Das ganze Schiff erzitterte. Keine Schraube und kein rumliegender Gegenstand wurde davon verschont.
Der schwarz, weiß gefleckte Strudel der noch eben zu sehen war verschwand und vor dem Sichtfenster der Kommandobrücke erschien ein gelblicher Planet und seine zwei grauen Monde.
Der Steuermann war wie immer der erste, der nach einem Hyperraumsprung das Wort ergriff.
„Hyperraum hat sich verschlossen.
Kursabweichung liegt bei einem halben Parseec. Zeit bis zum Ziel bei voller Geschwindigkeit etwa 30 Minuten.“
Der Captain erkannte die Anspannung in der Stimme seines Steuermanns. Das Notrufsignal welches sie erhalten haben konnte nichts gutes bedeuten.
Benjamin richtete sich von seinem zentral gelegenen Kommandositz auf und verschaffte sich einen Überblick über sein Schiff.
Er ging über den matten, schwarzen Fußboden von einem Computer zum nächsten. Seine Crew kannte dieses Szenario bereits und schenkte ihm dabei keine weitere Beachtung. Zuerst kam der
große Navigationsschalter an dem zwei Besatzungsmitglieder saßen. Gleich dahinter lag die Waffensteuerung und die Zielcomputer. Beide wurden jeweils von einem Mann bedient. Danach ging es weiter zum Terminal des Steuermanns welches direkt zwischen dem Kommandositz und dem Sichtfenster der Brücke lag. Mit einigen gezielten Knopfdrücken auf den Touchscreen der Tastatur stellte der junge Mann dort noch einige Kursberichtigungen ein und beschleunigte das Raumschiff. Benjamin ging weiter. Die Kommunikationszentrale war im Moment nicht so wichtig, da sich das Schiff in einem fremden System befand
und der Planet der angesteuert wurde eine sehr kleine Bevölkerungsdichte hatte. Die letzte Station des Rundgangs war ein großer Computer an dem drei Besatzungsmitglieder saßen. Sie überwachten den Status des Kreuzers.
Benjamin saß sich wieder auf den Kommandositz der Brücke. In der linken Armlehne des Sessels war eine kleine Schaltfläche eingearbeitet auf der er nun einige Nummern eintippte. Ein Faust großes Hologramm erschien über der Schaltfläche und zeigte dem Captain einen Countdown bis zur Ankunft auf Uta Prime.
„Gibt es schon irgendwelche Neuigkeiten
von der Oberfläche?“, wollte Benjamin von der Kommunikation wissen, doch er erhielt nur ein schwaches Kopfschütteln.
„Noch zehn Minuten bis wir das Notrufsignal Scannen können“, meldete der Steuermann.
„Ich möchte eine Liste von allen Schiffen im Orbit des Planeten haben!“ verlangte Benjamin und konnte eine gewissen Nervosität nicht unterdrücken.
„Ich kann keine Schiffe orten, Captain.“, berichtete die Navigation.
Kein Schiff?
Uta Prime war zwar ein ziemlich abgelegenes System, aber trotzdem konnte man hier immer auf einige Handelsschiffe und Freelancer antreffen.
Ein leerer Orbit hatte in den vergangenen zehn Amtsjahren als Captain noch nie Gutes vermuten lassen.
Der Wüstenplanet kam näher und langsam glaubte man einige bräunliche Felsformationen erkennen zu können welche in Wirklichkeit riesige Bergketten waren.
Der Countdown lief die letzten Sekunden hinunter und ehe dies geschah fragte Benjamin erneut nach der Lage.
„Scan läuft.“, erklärte die Navigation „Wir haben den genauen Standort ausgemacht.“
Benjamin hechtete auf und ging zu einem großen Tisch mit einer Glasplatte und einem schwachen gelblichen
Licht.
Er drückte einige Knöpfe und über der Glasplatte erzeugte sich ein holografisches Abbild der Oberfläche. Schwarze Rauchwolken verdeckten die Sicht, doch man konnte ganz deutlich einen Truppentransporter des Königreichs erkennen.
„Achtung!“, rief der Steuermann.
Instinktiv klammerte sich der Captain am Holo-Tisch kurz bevor das Schiff heftig erschütterte. Trotz der rettenden Halterung hatte Benjamin Probleme das Gleichgewicht zu halten.
„Bericht!“, forderte der Captain des Kreuzers zu wissen.
„FTL Projektil von der
Planetenoberfläche!“, berichtete eine zittrige Stimme von der Navigation.
Verdammt!
FTL oder besser gesagt Faster Then Light Geschosse. Die Projektile werden mit Überlichtgeschwindigkeit abgefeuert und durchdringen die meisten Schutzschilde als wären sie eine Seifenblase.
„Leite Ausweichmanöver ein.“, gab der Steuermann zur Kenntnis.
„Negativ, Givorrn! Position beibehalten. Mr. Ohama FTL-Geschütz lokalisieren und Torpedos scharf machen. Und schaut gefälligst zu, dass wir so viel Energie
wie möglich auf die Frontschilde verlagern können!“, gab Benjamin von sich. Er setzte sich wieder auf seinen Sessel und tippte erneut einige Codes in seine Schaltfläche. Ein kleines Abbild von der Planetenoberfläche wurde holografisch vor dem Mann erzeugt.
