Part 1
Soll ich jetzt wirklich schreiben: Liebes Tagebuch, heute habe ich etwas wirklich Schlimmes erlebt? Ich bin doch ´n Kerl, da wäre es doch wirklich peinlich, wenn jemand entdecken würde, dass ich ein Tagebuch schreibe. Oder? Auf jeden Fall weiß ich nicht, wem ich es erzählen soll, denn das sprechen war noch nie meine Stärke. Deshalb schreibe ich. Meinen wahren Namen verrate ich nicht. Wieso auch? Namen sind unwichtig. Meine Freunde kennen meinen richtigen Namen nicht, die vom Jugendamt auch nicht. Nur ich. Deshalb nennen sie mich Chaos Valentin. Passt ja auch, ich bin das
lebende Chaos.
Aber genug von mir. Eigentlich wollte ich ja über meine aktuelle Situation schreiben. Genau genommen ist es letztes Jahr passiert, doch jetzt kommt alles wieder hoch und ich weiß nicht was ich tun soll. Außerdem habe ich niemanden, der es verstehen könnte, so wie ich es tue.
Also, es fing letztes Jahr an. Mein bester Kumpel Zecke und ich hatten eine Bestätigung erhalten, dass wir für die Oberstufe angenommen wurden. Und Anfang September war es dann endlich so weit. Die ersten Tage in der 11. Klasse. Eigentlich fühlte es sich nicht anders an, als sonst auch immer, zumal
wir in meinen alten Klassenraum kamen. Einige Neue waren hinzugekommen, doch die meisten kannten wir von früher.
Dann, vielleicht einen Monat später, kam Zecke zu mir und meinte: „Ich bin jetzt zuständig für die Tontechnik!“ Das war der coolste Moment in der Zeit. Und von da an waren wir jede Pause und jede Freistunde im Tonstudio. Anfangs wollte Zecke jedoch nicht, dass ich mitkam, da er dafür verantwortlich war, wenn etwas kaputt ging. Und das kann ich auch vollkommen verstehen. Doch nach einiger Zeit und einem Gespräch mit dem zuständigen Lehrer und es war ok, dass ich mitkam. Allerdings half uns
niemand, die Technik zu verstehen und so (ok, ich stand nur vor dem Mikrofon, weshalb Zecke eigentlich der ist, der die Ahnung hat) mussten wir uns alles selbst erarbeiten. Irgendwann kannte Zecke sich dann so gut mit der Technik aus, dass wir uns an die ersten Aufnahmen wagten. Und weil wir nichts anderes hatten nahmen wir Akuma. Es hat so viel Spaß gemacht und dieser Raum, auch wenn er wirklich karg und hässlich ist, so fühlt man in ihm sofort wohl und alle Last und Unruhe fallen von den Schultern. Es war für uns der schönste Ort der Welt.
Doch dann kam alles anders. Wir waren all die Zeit die Einzigen gewesen, die im
Tonstudio waren. Doch nun gab es da diese zweite Gruppe. Ansich war das auch nicht schlimm, das einzige Problem, und das war enorm, war, dass sie einfach alles, alles was wir uns in den letzten 6 Monaten erarbeitet, verstellten. Am Ende kam kein einziger Ton aus den Monitoren und es war unmöglich Aufnahmen zu machen. Davor hatten wir ihnen auch unsere Hilfe angeboten, damit genau das nicht passiert, doch die Antwort war: „Von Freaks wie euch lassen wir uns nichts sagen!“ Das hat mich wirklich hart getroffen. Und Zecke, glaube ich, noch viel mehr.
Wie auch immer, nach unzähligen
Wochen hat Zecke es dann irgendwie geschafft, dass erst Musik vom Handy vom Mischpult erkannt wurde und dann endlich auch wieder der PC. Ich glaube damals lagen wir uns heulend in den Amen, weil wir so glücklich waren, dass es endlich wieder funktioniert hat.
Doch die Freude hielt nicht lange. Einige Tage später hatten wir drei Freistunden. Für uns das Highlight der Woche. Wir waren die ersten zwei Stunden also im Tonstudio, doch dann kamen einige aus unserer Klasse und meinten eine Stunde würde vorgezogen werden, damit wir früher gehen konnten. Das war auch kein Problem. Wir beschlossen in der nun frei gewordenen
6. Stunde wieder zu kommen. Aber naja, da trafen wir auf das Problem: die andere Gruppe hatte sich ins Studio genistet und, wie wir einige Tage später erfahren sollte, wieder alles verstellt. Zwar können wir noch Musik hören, doch die Störgeräusche sind so extrem, dass es unmöglich ist, Aufnahmen zu machen. Schon wieder saßen wir bei null. Und dazu vor dem Studio.