A drunk Priest falls in Love with Winter
Monochrome Wolkendecken versperrten das Licht der Mittagssonne; aus einer kalten Flasche rann brennender Alkohol in den Rachen des Priesters. Die hohen Stimmen der dreiundzwanzig Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren, die das Dorf zu bieten hatte, stimmten ihre etwas eigene Version von Stille Nacht an. Sie wurden leiser, je weiter der Priester sich vom Ortskern entfernte.
Ein unbarmherziger Wind riss an seinem Körper als er den Schutz der Häuser verlassen hatte und den unebenen Weg zu den angrenzenden Feldern betrat. Erst als er die Weggabelung erreicht
hatte, blieb er zögernd stehen. Geradeaus würde er bald vom dichten Nadelwald verschluckt. Nach links und er würde in einem Bogen zurück ins Dorf gelangen. Dorthin, wo er sein sollte. Bei den Menschen, deren Wohlergehen ihm anvertraut worden war. Oder wenigstens zum Friedhof, um leise und nur für sich Abschied zu nehmen.
Aber würde er ihn hören? Würde die Trauer des Priesters ihn überhaupt interessieren?
Mit unsicheren Schritten wankte er in Richtung Wald. Der frische Schnee machte den Boden rutschig, der Alkohol vernebelte seinen Blick. Nicht einmal die
Bäume hatten den Schneefall stoppen können. Vor dem Priester spannte sich ein weißes Tuch, das seinen Weg verdeckte, noch bevor er zu einem unscheinbaren Trampelpfad verkommen war. Unmöglich die Wurzel zu sehen.
Der Priester strauchelte. Stürzte. War zu betäubt, um den Schmerz zu fühlen. Der letzte Rest Alkohol versickerte im Schnee. Mit klammen Händen griff er nach einem Baumstamm; rappelte sich auf, sank wieder daran herunter. Schloss die Augen.
Die unter ihrer Last knarzenden Äste flüsterten gefühlvolle Versprechen. Schneeflocken schwebten wie zärtliche Küsse auf seine Lippen; legten sich in
inniger Umarmung auf seinen Körper. Umhüllten ihn. Liebkosten ihn. Zogen ihn mit sich.
Liebe war das letzte Wort, das seine blauen Lippen formten.