„Ziel lokalisiert!“, kam es von der Navigation.
Das Bild schwenkte nach rechts zu einer befestigten Basis. Vier stählerne Spitzen ragten aus dem Boden und stützten ein langes Kanonenrohr, welches direkt in die Kamera zeigte. Die Mündung des Geschütz begann bläulich zu Blitzen.
„Feuer!“, schrie der Captain und die
Waffenkontrolle drehte einige Schalter um worauf hin das ganze Schiff zu Beben begann.
Bei jeder Erschütterung wurde ein weiterer Torpedo des Kreuzers abgefeuert und zischte blitzschnell auf den Planeten zu. Eine lange weiße Linie wurde vom Geschoss hinterher gezogen.
Benjamin richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das kleine Bild vor seinem Sessel. Das FTL-Geschütz würde jeden Moment feuern. Wer weiß ob der Kreuzer einen weiteren direkten Treffer übersteht.
Die inzwischen 12 Torpedos näherten sich rasend dem
Planeten.
„Zehn Sekunden bis zum Aufprall!“, bemerkte Mr. Ohama, der Mann von der Waffenkontrolle.
Über der Mündung des Geschützes hatte sich inzwischen eine kleine blaue Kugel erzeugt die von heftigen Blitzen durchströmt wurde. Die grellen Lichtblitze kamen von den spitzen Säulen um das Kanonenrohr herum.
„Sechs, fünf, vier...“
Die Spitzen klappten sich auf und jeden Augenblick schien sich die Anzahl der Blitze zu verdoppeln.
„Drei, zwei, eins,...“
Innerhalb eines Blinzelns klappten die Spitzen wieder zusammen und erzeugten einen grellen Lichtstrahl. Die kleine Kamera wurde komplett in ein blaues Licht geworfen.
Noch bevor Benjamin den Blick von seinem Hologramm auf das Sichtfenster richten konnte wurde der Kreuzer bedrohlich umher geschüttelt. Der Captain flog vom Sessel und versuchte sich so schnell er konnte fest zu halten.
Eine Explosion verteilte Funken von der Kommunikationsstation aus über die ganze Kommandobrücke. Ein
Besatzungsmitglied schrie vor Schmerz und wurde ebenfalls von der Wucht umgeworfen.
Das Beben ließ nach.
Doch das Schiff vibrierte.
Schlimmer als es ohnehin schon vibrierte.
Das sonst sanfte angenehme Summen der Maschinen glich nun einem bedrohlichen Brummen. Als ob ein wilder Haufen Lodominischer Hornissen auf sie zu fliegen würde.
Benjamin blickte aus dem Sichtfenster und was er da sah gefiel ihm ganz und gar nicht.
Er ignorierte den Zustand seiner Brücke und rappelte sich wieder auf. Dabei
wurde ihm plötzlich ganz schwindlig und er musste sich an einem Gelander festhalten.
Blut!
Von seinem Kopf.
Erst jetzt viel ihm der Schmerz von seiner rechten Stirnhälfte auf, doch das musste warten. Er saß sich wieder auf seinem Sessel. Schnell stellte er die Kamera wieder ein und richtete sie auf das feindliche Geschütz. Der Helle Lichtstrahl war verschwunden. Nun konnte man nur noch ein schwarzes Bild erkennen.
Rauchwolken stiegen in einem Gebiet
von ca. 50 Kilometer um den Einschlagpunkt auf.
Das Geschütz wurde vernichtet, doch es konnte noch eine letzte Salve abfeuern.
Benjamin hechte von seinem Sessel wie er es so oft tat, doch bereute dies sogleich wieder aufgrund seiner Kopfschmerzen. Givorrn, der Steuermann war ihm zu Hilfe geeilt und stütze ihn.
„Solltest du nicht das Schiff steuern?“; fauchte Benjamin seinen Steuermann wütend an und löste sich von ihm.
Er taumelte auf den Holotisch zu und erzeugte ein gelbes Abbild des Kreuzers.
Zusätzlich erschien eine Liste direkt vor dem verletzten Captain.
Zustand Schutzschild: -OFFLINE-
Zustand Rumpfstabilität: -GEFÄHRDET(70%)-
Zustand Nanobeschleuniger: -KRITISCH(30%)-
WARNUNG! Kernüberladung steht bevor!
Zustand Lebenserhaltung: -KRITISCH (66,4%)-
WARNUNG! Hülle durchbrochen!!!
Das war gar nicht gut. Schlimmer sogar noch! Das FTL Projektil hatte einen direkten Durchschuss erzielt. In Benjamins Schiff war ein riesiges Loch welches der Länge nach durch das Schiff
ging. Sie würden all ihre Restenergie benötigen um die freiliegenden Räume mit Kraftfeldern zu isolieren. Zudem schien der Generatorraum ebenfalls etwas abbekommen zu haben.
Das schlimmste was nun noch passieren konnte...
„Captain!“, schrie Givorrn von der Steuerkonsole.
Benjamin blickte zu ihm und erschrak als er bemerkte wie nah das Schiff dem Planeten bereits war.
Sie stürzten ab...