Gedichte
Schlaflosigkeit

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"Schlaflosigkeit"
Veröffentlicht am 06. Februar 2016, 16 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Alles Infos unter artemzolotarov.com Ich schreibe seit 2010 Gedichte, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Songs. Ich habe bis jetzt drei Gedichtbände und zwei Poetry Slam Textsammlungen mit Hörbuchfassungen veröffentlicht. Eine Übersicht gibts auf meiner Homepage. Auf meiner Facebookseite gibt es täglich aktuelle Infos, Gedichte, Geschichten, Videos, Musik und und und. Ich würde mich sehr über euren like ...
Schlaflosigkeit

Schlaflosigkeit


Es ist wie Ebbe und Flut. Es geht dir schlecht, geht dir gut. Ich lerne laufen und falle, ich falle auf und verfluch die Euphorie an der Spitze und die Angst vor dem Flug. Es zählt nicht scheitern und siegen. Es zählt der nächste Versuch.

„Jeder weiß wie er heißt, wie viele wissen, wer sie sind? – Wie viele wollen wissen, wer sie sind?“ – Prezident


Schlaflosigkeit macht sich um meine Lider breit. Die Nacht schenkt Zeit zum sich begegnen, wenn alles schlummern tief und fest beginne ich ein Opferfest der müden Alltagslügen. Ich weiß noch nicht, was mir begegnet, mit welchem Fluch mein Geist mich segnet. Oft bin ich mir schon Last genug, drum weiß ich: Denken ist nicht klug! Zu viel das Hirn sich zu zermartern, in eigne Netze zu geraten, dort zappelnd atmend Luft verfluchend, der tiefer Wasser Ruhe

suchend. Doch ab und an, dann muss es sein. Ich steig ins Selbstverständnis ein. Das Zimmer dunkel, halbgar da schleicht etwas Mondlicht durch das Fenster, an den Gardinen zahlt es Zoll, gar ärmlich fällt es zu mir nieder, erleuchtet meine fahlen Glieder und schenkt dem Auge halt. Die Silhouetten trauter Schränke, der Tisch, der meine Texte trägt, Regale voller alter Bücher, vergilbt, geknickt, nur die Gerüche bezeugen ihren weiten Weg, den jedes hat zurückgelegt, um meiner Muße Sinn zu reichen,

auf dass die Schwermut von mir weiche und ich nicht aus dem Alltagsschund zur Sorge hätte einen Grund. An ihren Rücken find ich Halt, die Ewigkeit lag weit und breit vor mir und alle, die einst starben, lebten nun fort in jedem Wort in den Metaphernfarben. Ein Dichter lebt für alle Zeit, solang ihn jemand liest und das ist mehr als mancher Mensch zu Lebzeiten genießt. Mein Spiegel lenkt mich wieder ab, er ist der vagen Lügen Grab. Der Schein, an dem ich mich so lab,

verfliegt und prallt am Glase ab. Was sehe ich da? Zwei müde Augen, die mich in braune Sümpfe tauchen. Dort modert eiternd in Morast, womit ich mich nicht mehr befasst. Der ganze Schmerz verdrängt, vergraben, und niemand soll mich danach fragen. Ich lache lauter als der Schrei, der die Fassade trennt entzwei, dem Schwerte gleich die Stille sticht, an der die Flut des Schweigens bricht. Jetzt bin ich ehrlich, weil ich muss, droht doch so nah der Todeskuss. Schon gut, ich stelle mich den Schatten, die hinterm Spiegel auf mich warten. Da schwebt von links eine Gestalt,

und ist schon in der Mitte bald. Mein Spiegelbild erschreckt doch sieht, Erkennen zeichnet mein Gesicht: Ein Junge, dick und ungelenkt, zu viel der Zeit mit sich verschenkt, die Augen groß und vorwurfsvoll, das Haar pechschwarz, von Locken voll. Er sagt: Du bist ein feiger Egoist, der mit sich selbst zufrieden ist. Was schert es dich, was andre fühlen, wie sie in ihren Seelen wühlen ist dir so fremd und so absurd. Du bist der König deiner Burg. Ein Eremit, die Witzfigur, die wie beim kleinen Prinzen stur auf ihrem Thron die Leere hütet

und überm eignen Schweigen brütet. Und Gräben nehmen dir die Angst, dein Zugtor rostet fest. Du schweigst, weil du nichts sagen kannst, kein Wort den Mund verlässt, das nicht Zynismus, Ironie, zu viel von Wahrheit trüge. Du bist ein Narr an Weisheit reich, doch lebst dank einer Lüge. Es ist wie Ebbe und Flut. Es geht dir schlecht, geht dir gut. Ich lerne laufen und falle, ich falle auf und verfluch die Euphorie an der Spitze und die Angst vor dem

