Science Fiction
Drei Bauer

0
"Nicht alles ist so, wie es scheint!"
Veröffentlicht am 25. Januar 2016, 52 Seiten
Kategorie Science Fiction
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Eigentlich ist es so wie es ein Landsmann von mir treffend beschrieb: 'Mit den Riesen habe ich keine Probleme; nur die Windmühlen machen mir echt zu schaffen!'
Nicht alles ist so, wie es scheint!

Drei Bauer

Drei Bauer

Mühelos tauchte Porthos unter dem halbpatzigen Schwerthieb weg und stach mit dem Degen zu. Noch während der Angreifer tödlich verwundet zu Boden ging, wirbelte sie bereits herum und parierte einen weiteren Hieb, ging mit dessen Schwung mit. Dabei ließ sie die feindliche Waffe ins Leere stoßen, als sie ihrerseits ihre Klinge mit mörderischer Präzision in die Flanke der Wache trieb. Ihre atemberaubenden, bernsteinfarbenen Augen funkelten wild, als sie sich nun den restlichen Angreifern stellte. Verunsichert steckten diese ihre Pistolen weg und griffen ebenfalls zu ihren

Schwertern. Wie ein rot-schwarzer Wirbelwind war sie heran, hatte den ersten niedergestreckt, noch bevor er seine Waffe ganz aus der Scheide gezogen hatte und duellierte sich bereits mit den anderen. So ungeübt die Wachen mit ihren Zweitwaffen auch waren, so präzise tanzte dafür Porthos ihren erbarmungslosen Todesreigen. Bis nur noch eine von ihnen blindlings um sich schlagend zurücktaumelte und gegen eine Wand stieß. Kurz verlor die Wache das Gleichgewicht. Porthos zögerte nicht. Als schließlich der letzte Angreifer zu

Boden glitt fuhr sie nonchalant herum und zog mit einer theatralischen Geste ihren schwarzen Hut mit Feder. „Die Vorrstellung ist vorbei!“ Sprach sie mit rauer Stimme und gutturalem Unterton. Dabei war sie einen Herzschlag lang unaufmerksam. Etwas, oder jemand packte ihren hochgestreckten Schwanz und riss sie zurück. Zu spät realisierte Porthos, dass der Anführer der Wachen sich wohl die ganze Zeit mit einem holografischen Tarnmantel verborgen gehalten hatte und sie jetzt wortwörtlich am Wickel hatte. Kurzerhand packte der muskulöse Hüne

die anthropomorphe Katze, deren schwarzes, seidiges Fell vereinzelt von silbrigen Strichen durchzogen war an ihrem zierlichen Hals und drückte brutal zu. Er hatte nur zu gut mitbekommen, wie wirkungslos ihre Pistolen gewesen waren und wie tödlich diese Furie mit ihrer primitiven Waffe sein konnte. Und er wollte es wirklich nicht darauf ankommen lassen. Denn auch wenn sie sich jetzt in die Panzerung seines Unterarmes festkrallte, war das Fliegengewicht von knapp eineinhalb Meter Größe eigentlich nichts anderes als ein humanoides Haustier, dem er jetzt den Kopf abreißen

würde. Plötzlich sah er sich einer Frau von blassem Teint, rotem Haar und furchteinflössenden eisblauen Augen gegenüber, die ebenfalls wie aus dem Nichts erschienen war. Ob sie auch einen Tarnmantel besaß? Die knapp eins achtzig große Menschenfrau strahlte eine beeindruckende Entschlossenheit aus und war ebenfalls so bizarr gekleidet wie das Katzenvieh. Und auch sie war mit einer Stichwaffe bewaffnet. Von wo zur Hölle waren diese todbringenden Witzfiguren aufgetaucht? Auch wenn die fremde Frau durchtrainiert erschien, glaubte er kaum,

dass sie ihm physisch gewachsen wäre. Herausfordern sah er sie an. „Keine Ahnung wer ihr seid und wie ihr in der Lage seid, mit euren Zahnstocher durch unsere Schutzschilde zu kommen. Aber wenn du mich damit auch töten willst, pass bloß auf, dass du dabei nicht deine Fußmatte beschädigst.“ Schützend hielt er sich Porthos vor dem Oberkörper, die ihn zwar zornig anfauchte, aber bereits verzweifelt nach Luft rang. Doch die Frau zeigte keine erkennbaren Emotionen. Nur kurz stach sie an der zappelnden Porthos vorbei zu und steckte dann den Degen wieder ein. Da er keinen Treffer gespürt und auch keine

