Vorbemerkung
Auch als älterer Jahrgang sollte man etwas für seine Fitness tun!
Gute Unterhaltung!
Copyright: G.v.Tetzeli
Grafik: Dank an pixabay
Cover: G.v.Tetzeli
Sport
Meine Motivation und ich haben Beziehungsprobleme. Momentan leben wir getrennt. Die Motivation ging sozusagen winkend vorbei. Und ich bin bereits in ein Alter gekommen, in dem mein Körper am nächsten Tag mir ins Ohr flüstert: "tu das nie, nie wieder!". Wie gesagt, die Wehwehchen häufen sich. Und die sogenannte Happy Hour bedeutet für mich, dass es Zeit wird ein Nickerchen einzulegen. Wie gesagt, früher hatte ich Elan, heute WLan. Trotz aller Beredsamkeit kann ich mein Bäuchlein einfach nicht mehr wegdiskutieren.
Als ich noch jung war, ja das waren Zeiten. Da
dachte ich noch, dass Gott nur angeben wollte, als er mich schuf. Da kannte ich noch den Zustand topfit zu sein, wenn ich morgens aufstand.
Meine bessere Hälfte riss mich aus meinen Gedanken.
„Dieses herum Lungern tut Dir nicht gut! Ich habe Dich jetzt bei einem Fitnesszentrum angemeldet. Schadet Deinem Bauch sicherlich auch nicht.“
„Meine Bauchmuskeln sind eben aus Sicherheitsgründen etwas versteckt.“
„Nichts da, ein Trainer steht Dir dann zur Seite, dafür habe ich gesorgt, schon deshalb, damit Du Dich nicht drücken kannst. Ich werde
mich nämlich bei ihm erkundigen,
ob Du da warst.“
Ich musste in den sauren Apfel beißen. Ich bin schließlich ein Mann und muss tun, was meine Frau will.
Als Erstes wurde eine Ausrüstung besorgt. Da erhielt ich Turnschuhe, die sich so ganz anders anfühlten, als die Filzpantoffeln, einen Jogginganzug mit schnellen Rally-Streifen, ein Schweißband für's schüttere Haar und als I-Tüpfelchen noch einen Ergometer, der meine Schritte zählt.
Tags drauf war es soweit. Ich lief etwas verspätet bei der Fitnessoase ein. Ich zog mich um und kam mir fremd vor. Der
freundliche, gutaussehende Muskelberg nannte sich Olaf und versprach sich um mich zu kümmern. Praktisch eine Folteransage!
Ich erspare ihnen die Einzelheiten der qualvollen Methoden.
Jedenfalls gab es danach an der Bar ein nettes Gespräch mit reizenden, sportlichen Gazellen, während wir an Smoothies nuckelten.
Zum nächsten Termin besaß ich plötzlich ein grellgelbes, geiles Sport-T-Shirt mit Rundkragen, das mich so jugendlich erscheinen ließ und war zum Erstaunen meiner Holden überpünktlich.
Die Schinderei wurde wieder an der Bar
belohnt. Vor allem mit Babsi, 25 Jahre jünger und zum Anbeißen, verstand ich mich prächtig.
Auch das nächste Mal war ich mehr als rechtzeitig zur Stelle. Babsi machte sogar bei einigen Übungen synchron mit. Ich strengte mich an, wie noch nie.
Das ist schwierig, wenn man dabei Lächeln muss, während die Knochen krachen und die Muskeln schreien.
Wieder fand eine anregende Unterhaltung mit Babsi nach dem Programm statt,die mein Durchhaltervermögen entlohnte.
Vor meinem nächsten Trainingsdate, runzelte meine bessere Hälfte die Augenbrauen.
„Musste es denn plötzlich so ein teures Parfüm sein? Und warum vergreifst Du Dich denn neuerdings an meiner Gesichtscreme?“
„Ich muss auf meinen Alabasterkörper achten“, erklärte ich.
„Findest Du nicht, dass Du übertreibst? Zahnaufheller, Vitaminpräparate, Nahrungsergänzungsmittel, Bücher über Diäten?“
Als ich also gerade voller Elan und Tatendrang zum Sport, äh zu Babsi aufbrechen wollte, schnitt mir meine bessere Hälfte den Weg ab.
„Bleib Du mal lieber hier, Bärchen. Wir können ja auch ein bisschen zusammen trainieren. Ein ganz besonderes Programm für
zwei. Ich weiß schon, was Dir gut tut. Danach gibt’s einen fetten Schweinebraten und ein Bierchen. Und das mit dem Sport lassen wir ab jetzt wieder.“
Ich hatte nichts dagegen.
Ich weiß nicht genau, ob Babsi mich vermissen wird.