Vorbemerkung
Mir sind Nachbarn, die eine Leidenschaft fürs Fahrrad fahren entwickeln zutiefst suspekt. Ihnen auch?
(wieder eingestellt: 15.09.2019)
Copyright: G.v.Tetzeli
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Cover: G.v.Tetzeli
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Der Nachbar
Ich stehe auf Kriegsfuß mit meinem Nachbarn. Er hat einen schönen Garten samt Geräteschuppen. Und vor allem, dem Kerl gehört das Haus. Pfui Teufel. Ich bewohne das angrenzende Reihenhaus und zahle mich an der Miete dumm und dämlich. Schröffler nennt er sich, das Schwein.
Anfänglich war es eigentlich ganz entspannt mit ihm. Er lud mich und meine Frau nachbarschaftlich zum Grillen ein und wir gaben für ihn ein schönes Abendessen. So jedenfalls hat der Single meine Frau kennen gelernt, die Drecksau!
Kurz und gut, meine Frau und „Karlchen“
hatten ein Verhältnis miteinander. Ich habe es erst nach einer ganzen Weile bemerkt, aber den Mund gehalten und so getan, als ob ich von nichts wüsste.
Dass Susi, die dumme Pute, auf Karl Schröffler hereinfiel, das bleibt mir bis heute ein Rätsel. Wie kann ausgerechnet ein Nachbar derart hinterhältig sein?
Ich habe eines Tages entdeckt, dass man von meinem Garten unbemerkt durch eine lose Planke an der Rückseite seines Geräteschuppens hinein kam. Der Zausel, der dreckige Angeber, hatte dort sein Fahrrad untergestellt. Eine wahre Rennmaschine. Mit der wollte er angeben, was er doch für ein fitter, drahtiger, sportlich aktiver Mann war. Dieses Fahrrad hatte bestimmt so viel
gekostet, wie ich in einem Jahr Miete zahlen musste.
Um ihn zu ärgern, schlich ich ab und an nachts, wenn Susi schlief, zu dem Schuppen und ließ die Luft aus den Reifen. Ich hinterließ in einem Plastikanzug mit Handschuhen keine Spuren.
Überhaupt schlief Susi immer so ausgiebig, seit sie mit Karl die speziellen Reitstunden absolvierte. Ekelhaft!
Das mit den Fahrradreifen war nur ein kurzes Glück. Es wiederholte sich meist an nächsten Tag, nämlich genau dann, wenn Schröffler entsetzlich fluchte. Es war zu schön, wenn er aus seinem Schuppen wutentbrannt in seiner
Rennmontur heraus stöckelte. Mit den Rennschuhen konnte er ja nicht richtig gehen. Im Großen und Ganzen gab mir das aber zu wenig Befriedigung.
Ich musste diesen Nachbarn direkt los werden. Ein für allemal!
Und wenn ich schon dabei war, dann könnte ich gleich noch den Problemkreis Susi erledigen. Ich lasse mir doch nicht auf der Nase herumtanzen! Das werden sie sicher verstehen.
Ich kaufte mir also Fahrradhandschuhe, wie sie Rennfahrer benutzen. Ich ließ mich vorher ganz unbefangen von Schröffler beraten und musste mich anstrengen nicht zu kichern und
ernst zu bleiben. Damit wusste ich genau welches Modell er selbst benutzte.
Ich passte den richtigen Zeitpunkt ab. Es war ein Uhr Nachts, als die Fahrradhandschuhe Susi erwürgten. Es ging eigentlich ziemlich problemlos von statten. Es lag wohl an meiner diebischen Freude über die neuen Handschuhe, Marke Schröffler.
Ich trug sie in Karlchens Schuppen, wobei die Plastikrobe wieder zum Einsatz kam und warf sie dort ab. Ich machte noch ein paar Kleinigkeiten an seinem Fahrrad kaputt, dann schlich ich wieder nach Hause.
Ein paar mal durchschnaufen, dann war der Zeitpunkt gekommen, dass ich die Polizei rief. Ich konnte mir nicht erklären, wo denn meine Frau wäre. Ich vermutete Einbrecher,
vielleicht, aber eigentlich auch nicht. Sie musste sich doch selbst hinausbegeben haben. Ich hätte schon das ganze Haus abgesucht. Sie war einfach in der Nacht verschwunden.
Die braven Burschen der Polizei rückten mit Blaulicht an. Auch ein Kommissar war dabei. Ein Mann, der aufmerksam zuhören konnte.
Ich erzählte, dass mir Susi reumütig gestanden hätte, dass sie eine Affäre mit Schräffler gehabt hatte, es aber nun aus sei. Ich verzieh ihr großmütig, weil ich so ein anständiger Mann war, der über den Dingen stand. Wahrscheinlich, so vermutete ich, wollte sie endgültig bei Schräffler alles klar
stellen, denn sie hätte erzählt, dass der Nachbar sich mit dem Schluss der Affäre nicht abgefunden hätte und sogar handgreiflich gegenüber Susi geworden wäre. Ich hatte sie noch getröstet, beschrieb ich die herzzerreißende Szene. Mir war Schräfflers Aggression auch schon öfters unangenehm aufgefallen, ergänzte ich.
"Vielleicht ist sie immer noch bei ihm", vermutete ich ängstlich.
Die Polizei begab sich zu meinem reizenden Nachbarn. Sie erwies sich wirklich als Freund und Helfer.
Man fand die ermordete Susi und auch die eigenen Handschuhe von Schräffler, welche natürlich genau zu den Würgemalen passten. Es war ja dasselbe Modell.
Karlchen Schröffler war nach allen Regeln der Kunst geliefert! Sie führten ihn ab. Der Ochse würde natürlich alles abstreiten. aber das würde dem Widerling nichts helfen!
Nun habe ich endlich einen neuen Nachbarn. Orlow heißt der tätowierte Riese. Er beschützt mich und ich mag ihn. Ich muss ihn mögen, denn alles andere wäre dumm.
Schröffler hatte etwas unternommen, womit ich nicht gerechnet hatte.
Er hatte in seinem Schuppen eine Nachtlichtkamera aufgestellt, weil er heraus bekommen wollte, wie das mit den häufigen Fahrrad Platten geschehen konnte.
Orlow hat dieselben Gitterfenster wie ich. Der spartanische Raum misst 12 qm, aber Miete müssen wir Beide nicht zahlen.