Verletzung wahrnehmen konnte, blickte der Mann verdutzt an sich hinunter. Als er bemerkte, dass die Frau den Schutzschildgenerator an seinem Waffengürtel demoliert hatte, trat sie einen andächtigen Schritt an ihn heran. "Möge sich die große Mutter euer erbarmen." Sprach sie mit einem unerwartet sonoren Bariton. "Was?" Ihr Faustschlag brach ihm mit einem trockenen Krachen das Genick. Als nun endgültig die Letzte der Wachen zu Boden ging, landete Porthos nach Luft schnappend auf ihren Pfoten und rollte sich auf dem Metallgitter des Fußbodens ab, lass dabei den Degen auf und nahm

eilig ihren Hut wieder an sich. "Herrzlichsten Dank, große Schwester. Aber ich wäre wohl auch alleine mit ihm fertig geworden." Die Frau verschränkte mit einem Schmunzeln die Arme, während sie zusah, wie das humanoide Katzenweibchen sich ihre bordeauxrote Lederweste aus echtem Wildleder wieder zurecht rückte und dabei dessen Goldverzierungen überprüfte. „Aramis, Porthos, wo bleibt ihr?“ Erreichte die Beiden eine glockenhelle, außergewöhnliche Stimme. Im Nebengang erschien gleichzeitig eine hochgewachsene, ätherische Frau von einzigartiger Schönheit. Sie war von

zierlicher Gestalt, porzellanener Haut und besaß langes, silberblondes Haar, das ihr zu einem Zopf gebunden bis über die Taille reichte. Ihre grauen Augen wirkten riesig. Und wie Aramis trug auch sie einen seidenen Wams, der mit Schößen und Einatzteilen verbreitert war. Die verlängerten Schöße waren ihrerseits mit einer dekorativen Säumung und mit Knöpfen verziert. Während beide unter dem Wams ein Leinenhemd mit einem liegenden, geformten Kragen und breiten Ärmeln trugen, war ihr Wams schneeweiß und das der Frau ihr gegenüber azurblau. Porthos und Aramis wechselten einen langen Blick. „Porthos wollte zurück, ihren Hut holen,

den sie im Eifer des Gefechts verloren hatte.“ Meldete sich schließlich letztere zu Wort. „Ja genau!“ Meinte das Katzenweibchen, setzte sorgfältig ihre Kopfbedeckung wieder auf und folgte den anderen den Seitengang hinunter. „Ich habe ihre Gemächer gefunden.“ Meinte die feenhafte Erscheinung an der Spitze. Aramis nickte erfreut, als sie im Rennen Porthos packte und sich auf die Schulter setzte. „Was ist mit dem Alarm?“ erklang ihre wuchtige Stimme. „Sie werden unser Eindringen sicherlich bemerkt haben. Aber ihre Kommunikation ist immer noch unterbrochen und sie sind weiterhin nicht

in der Lage Hilfe von außen anzufordern. Funk ist auch tot … so etwas hatten sie überhaupt nicht erwartet, Athos.“ Die Frau an der Spitze nickte nur kurz, als sie jetzt in einen hellen, weiträumigen Hauptgang hineinbogen, der von mächtigen, archaisch wirkenden Säulen geschmückt wurde. In regelmäßigen Abständen folgten dazwischen eindrückliche Wandskulpturen allerlei menschlicher und nicht-menschlicher Künstler. Auch die charakteristischen Gerüche einer künstlichen Atmosphäre waren verblasst, hatten einem irritierenden Wohlgeruch nach Sauberkeit und unterschwelligen Blumendüfte Platz gemacht. Und sie

rannten auch nicht mehr auf Metall, sondern auf Gestein, möglicherweise sogar Marmor. „Es ist trotzdem nicht überstanden," meinte Athos ernst, "und wir dürfen jetzt vor allem nicht überheblich werden. Die Zeit spielt immer noch gegen uns.“ Schließlich blieben sie vor einer imposanten Schleuse stehen, durch die sogar ein Panzer gepasst hätte und deren porzellanene Oberfläche typisch für molekularverdichtete polykeramische Schiffspanzerung war, die mit Sicherheit auch schwerstem Beschuss widerstehen konnte. Zu beiden Seiten davon lagen tote Wachen und keine von ihnen war dazu gekommen weder Pistole noch

