Seitdem Galrens Vater vor 20 Jahren auf einer Expedition verschwand, hatte er nichts mehr von ihm gehört. Dies ändert sich schlagartig, als eines Tages ein Fremder in seinem Haus auftaucht und ihm eine Karte übergibt, die ohne Zweifel die Handschrift seines Vaters trägt. So macht er sich schließlich auf, die Route nachzuvollziehen, die dieser vor zwei Jahrzehnten genommen hatte, unwissend, das er dabei längst Teil eines viel größeren Spiels ist, das vor über einem Jahrtausend begann.
Bildquelle wandersmann / pixelio.de
Die fliegende Stadt schwebte wie eine Wolke über dem stillen, blauen Wasser. Eine Wolke allerdings, die aus massivem Marmor und glänzendem Silber gefertigt war, so fantastisch, das man sie für eine Illusion halten konnte. Obwohl Galren diesen Ort schon einmal gesehen hatte, schein er noch prächtiger, jetzt wo er mitten über dem offenen Meer schwebte. Beinahe meinte er die Hand nach den schwebenden Inseln ausstrecken zu können, die den äußersten Stadtring bildeten und auf den gewaltigen silbernen Brücken drängten sich
schwarze Punkte. Schaulustige, welche die Nachricht, die sie Vorausgesandt hatten wohl ebenfalls erreicht hatte. Die Küste Cantons zeichnete sich als blau-graue Wand irgendwo am Horizont ab. Sie waren daheim, dachte Galren ungläubig. Nach all der Zeit, nach allen Strapazen… Irgendwie hatten sie es geschafft. Und doch war es keine Glückliche Heimkehr. Einer von ihnen war Tod, sie hatten ein ganzes Volk ins ungewisse geführt… und nach wie vor konnte alles in einem Fehlschlag enden, wenn sie den Kaiser nicht schnell erreichten. Galren hatte es nicht gewagt, sein Wissen einem Brief anzuvertrauen und so
hatte er den Booten, die sich in einem der kleinsten Boote der Zwergenflotte absetzten nur einige Zeilen mit dem wichtigsten mitgegeben. Unter der Stadt trieb eine kleine Flotte aus mindestens drei Dutzend schweren Galeonen an deren Masten das blaue-gold und silberne Wappen des Kaiserreichs wehten. Bereits vor einigen Stunden hatte sie eine Taube erreicht, die eine Antwort auf Galrens Ankündigung überbrachte. Die Zwergenschiffe ankerten ein gutes Stück bevor sie die Stadt erreichten. Ihre Gesandten würden die fliegende Stadt erst betreten, wenn sie gerufen wurden. Er jedoch und die anderen mussten sich
möglichst unverzüglich mit dem Kaiser besprechen. Nur Hadrir, er sich bereits an Bord befand würde sie begleiten um vom Verrat des Königs und den Plänen des Propheten zu berichten. Galren verstand langsam, wieso der Zwerg von seinem Vater immer lieber als König sprach. Es machte die Sache irgendwie… einfacher, dachte er, wenn man sich nicht ständig in Erinnerung rief, mit wem man es eigentlich zu tun hatte. Es dauerte nicht lange, bis man ihnen von einem der äußeren Bezirke eine Gondel herabließ, die von starken Seilen gehalten auf Höhe der Immerwind zu einem Halt kam. Galren konnte sich noch
gut an seinen letzten auf und abstieg hinauf zur fliegenden Stadt erinnern und so kletterte er ohne zu zögern ins Innere. Bei Hadrir mussten er und die anderen hingegen etwas Überzeugungsarbeit leisten um ihn dazu zu bekommen in die schwankende und knarrende Holzkonstruktion zu steigen. Der Zwerg hielt die Augen fest auf den Boden gerichtet, während man sie hochzog. Als sie schließlich aus der Gondel stiegen, erwartete man sie bereits. Syle und etwa vierzig Gardisten der kaiserlichen Leibwache hatten vor dem Platz, auf den die Fallbrücke der Gondle hinausführte Aufstellung genommen,
