Wie haben es die Betrüger dieser Welt eigentlich mittlerweile in die Fernsehwerbung geschafft? Nein, ich meine natürlich nicht die Banken. Dieser Witz wäre mittlerweile auch zu abgenudelt. Ich denke da zum Beispiel an diese "Altgoldankäufer", denen man in einem Umschlag seine alten Klunker vermachen kann, um dann ein paar Euro auf sein Konto überwiesen zu bekommen. Hierbei muss man ein wenig auf den Subtext achten: Ich beklaue meine senile Großmutter, die das eh nicht mehr mitbekommt und schicke ihren Uraltschmuck in einem Briefumschlag an diese dubiose Firma. Noch besser: Die nehmen sogar Zahngold und werben damit, wieviel Kohle es dafür doch gäbe. Uh! Das stinkt doch danach, dem gerade frisch dahingeschiedenen Opa noch schnell die Goldplomben mit der Zange rauszureißen, die er anno 1944 noch persönlich dem bösen Iwan abgezwackt hat, und erst anschließend den Bestatter anzurufen. Aber gut, manche Leute haben's in Zeiten von Hartz IV eben auch nicht leicht.
Bald noch schlimmer als die Goldsammler sind jedoch die anrüchigen Kreditfirmen, die versprechen, Bares ohne jegliche Prüfung der persönlichen Liquidität abzugeben: "Peter Zwegat kommt einfach nicht vorbei? Der Gerichtsvollzieher klebt den Kuckuck sogar schon auf die draußen deponierten Pfandflaschen? Dann wird es wohl Zeit für einen Sofortkredit. Keine Schufa-Prüfung, kein nichts. 5.000 Euro sind überhaupt kein Problem, bitte sehr. Damit Sie endlich wieder ruhig schlafen können." So oder so ähnlich wird hier speziell im Nachmittagsprogramm, also zur Haupteinschaltzeit der Hartzler geworben. Denen muss doch klar sein, dass die armen Seelen den Betrag nie zurückzahlen können. Und so geschieht wohl, was geschehen muss: Irgendwann kommt der böse Iwan, dieses Mal jedoch nicht von der Roten Armee, sondern direkt von Inkasso Moskau, zur Abwechslung zu uns. Und er bringt die ganz große Zange mit... Also wirklich! Würde jeder verschuldete Arbeitslose darauf eingehen, denen würde der Staat bald auch noch die Krankenversicherung streichen.
Und nun leben wir ja in einer Zeit, in der sich Menschen sogar beim Freitod filmen lassen. Das Prozedere wird dann wahrscheinlich im gut besuchten Vorabendprogramm gezeigt, geschmackvoll umrahmt von Werbespots für Tiefkühlfisch und dem Wetterbericht. Von hier ist es dann auch nicht mehr weit bis zu den nächsten Drückerfirmen, die das schnelle Geld versprechen: "Ihre geliebter Partner ist gestorben? Lassen Sie ihn nicht einäschern, verbrennen Sie kein wertvolles Geld. Senden Sie gut erhaltene Haut noch heute im Rückumschlag portofrei an uns. Oft sind mehrere hundert Euro für Sie drin. Schenken Sie uns noch heute Ihr Vertrauen. Ihre 'Lampenschirme Wagner GmbH'". Und ich würde ja meine Haut dafür verwetten, es gäbe nicht wenige Menschen, die das Angebot nutzen würden. Verzweifelte Situationen erfordern schließlich verzweifelte Maßnahmen.
Da kann man sich eigentlich nur wünschen, auf ewig von der Arbeitslosigkeit und Überschuldung verschont zu bleiben. Uh, irgendwann müssen die Betroffenen noch Angst vor dem eigenen Partner haben: Leuchtete ehemals die Liebe in den Augen des Gegenübers, glimmen nun dezent die Dollar- respektive, Euro-Zeichen in den Pupillen. Eines Morgens wacht man dann ohne Nieren auf (Feinkost Bofrost), ohne Füße (naturbelassene, atmungsaktive Markenschuhe, nur bei Deichmann...), oder ohne Augen (Haribo macht Kinder froh...). Aber ach, ich mag nicht weiter darüber nachdenken. Bisher läuft solches TV-Programm schließlich zum Glück nur auf Sendern, die auch talentfreie Pseudojournalisten auf die Suche nach dem heiligen Gral schicken. Solange das so bleibt, sollte man's wohl nicht ganz so ernst sehen.