Schwert zu ziehen. „Hier ist es!“ verkündete Athos, nachdem sie an der Wand nach der Kontrollsteuerung gesucht hatte. Sie schickte Aramis dorthin, während sie selber kurz inne hielt und sich zu konzentrieren begann. Athos Atmung flachte dabei ab, während ihre Augen zu glühen schienen. Porthos gesellte sich unterdessen zu ihrer Kollegin. „Es stellt mirr jedes Mal die Haare auf, wenn sie das tut.“ Aramis nickte nur, als ihre Finger förmlich über das holografische Eingabefeld flogen und sie innerhalb eines Wimpernzuckens den Sicherheitscode der Schleuse geknackt

hatte. „Sesam, öffne dich!“ Lautlos, aber bedrohlich öffnete sich die riesige Schleusentüre. Und den drei verschlug es den Atem. Der Raum dahinter war riesig, betrug die Deckenhöhe mindestens zwanzig Meter. Und es war wirklich eine Schatzkammer. Keine der dreien hatte jemals so viel Luxus an einem einzigen Ort gesehen. Während Porthos nur schon den seidenen Teppich faszinierend fand, auf dem sie liefen, bestaunte Aramis die lebensecht wirkenden Statuen und Gemälde, die förmlich jede Ecke verzierten. Ein Meer an exotischen Wohlgerüchen empfing sie gleichzeitig mit betäubender

Intensität. Ganze Kolonien an Kissen aller Arten und Formen lagen überall verteilt und luden förmlich zu einem erfrischenden Nickerchen ein, während meistens irgendwo in der Nähe davon, aus einer wundervoll verzierten Fontäne, Trinkwasser sprudelte. Sogar ein oder zwei immerblühende Fruchtbäume entdeckten sie in dieser einzigartigen Oase des Wohlbefinden. Vereinzelt waren auch echte Vögel auszumachen, die der Decke entlang herum flogen. Darunter sogar einzigartige Paradiesvögel. Porthos spürte bei ihrem Anblick stets ein undefinierbares Zwicken in der

Magengegend. Nur Athos ließ sich nicht ablenken, als sie entschlossenen Schrittes hineinging. „Das könnte schwierig werden“, meinte sie noch, als eine weibliche Stimme alle herumfahren ließ. „Wer seid ihr?“ Die reifere Frau von weizenblondem Haar und jadegrünen Augen war barfüßig und trug eine reich verzierte Tunika aus einem seidenen Stoff, der leicht zu glühen schien. Verunsichert musterte sie die drei Eindringlinge, während diese einen erfreuten Blick wechselten. Rasch wies Athos seine Begleiterinnen an zu schweigen, als sie sich direkt an die nervös wirkende Frau

wandte. „Dieudonné schickt mich. Wir müssen Euch für eine Feier bereit machen.“ Die Bewohnerin der Schatzkammer zeigte sich erfreut. „Wirklich, eine Feier! Wunderbar. Ist es denn mein Geburtstag?“ Athos Stimme klang hoffnungsvoll. "Kann man wohl so sagen." "Toll!" Beunruhigt blickte die Frau nun zu der Schleuse durch welche die Neuankömmlinge gekommen waren und wich nervös einen Schritt zurück. „Aber ihr wisst doch, was passiert, wenn ich durch die Türe gehen würde …“ „Ja.“ meinte Athos beruhigend, als sie an

sie herantrat und ihr ihr schmuckloses Halsband abnahm. Während sich die Frau dabei überrascht zeigte, dass das so ohne weiteres möglich war, zog ihr Athos auch jeglichen Schmuck aus und schälte sie aus ihrer Tunika, so dass sie schließlich nackt vor den dreien stand. Angst war jetzt in ihren Augen zu erkennen, als ihr Gegenüber ihr sanft über die Wange strich und ein kaum hörbares „Vertraut mir.“ murmelte. Die blondhaarige Frau nickte nur, als Athos ihr die Handfläche vorsichtig auf die linke Brust legte. „Habt bitte keine Angst. Das anfängliche Prickeln bedeutet nur, dass alles gut werden wird. Es mag vielleicht ein wenig

wehtun. Aber es wird rasch vorbei sein. Ich schwöre es!“ Als die Frau nochmals nickte, weiteten sich ihre Augen vor Schmerz und sie musste gut hörbar die Zähne zusammenbeißen. Athos umarmte sie inzwischen, während sie ihre Hand immer noch an die Brust der Frau drückte. Gerade als Porthos eine metallische Box unter ihrer Lederweste hervor zog und Aramis einen Trinkbecher organisiert hatte, war kurz das unangenehme Geräusch aufplatzender Haut zu hören, gefolgt von einem unterdrückten Schmerzensschrei der Frau. Athos hielt sie immer noch fest und