hauptsächlich um die Schaulustigen zurück zu halten. Um die mit weißen Quartzblöcken gepflasterte Freifläche erhoben sich die Villen und Prunkbauten des Adel Cantons und jede Gasse zwischen ihnen, jede Straße, ja jedes Fenster schien besetzt. Adelige, Diener, Angestellte, alles drängte sich gleichermaßen um Platz um zuzusehen, wie sie zurückkehrten. Die Männer und Frauen, die die See bezwungen hatten, die zuvor als unbezwingbar galt. Die geschafft hatten, woran tausende vor ihnen gescheitert waren… Galren wurde einen Moment schwindlig. Noch war nichts geschafft und doch wurde ihm in diesem Moment klar, was
sie eigentlich getan hatten. Vor einigen Monaten noch hätte niemand sich darum geschert, wer sie waren. Heute jedoch würden ihre Namen sie begleiten, wohin sie auch kamen. In ein paar Wochen gäbe es niemanden mehr in Canton, der sie nicht kennen würde… Das war es doch, was Armell gewollt hatte. Und doch schien die junge Adelige den Trouble um sie herum kaum mehr wahrzunehmen. In Gedanken versunken, raffte sie sich grade dazu auf, Syle mit einer mechanischen Verbeugung zu begrüßen. Der vernarbte Hochgeneral Cantons erwiderte die Geste mit einem Nicken. Selbst vor der Menschenmenge, die sich
von den Gardisten kaum zurückhalten ließ gab er eine beeindruckende Erscheinung ab, überragte er die eisten von ihnen doch um zwei Köpfe oder mehr. Die blau-goldene Uniform eines Offiziers musste für den Gejarn wohl speziell angefertigt worden sein, fand der Mann bei einem normalen Schneider wohl kaum etwas Passendes. Der Degen den er trug wirkte unter der Pranke mehr wie ein Zahnstocher. Trotzdem war sein Lächeln warm und herzlich, als er auf sie zukam. ,, Ich hatte schon befürchtet, wir sehen uns nicht wieder.“ , meinte der Bär. ,, Wir haben eure Nachricht erhalten, aber ich konnte es erst nicht glauben.“
Langsam wanderte sein Blick über die Anwesenden und blieb an Hadrir hängen. Würden die beiden direkt nebeneinander stehen, würde der Zwerg ihm nicht mal bis zur Hüfte reichen. ,, Ich nehme an, ihr wollt sofort mit dem Kaiser sprechen. Man erwartet euch bereits.“ Mit diesen Worten gab er seinen Leuten ein Zeichen, woraufhin diese eine Gasse für sie freimachten. Zwar ging es nur langsam vorwärts, für Galren jedoch war es trotzdem noch fast zu schnell. Er hatte sich nicht zurechtgelegt, was er sagen wollte, wie er den Verrat, den sein eigener Vater plante erklären sollte… Die Gebäude und Parks der Stadt zogen an ihm vorüber, ohne, dass er der
Schönheit um sich herum viel Aufmerksamkeit geschenkt hätte und viel zu früh kam auch schon der kaiserliche Palast im Herzen der Metropole in Sicht. AN den Toren ließen sie die Menge, die ihnen bis hierher gefolgt war schließlich endgültig zurück und die dicken Steinmauern blendeten auch den Lärm der Straße aus. Das einzige, was sie weiterhin begleitete, war das Geräusch ihrer eigenen Schritte, das in den hohen, lichtdurchfluteten Fluren wiederhallte. Galren konnte das leichte Kribbeln der Magie spüren, die hier alles durchdrang und sich im Palast wie in einem Brennglas zu fokussieren schien. Bei
