Das Angebot
Wenn man kein Geld hat, dann greift man nach jedem Strohhalm.
Herr Peter Schamrowitz war wie elektrisiert, als er die Annonce las:
Abenteuerlustiger, junger Mann gesucht. Er sollte fit sein, Übergewicht spielt keine Rolle und Berufsausbildung ist nicht nötig. Wir suchen jemanden, der innovativ, kreativ und teamfähig ist. Eigeninitiative ist unbedingt gefordert. Die Bezahlung ist überdurchschnittlich.
Nun ja, vor allem der letzte Satz, das mit der Bezahlung, hatte es ihm angetan.
Sein altes Schrottauto brachte ihn zu dem noblen
Anwesen. dem Firmensitz.
Genotech hieß die renommierte Firma. Er hatte sich natürlich für das Einstellungsgespräch vorbereitet.
Genotech war für ihre wissenschaftliche Innovationslust bekannt. Mehrere Trophäen hatte die Firma schon eingeheimst.
Als er auf dem leeren Parkplatz bremste, sprang ein livrierter Herr herbei.
„Darf ich“, fragte er, schnappte sich den Wagenschlüssel und brachte mein Auto wer weiß wo unter.
Schamrowitz stand an der lackweißen Rezeption. Der Traum eines jeden Männerherzens lächelte ihn mit langen Wimpern und traumhafter, wallender Haarmähne an.
„Ich darf vorangehen“, sagte sie.
Was hatte die für einen Gang, was für einen Hüftschwung!
Sie fuhren mit dem silbernen, gläsernen Aufzug in den ersten Stock und sie geleitete ihn zu einem gewissen Professor Wolfers. Sein Arbeitsbereich glich einem griechischen Tempel, samt goldenen Applikationen. Blendend weiße Zähne strahlten ihm entgegen.
„So eine Freude, Herr Schamrowitz, dass sie uns ihre Aufwartung machen“, schlürfte er.
„Nehmen sie doch Platz. Wir müssen leider noch ein paar Formalitäten erledigen.“
Peter ließ sich in einem gepolsterten Sessel aus Straußenleder fallen und bewunderte die fachliche Büchersammlung des Professors. „Sind sie ledig?“
„Ja.“
„Haben sie noch lebende Verwandte?“ „Nein“
„Freunde?“
„Keiner, ich habe niemanden“, tropfte Schamrowitz ehrlich und niedergeschlagen.
„Ach, das ist aber schade“, meinte Professor Wolfers.
„Sie können einem ja richtig leid tun.“ Er gluckste dezent.
"Da haben Sie ja dann auch keine Verpflichtungen, nicht wahr?"
Ich zuckte nur unsicher mit den Achseln.
Dann grinste er sympathisch, verschmitzt.
„Stecken sie den Kopf nicht in den Sand. Ich denke, dass es nun aufwärts geht. Sie haben praktisch das große Los gezogen. Ein mehr als großzügiges Zubrot erwartet sie.“
Peter Schamrowitz merkte auf.
"Wir werden Ihnen jetzt erst einmal unsere Firma näher bringen. Ich bin überzeugt, dass Sie begeistert sind."
Schwester Siglinde betrat das Allerheiligtum.
"Sie können sich ihr ruhig anvertrauen."
Die brasilianische Gazellen-Schönheit konnte ihr sagenhaftes Gestell auch durch ihren weißen Kittel kaum verbergen. Das lange, schwarze Haar schwang um ihre Schulter.
„Wollen sie mir folgen?“
Das tat Peter Schamrowitz doch zu gerne. So fesch der Herr geschniegelte Professor auch aussah, mit ihr konnte er nicht mithalten. Sie gingen links in einen Gang hinein.
„Was machen sie denn hier, ich meine hier in der Firma natürlich.“
„Wir sind das fortschrittlichste Genlabor auf der
Welt“, sprach sie selbstbewusst.
„Der Gentechnik sage ich eine große Zukunft voraus.“
„Freilich“, beeilte sich Peter zu bemerken.
„Hier entlang“, steuerte die fantastische Siglinde nach rechts.