sprach beruhigend auf sie ein, während ihre Berührung, dank der ihr innewohnenden Macht, das zerstörte Gewebe in der Brust wiederherstellte. Die Spur nämlich, die zwei kleine Kügelchen hinterlassen hatten, als sie vom Herzen der Frau nach draußen gewandert und durch ihre Haut in Athos Hand gelangt waren. Als die Wunden ohne sichtbare Spuren verheilt waren, löste Athos die Berührung und warf einen kurzen Blick auf die zwei kleinen Sprengkapseln in ihrer Hand. Selten hatte sie ihr Volk für all seine Errungenschaften so sehr gehasst wie jetzt. Dann steckte sie die Kügelchen ein und

trat einen Schritt zurück. Während die blonde Frau immer noch nervös ihre Brust abtastete, hielt ihr Aramis den Becher entgegen und drückte ihr Porthos eine kleine Kapsel aus der metallischen Box in die Hand. „Ma... Mylady, das müsst ihrr schlucken.“ „Hast du ein weiches Fell Kätzchen.“ meinte die Frau nur, als sie ohne Widerstand die Kapsel in den Mund nahm und mit einen Schluck Wasser hinunter spülte. „Mylady, wo ist das Bad?“ fragte Athos. Die Frau zeigte zu einer kleinen Nische und wollte gerade antworten, als sie sich plötzlich vor Schmerzen krümmte. Dabei

wurde sie von schweren Krämpfen geschüttelt. Ohne ein Wort zu verlieren ergriff Aramis sie und trug sie in die Nische. Porthos und Athos folgten. Keiner von ihnen beachtete jetzt die einzigartige Einrichtung des riesigen Bades aus echtem Marmor mit seinen Goldverzierungen und atemberaubenden Mosaiken an Boden und Decke. Rasch brachte Aramis die Frau zu einem der unzähligen, reich geschmückten Waschbecken, in das sie sich übergeben konnte. Porthos wandte sich dabei wegen des Geruches ab und blieb vor der Nische stehen, fokussierte all ihre Sinne auf die

Schleuse, durch die sie gekommen waren. Athos dagegen hielt zärtlich der Frau die Haare zurück und sprach beruhigend auf sie ein. Aramis ihrerseits verfolgte die ganze Prozedur akribisch und ließ ab und zu Wasser in das Becken fließen um das Erbrochene wegzuspülen. Das Katzenweibchen draußen stellte kurz ihre Ohren hoch und wetzte zur Schleuse zurück, um sich Gewissheit über ein vermeintliches Geräusch zu verschaffen. Plötzlich spie die blonde Frau unter schrecklichen Krämpfen einen Schwall einer schwarzen, organisch wirkenden Substanz aus, die sich am Beckenboden zu einer kompakten Masse zusammenzog

und zu verhärten begann. Als Aramis darauf Wasser einlaufen ließ, nickte sie zufrieden. „Es hat sie verlassen!“ Nachdem Athos ihr Gesicht vorsichtig gesäubert hatte, sackte jetzt die blondhaarige Frau abgekämpft und ausgelaugt zu Boden und sah verängstigt hoch. Ihre Stimme klang gebrochen. „Habe ich wieder was getan? Soll ich deswegen bestraft werden ... werdet ihr mich erneut in diesen schrecklichen Behälter wegsperren?“ Athos schüttelte den Kopf, als sie sich zu ihr niederkniete und erstmals lächelte. „Keineswegs. Eigentlich ganz im Gegenteil. Wir sind hier, um Sie endlich wieder zurück zu holen. Zurück ins

