Weihnachten 2014 / 1
Meine Hand hält deine fest
Doch langsam gleitet diese weg
Es ist nicht an der Zeit, dass du mich verlässt
Laufen über diesen endlosen Steg
Ich am Anfang, du am Ende
Kann dich kaum mehr sehen
Oh, bitte verdräng es, wenn das Licht dich blendet
So warm es auch scheinen mag, es wird vergehen
Steine rollen auf uns zu
Die schweren auf dich, die leichten auf mich
Sehe deine Tränen, dein Blut
Schau der Wahrheit ins Gesicht
Du musst wissen, ich liebe dich
Ich mag bloss diese schweren Steine nicht
Und manchmal sind es diese, die mich beinahe zur Weissglut bringen
Nicht dein langsamer Gang oder dein Tun
Wenn ich mehr damit ringe als du
Wenn ich mich frage, was ist denn nun?
Auch wenn die Entfernung auf diesem Steg grösser ist als sonst
Kann ich dich immer noch sehen
Ich weiss, dass du mir alles Gute gönnst
Und will diesen Weg mit dir gehen
Denn auf uns warten bessere Zeiten als je zuvor
Obwohl sie noch ganz entfernt scheinen
Das Schicksal öffnet sein Tor
Und dann ist sie endlich vorbei, diese Zeit mit den Steinen
Warte auf deine Rückkehr
Egal, wie lange es dauern
mag
Ich hoffe, du bist unversehrt
Treffen wir uns in der Mitte vom Steg
Und gehen wir zusammen einen neuen Weg.
Weihnachten 2014 / 2
Vollkommene Leere ist eine ziemlich gute Beschreibung für das, was ich fühle. Ich halte mich fest an irgendeiner Felswand und kann den Abgrund unter mir nur schwach erkennen.
Liebes Leben, du raubst mir alles. Sogar meine Zuversicht.
Bis heute habe ich noch nie an einem Weihnachtsmorgen geweint. Der Schmerz staut sich immer weiter an, man lebt wie gewohnt, träumt, weint, schreit, singt. Innerlich bin ich etwas, das einfach funktioniert. Das funktionieren muss. Liebes Leben, ich möchte mal wieder richtiges Herzklopfen und ein leichtes Herz haben. Nichts weiter als das.
Ich frage mich, ob das Schicksal wirklich existiert.
Ich frage mich übrigens noch viele Dinge.
Trotzdem habe ich in Philosophie bloss eine knappe 4,5.
Mein grösstes Ziel war – und ist es auch heute noch, ein Buch zu schreiben. Doch ich war mir in meiner Langeweile immer im Klaren darüber, dass ich nichts zum Niederschreiben hatte. Tausende Ideen drehten in meinem Kopf wie auf einem Karussell, doch sobald ich sie aufschrieb, tönten sie so stumpf, leer, inhaltslos. Genau das, was man von
einem Kind erwartet, wenn es eine Geschichte schreibt. Doch ich wusste, ich war mehr als das. Ich musste nur geduldig sein und auf eine Geschichte warten.
Dass es gerade diese Geschichte sein würde, damit habe ich nie gerechnet, geschweige denn habe ich mir so etwas gewünscht.
Aber nun ist es passiert, ich kann es nicht ändern.
Genau dieses Gefühl der Machtlosigkeit ist eines der schlimmsten, das ich je verspürt habe.