WINTERZEIT
Der Winter gar kein Winter ist,
wenn es zu schneien doch vergisst.
Ich denk an die alten Zeiten,
an die schneebedeckten Weiten,
an Schneewehen, oft meterhoch,
in die, ausgehöhlt, ich dann kroch.
Ich denk an den vereisten Teich,
der Treffpunkt wurde all sogleich,
an stundenlanges Rodeln gehen,
egal, wie kalt waren die Zehen.
Der Schulweg war Erlebnispfad,
die Fußwege so herrlich glatt.
Schuhe mit den glatten Sohlen,
schnell musste man sie sich holen.
Die Hosen nass bis rauf zum Knie,
jedoch das störte uns doch nie.
Ich denk an Strickhosen im Schnee,
die wurden länger stets, oh weh.
Immer wieder umgeschlagen,
mussten wir sie doch ertragen.
Mützen ausgestopft mit Tüten,
brachten uns nicht zum Ermüden.
Stundenlang immer draußen sein,
alle zusammen, Groß und Klein.
Erst dann, wenn es längst dunkel war,
gingen wir heim, nass bis zum Haar.
Die Finger kalt, die Füße auch,
ein Tee erwärmte dann den Bauch.
Zum Ofen zog es uns nun hin,
nicht lange, früh war Schlafbeginn.
Schneemänner standen wochenlang,
drohten mit Stock, uns war nicht bang.
Will heut man einen Schneemann bauen,
dann fängt er sofort an zu tauen.
Morgens kurz weiß, für ein paar Stunden,
dann ist der Schnee wieder verschwunden.
Nur Matsch bleibt dann mit Grau zurück,
es fehlt das echte Winterglück.
Wenn Kälte Wangen rosig färbt,
wenn kalter Wind die Hände gerbt,
wenn Nasen laufen, dann gefrieren,
wenn trotzdem gehen wir spazieren,
wenn Schnee die Erde friedlich macht,
wenn Frost so kalt ist, das es kracht.
Ich wünsche mir die Winterzeit,
die mich als Kind hat hocherfreut.
©Sylke Eckensberger