Leben!“ Die ätherische Frau schien kurz in die Stille hinein zu horchen, als sie von ihrem linken Unterarm ein scheinbares Tattoo von der Haut abzog, das sich als hauchdünnes Schmuckstück entpuppte. Ihre Stimme klang ernst. „Leider können wir hier und jetzt die psionische Konditionierung nicht rückgängig machen. Aber das wird zum Glück auch nicht nötig sein, wenn wir wenigstens die dementsprechende Dauerkontrolle komplett unterbinden. Spätestens, wenn es uns gelingt Euren unbändigen Willen zu befreien.“ Sie befestigte das Schmuckstück wie ein Diadem auf der Stirn der Frau und

presste es so lange darauf, bis es sich förmlich mit der Haut verschmolz. Dabei konnte sie beachten, wie die Augen der blonden Frau den Fokus verloren und sie sich förmlich in ihren Gedanken verlor. „Was hab ihr mir jetzt angetan?“ murmelte sie nur noch, bevor die Kopfschmerzen begannen. Verunsichert griff sie sich dabei an den Kopf und wälzte sich stöhnend am Boden hin und her. „Sie muss nur noch das überstehen, dann haben wir es endlich geschafft.“ meinte Athos, als gerade Porthos ins Bad gestürmt kam. Sie hatte bereits blank gezogen. „Die Wachen verrsammeln sich draußen,

doch keine traut sich im Moment heran. Es scheint, als würden sie schweres Geschütz auffahren!“ „Früher als erhofft …“ meinte Athos nur, als sie Aramis einen eindeutigen Blick zuwarf. Diese nickte nur und ging zielstrebig zu einem Kontrollpaneel neben dem Eingang des Bades. Schneller als das Auge folgen konnte tanzten ihre Finger über das Display, hebelten systemtechnisch alle einkommenden Befehle und Kommandos aus und aktivierte sie trotz aller Sperren und Sicherheitsabfragen das primäre Notfallprotokoll der Kammer in der sie sich befanden. Mit einem dumpfen Knall schloss sich

darauf die Schleuse und verriegelte sich, trennte die vier Frauen vom Rest der Welt ab. Schließlich koppelte Aramis das System noch komplett ab. „Das war’s!“ meinte sie nur. In der Zwischenzeit rührte sich die Frau am Boden nicht mehr. Nur ihr schweres Atmen war noch zu hören. „I-ich …“ begann sie mit einer Stimme, der eine gewisse Bitterkeit mitschwang. Athos trat heran, legte ihr einen seidenen Bademantel um und half ihr auf die Füße. Dann löste sie sich von ihr und wich rasch zu ihren Begleiterinnen zurück. „Ich …“ begann die Frau erneut. Aber diesmal hatte ihre Stimme eine

Bestimmtheit, die förmlich spürbar war. Athos, Aramis und Porthos knieten nieder. „Ich bin … Ann! Ann Isvatha Mauricia Dorléac, Kaiserin über einer Million Welten und Herrscherin der tausend Sonnen, Verteidigerin der Freiheit!“ Prüfend fuhr sich die blondhaarige Frau über das Schmuckstück auf ihrer Stirn und strahlte dabei eine einzigartige Präsenz aus - verschwunden war die eingeschüchterte, willenlose Frau, die zuvor hier gehaust hatte. „Letzte der direkten Blutlinie der Kaliòstres und …“ Sie hielt unschlüssig inne und sah sich nachdenklich

um. „Wo…?“ „Majestät, verzeiht mir bitte die Unterbrechung. Willkommen zurück im Leben! Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie sehr dies unsere Herzen mit Freude erfüllt und wie lange wir darauf hin gearbeitet haben… aber ihr wart sieben lange Jahre hier eingesperrt, habt förmlich euer Leben bisher verschlafen.“ Kurz legte sich ein Schatten auf das Gesicht der Kaiserin, und sie musste sich abstützen, während sie verwundert die drei Frauen vor sich ansah. Erstmals schien sie sie richtig wahrzunehmen. „Wer seid ihr? So bizarr gekleidet… vor allem du… von welchem Volk bist

du?“ "Wir sind nur Bauern, die es bis zum letzten Feld geschafft haben." Meinte hierbei Aramis mit dunkler Stimme, als sich Athos erhob und sie rasch zu schweigen anwies. „Ich bin Athos Majestät, vom Volke der Ellyllon, Paria und letzte des Hauses Scáthach. Und dies hier sind meine treuen Begleiterinnen.“ Sie wies auf die anthropomorphe Katze. „Porthos, genetische Chimäre der Zuchtfarmen Maureaus. Obwohl sie als misslungene Züchtung eingestuft und zur Terminierung freigegeben wurde, entwickelte sie nicht nur ein eigenes Bewusstsein sondern auch ein

Bewusstsein für Recht und Ordnung… sowie für Loyalität.“ Porthos zog ihren Hut und verneigte sich elegant. "Stets zu ihrren Diensten!" Schnurrte sie dabei. Dann wandte sich Athos ihrer rothaarigen Begleiterin zu. „Und dies ist Aramis, ein wirklich einzigartiger Synthetozoid der neuesten Generation… mit einem 3.07 JuSchk ausgestattet.“ Jetzt verneigte sich Aramis. Die Kaiserin stutzte. "Einem Jungfernschaltkreis? Wurden die nicht vom Technologierat während der Konklave von Saimarseen endgültig

verboten? Weil, weil ..." Ann Isvatha legte die Stirn in Falten, als sie sich zu erinnern versuchte, hielt aber mit einer eindeutigen Geste die Anderen davon ab, ihr zu helfen. "Nein, wartet! Ich weiß das ... ich erinnere mich daran!" Kurz wirkte sie verloren. "Denke ich." Doch sie haderte nur kurz mit sich selber und fand schnell zu ihrer selbstbewussten Haltung zurück. "Weil ... ich zitiere: Es man es für ethisch nicht vertretbar hielt, dass Synthetozoiden dadurch die Möglichkeit erhalten sollten, durch die mit einem Jungfernschaltkreis gesammelte und verarbeitete Lebenserfahrung, ihren

künstlichen Körpern, das Erzeugen und Großziehen von Nachwuchs zu ermöglichen." Zufrieden nickte sie sich selber zu. Während Aramis ihr nun zustimmte, lächelte Athos spitzbübisch. "Na, dann soll wer mal versuchen, ihn ihr abzunehmen.“ „Das war zumindest der offizielle Grund. Wartet ... wurde die Entwicklung nicht während der zweiten Generation der Schaltkreise aufgegeben?“ „Ja, das war offiziell nach dem Update 2.76.“ Antwortete Aramis der Kaiserin. „Und du hast …„ „Version 3.07. Die dritte Generation." "Wie ihr Euch vielleicht denken könnt

Majestät," meinte Athos dazu, "hat sich während den letzten Jahren Eurer Abwesenheit einiges geändert.“ "Und nicht immerr zum Guten ..." Die jadegrünen Augen der Kaiserin verengten sich. „Aber das sind doch nicht eure wahren Namen, oder?“ „Nein Majestät. Wir besitzen aus magoarkanen Gründen keine wahren Namen. Dies sind zwar unsere ‚wirklichen‘ Namen, aber sie wurden durch ein sakral-schamanistisches Ritual für uns bestimmt." Athos glasklare Stimme klang unerwartet ernst. "Sie fassen die Essenz unserer Ausbildung zusammen, und ihrer arkanen Wahrheit soll die Kunstfertigkeit unserer

Kampfstile, sowie ein Aspekt unserer zukünftige Schicksale innewohnen. Und dadurch hoffentlich auch unser Dasein durchdringen und verstärken.“ Während Porthos nervös zur Schleuse zurück blickte, trat die Kaiserin einen Schritt an sie heran. Sie schien immer noch leicht verwirrt und Mühe mit allem bisher gehörten zu haben. „Ihr seid hier weil …“ „Wir Eure Majestät befreien wollten und unter Einsatz unserer Leben beschützen sollen!“ Athos beugte sich weit vor. „Mit primitiven Schwertern und seltsamen Kostümen?“ Nun meldete sich Aramis zu

Wort. „Majestät, Ihnen wird sicherlich bekannt sein, dass die heutigen Energiekristalle, sowie die daraus weiterentwickelten Schlachtgemmen, so starke Schutzschilde generieren, dass keine Energiewaffen sie mehr durchdringen können und auch physische Angriffe daran wirkungslos verpuffen. Schlachten können also praktisch nur noch mit Kriegsdroiden oder Mechas, ausgerüstet mit schweren Waffen oder auf thermonuklearer Ebene geschlagen werden. Das heutzutage Wachen mit Laserpistolen patrouillieren und Schwerter tragen, ist nur noch in den Traditionen begründet und entbehrt praktisch jeglicher militärischen

Grundlage. Nun, nach jahrelanger Forschung fand unser Mentor jedoch heraus, dass solche von Gemmen generierten Energieschilde eine Schwäche besitzen. Denn auf molekularer Ebene destabilisiert eine Legierung, die unser Mentor Omnicalcum oder Wolfsschaum nennt, ihre molekulare Struktur. Zwar genügt das nicht um die Integrität des Feldes zu zerstören oder es relevant aufzubrechen. Aber es lässt kleine Objekte aus Omnicalcum ein stabiles Feld durchdringen und es sogar kurzzeitig dehnen. Eine Degenspitze zum Beispiel …“ Sie zog blank und wies dabei auf die silbern glitzernde Spitze ihrer

