Willys neuestes Abenteuer
Das neue Jahr hat begonnen. Es ist Sonntag, und der Tag macht seinem Namen alle Ehre. Der Himmel ist so blau wie an den schönsten Frühlingstagen und die Sonne strahlt, als müsse sie beweisen, dass ihre Kräfte langsam wieder wachsen. Doch es ist recht kalt. Ein eisiger Ostwind streicht über die Polder, als Herrchen, Frauchen und Maria mit Willy über den Damm laufen. In der Ferne blinkt der Stausee und rechts und links ruhen die Polder im Winterschlaf. Der Frost der vergangenen 3 Tage hat ihnen eine glitzernde Eishaut verliehen. Wie dick? Nun, nach 3 Tagen
sollte man das vielleicht noch nicht ausprobieren.
Willy trägt keinen Mantel, obwohl seine Unterwolle nach den warmen November- und Dezembertagen nicht sehr dick ist. Im Auto noch hat er gezittert und musste mit unter Marias dicke Jacke, doch jetzt scheint ihm durch das schnelle Rennen warm zu sein. Unaufhörlich ist er mit Schnüffeln beschäftigt, dieses ist nicht sein Revier, was es hier alles Interessantes zu riechen gibt. Mal bummelt er 10 Meter hinterher, um dann wieder raketenschnell an seinem Rudel vorbei zu schießen.
Links und rechts schützt ihn hohes Schilf vor dem kalten Windzug. Leise
rascheln die Halme. Oder etwa doch nicht die Halme?
Plötzlich ist Willy verschwunden, und ehe es sich Herrchen, Frauchen und Maria versehen, schießt er auf die Eisdecke und rast, so schnell er kann, über die glitzernde Fläche. Wirklich schnell ist das ja nicht, denn seine 4 schwarzen Pfoten wollen jede für sich in eine andere Richtung. Es sieht eher wie ein Hoppeln aus. Aber einen halben Meter vor ihm hoppelt mit den gleichen Bewegungen und in genau dem gleichen Tempo eine große Bisamratte, etwa halb so groß wie Willy!
Herrchen und Frauchen bleibt fast das Herz stehen, und Maria weiß gar nicht,
was das für ein Tier ist. Sie hat noch nie solch einen Sumpfbiber gesehen und wir im Sommer hier draußen auch nicht.
Willys Rudelmitglieder winken, schreien und zappeln am Ufer, aber Willy ist jetzt ganz Jagdhund. Er kann doch nicht von der Beute ablassen, und zum Glück hält die dünne Eisdecke seinen 16 Kilo stand.
Dem Gejagten wird klar, dass er keine Chance gegen Willy hat, und so hält die Bisamratte an, macht einen gespenstisch wirkenden Buckel und scheint nun ihrerseits zum Angriff zu blasen.
Willys Rudelmitglieder sind außer sich, aber keines kann aufs Eis gehen. Es würde unweigerlich einbrechen.
Willy umkreist und sichert ein ums
andere Mal seine Beute und teilt es allen laut bellend mit. Zum Glück hält er stets einen Sicherheitsabstand. Wie auch immer, zum Fressen scheint sich das Ding nicht zu eignen und mit ihm zu spielen macht es auch keine Anstalten. Das ist dann der Moment, in dem die Rufe von Willys Rudelmitgliedern wieder bis in sein Gehirn dringen und er sich erinnert, was „Hierher!“ eigentlich für ihn bedeutet. Hoch erhobenen Hauptes und Schwanz wedelnd trabt Willy endlich auf sein Rudel zu und schmiegt sich freudig an Marias Bein.
Das ging noch einmal gut, alle sind froh, dass Willy wieder sicher ans Ufers zurück kehrte. Aber zur „Belohnung“
muss er nun auf dem Rückweg doch an die Leine.