Vorbemerkung
Die Raubzüge der Wikinger sind wohl jedem bekannt. Brutal, mordend, plündernd werden sie dargestellt, aber wesentlich weniger bekannt ist, welche Heldentaten sie am Küchenherd vollbrachten.
Ich wünsche guten Appetit.
Copyright: G.v.Tetzeli
Covermontage: G.v.Tetzeli
Bild: Dank an pixabay
Köstlich!
Wir kennen sie mit den berühmten Hörnerhelmen. Das ist natürlich Mumpitz! So ein Helm soll doch eigentlich einen Schwerthieb abgleiten lassen. Die aufgesetzten Hörner hätten genau das Gegenteil bewirkt. Die heran sausende Klinge hätte sich verheddert und zur Spaltung des Schädels durch den Helm geführt. Es käme auch Genickbruck durch die Wucht in Frage. So konnte man nicht kämpfen. Das war also nichts mit dieser Mär. Wenn überhaupt, dann dienten solche Hörnerhelme lediglich zeremoniellen Zwecken.
Richtig aber ist, dass das Drachenboot das modernste, vielseitigste, schlicht das
ultimativste Kampfschiff seiner Zeit war (so um 1000 n.Chr.). Es war enorm schnell, unglaublich robust und man konnte mit ihm kreuzen. Ein Kunststück, das erst Jahrhunderte später wieder gelang.
Die Boote waren also hochseetüchtig und hatten einen geringen Tiefgang. Nicht nur wurde damit die Anlandung erleichtert (niemand musste an Land schwimmen), sondern das erlaubte sogar in Flussläufe herein zu rudern. Und selbst unter Brücken kamen sie durch, weil sich der Mast umlegen ließ.
Auf wiking gehen bedeutete soviel, wie sich auf Kriegsfahrt, Forschungsexpedition begeben. Und da sich die Nordmänner recht häufig auf „Geschäftsreise“ befanden, wurden
die nordischen Stämme auf Raubzug einfach allgemein Wikinger genannt.
Als man also gerade einen solchen Geschäftsabschluss tätigte, gab es doch Unbelehrbare, die kämpfen wollten, so dass es auch unter den Nordmännern gewisse Einbußen gab. Der Kämpfer, der bei der Schlacht verletzt wurde, durfte auf das Urteil der Zwiebelsuppe hoffen.
(damalige Zwiebelsuppe bestand aus: Zwiebeln, Brühe, Speck, Majoran, Roggenmehl und Butterschmalz)
Man flößte ihm also Zwiebelsuppe ein.
Stanken die Wunden dann nach Zwiebeln, wurde der Wikinger sofort getötet. Man schloss nämlich daraus, dass Innereien verletzt sein müssten und sich der
Rücktransport des Verletzten sowieso nicht mehr rentierte. Schließlich musste man auch auf einem Drachenboot haushalten.
Im Übrigen kannten die Nordmänner keinen Skorbut. Diese Geißel der christlichen Seefahrt durch Vitamin-Mangelerscheinung, die schließlich zum Tode führen konnte, bekam man auch erst Jahrhunderte später in den Griff. Aber warum blieben die Wikinger davon verschont, obwohl sie Wochenlang auf See unterwegs waren?
Das Geheimnis lag unter Anderem am Fladbröd.
Das Mehl wurde mit Hilfe einer steinernen Handmühle gewonnen und zu einem Fladen geknetet. Meist blieben ein paar
Gesteinspartikel im Mehl übrig. Deswegen dürften die Wikinger sauschlechte Zähne gehabt haben. Sauerteig kannte man nicht und Hefe wurde nicht benutzt. Es hätte sowieso bei dem schweren Teig keine Treibkraft gehabt. Dann wurde gebacken. Ofenwarm könnten es wir auch heute noch essen. Erkaltet wurde das Fladenbrot steinhart. Guten Appetit! Aber es war gut haltbar. Die Vitamine erlangte es, weil man Kiefernborke beimischte.
Bei den Fahrten übers Meer musste man auch trinken.
Skyr wurde mitgenommen. Das ist gesalzene Dickmilch, die lange hält. Heute erfährt dieses Milchprodukt der Isländer eine Renaissance. Es wird ausschließlich aus
entrahmter Milch gewonnen und sieht fast, wie geschmeidiger Jogurt aus. Hat mit unserem Wikinger-Drink wenig zu tun. Jedenfalls ist dieses Trendprodukt empfehlenswert.
