Ich war auf dem Heimweg und sah bereits die ersten Felder zwischen den Häusern aufblitzen, da rief eine tiefe Männerstimme hinter mir: „Das ist er! Schnappt ihn euch! Aber ihr dürft ihn nicht verletzten!“ Ich drehte mich um. Der Mann, dessen Stimme den Befehl erteilt hatte, zeigte auf mich. Angst durchflutete meinen Körper. Was hatte ich getan? Ich ließ die Melonen und das Buch fallen, drehte mich um und lief auf die Felder zu. Der einzige Ort, den ich mit Sicherheit verband, war mein Elternhaus. Und es war das Einzige, an das ich denken konnte.
Doch die Männer waren schnell. Ich hatte die Mauer beinahe erreicht, als etwas um meinen Hals fiel. Ein Strick. Er zog sich fest, verbot mir das Atmen und riss mich von den Beinen. „Fesselt ihn! Und passt auf, er kann euch jeden Moment töten!“ Schon wieder diese Stimme. Zwei starke Hände drückten meinen Kopf zu Boden. Zwei weitere fesselten meine Hände und Füße. Etwas kroch in mir hinauf, immer weiter in Richtung Kopf. Doch es war nicht der Hass, der mich all die Menschen hatte töten lassen. Nein, der Hasse war dunkel, kalt und war berechnend. Doch dieses etwas war aufgewühlt,
verunsichert und dennoch stieg es stetig. Später erfuhr ich, dass es Panik war. Was hatten sie mit mir vor? Einer der Männer hob mich auf seine Schulter und sie trugen mich zurück in Richtung Kyoto. Dort angekommen warfen sie mich in eine Kutsche. Doch es war nicht so eine, in der reiche Menschen fuhren, sondern eine für Gefangenentransporte. Sie besaß keine Fenster und zum ersten Mal seit ich denken konnte stellte sich die Dunkelheit gegen mich. Ich kauerte mich in eine Ecke und versuchte durch die Geräusche zu erfahren, wohin sie mich brachten. Vergeblich. Es mischten sich zu viele andere Geräusche mit den
Stimmen der Männer.
Plötzlich stand Akuma wieder direkt vor Yuki´s Krankenbett. Doch anstatt etwas zu sagen, griff die unheimliche Gestalt mit einer von Narben übersäten Hand nach Yuki´s Kopf. Dieser wollte ausweichen, doch es ging nicht. Es schien, als sei sein Körper gelähmt. Die Spitzten von Akuma´s verbrannten Fingern berührten die Stirn des 17 – Jährigen. Und mit einem Schlag war alles dunkel. Unter ihm brach der Boden weg, das Bett fiel in den schwarzen Abgrund und es kam Yuki so vor, als würde auch der Rest der Welt hinunterfallen. Am Ende blieben nur er
und Akuma übrig. Der Teenager war verängstigt und überlegte sich an Akuma festzuhalten. Doch die Gefahr, dass dieser ihn töten könnte hielt ihn davon ab. Rings um die beiden herum erstreckte sich ein Nichts aus Finsternis. Wo waren sie hier? War das etwa die Welt der Dämonen? Noch bevor Yuki zu Ende überlegen konnte oder gar etwas sagen, schallte Kinderlachen durch die Dunkelheit und plötzlich liefen zwei kleine Jungen an ihm vorbei. Die Beiden waren Katzenmenschen. Sie spielten, lachten und kämpften aus Spaß. Plötzlich stand neben Yuki eine schöne junge Frau. Auch sie war ein Katzenmensch und scheinbar eine
Adelige aus einer vergangenen Zeit. Er sah auf seine andere Seite, wo Akuma stand. „Yuki, Akuma, hört auf. Ich habe die Hakama gerade erst gewaschen. Kommt, das Essen ist fertig. Aber vergesst nicht eure Ohren zu verstecken. Ihr wisst, dass euer Vater sie hasst“, schimpfte die Frau und wartete, dass die Beiden Jungen kamen. Einer von ihnen schüttelte sich und die Katzenohren waren verschwunden, doch der zweite sah ihn nur verdutzt an. Der erste Junge lief zu der Frau, der zweite folgte ihm zögerlich. „Akuma, weißt du noch immer nicht, wie man seine Ohren versteck? Komm her“, sagte die Frau in einem bemitleidenden
Ton. Sie strich dem zweiten Jungen über den Kopf und die Ohren waren verschwunden und mit ihnen auch diese Erinnerung. Yuki drehte sich um. Er stand in einem Wald und vor ihm stand ein großes altes Anwesen in Flammen. Es fühlte sich an, als würde er vom Haus weggetragen und etwas in ihm weckte das verlangen sich zu befreien und zum Haus zurück zu laufen. Dann sah er es. Oder eher ihn. Einen Schatten am Fenster des brennenden Gebäudes. Yuki schrie und wollte sich losreißen, doch was es war das ihn festhielt, es war stärker. Der 17 – Jährige drehte sich um.
Er hatte den Verdacht, dass Akuma ihn festhielt, doch dieser stand einige Schritte von ihm entfernt und betrachtete mit dunklem Blick Yuki´s Reaktion. Als Yuki sich wieder dem Haus zu wand, war es verschwunden. Ebenso wie der Wald und der Schatten im Haus. Er drehte sich wieder zu Akuma. „Was soll das? Wieso zeigst du mir all das? Willst du mich quälen? Macht es dir Spaß?“, schrie er den Dämon an, doch im nächsten Moment schaltete sich sein Gewissen ein: „Das ist ein Dämon. Er bringt dich um, nur weil er Lust hat.“ Yuki schluckte und hoffte Akuma nicht verärgert zu haben. Doch als er in die Augen seines
Gegenübers sah, erkannte er ganz weit hinter der Dunkelheit Trauer. Akuma wand sich ab und ließ sich von der Dunkelheit umarmen. Yuki stand allein in der Finsternis. „Hey! Du kannst mich doch nicht einfach hier lassen!“, rief Yuki ihm nach, doch es war zu spät. Er war allein.