Flug. Es zählt nicht scheitern und siegen. Es zählt der nächste Versuch. Zurück zur Nacht, zum Spiegelbild, das vor mir wieder wartet. Doch jetzt kein Schatten neben mir, kein Geist und Seele martert. Ich seh ein Bild, das ähnlich scheint dem, was ich Ich benenne. Doch ist es faltig, alt und trist. Der Mann, den ich erkenne spricht leise, flüstert fast schon laut und schreit nun ohne Stimme: „Erkennst du mich, sieh mein Gesicht! Wenn ich von vorn beginne, wird es ein langer Monolog,

doch du hörst dich gern reden. Drum hör mir zu, ich weiß Bescheid von dir und deinem Leben. Seit 20 Jahren steh ich schon auf Bühnen und erzähle in Reim und Vers aus meinem Herz die Themen, die ich wählen. Und ich gewinne, bin berühmt, bewundert und bestaunt. Doch der Applaus ist nur ein Hall, der durch die Leere raunt. Ich leb den Traum, der keiner ist, denn alles hat ein' Preis, den jeder zu bezahlen hat, und hier schließt sich der Kreis. Die Bühne scheint im hellen Licht

und blendet Schatten aus. Du bist auf Tour und unterwegs, doch nirgendwo zu Haus. Was macht dich glücklich, weißt du es? Ich hab's nicht rausgefunden und laufe jetzt im Hamsterrad der Pflichten meine Runden. Was so verlockend bunt erschien, verblasst, geht es um Geld. Und ohne Geld geht es nicht mehr, denn wenn der Groschen fällt, dann wenden sich die Freunde ab, die niemals Freunde waren. Für manche ist Respekt ein Wert, für andre zählen Zahlen. Sie neiden dir jeden Erfolg,

ja jeden guten Reim. Hinter dem Rücken reden sie – und lächeln ins Gesicht. Ja es ist …“ „Halt den Mund! Erkennst du es denn nicht?“ Ich unterbreche ihn erbost und falle ihm ins Wort: „Wieso bist du so Hass erfüllt? Der Frust, der an dir bohrt ist nur ein Spross der Phantasie, durch Vorurteile genährt. Du bist gekränkt doch weißt nicht mal, was deine Seele wärmt. Ich glaub dir nicht, denn du bist nur der Dämon dieser Nacht, das Resultat der letzten Zeit.

Der Frust, der an mir nagt.“ Er spricht: „Es mag schon sein, dass ich nur Frust und schlechte Laune bin. Doch tief in dir weißt du genau, das was ich sag, macht Sinn.“ Ich sage: „ Ja, aber ich weiß, nichts ist so schwarz, wie man es sich ausmalt. Auch wenn ich keine Sonne seh, die Hoffnung gibt mir Halt. Zynismus hilft, wenn Wahrheit schmerzt und Ironie schenkt Trost. In 20 Jahren wird mir noch manch andres zugelost. Von dem ich heute noch nichts weiß,

ja nicht mal wage ahne. Ich schreibe einfach und seh zu, dass ich mich manchmal mahne und nicht vergesse, dass ich mir durchs Schreiben Luft verschaffe. Und jede Hölle ist nur so schlimm, wie ich sie mir erschaffe. Ich wache auf, das Zimmer grau, Gardinen zu, der Tag schon alt. Die Zimmerdecke grüßt gewohnt, die Heizung rostig, sparsam, kalt. Im Dämmerlicht erkenne ich ein leeres Blatt Papier. Ich komme näher, seh es an, bis ich es dann

kapier. Es spiegelt mich nicht wie ich bin, sondern wie ich es will. So schreibe ich und modellier mein Bild in meinem Stil. Vergesse das, was mir nicht passt und retuschiere Fehler. Der Teufel ruht in den Details, ich mal ihn etwas greller und schmücke so die Hölle aus, die vielleicht keine ist, nur Alltagswahn, gewohnter Zwang, der an mir weiter frisst. Ich bin kein Clown, kein Bühnenmensch, doch stehe nun auf Bühnen. Und Bühne fordert nun mal Show, den Lustigen, den

Kühnen. Ich weiß noch nicht recht, wer ich bin und wer ich werden werde. Ich weiß nur, dass ich schreiben will und schreibe, bis ich sterbe. Das bisschen Leben bleibt mir noch, schreib Ordnung in das Chaos. Am Mikrophon in Schwarz des Saals. Am Ende folgt Applaus.


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Hörbuch

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Ich schreibe seit 2010 Gedichte, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Songs.
Ich habe bis jetzt drei Gedichtbände und zwei Poetry Slam Textsammlungen mit Hörbuchfassungen veröffentlicht. Eine Übersicht gibts auf meiner Homepage.

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Ich vertone meine Gedichte und Geschichten auch seit ein paar Monaten.
Auf soundcloud könnt ihr meinen letzten Band komplett vorgelesen hören (alle Gedichte sind auch downloadbar):

https://soundcloud.com/koollook_poesie

Seit Januar 2013 führe ich ein Projekt das "Ich schreibe über DICH!" heißt. Dabei kann mir jeder ein Bild von sich schicken und ich schreibe ein Gedicht dazu. Mit dem Projekt versuche ich Lyrik näher an den Leser zu bringen, um zu zeigen, dass sie nicht immer unverständlich und kompliziert sein muss ohne dabei in den Kitsch von Teetassenpoesie zu verfallen.
Wer mitmachen möchte, kann mir seine Bild an koollook_poesie@gmx.de schicken.
Hier könnt ihr die bisherigen 167 Bilder und Gedichte sehen:

http://ichschreibueberdich.tumblr.com/

Seit 2014 nehme ich auch an Poetry Slams teil. 2015 wurde ich Rheinland-Pfalz Meister in dieser Disziplin.
Videos von Auftritten gibt es bei youtube.

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welpenweste Zum Lesen etwas lethargisch und anstrengend, als Performance durchaus vortragenswert. Allerdings sehe ich die Zahl von Anhängern Shakespeare- ähnlichen Deklamationen - ohne dessen Drive - für gering an.
Lg
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
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