Der Minnesänger
Zur mitternächtlichen Stunde
Der Wächter gehet seine Runde ,
die holde Maid schläft längs im
Jungfernbett und träumt von
Ihrem Auserwählten .
Da wird sie plötzlich je geweckt
Sie setzt sich auf ist ganz verschreckt ,
da unten auf der Straße erhebt sich
furchtbares Getöse , sie eilt ans Fenster
im leichten Fädchen das unbedarfte Mädchen .
Sie sieht und hört wer dort so lärmt
Es ist nicht der von dem sie schwärmt
,
der Schustergesell mit seiner Laute
hat es gewagt , er hat die Traute
und wagt es noch den Hut zu ziehen .
Und schrecklich schiefe Töne ziehen
Hinauf zur Auserkorenen denn er ist
Ihr so zugetan ihm ist’s egal dass er
So gar nicht singen kann und auch sein
Spiel hakt dann und wann .
Der Jungfer ist es gar nicht gleich ,
konnt‘ es nicht sein des Lehrers Sohn ,
den liebt sie wirklich lange schon doch der
hat keinen Blick für sie und unten hört
die
Qual nicht auf , die Töne schrauben sich herauf .
Er singt von Liebe und vom freien ,
das wird sie ihm wohl nie verzeihen
in ihrer Not nimmt sie den Topf , den für die Nacht
wirft ihn hinab er landet gut geradewegs auf seinem Hut .
Er lässt die Laute los und sinkt aufs harte Pflaster ,
das wollt sie nicht und eilt hinunter zu retten was
zu retten ist , da sieht sie erstmals sein Gesicht
bewusst
sieht seine Augen voller Lust .
Kein Zweifel mehr in ihrer Brust sie spürt er liebt
Sie ehrlich und plötzlich wird ihr warm ums Herz ,
und sehr begehrlich des Lehrers Sohn ist schnell vergessen
jetzt ist die Jungfer von des Schustergesellen Liebe ganz entzückt .
Und die Moral von der Geschicht : Man höre mit den Ohren nicht immer
Das was wichtig ist – wichtig ist nur was das Herz zu dir spricht .