisschen was zu meiner Miete bei. Ein paar meiner Bilder könnt ihr unten in meiner Galerie sehen. Derzeit schreibe ich an meinem New Adult Roman "Less Like Shit".

Leser-Statistik
1

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Zeige mehr Kommentare
10
0
0
Senden

141000
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung