Gedichte
Stadtpanorama - Ein Ausblick in fünf Teilen

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"Stadtpanorama - Ein Ausblick in fünf Teilen"
Veröffentlicht am 15. Dezember 2008, 12 Seiten
Kategorie Gedichte
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Über den Autor:

Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man ...
Stadtpanorama - Ein Ausblick in fünf Teilen

Stadtpanorama - Ein Ausblick in fünf Teilen

Beschreibung

Dies ist ein Gedichtzyklus, bestehend aus fünf einzelnen Gedichten, welche die Geschichten unterschiedlicher Protagonisten erzählen, deren Schicksale durch "die Stadt" verknüpft sind... Mit dem letzten Teil, dem Epilog, ist mein kleiner Zyklus auch schon beendet.

Prolog - Der Rattenkönig kommt

Er hat schon früh sich selbst gekrönt,
Im Land aus Traumesscherben.
Das Trunkesleid ist er gewöhnt,
Sein Reich bleibt künstlich ihm geschönt,
Wird wirren Kopfes sterben.

Er trägt im Untergrund die Kron,
Dort ist er Herr der Ratten.
Im Pappkarton hält er den Thron,
Hier liegt sein Heim seit Jahren schon,
Verbirgt sich scheu im Schatten.

Am Morgen zieht er aus zur Jagd,
Um Gaben zu erhalten.
Des Königs Kleid ist längst betagt,
Die Schuh’ vom Fußvolk angenagt.
So wird des Amts er walten.

Mit alter Haut, vom Sturm zerweht,
Streift steif er durch die Gassen.
Weiß nicht, wie tief er wirklich steht,
Sieht nur, dass Vieles kommt und geht,
In seinen trauten Straßen.

III - Mephistos Braut

Bei Nacht, wenn alles selig ruht,
Blickt sie jammernd in den Grund.
Gebadet in der Trauerflut,
Schlägt für sie die letzte Stund’.
Dann stürzt sie sich, mit falschem Mut,
Lautlos Richtung Straßenschlund.

Sie gab sich einstmals ihm zur Frau,
Dennoch ließ sie ihn allein.
Er ward erdolcht, im Städtegrau,
Schläft heut' still bei seinem Stein.
Nun folgt sie ihm vom Brückenbau,
Wünscht, sie wäre wieder sein.

Ein farbenfreier Menschenguss
Steht beim toten Leib gedrängt.
Und als die Menge ziehen muss,
Mephisto seine Braut empfängt.
Denn Freitod schließt im Höllenfluss,
Dessen Qual sie ewig sengt.

II - Der gute Christ

Im Segensschmerze keimt die Lust,
Seit ich von jener Pracht gewusst.
In dieser Stadt schneit’s aus der Hand
Weht hoch die Stirn, benetzt das Hirn,
Schon spricht der Teufel aus der Wand.

Mein werter Freund, nimm dies zum Rat:
Üb Rache für der Menschen Hohn.
Siehst du dies Weib? So schreit zur Tat,
Dann wird sie deiner Qualen Lohn.
Nun setz den Stich, komm labe dich!


Auf dich, oh Satan hör ich nicht,
Denn folg ich heilig weißem Licht,
Das sich zur Bahn so prächtig eint.
Es strahlt mit Kraft, wo Elend klafft,
Bis dann der Herrgott mir erscheint.

Dein Straßenheim ist bitterkalt,
Doch schenk ich dir ein wärmend Fell.
Siehst du im Mantel die Gestalt?
Ein Träumer ist's, erleg ihn - schnell.
Das Kleid für dich, das Fleisch für mich!


Des Meisters Wort ist mir Gesang,
Schweb tanzend hin, zu meinem Fang.
Die Kling schnellt vor, so himmlisch rein.
Für mich das Gut, dem Herrn das Blut,
Dann zieh ich fort im Mondenschein.

I - Der Traumwandler

So folg ich meinem engen Gang,
Im flackernden Laternenschein.
Der Mond setzt an zum Abgesang,
Und doch zieht Frost mir ins Gebein,
Vom Wind mit hartem Eisesklang.
Warum nur ließt du mich allein?

Im Schal verberg ich das Gesicht,
Mein Mantel färbt mich schwarz bei Nacht.
Das Tagwerk ist mein einzig Licht,
Da dies ein Dasein möglich macht,
Wenn’s auch kein Leben mir verspricht.
Hab lang vorm Schlaf an dich gedacht.

Dann seh im Keller jener Stadt
Ich armes Volk ganz unbedeckt,
Sollt glücklich sein, werd stets noch satt.
Solch Bild hat Mitleid mir geweckt,
Mit kleiner Spende rück ich’s glatt.
Hab tief im Herzen dich versteckt.

Schon treib ich fort im grauen Meer,
Folg meinem Zyklus, Tag um Tag.
Im seelenlosen Städterheer,
Hört niemand, wenn ich weinend klag.
Der Schmerz wäscht bald mich seelenleer,
Wenn ich dich weiter bei mir trag.

Epilog - Der Rattenkönig geht

Des Königs Klarsicht ruht schon lang,
Tief im Trunk ward sie verscharrt.
Gezogen am Verderbensstrang,
Wurde er vom Rausch genarrt.

Er sah des Träumers letzten Schlaf,
Ungeregt saß er anbei.
Als Todeslicht den Christen traf,
War’s ihm gänzlich einerlei.

Als heut’ des Herrn der Fliegen Weib
Gottgeschmähtes Blut vergoss,
So lud auch dies nicht zum Verbleib,
Wich denn abwärts in sein Schloss.

Jetzt liegt er selbst im letzten Krampf,
Ratten um ihn mit Gekreisch.
Denn starb die Leber längst im Kampf,
Schenkt dem Volke nun sein Fleisch.

Ein weit’res Schicksal färbt sich matt,
Längst doch fällt nicht dieser Fluch,
Der alle Menschen dieser Stadt
Einhüllt, in sein dunkles Tuch.
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Hörbuch

Über den Autor

PhanThomas
Ich bin PhanThomas, aber Leute, die mich kennen, dürfen mich auch gern Thomas nennen. Oder ach, nennt mich, wie ihr wollt. Denn ich bin ja ein flexibles Persönchen. Sowohl in dem, was ich darzustellen versuche, als auch in dem, was ich schreibe. Ich bin unheimlich egozentrisch und beginne Sätze daher gern mit mir selbst. Ich bin eine kreative Natur, die immer das Gefühl hat, leicht über den Dingen zu schweben - und das ganz ohne Drogen. Man trifft mich stets mit einem lachenden und einem weinenden Auge an. Das scheint auf manche Menschen dermaßen gruselig zu wirken, dass die Plätze in der Bahn neben mir grundsätzlich frei bleiben. Und nein, ich stinke nicht, sondern bin ganz bestimmt sehr wohlriechend. Wer herausfinden will, ob er mich riechen kann, der darf sich gern mit mir anlegen. ich beiße nur sporadisch, bin hin und wieder sogar freundlich, und ganz selten entwischt mir doch mal so etwas ähnliches wie ein Lob. Nun denn, genug zu mir. Oder etwa nicht? Dann wühlt noch etwas in meinen Texten hier. Die sind, äh, toll. Und so.

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hanni86 Fröhliche Themen würden vermutlich keine so guten Gedichte abgeben, denk ich. Ich mags wie du schreibst, wie du die DInge betrachtest. Vielleicht auch weil ichs oft ganz, ganz anders tue.
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Re: Re: Schon so oft habe ich versucht, -
Zitat: (Original von PhanThomas am 26.01.2009 - 23:39 Uhr)
Zitat: (Original von LadyLy am 26.01.2009 - 14:45 Uhr) deine Werke hier zu kommentieren. Aber irgendwie wollte wohl eine Macht dies verhindern. Nun probiere ich es erneut und bitte darum, dass es gelingen würde. Deine Titel - Ein Genuss. Der Rattenkönig war mir das liebste Werk. Eindrucksvolle Sprache.

Du lässt mich in diese Stadt eintauchen, sehnsuchtsvoll warten. Ein Zuschauer, keine Handelnde. Und doch, irgendwie fühle ich mit. Mit deinen Charakteren, die so einladend stereotyp wirken. Die Titel dazu passen perfekt.

Rundum gelungen.

Herzlichst Ly

Liebe Ly,

eine Macht wollte das verhindern? Sehr mysteriös... Nun, jetzt hat's ja mal geklappt. Daher erst mal vielen Dank für's Lesen und für's Kommentieren. Ich freue mich über dein Lob!

Meine Charaktere sind hier wirklich sehr stereotypisch. Ich wollte, dass sie alle auf ihre Art innerlich zerrissen wirken. Hoffe, das ist so in etwa rübergekommen.

Liebe Grüße
PhanThomas


Ja, das ist vollkommen gelungen. Sie wirken zerrissen, beinahe schon zerfetzt. Als wäre der Körper und als wäre die Seele ein Flickenwerk. Dazu aber die starke Sprache, die nie den Bezug verliert. Einfach genial.
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Schon so oft habe ich versucht, -
Zitat: (Original von LadyLy am 26.01.2009 - 14:45 Uhr) deine Werke hier zu kommentieren. Aber irgendwie wollte wohl eine Macht dies verhindern. Nun probiere ich es erneut und bitte darum, dass es gelingen würde. Deine Titel - Ein Genuss. Der Rattenkönig war mir das liebste Werk. Eindrucksvolle Sprache.

Du lässt mich in diese Stadt eintauchen, sehnsuchtsvoll warten. Ein Zuschauer, keine Handelnde. Und doch, irgendwie fühle ich mit. Mit deinen Charakteren, die so einladend stereotyp wirken. Die Titel dazu passen perfekt.

Rundum gelungen.

Herzlichst Ly

Liebe Ly,

eine Macht wollte das verhindern? Sehr mysteriös... Nun, jetzt hat's ja mal geklappt. Daher erst mal vielen Dank für's Lesen und für's Kommentieren. Ich freue mich über dein Lob!

Meine Charaktere sind hier wirklich sehr stereotypisch. Ich wollte, dass sie alle auf ihre Art innerlich zerrissen wirken. Hoffe, das ist so in etwa rübergekommen.

Liebe Grüße
PhanThomas
Vor langer Zeit - Antworten
LadyLy Schon so oft habe ich versucht, - deine Werke hier zu kommentieren. Aber irgendwie wollte wohl eine Macht dies verhindern. Nun probiere ich es erneut und bitte darum, dass es gelingen würde. Deine Titel - Ein Genuss. Der Rattenkönig war mir das liebste Werk. Eindrucksvolle Sprache.

Du lässt mich in diese Stadt eintauchen, sehnsuchtsvoll warten. Ein Zuschauer, keine Handelnde. Und doch, irgendwie fühle ich mit. Mit deinen Charakteren, die so einladend stereotyp wirken. Die Titel dazu passen perfekt.

Rundum gelungen.

Herzlichst Ly
Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Sprachlich ... -
Zitat: (Original von Gunda am 18.01.2009 - 13:41 Uhr) ... wieder ein Genuss, wenngleich ich dieses Mal nicht sofort erkannt habe, welche in sich zerrissene Gestalt du hier gezeichnet hast.
Meine eigene Schuld: Ich habe den Titel erst nach dem ersten Lesen zur Kenntnis genommen ...
lg
Gunda


Liebe Gunda,

vielen Dank für's Lesen und für deinen Kommentar. Wenn man nicht sofort drauf kommt, finde ich das gar nicht so schlimm. Vielleicht bleibt dann ein wenig Spielraum für Interpreationsmöglichkeiten.

Liebe Grüße
PhanThomas
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Sprachlich ... - ... wieder ein Genuss, wenngleich ich dieses Mal nicht sofort erkannt habe, welche in sich zerrissene Gestalt du hier gezeichnet hast.
Meine eigene Schuld: Ich habe den Titel erst nach dem ersten Lesen zur Kenntnis genommen ...
lg
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
PhanThomas Re: Ich sehe ... -
Zitat: (Original von Gunda am 17.01.2009 - 13:06 Uhr) ... ihn förmlich vor mir, den Schattenkönig ...
Sehr gut sogar, ich habe mal eine KG zu einem ähnlichen Thema geschrieben.
Zum Formalen brauche ich wohl nix mehr zu sagen, oder?
Die Idee zu dem Gedichtezyklus ist eine interessante. Sich in ein Straßencafé zu setzen und die "Hauptdarsteller" des Stadt-Kinos zu beobachten, ist inspirierender als jeder Film.

Lieben Gruß
Gunda


Hallo Gunda,

vielen Dank. :-) Man kann tatsächlich sehr viele tolle Ideen sammeln, wenn man ein wenig auf seine Umgebung achtet. Ich habe ein Buch zum Thema "Kreatives Schreiben" hier, und dem steht auch, dass man das tun soll. Man beginnt dann tatsächlich, die Welt um sich herum viel intensiver wahrzunehmen.

So, und jetzt werd ich mal den zweiten Teil reinstellen.

Liebe Grüße
PhanThomas
Vor langer Zeit - Antworten
Gunda Ich sehe ... - ... ihn förmlich vor mir, den Schattenkönig ...
Sehr gut sogar, ich habe mal eine KG zu einem ähnlichen Thema geschrieben.
Zum Formalen brauche ich wohl nix mehr zu sagen, oder?
Die Idee zu dem Gedichtezyklus ist eine interessante. Sich in ein Straßencafé zu setzen und die "Hauptdarsteller" des Stadt-Kinos zu beobachten, ist inspirierender als jeder Film.

Lieben Gruß
Gunda

Vor langer Zeit - Antworten
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