Es ist okay, Papa
Wo du auch bist, Papa. Ich will dir sagen:
oft find ich keine Worte mehr.
Papa, ich bin gejagt von Fragen,
die Sehnsucht treibt sie vor sich her,
kannst du, Papa, kannst du es sehen?
Was mich treibt und was mich quält,
Papa, kannst du es denn verstehen,
wie ich liebe, was mir fehlt,
Papa, sahst du mich durch die Straßen wanken
nach sieben Tagen ohne Schlaf,
siehst du meinen Willen Tränen tanken,
weil ich kann, was man nicht darf,
siehst du die Knarre mir im Mund stecken,
die mein Hirn im Raum verteilt?
Siehst du die gespaltnen Zungen lecken,
wie man zu den Fetzen eilt,
wo man's weiß, sich still zu wehren,
dort frisst man, um vor eigner Tür
sich allen Inhalts zu entlereren.
Kehrend, ohne Grund dafür.
Die alles wissen und nichts spüren,
sie seh'n das Herz vor Augen nicht.
Wohin die betonierten Wege führen?
Das weis(s)t ihnen kein Lebenslicht.
Siehst du mich hier, Papa, am Grabe stehen,
wo noch die Bitte ruft von sechs Fuß tief,
man möge nicht vorbei gehen,
wo seine Hoffnung ihm entschlaf,
siehst du, Papa, ich will sie haben,
egal, wie tief ich graben muss,
um die Liebe, die sich hier begraben,
will ich kämpfen bis zum Schluss,
siehst du mich, Papa, nachts hier liegen,
wie ich sie liebe, wie es schmerzt?
Papa, siehst du mich die Liebe wiegen,
deren Angst mich bohrend herzt,
siehst du, Papa, meine Liebe,
wie sie kämpft und tut und macht,
entgegen ihrem kalten Triebe,
der glücklich nur als Letzter lacht?
Siehst du, Papa, ich will dir sagen:
Wenn das Leben mich zerfrisst,
wenn meine Beine mich nicht gern tragen,
wenn ich selbst mich frage, wer du bist,
dann seh ich mich vor'm Spiegel stehen,
und glaube fast, da ist wer da,
wo Gedanken mir verloren gehen,
geht etwas Fremdes vertraut nah,
siehst du, Papa, im Sandkasten,
da mache ich das Beste draus,
ich füll ihn auf mit Altlasten
und baue uns darin ein Haus,
siehst du, Papa, den Scheiterhaufen,
durch das, was man hier Rückstand nennt,
werd bei Zeiten ich ihn anlaufen,
wohl dann, wenn es am meisten brennt,
werd ich ihn Richtung Himmel treten,
weil es ein Puzzle regnen soll,
werd ich "NEIN!" und "DANKE!" beten,
obwohl ich weiß, sie nehmen's voll,
wenn sie es einst zusammen setzen.
Bis dahin, Papa, ehrlich,"Hey!",
können sie mich ruhig noch verletzen.
Ach, Papa. Es ist schon okay,
bis dahin werde ich im Garten,
wo man seine Nachbarn wirklich kennt,
wo wir gemeinsam einsam warten,
wo Ferne, doch kein Zaun uns trennt,
um's Feuer sitzend unsrem Morgen winken,
im Dunkeln finde ich hier Ruh
vor'm Tag. Hier kann und will ich Träume trinken
und wünschen mir, du kämst dazu,
ach Papa! Ich hab ein Fenster! Frei gerieben!
Ach, Papa, ich denk mir: "Hey!"..
"Ich kann und darf das Leben lieben!"
Ach, Papa. Es ist schon okay.
https://www.youtube.com/watch?v=Lok3CceqJHs