Vorwort
Die folgende Geschichte entstand im Rahmen einer Ausschreibung zum Thema
"Leichtigkeit des Seins" Leider hat sie es nicht geschafft. Daher wünsche ich Euch allen hier ein schönes Leseergnügen
Die Geschichte darf gerne weiterverwendet werden wenn
1) Kein Geld damit verdient wird
2) Der Name der Autorin bei jeder Veröffentlichung DEUTLICH genannt wird (Susanne Weinsanto aka JeanneDarc)
3) Ich bei weitergehenden
Verwendungswünschen VORHER gefragt werde.
Das Bild stammt von Pixabay und darf laut dortiger Lizenzinfo für kommerzielle und nichtkommerzielle Projekte kostenfrei verwendet werden.
Mehr als ein T-Shirt
Sabine hatte keine leichte Kindheit gehabt. Sie wurde jeden Tag geschlagen und sie durfte außerhalb des Kindergartens und der Schule keine anderen Kinder treffen. Wie gerne hätte Sabine auch einmal mit den anderen Kindern draußen herumgetobt oder eine Geburtstagsfeier gemacht. Ihre Eltern waren der Ansicht, dass es für ihre Tochter viel wichtiger ist etwas zu lernen. Daher bekam sie auch nur selten Spielsachen geschenkt, und wenn, dann waren das immer Spielsachen, mit denen man etwas lernen konnte.
Lange fiel das gar nicht so auf. Sabine galt
einfach als zurückgezogenes Mädchen, das gerne alleine war. Niemand erkannte, dass es in ihr ganz anders aussah.
Auch später in der Lehrzeit als Sabine Schreinerin lernte versuchte sie immer den Kontakt mit anderen Menschen zu vermeiden. Niemand ahnte, dass sie eigentlich schon gerne Kontakt gehabt hätte, aber nicht wusste wie man Kontakte knüpft, und schon gar nicht wie man Freundschaften dann auch hält. Und weil sie das eben nicht wusste, zog sie sich lieber zurück, denn so konnte sie schon niemandem unbewusst wehtun oder vor den Kopf stoßen.
Lange Jahre lebte Sabine so vor sich hin, und eigentlich hatte sie sich ganz gut mit ihrer Situation abgefunden. Doch an einem
schönen sommerlichen Tag im Mai surfte sie ein wenig im Internet und versuchte Lösungen für sich zu finden, wie sie vielleicht doch Freunde finden konnte.
Sie las in verschiedenen Foren, dass es auch andere Menschen gab die große Probleme mit sozialen Kontakten hatten und auch Sabine fragte sich ob sie die Probleme im Umgang mit anderen Menschen auch haben würde, wenn sie in ihrer Kindheit auch soziale Kontakte hätte haben dürfen und nicht so misshandelt worden wäre. Ob da vielleicht sogar eine Form von Autismus dahinter steckte? Oder war die Ursache für die Schwierigkeiten in den Misshandlungen zu suchen? Diese Frage würde sie sich wohl nie beantworten
können.
Sabine surfte weiter, und durch irgendeinen Zufall (auch wenn sie nicht an Zufall glaubte. Für Sabine hatte alles was auf der Welt passierte einen Grund und einen Sinn) landete sie auf einer Seite, auf der man sich die verrücktesten T-Shirts bestellen konnte. „Hmm, “ dachte Sabine, „Da sind ja einige dabei, die genau das ausdrücken was ich mich nie traue zu sagen“ Sabine schaute sich um und es gab auf dieser Seite tausende von T-Shirts und am liebsten hätte Sabine sich alle gekauft, was natürlich schon alleine aus finanziellen Gründen nicht möglich war.
Sabine fiel es auch immer sehr schwer sich zu entscheiden. Wenn Sabine in ein Restaurant ging brauchte sie immer
mindestens eine Stunde alleine dafür um sich zu entscheiden, was sie bestellen wollte. Wenn sie einmal an einer Weggabelung war und nicht wusste wo es weiter geht und sie sich aber entscheiden musste, setzte sie sich meist auf einen Baumstamm und überlegte stundenlang welchen Weg sie nun gehen sollte. Schon der Weg zum Bäcker war schwierig, alleine die Entscheidung ob sie rechts oder links um das Haus laufen will grenzte für Sabine an Überforderung Und dann auch noch die Entscheidung welches Brot und welches Brötchen sie sich kaufen sollte. Jeden Tag so viele Entscheidungen.
Nach drei Stunden hatte sich Sabine drei T-Shirts in den Warenkorb gelegt.
Schnell schickte sie ihre Bestellung ab und
sie konnte es gar nicht erwarten bis ihre T-Shirts da waren. Es dauerte drei Tage und dann kam ein Päckchen. In diesem Päckchen waren ihre T-Shirts.
Nachdem Sabine die T-Shirts sah, überlegte sie sich ob sie sich wirklich trauen sollte eines dieser T-Shirts anzuziehen. Da hatte sie eine Idee. Sie würde einfach sich eine Pizza bestellen, in der Pizzeria gegenüber von ihrer Wohnung und wenn das problemlos ging dann wusste sie dass die T-Shirts eine gute Idee waren.
Bis vor kurzem war sie noch nicht einmal in der Lage gewesen, am Telefon sich eine Pizza zu bestellen, geschweige denn sich diese auch noch abzuholen.
Sie wusste nicht warum, aber das T-Shirt
schien ihr auch Selbstbewusstsein zu geben.
Nachdem sie die Pizza telefonisch bestellt hatte lief sie 30 Minuten später in die Gaststätte und es war fast wie ein kleines Wunder. Sie hatte überhaupt keine Probleme mehr in die Gaststätte zu gehen und sich die Pizza zu holen.
Mit der Zeit merkte Sabine, dass die T-Shirts ihr das Leben leichter machten wenn sie immer das passende anzog. Und so kam es dass Sabine mit der Zeit immer mehr T-Shirts mit Sprüchen hatte, und nach und nach entwickelte sich auf der eine oder andere Kontakt.
Und da fiel Sabine das Leben doch wieder um einiges leichter als früher, und deshalb machte sie sich nach einiger Zeit selbst ein
T-Shirt auf dem auf der Vorderseite stand
Die Leichtigkeit des Seins
Und auf der Rückseite
Kann alles Mögliche sein
Und darunter in Klammern und etwas kleiner
(auch T-Shirts)
© JeanneDarc