ihrem ersten Besuch hier, hatte Merl fast einen Zusammenbruch gehabt, wenn er sich richtig erinnerte. Hadrir schien von der Pracht nicht ganz so beeindruckt, wie der junge Magier damals und wenn er von der Magie etwas spürte, dann offenbar nicht genug um ihn zu beunruhigen. Naria hatte ja gemeint, sein Volk reagiere kaum auf Magie. Vielleicht ging es dem Zwerg aber auch nur, wie ihm selbst und er war zu tief in Gedanken um sich lange damit aufzuhalten. Im Thronsaal war bereits die gesamte Familie versammelt. Janis, der junge Adoptivsohn es Kaisers stand neben dem Thron als sie eintraten und sah ihnen
ungeduldig entgegen, als die Türen aufschwangen. Jiy legte ihm eine Hand auf die Schulter, wie um ihn zu beruhigen. Der Mann schien tatsächlich genau so aufgeregt, wie die Leute draußen, aber seine Fragen würden warten müssen. Kellvian selbst hingegen kam ihnen mit großen Schritten entgegen, strahlend, während er blitzschnell die kleine Gruppe musterte. Er trug ein weißes Hemd und darüber einen Mantel in blau und Gold. Das Wappen des Hauses Belfare schimmerte auf einem Langschwert an seinem Gürtel, in dessen Knauf das Emblem des Hauses Belfare gestanzt war. Die Parierstange wiederum
lief in den Schwingen eines Vogels aus und die in das Heft eingelassenen Kristalle glommen schwach. Einst hatte diese Waffe angeblich Simon Belfare gehört, schon bevor dieser zu seiner Schicksalhaften Konfrontation mit den Eisnomaden aufgebrochen war. Und einst so hieß es, hatte die Klinge mit dem Zorn ihres Erschaffers gebrannt. Davon jedenfalls war nichts geblieben. Nur ein Relikt, das die Reihen der Kaiser Cantons seitdem miteinander verband. Kellvians Lächeln erlosch sofort, als er feststellte, was Syle zuvor entgangen war. ,, Zacharys Schüler ist nicht bei euch ?“ ,, Merl ist tot, Herr.“ , flüsterte
Armell. ,, Ich verstehe.“ Der Kaiser schloss einen Moment die Augen. ,, Ich werde veranlassen, das Zachary es erfährt. Das heißt, wenn ihr es nicht selbst tun wollt….“ ,, Ich würde das gerne selber übernehmen.“ , erklärte die junge Adelige. Um Ihren Hals hing mittlerweile das Amulett, das Merl einst von seinem Meister bekommen hatte. ,, Es gibt da auch etwas, der er sicher zurück möchte… Dennoch fürchte ich, gibt es Dinge, die im Augenblick mehr eure und meine Aufmerksamkeit verlangen. “ ,, Die gibt es tatsächlich.“ Das Lächeln
des Kaisers kehrte zurück unsicherer diesmal, während er sich Galren zuwendete. ,, Eure Nachricht war recht kurz. Aber eindeutig.“ Er begann unruhig in der Halle auf und ab zu laufen. ,, Wisst ihr ich hatte dieses Reich grade für ein paar Jahre stabilisiert, als ihr aufgebrochen seid. Der Adel wird toben, wenn ich ihm klarmache, das ein paar von ihnen Land abtreten werden müssen, sollten eure neuen Freunde hier bleiben.“ ,, Ich fürchte, wir haben ein größeres Problem als das.“ , bemerkte Hadrir. ,, Und wer seid ihr, wenn ich fragen darf ?“ ,, Mein Name ist Hadrir Silberstein,
Herr. Von den Zwergen der Nebelküste.“ , erklärte er, bevor er begann zu erzählen. ,, Und was ich euch zu berichten habe schmerzt niemanden mehr als mich selbst…“ Es dauerte eine ganze Weile, bis Hadrir seinen Bericht beendet hatte und danach wollte der Kaiser schließlich auch noch den Rest der Geschichte hören. Also berichtete Galren gezwungenermaßen alles, was seit ihrem Aufbruch von Lasanta aus Geschehen war, von Parlor, Elin, die sich an Bord geschlichen hatte, den Stürmen und ihren Erlebnissen unter den Zwergen , bis zu dem Moment in dem er schließlich feststellen musste, das er zwar seinen Vater wiedergefunden
