Gib acht um Mitternacht
Da ist ein Monster
unter deinem Bett
und wenn du drunter schaust,
reist es dir die Augen aus.
Nachts, wenn es dunkel wird...
Nachts, wenn es dunkel wird. Da schleiche ich umher. Ich bin der Schatten hinter den Bäumen, der Schein des vollen Mondes, das flüstern unter deinem Bett. Wer ich bin fragst du? Glaubst du wirklich, das verrat´ ich dir? Nein, nein, so leicht werde ich es dir nicht machen. Doch wer weiß, vielleicht kennst du mich sogar.
Hörst du mich?
Dunkelheit hatte sich im Zimmer eingenistet. Sie verschlang all die bunten Farben, die Spielsachen. Doch einzig und allein ein kleines Licht, platziert gleich neben dem Bett, kämpft gegen die Dunkheit mit seinem matten Schein. Der Vater sitzt am Rand des Bettes, ein Buch in seinen Händen. Die Worte malen eine Geschichte - von Feen und Magie.
Im Bett liegt das Kind. Ein kleines Mädchen, mit träumen voller Fantasie. Doch die Dunkelheit ist stärker als das kleine Nachtlicht. Der Vater schließt das
Buch, bereit zu gehen. Da hält ihn die kleine Hand zurück. Angst kontrolliert die Stimme. Macht sie schwach und zittrig. "Da ist ein Monster unter dem Bett."
Oh, wie oft habe ich bereits diesen Satz gehört? Der Vater kommt zurück ans Bett. "Ja, ist das so? Wo ist es denn?" "Ich weiß es nicht. Aber ich weiß, dass es hier ist." Das kleine Licht erkämpft sich seinen Platz in der Dunkelheit.
Der Vater tappt zum Schrank, leises knarren verrät die Türen. Doch im Schrank begrüßen ihn lediglich ein Paar Klamotten. Er kommt zurück. "Da ist nichts." Die Stimme klingt beruhigend. Doch das Kind ist noch lange nicht
überzeugt. "Und unter dem Bett?" Der Vater lächelt besämpftigend. Er kniet sich hinab, um unters Bett zu schauen. Da hört er es. Tock. Tock. Tock. Spielen seine Ohren ihm einen Streich? Er schaut unter das Bett. Dunkelheit schaut ihm entgegen.Tock. Tock. Tock. "Hörst du mich?" Eine Stimme rau und verdreht. Hatte er das wirklich gehört? Da war doch nicht oder? Doch was ist das? Zwei Augen, rot wie blut, starren ihn an. Tock. Tock. Tock. "Siehst du mich?" Wieder diese Stimme. Dieses Mal verdrehter, gefährlicher. Er schließt die Augen, schüttelt den Kopf. Doch als er erneut in die Dunkelheit starrt, starren die Augen zurück. Er will
aufstehen, seine Tochter nehmen und gehen.Tock. Tock. Tock. "Willst du etwa davon laufen?"
Gib acht um mitternach
Tock. Tock. Tock. Der Vater schreit vor Schmerz.
Tock. Tock. Tock. Das Mädchen weint vor Angst.
Tock. Tock. Tock. Sie laufen. Aus dem Zimmer, durch den Flur, die Treppe hinab.
Tock. Tock. Tock. Es ist zu spät.
Ich trete hervor, aus meinem Versteck der Dunkelheit. Langsam folge ich der Spur. In der Küche sitzten sie. Wie ängstliche Mäuse in der Ecke. Ich stehe
vor ihnen.
Tock. Tock. Tock.
In der Stube eine Uhr, in ihr wohnt ein Kuckkuck. Nun kommt er hervor. Lacht zwölf Mal.
Tock. Tock. Tock. Die Geisterstunde hat begonnen.
Ich gehe auf sie zu. Komme näher und näher. Sie schreien und flehen um gnade. Sie alle flehen um gnade.
Tip. Tip. Tip. Es ist vorbei. Ich verlasse das Haus.
Tip. Tip. Tip. Blut läuft an mir hinab.
Tip. Tip. Tip. Nun sind sie still.
Tip.Tip. Tip.
Tip.
Tip.
Tip.
WEißt du es?
Du fragst mich ein zweites Mal, wer ich bin? Wie gesagt, es kann sein, dass du mich kennst.
Ich bin der Schatten in deinem Schrank. Die Stimme unter deinem Bett.
Und ich bin die leise Ahnung, das dies deine letzte Nacht sein wird...