Waffe. „Und was unsere Kleidung aus organischer Materie betrifft… taktische Computer tun sich damit ziemlich schwer. Spätestens nach den neuen, verbesserten Protokollfunktionen der Gefährlichkeitseinstufung neigen sie dazu, zuerst die Rüstung oder Kleidung eines Angreifers zu scannen und danach das Individuum zu kategorisieren und einzustufen. Es ist vielleicht nicht ein Hauptfaktor, aber der allererste, der durchgeführt wird. Und wenn man schnell genug ist, schätzen sie einen wie uns auf den wortwörtlich ersten Blick als absolut harmlos ein ...“ Kratzende Geräusche waren nun von der

Schleuse zu hören, während die Kaiserin nur verstehend nickte und dann neugierig aufsah. „Euer Mentor?“ Nun schien auch Athos nervös zu werden, als sie einen Blick zur Schleuse riskierte und sich dann der Kaiserin zu wandte. „Ja, sein Name lautet Castchet. Und wir sind in seinem Auftrag hier.” Ein lebhaftes Glitzern erwachte in den Augen der Kaiserin. „Er lebt noch!“ „Ja, Eure Majestät.“ Sie führte die Kaiserin aus dem Bad heraus. „Und er freut sich sehr auf euer Wiedersehen. Nur müssen wir jetzt von hier weg …“ Ein ohrenbetäubendes Krachen ließ die ganze Räumlichkeit erzittern und warf

sogar einige Statuen um. Unzählige Bilder fielen von den Wänden, während an einigen Stellen Staub von der Decke rieselte. In blinder Panik stoben die Vögel auseinander. Porthos hatten sich alle Haare gesträubt. "Was zurr Hölle war das?" "Sie setzen schwere Gauß- Geschütze gegen uns ein!“ meinte Aramis trocken. „Aber damit zerrstören sie doch ihre eigene Raumstation!“ Ann Isvatha nickte bestimmt. „Scheint, als hättet ihr ihnen wirklich Angst eingejagt. Nun, geschätzte Athos, wie sieht Euer Rettungsplan aus?“ Fragend sahen auch die humanoide Katze und die künstliche Lebensform ihre

feenhafte Begleiterin an. Athos holte tief Luft und kramte ein kleines, goldenes Figürchen aus einer ihrer Tasche. „Hier wird es für uns kompliziert …“ Sie übergab der Kaiserin das Figürchen. „Castchet meinte, ich solle dies Euch übergeben und … ihr würdet wissen was zu tun wäre.‘“ Unschlüssig blickte die Kaiserin das Figürchen an, während nun Porthos und Aramis nervöse Blicke wechselten. „Wie seid ihr hierhergekommen?“ Fragte die Kaiserin. „Wir haben uns mit einer Frachtlieferung an Bord schmuggeln lassen.“ Antwortete

Athos. Augenblicklich war es totenstill draußen. „Das gefällt mirr noch weniger.“ meinte hierauf Porthos. Ann Isvatha drehte das Figürchen weiterhin unschlüssig in ihren Fingern. „Das ist ein Pferd. Ein gewöhnliches, vierbeiniges Pferd. Ich würde sogar behaupten, dass es ein Abbild meines geliebten Ar…“ Sie hielt verdutzt inne und sah sich suchend um, ignorierte dabei alle andere. „Ich hatte es gesagt„, meinte Aramis mit Grabesstimme, „ein Himmelfahrtskommando!“ „Wo sind wir?“ Fragte die Kaiserin. „Auf derr Raumstation

Emeraude.“ „Emeraude? Noch nie gehört …“ die Kaiserin hatte nun begonnen im Zentrum des Raumes eine kleine Säule freizulegen, die unter einem Berg Kissen begraben lag. Wild warf sie sie nach allen Richtungen weg. „Eine Kissenschlacht vorr dem Tod?“ fragte sich Porthos. „Wieso nicht?“ „Wie heißt der Planet unter uns?“ Erneut erzitterte der ganze Raum, und wies die Schleuse danach erstmals erste sichtbare Verformungen auf. „Wir sind im Orbit um Santos, dem Sanktuarium-Mond Enooes, dem…“ „Juwel Sauramons!“ Beendete die Kaiserin Athos Satz. „Deswegen kam mir

