Ein Strichmännchen, recht zart und klein,
das wollte stärker, größer sein
als das, das nebenan gemalt,
mit seiner Mächtigkeit stets prahlt.
Der Grund für diese Großmannssucht -
im wahren Leben oft verflucht -
war eine Frau auf dem Papier,
die Männchen reizend mit Pläsier.
Sie war sehr schicklich anzusehn,
man kann auch sagen, sie war schön.
Mit der Statur und ihrer Brust
entfachte sie der Männchen Lust.
Die mühten sich, ihr nah zu sein -
vergeblich -, steif blieb jedes Bein.
Ach, wären wir doch nicht von Strich,
so seufzten Beide jämmerlich.
Das Blatt den Nutzen nicht erfüllt,
vom Maler wurds deshalb geknüllt.
Kaum lag es im Papierkorb drin,
erhielt es seinen tiefen Sinn.
Die Strichfrau fühlte, auf ihr liegt
das Männchen, das sie nie gekriegt.
Es war der kleine, schwache Mann,
der ihre Liebe nun gewann.
Der Starke, ebenfalls zerknittert,
zeigte zudem sich auch verbittert.
Verächtlich ließ er deshalb hören:
„Eine vom Strich kann nicht betören!“