hatte, sich dieser jedoch scheinbar in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem völlig anderen Menschen entwickelt hatte. Kellvian hörte sich alles schweigend an und sagte auch nichts, als Galren schließlich dazu überging, ihren Plan darzulegen um sowohl den König als auch den Propheten festzusetzen. ,, Warum sollten wir sie nicht einfach sofort festsetzen ?“ , wollte Janis wissen. ,, Ihr wollt uns alle in Gefahr bringen, dabei reicht es doch, diese beiden Verräter einfach in Ketten zu legen.“ Syle schüttelte bereits den Kopf, bevor der junge Mann ausgesprochen hatte. ,, Ich bezweifle, das es so einfach
wird. ,, Wird es nicht.“ , stimmte Naria ihm zu. ,, Es ist nicht mein gesamtes Volk, das mit ihnen unter einer Decke steckt.“ , erklärte Hadrir. ,, Die meisten wissen nicht einmal etwas davon. Wenn wir jetzt zuschlagen… sie würden das nie akzeptieren. Nicht ohne einen klaren Beweis das einer oder beide Schuldig sind. Das wäre gleichbedeutend mit einer Kriegserklärung, Herr.“ ,, Dann sollten wir eben diese Truhe in unseren Besitz bringen.“ , schlug Syle vor. ,, Mal davon abgesehen, das wir nicht beweisen können das sie wirklich von
ihnen stammt, das habe ich bereits versucht. Der Prophet trägt sie ständig bei sich oder zumindest in seiner Nähe. Schicken wir Leute um sie zu holen, zerstört er sie vermutlich einfach.“ ,, Also wollt ihr, das ich wissentlich in eine Falle laufe. Zumindest am Anfang.“ Kellvian sah von einem der Anwesenden zum anderen, als wollte er sich vergewissern, alles richtig Verstanden zu haben. ,, Einen besseren Plan haben wir nicht.“ , erklärte Lias. ,, Aber am Ende steht es euch zu, zu entscheiden, Herr.“ , gab Hadrir kleinlaut zu. ,, Es ist mein eigener König, der euch in diese Situation
bringt. Ich kann verstehen, wenn ihr euer Leben nicht für so etwas riskieren wollt…“ Der Zwerg schien noch ein Stück in sich zusammenzuschrumpfen und sank langsam auf ein Knie. Eine Weile war es totenstill in der Halle, während sie auf die Entscheidung des Kaisers warteten. Kellvians Antwort bestand aus einem breiten Grinsen. ,, Wisst ihr, irgendwie gefällt mir die Idee. Viele in eurer Situation würden den einfachen Weg nehmen, Hadrir. Ihren Herrn unterstützen ob dies nun gut ist oder schlecht. Ich habe gesehen, wohin das führt. Ihr könnt die Zwerge informieren,
dass ich ihren König Morgen empfangen werde. Syle, ihr macht die Palastwache bereit. Sorgt dafür, dass nichts von unserem Vorhaben nach außen dringt. “ Der Bär schlug sich mit einer Faust vor die Brust und verschwand. Dann wendete Kellvian sich Jiy zu. ,, Ich weiß was du jetzt sagen wirst…“ ,, Weißt du das ?“ Die Gejarn strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und trat auf ihn zu, ein trauriges Lächeln auf dem Gesicht. ,, Du lässt dich nicht mehr umstimmen, Kell. Das hast du nie.“ Mit diesen Worten hauchte sie ihm einen Kuss auf die Lippen. ,,Wie wäre es also mit… sei bitte bloß vorsichtig?“ ,, Bin ich das nicht immer
?“
EagleWriter Vermutlich nicht . Ich muss mal sehen ob mir nicht noch eine Möglichkeit einfällt das ganze Eleganter zu lösen ^^ Kommt irgendwie etwas Erzwungen rüber stellenweise. lg E:W |
EagleWriter Danke ^^ lg E:W |