Ich schwenke zu dem Vorurteil über, dass die Wikinger enorm trinkfest gewesen sein sollen. Da ist was dran.
Am bekanntesten ist Met, obwohl es nur selten gesoffen wurde.
Hier das Rezept:
Man nahme vergorenen Honigwein.
Honig, dem man Wasser, oder Apfelsaft hinzugab, fängt irgendwann einmal durch den Zuckergehalt zum Gären an. Die spontane Gärung. 20% Alkohol wurden erreicht.
In Wirklichkeit war das echt berauschende, bevorzugte Getränk Bier.
Zudem hatten die Trinkhörner den Nachteil sie nicht richtig abstellen zu können, so dass man gezwungen war jeweils auf "Ex" zu trinken. Es gab aber auch die etwas mildere Form, dass sich zwei ein Horn teilten, oder dass das Trinkhorn herumgereicht wurde.
Bier schmeckte damals doch etwas anders. Es war obergärig.
Bier
Das Malz wurde aus Roggen, Emmer, oder Hafer hergestellt. Dazu kamen noch köstliche Gewürze, wie Beeren, Gagel und Sumpfporst. Damit sich das Gelage lohnt, wurden locker um die 14% Akohol erreicht.
Aber kommen wir auf den Speiseplan zurück.
Fisch
Meerestiere aller Art kamen auf den Tisch. An einer langen Gabel über dem Feuer geröstet, gekocht, gebraten, geräuchert, oder in Salzwasser eingelegt, damit er haltbar wurde. Den Wikingern waren praktisch alle essbaren Fische bekannt. Das belegen Ausgrabungen (Jarlshof, Shetland Inseln und Dublin).
Das fettige Fleisch von Walen war sehr begehrt. Allerdings beschränkten sich die Wikinger auf gestrandete Tiere. Den Walfang allgemein kannten sie nicht. Eine Ausnahme bildeten die Faröer Inseln und Island. Ein entsprechendes Rezept für Walfleisch erspare ich mir hier. Es wäre für uns nur schwer verdaulich.
Dazu gab es Meeresalgen. Eine damals ganz normale Beilage, die erst heute wiederentdeckt wird.
Fleisch
Oh, wie schön ist das Gelage, wenn Wikinger fettriefende Fleischteile aus dem Spanferkel rupfen und die Keulen zwischen ihre besabberten Bärte schieben.
Das stimmt so nicht ganz. Tiere wurden eigentlich kaum zum Fleischverzehr gehalten. Hühner nicht, wegen der Eierproduktion, Kühe nicht, wegen der wertvollen Milchproduktion. Damals produzierten die Kühe natürlich auch nicht diese enormen Milchmengen, wie die heutigen Hochleistungskühe. Dasselbe gilt für Ziegen, Schafe schon allein deswegen nicht, weil aus
der Wolle nahezu sämtliche Kleidungsstücke gefertigt wurden.
So kam Fleisch selten auf den Tisch. Allerdings gab es durchaus Wildbret. Von Hase, Hirsch bis zu Gans, Ente, Kiebitz, Raufußhuhn und Waldtaube. Die berühmten Wildschweine aus Asterix und Obelix nicht zu vergessen.
Gemüse
Gemüse kannten die Wikinger. Karotten, Pastinak, Kohl, Sellerie und Spinat waren bekannt. Das Wort „Gemüse“ entstammt aus dem Mittelalterlichen Sprachgebrauch, weil nämlich leider grundsätzlich Gemüse zu einem unappetitlichen Brei (Mus) verkocht wurde, so dass die Vitamine verloren gingen.
Kräuter
Kräuter und Pilze wurden grundsätzlich wild gesammelt und nicht angebaut. Dasselbe gilt für Waldfrüchte, wie z.B. Himbeeren, Brombeeren, Äpfel.
Sie kannten auch die halluzinogenen Wirkungen von Pilzen. Dass die „Berserker“ unter solch Drogeneinfluss ihre Kampfkraft und Blutrünstigkeit ausgelebt haben, ist auch eine falsche Annahme. Allerdings waren ihnen Heilkräuter bekannt. Vieles, altes Wissen ist dabei verloren gegangen.
Insgesamt finden wir heutzutage die Speisen der Wikinger eben nur bedingt köstlich.