Sie kamen in einen Gang, der vollständig verglast war. Wie in einem gläsernen Tunnel schwammen sie praktisch in einem Bassin.
„Das ist unser riesiges Aquarium. Wir befinden uns praktisch mitten drin.“
Auch der Boden war gläsern, wie Peter staunte. Der nachgebaute Lebensraum für Meerestiere erstreckt sich bis auf das Erdgeschoss hinunter. Siglinde deklarierte.
„Dazu musste das ganze Fundament extra befestigt werden. Schließlich liegen rund 100.000
Tonnen Gewicht auf dem Untergrund.“
Ein Hai defilierte über ihren Köpfen entlang. „Das ist Tom“, erklärte sie so nebenbei. „Kommt mir Der durch die Glasbrechung nur größer vor, oder ist der Kerl wirklich so groß?"
„Tom ist etwas Besonderes. Er ist eine Kreuzung zwischen weißem Hai und Tigerhai. Wir haben bei ihm nun eine Größe von über 10 Metern erreicht. Das ist aber noch nicht das absolut Machbare." "Natürlich nicht", verstand Peter.
"Und das da hinten, unten ist Jerry."
"Wo?"
"Da unten, im Dunklen."
Schamrowitz sah es erst jetzt. Ein riesiges Krokodil lag regungslos unten, ein Stock tiefer am Beckengrund. Es war zwischen den echt wirkenden Pflanzen gut getarnt, aber die Größe
war erschreckend.
„Zwölf Meter?“
„Fünfzehn“, verbesserte die schöne Maid. „Damit ist er noch größer, als Sarcosuchus Imperator. Das war damals vor 250 Millionen Jahren das größte Krokodil, das je gefunden wurde. Allerdings ist Purusaurus noch ein paar Zentimeter länger gewesen. Wir arbeiten daran“, ergänzte sie.
“Sie entwickeln übergroße Tiere“, fragte Peter.
„Natürlich! Sehen sie, die Menschheit rudert auf seine Ausrottung hin. Es gibt zu wenig Essen, zu wenig Wasser, zu wenig Ressourcen. Wir experimentieren mit übergroßen Kühen, riesigen Schafen, usw. Am Wichtigsten ist uns, dass es eine Ausgewogenheit gibt. Da ist die Gentechnik ein Segen. Finden sie nicht auch, zumindest
unter diesem Aspekt, dass es zu viele Menschen gibt?"
Peter nickte pflichtschuldigst.
"Wir Menschen sind schon sehr viele."
Er dachte, dass eine Bestätigung nicht schaden kann, schließlich wollte er den Job haben.
"Hat eigentlich der Professor etwas zu ihrem Gehalt gesagt?"
"Ich würde mein Leben lang damit auskommen. Das waren, so glaube ich, seine Worte."
Sie lachte zauberhaft.
"Da haben sie ihn aber an einem guten Tag erwischt", grinste sie.
"Jetzt nur noch in den Fahrstuhl rein", bat sie mit vorgehaltener Hand.
Herr Schamrowitz betrat den Aufzug und die Tür
zischte schmatzend zu. Ein Bullauge ließ noch einen Blick nach draußen. Sie lächelte wieder. Typisch Siglinde!
"Nur auf den Knopf drücken", munterte sie durch das Mikrophon auf. Ein herrliches Auge samt Wimpern zwinkerte.
Schamrowitz tat es und drückte.
Die Vakkumschleuse öffnete ihr Dach und Wasser quoll herein.
"Wie geht es ihm", rief Professor Wolfers übers Handy an. Schwester Siglinde beobachtete alles in dem gläsernen Gang.
“Er rudert noch.“
„Wer ist denn schneller?“
„Im Moment kann ich das noch nicht sagen. Jerry ist aktiv geworden, aber ich weiß nicht, ob er Tom
noch zuvorkommen kann.“
"Was den Speiseplan anbelangt, da waren Tom und Jerry schon immer eine Einheit", meldete der Professor.
"Das ist doch eigentlich egal, liebe Siglinde, jedenfalls sind es nun, ihn eingerechnet, 53 Menschen weniger und wir haben gesunde, satte Tiere. Die Ausgewogenheit der Population ist das doch das Wichtigste."