Nachdenklich saß Max in seinem Zimmer. Soeben war der Arzt da und hat zu seiner Mama gesagt, dass es Ziegenpeter sei.
Was der sich aber auch denkt. Geißenpeter heißt er und gehört zur Heidi und dem Almöhi.
Rena wuschelt ihrem Dreikäsehoch über die schwarzen Locken und lacht, als er ihr dies ganz empört mitteilt.
„Aber nein, Mäxchen. Der Arzt meinte, du bist krank. Du hast Ziegenpeter. Schau ... da bekommt man sooooo einen Hals.“
Dabei zeigt sie ihrem Sohn mit beiden Händen, wie dick der Hals hinter den Ohren werden kann.
„Ah deshalb hab ich dieses Aua und schaue so komisch aus. Aber weißt du? Mir ist so
langweilig. Darf der Leo mit mir spielen, wenn er aus dem Kindergarten kommt?“
Max legt sein Köpfchen schräg, so gut es halt geht, und sieht erwartungsvoll seine Mama an. Oh ... Langeweile. Das war vorausschaubar, denn Max war ein sehr agiles Kind und nun ohne seine Freunde … Rena schüttelt den Kopf. Dann kommt ihr die zündende Idee.
„Max … wie wäre es mit einem Hundeschlittenrennen?“
Neugierig blickt der Fünfjährige zu ihr empor. „Ein Hundeschlittenrennen? Wie denn?“
Er durfte doch nicht hinaus. Schnee gibt es doch aber nur draußen. Was sich Mama da wieder ausgedacht hat.
„Lass dich überraschen!“, rief Rena bereits
aus dem Nachbarzimmer.
„Du kannst deine Malsachen herausholen, wir brauchen einen Wald und viel Schnee.“ Schon kommt sie mit ihrer Staffelei und einer weißen Leinwand zurück. Dann erklärt sie Max, was sie vorhat.
Mit Kohle zeichnet Rena schnell einige Bäume und dann ist Max an der Reihe. Er darf eine Sonne und viele weiße Tupfen auf die Leinwand malen. Je mehr Tupfen, um so schlimmer der Schneesturm.
Inzwischen kümmert sich Rena um den Wind und noch mehr Schnee. Sie hängt zwischen zwei Stühlen ein Bettlaken auf und dahinter stellt sie einen Ventilator.
Das versteht Max nicht. Was soll das denn sein, was seine Mama da gemacht hat?
Ja das, was er nun nach dem Malen macht, das ist wichtig.
Er stellt vor einen Karton, der vom letzten Umzug übrig war und den er als Seifenkiste, Shuttle und heute als Schlitten umfunktioniert hat, seine beiden Plüschhunde Timmy und Pfötchen und bindet sie mit einem Laufgeschirr am Schlitten fest. Von seiner Arbeit überzeugt, stemmt er seine kleinen Arme in die Seiten und betrachtet das Machwerk seiner Mutter.
Unerwartet bläst ein starker Wind und weht dem Knirps das Laken um die Ohren.
„Oh kalt. Was für ein Sturm. Da müssen wir uns warm anziehen.“, ruft er gegen den Sturm seiner Mama zu.
Rena holt ihren alten Flanellmantel und
wickelt Max darin ein. Einen Schal hat er sich bereits umgeschlungen. Es schauen nur noch seine Augen heraus.
Dann sitzt er in seinem Schlitten und sieht die verschneite Landschaft auf der Leinwand. Vor ihm stürmt und schneit es dank des Lakens und des Ventilators.
Die Hunde scharren schon im Schnee. Obwohl von Stille keine Rede sein kann, lauscht Max ganz konzentriert auf den Startschuss, denn auf einen guten Start kommt es an. Wer als erster in die Loipe kommt, hat die größten Chancen zu gewinnen. … und gewinnen ist bei Max Programm. Dann der Schuß. Rena hatte in die Hände geklatscht. Die Hunde schießen davon und Max legt sich in jede Kurve, damit
der Schlitten in der Spur bleibt. Als Schlittenführer kämpft er mit dem Schnee, der ihm immer wieder ins Gesicht geweht wird und Rena rennt bei jeder Runde mit der Landschaft auf der Leinwand am Schlitten vorbei.
Plötzlich geht die Terrassenbeleuchtung an. Max stutzt. Kommt da jemand? Nein!
Das Ziel. Es ist in Sicht. Max treibt seine Hunde zum Endspurt an und fährt als Sieger über den Zielstrich. Dort wird er von seinem Papa, der eben in diesem Moment über die Terrasse eintritt, freudig empfangen. Pünktlich zur Siegerehrung hat sich der Sturm verzogen. Die Hunde dürfen sich ausruhen, der Schlitten kommt wieder in die Spielecke und Max … Max erzählt seinem Papa von
seinem aufregenden Tag.
© A.B.Schuetze 01/2016