alles so vertraut und bekannt vor.“ „Ihr wart ja auch ganze sieben Jahre hier eingesperrt.“ „Nein!“ Ann Isvatha schüttelte entschieden den Kopf, als sie die Spitze der Säule freilegte und ihre Hand draufdrückte. „Heimat, meine Heimat, sei willkommen. Und dies nicht nur in meinem Herzen!“ „Bei einem Dichtduell muss ich aberr passen.“ konstatierte Porthos und kassierte deswegen einen derart frostigen Blick von Aramis, dass sich kurz ihre Gesichtsbehaarung sträubte und sie danach vor der Kaiserin keinen Ton mehr von sich gab. Der ganze Saal begann nun zu zittern, als

mit einem dumpfen Knacken Rillen im Boden erschienen und sich ein Teil davon abzusenken begann. „Sie haben mich wahrhaftig in meiner Sommerresidenz festgehalten!“ Die Kaiserin konnte es kaum fassen. „Mein Gefängnis war das Schlafgemach meiner eigenen Sommerresidenz!“ „Nun Eure Majestät, man hatte ihnen auch ihre Erinnerungen genommen.“ Erstmals fokussierte sie sich nach Meinung Athos auf die wirklich wichtigen Fragen, als sie sie mit erwachendem Zorn im Blick ansah. „Wer hat mir dies angetan?“ „Gottkaiser Auroom … euer einziger Sohn mit Arlan

Sangor.“ Ann Isvatha Mauricia Dorléac, Kaiserin über einer Million Welten und Herrscherin der tausend Sonnen, riss sich nun den Bademantel vom Leib und streckte ihre Hand in einer bestimmten Geste aus, als sie entschlossen die Rampe hinunter ging. Eine Armee Nanobots wurde dabei aus den Wänden gesprüht, die einen maßgeschneiderten, silbrigen Anzug auf ihren Körper formten. Währenddessen gingen hier unter die Lichter an und war vor ihnen ein langer Gang zu erkennen, der an der typischen Schleuse eines leichten Sternenkreuzers endete, die sich mit einem angenehmen

und äußert freundlichen Zischen öffnete. Während nun die Explosionen von draußen plötzlich sehr fern wirkten, seufzte die Kaiserin schwer, murmelte etwas davon, dass sie es eigentlich hätte wissen sollen, als sie ihm im Geburtsbett in die Augen geblickt hatte und wandte sich dann ihren Begleiterinnen zu. „Das, meine …“ ihre Stimme hatte nun einen seltsamen, ruhigen Klang, in dem so etwas wie Dankbarkeit mitschwang, „Damen, ist die Arkadia. Das schnellste Schiff, das jemals gebaut wurde - oder war es zumindest vor sieben Jahren noch. Getauft nach meinem geliebten ersten Reitpferd, von dem ich nur glückliche Erinnerungen an eine ferne Jugend habe,

wurde es ausdrücklich und ausschließlich nur dazu gebaut, mir zu dienen und mir meine Wünsche zu erfüllen.“ Sie lächelte schwach. „Ein Geschenk aus besseren Zeiten, von dem kaum einer wirklich Bescheid weiß…“ Die Kaiserin wies Athos, Aramis und Porthos den Weg. Ihre Stimme klang bestimmt. „Nächster Halt ist Castchet, und danach erwartet uns einiges ... aber vor allem eine dringende und wichtige Verpflichtung, mir und meinen Untergebenen gegenüber." Sie hielt kurz inne. "Sieben Jahre ..." Murmelte sie dabei. "Oder um es mit Castchets einzigartig

vulgärer Art und Weise auszudrücken: Danach, reißen wir einem Gottkaiser den Arsch auf!“

0

Hörbuch

Über den Autor

Lobezno
Eigentlich ist es so wie es ein Landsmann von mir treffend beschrieb:

'Mit den Riesen habe ich keine Probleme; nur die Windmühlen machen mir echt zu schaffen!'

Leser-Statistik
24

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Ninamy67 Definitiv sehr interessant und auch sehr gut geschrieben...bin Fiction-Fan, wenn mein Terrain auch eher Phantasy ist. Hat mir gut gefallen!

LG
Nina
Vor langer Zeit - Antworten
Ameise Ich mag ja eigentlich gar keine Science Fictions Geschichten, aber deine hat mich in den Bann gezogen. Es geht also acuh spannend LG Ameise
Vor langer Zeit - Antworten
Lessa Sehr schöne Geschichte mit sehr originellen Adaptionen! Habe ich mit Genuss gelesen.
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
3
0
Senden

140285
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung