Es ist wie Ebbe und Flut.
Es geht dir schlecht, geht dir gut.
Ich lerne laufen und falle,
ich falle auf und verfluch
die Euphorie an der Spitze
und die Angst vor dem Flug.
Es zählt nicht scheitern und siegen.
Es zählt der nächste Versuch.
„Jeder weiß wie er heißt, wie viele wissen, wer sie sind? – Wie viele wollen wissen, wer sie sind?“ – Prezident
Schlaflosigkeit
macht sich um meine Lider breit.
Die Nacht schenkt Zeit
zum sich begegnen,
wenn alles schlummern tief und fest
beginne ich ein Opferfest der müden Alltagslügen.
Ich weiß noch nicht, was mir begegnet,
mit welchem Fluch mein Geist mich segnet.
Oft bin ich mir schon Last genug,
drum weiß ich: Denken ist nicht klug!
Zu viel das Hirn sich zu zermartern,
in eigne Netze zu geraten,
dort zappelnd atmend Luft verfluchend,
der tiefer Wasser Ruhe
suchend.
Doch ab und an, dann muss es sein.
Ich steig ins Selbstverständnis ein.
Das Zimmer dunkel, halbgar da
schleicht etwas Mondlicht durch das Fenster,
an den Gardinen zahlt es Zoll,
gar ärmlich fällt es zu mir nieder,
erleuchtet meine fahlen Glieder
und schenkt dem Auge halt.
Die Silhouetten trauter Schränke,
der Tisch, der meine Texte trägt,
Regale voller alter Bücher,
vergilbt, geknickt, nur die Gerüche
bezeugen ihren weiten Weg,
den jedes hat zurückgelegt,
um meiner Muße Sinn zu reichen,
auf dass die Schwermut von mir weiche
und ich nicht aus dem Alltagsschund
zur Sorge hätte einen Grund.
An ihren Rücken find ich Halt,
die Ewigkeit lag weit und breit
vor mir und alle, die einst starben,
lebten nun fort in jedem Wort in den Metaphernfarben.
Ein Dichter lebt für alle Zeit,
solang ihn jemand liest
und das ist mehr als mancher Mensch
zu Lebzeiten genießt.
Mein Spiegel lenkt mich wieder ab,
er ist der vagen Lügen Grab.
Der Schein, an dem ich mich so lab,
verfliegt und prallt am Glase ab.
Was sehe ich da? Zwei müde Augen,
die mich in braune Sümpfe tauchen.
Dort modert eiternd in Morast,
womit ich mich nicht mehr befasst.
Der ganze Schmerz verdrängt, vergraben,
und niemand soll mich danach fragen.
Ich lache lauter als der Schrei,
der die Fassade trennt entzwei,
dem Schwerte gleich die Stille sticht,
an der die Flut des Schweigens bricht.
Jetzt bin ich ehrlich, weil ich muss,
droht doch so nah der Todeskuss.
Schon gut, ich stelle mich den Schatten,
die hinterm Spiegel auf mich warten.
Da schwebt von links eine Gestalt,
und ist schon in der Mitte bald.
Mein Spiegelbild erschreckt doch sieht,
Erkennen zeichnet mein Gesicht:
Ein Junge, dick und ungelenkt,
zu viel der Zeit mit sich verschenkt,
die Augen groß und vorwurfsvoll,
das Haar pechschwarz, von Locken voll.
Er sagt: Du bist ein feiger Egoist,
der mit sich selbst zufrieden ist.
Was schert es dich, was andre fühlen,
wie sie in ihren Seelen wühlen
ist dir so fremd und so absurd.
Du bist der König deiner Burg.
Ein Eremit, die Witzfigur,
die wie beim kleinen Prinzen stur
auf ihrem Thron die Leere hütet
und überm eignen Schweigen brütet.
Und Gräben nehmen dir die Angst,
dein Zugtor rostet fest.
Du schweigst, weil du nichts sagen kannst,
kein Wort den Mund verlässt,
das nicht Zynismus, Ironie,
zu viel von Wahrheit trüge.
Du bist ein Narr an Weisheit reich,
doch lebst dank einer Lüge.
Es ist wie Ebbe und Flut.
Es geht dir schlecht, geht dir gut.
Ich lerne laufen und falle,
ich falle auf und verfluch
die Euphorie an der Spitze
und die Angst vor dem
Flug.
Es zählt nicht scheitern und siegen.
Es zählt der nächste Versuch.
Zurück zur Nacht, zum Spiegelbild,
das vor mir wieder wartet.
Doch jetzt kein Schatten neben mir,
kein Geist und Seele martert.
Ich seh ein Bild, das ähnlich scheint
dem, was ich Ich benenne.
Doch ist es faltig, alt und trist.
Der Mann, den ich erkenne
spricht leise, flüstert fast schon laut
und schreit nun ohne Stimme:
„Erkennst du mich, sieh mein Gesicht!
Wenn ich von vorn beginne,
wird es ein langer Monolog,
doch du hörst dich gern reden.
Drum hör mir zu, ich weiß Bescheid
von dir und deinem Leben.
Seit 20 Jahren steh ich schon
auf Bühnen und erzähle
in Reim und Vers aus meinem Herz
die Themen, die ich wählen.
Und ich gewinne, bin berühmt,
bewundert und bestaunt.
Doch der Applaus ist nur ein Hall,
der durch die Leere raunt.
Ich leb den Traum, der keiner ist,
denn alles hat ein' Preis,
den jeder zu bezahlen hat,
und hier schließt sich der Kreis.
Die Bühne scheint im hellen Licht
und blendet Schatten aus.
Du bist auf Tour und unterwegs,
doch nirgendwo zu Haus.
Was macht dich glücklich, weißt du es?
Ich hab's nicht rausgefunden
und laufe jetzt im Hamsterrad
der Pflichten meine Runden.
Was so verlockend bunt erschien,
verblasst, geht es um Geld.
Und ohne Geld geht es nicht mehr,
denn wenn der Groschen fällt,
dann wenden sich die Freunde ab,
die niemals Freunde waren.
Für manche ist Respekt ein Wert,
für andre zählen Zahlen.
Sie neiden dir jeden Erfolg,
ja jeden guten Reim.
Hinter dem Rücken reden sie –
und lächeln ins Gesicht.
Ja es ist …“ „Halt den Mund!
Erkennst du es denn nicht?“
Ich unterbreche ihn erbost
und falle ihm ins Wort:
„Wieso bist du so Hass erfüllt?
Der Frust, der an dir bohrt
ist nur ein Spross der Phantasie,
durch Vorurteile genährt.
Du bist gekränkt doch weißt nicht mal,
was deine Seele wärmt.
Ich glaub dir nicht, denn du bist nur
der Dämon dieser Nacht,
das Resultat der letzten Zeit.
Der Frust, der an mir nagt.“
Er spricht:
„Es mag schon sein, dass ich nur Frust
und schlechte Laune bin.
Doch tief in dir weißt du genau,
das was ich sag, macht Sinn.“
Ich sage: „ Ja, aber ich weiß,
nichts ist so schwarz,
wie man es sich ausmalt.
Auch wenn ich keine Sonne seh,
die Hoffnung gibt mir Halt.
Zynismus hilft, wenn Wahrheit schmerzt
und Ironie schenkt Trost.
In 20 Jahren wird mir noch
manch andres zugelost.
Von dem ich heute noch nichts weiß,
ja nicht mal wage ahne.
Ich schreibe einfach und seh zu,
dass ich mich manchmal mahne
und nicht vergesse, dass ich mir
durchs Schreiben Luft verschaffe.
Und jede Hölle ist nur so schlimm,
wie ich sie mir erschaffe.
Ich wache auf, das Zimmer grau,
Gardinen zu, der Tag schon alt.
Die Zimmerdecke grüßt gewohnt,
die Heizung rostig, sparsam, kalt.
Im Dämmerlicht erkenne ich
ein leeres Blatt Papier.
Ich komme näher, seh es an,
bis ich es dann
kapier.
Es spiegelt mich nicht wie ich bin,
sondern wie ich es will.
So schreibe ich und modellier
mein Bild in meinem Stil.
Vergesse das, was mir nicht passt
und retuschiere Fehler.
Der Teufel ruht in den Details,
ich mal ihn etwas greller
und schmücke so die Hölle aus,
die vielleicht keine ist,
nur Alltagswahn, gewohnter Zwang,
der an mir weiter frisst.
Ich bin kein Clown, kein Bühnenmensch,
doch stehe nun auf Bühnen.
Und Bühne fordert nun mal Show,
den Lustigen, den
Kühnen.
Ich weiß noch nicht recht, wer ich bin
und wer ich werden werde.
Ich weiß nur, dass ich schreiben will
und schreibe, bis ich sterbe.
Das bisschen Leben bleibt mir noch,
schreib Ordnung in das Chaos.
Am Mikrophon in Schwarz des Saals.
Am Ende folgt Applaus.
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