Das Leben gleicht einer weißen Leinwand,
wir sind die Artisten die ein Kunstwerk darauf erstellen
Hallo Ihr Lieben.
Zu spät, ich weiss es. Möchte Euch mein kleine Geschichte nicht vorenthalten.
Terrassenbeleuchtung
vorausschaubar
Programm
Karton
organisch
Stille
Flanellmantel
Schneesturm
Ziegenpeter
"Mama, sind wir reich?" Mit diesen Worten stürmte klein Mary Anne in die Küche. Ohne eine Antwort abzuwarten sprach sie weiter. "Die Kinder im Kindergarten haben gesagt, wir sind reich und meine Mama, also Du, bist zu geizig mir ein Karnevalskostüm zu kaufen. Der Laura ihre Mutter hat das der Monika ihrer Mama erzählt. Alle Kinder haben gelacht, Mutti, liebe, liebe Mutti, ich möchte nicht mehr in den Kindergarten. Die Kinder sind so gemein und blöd." Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, fing das Mädchen bitterlich zu weinen an.
Edith schloss den für organische Abfälle bestimmten Eimer. In dem sie soeben die Kartoffelschalen entsorgte. Wusch ihre Hände und streichelte ihrer Tochter zärtlich über die Wange. Ging in die Hocke, so dass sie ihrem Mädchen auf gleicher Höhe in die Augen schauen konnte. Zog ein Taschentuch aus ihrer Schürze und putzte dem Kind die Nase. Beschützend schlang sie ihre Arme um Mary Anne und flüsterte ihr ins Ohr. " Meine Große, dieses Jahr wirst du die hübscheste aller Prinzessinnen sein, das verspreche ich dir." "Nein Mama," schluchzte die Kleine, "dann sagen wieder alle ich bin eingebildet wie du. Der Nicole ihre
Mutter hat zu den anderen gesagt du bist eingebildet. Sie hätte dich zum Kindergeburtstag eingeladen und du bist nicht gekommen. Wenn ich Geburtstag habe lädst du die anderen Mütter auch nicht ein." "Warum sollte ich sie an deinem Geburtstag einladen? Es ist doch dein Tag, du bist die Gastgeberin. Wenn du die Mütter dabei haben möchtest können wir sie einladen. Doch dann werde ich mit ihnen Kaffee trinken, sie unterhalten und ihr werdet alleine spielen müssen." "Nein Mama das ist doch langweilig, die Kinder finden es bei uns immer so toll weil du die einzige bist die sich kümmert." Siehst du, also lassen wir die Muttis reden. Wir
halten es wie bisher, es sei denn du überlegst es dir anders." Damit war das leidige Thema beendet und das Mädchen hüpfte gut gelaunt ins Kinderzimmer.
Die alleinerziehende Mutter wurde nachdenklich. Vor zwei Jahren hatte ihr Mann sie wegen einer Jüngeren verlassen. Es war vorausschaubar, dass ihre Zukunft mit zwei kleinen Mädchen alleine nicht rosig sein würde. Papi kümmerte sich nicht, der Unterhalt kam unregelmäßig, wenn überhaupt. Die junge Mutter mit ihren Kindern zog in eine andere Gegend. Suchte eine Putzstelle, abends ging sie in eine kleine Gaststätte kochen, wenn Not am Mann war auch bedienen. Mit ihrer
ruhigen besonnenen Art hatte sie schnell einen guten Namen in der Umgebung. Die Menschen waren hier freundlich, jeder grüßte mit netten Worten. Das angemietete Häuschen war sehr preiswert. Es lag direkt neben einem Friedhof. Edith störten diese Nachbarn nicht. Im Gegenteil, sie genoss die Stille. Hier gab es keinen Garten nur eine Terrasse. Auf dieser befand sich ein 500l Aquarium, welches als Terrarium für zwei Zwergkaninchen ein gemütliches Zuhause bot. Neben Bestuhlung und Tisch stand in einer Nische eine kleine Staffelei mit weißer Leinwand. Ein Utensilien Koffer mit Pinsel, Farben und Palette warteten auf
ihren Einsatz. Außer sehnsüchtige Blicke fanden sie jedoch keine Beachtung." Wenn hier mal alles nach Programm läuft, ja dann werde ich mir Zeit nehmen viel Zeit." Dachte die junge Frau fast täglich.
Das Klingeln der Türglocke unterbrach ihre Gedanken. Es war Petra, siebzehn Jahre, ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Für die Kinder wie eine große Schwester. Sie hatte hier ein zweites zu Hause gefunden. Kaum im Haus Gang rief sie:" Hi Edith, hast Du was zu essen für mich? Ich wollte hier Schularbeiten machen. Für den Führerschein lernen, da wäre ich froh wenn du mich abhörst. Ja, wenn es dir
recht ist würde ich gerne heute Nacht hier schlafen. Du musst doch so wie so arbeiten, dass passt doch oder?" Alles ohne Luft zu holen, Edith konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. "Komm rauf du Wirbelwind. Essen ist fertig." "Super, ich hab es doch gewusst." Die Kinderzimmertür wurde aufgerissen, Mary Ann und Michaela rannten in die Arme des jungen Mädchens und begrüßten sie herzlich.
Petra zog ihren von Schneeflocken feucht gewordenen roten Fanellmantel aus. Sie ging in die Küche. Der Duft von Oregano, Basilikum und Knoblauch lag in der Luft." Ach Edith, bin ich froh das
es dich gibt." Mit diesen Worten setzte das Mädchen sich an den gedeckten Tisch. Die beiden Kleinen beobachteten durch das Fenster den lustigen Tanz der Flocken, den der Schneesturm verursachte. Sobald das Essen auf dem Tisch stand verlor das Wetter die Beachtung. Der Hunger hatte ihm den Rang abgelaufen. Es wurde ein lustiger Mittagstisch. Petra erzählte von Ihrem Schulfreund der an Ziegenpeter erkrankt war. Er hieß Peter, was die Kinder sehr witzig fanden.
Um halb Zwei brachte Mama die Kinder wieder in ihre Spielgruppe. Es blieben noch drei Stunden um alles zu erledigen. Das große Findelkind holte die
Rasselbande ab. Unterwegs besorgten sie sich noch einen Karton . Kauften etwas Süsskram. Bei Edith würde er dann gefüllt, hübsch verpackt um dem Mumps Patienten gute Besserung zu wünschen.
Zu Hause angekommen sahen sie schon von der Straße die Solar betriebene Terrassenbeleuchtung. Edith winkte drehte, sich zu ihrer Staffelei die im Licht um Aufmerksamkeit buhlte. Die weiße Leinwand leuchtete in den frühen dunklen Abend. Die junge Frau dachte: " Das Leben ist nicht so makellos wie du. Bis ich Zeit für dich habe, werde ich dein weißes Antlitz genießen.