Die gläserne Wand
Wir befanden uns beide am Frankfurter Flughafen und waren durch eine dicke Scheibe Panzerglas voneinander getrennt. Sebastian wusste nicht, dass ich gekommen war, um ihn zu sehen und ggf. aufzuhalten. Er ahnte es nicht einmal.
Ich rannte über den Flughafen durch all seine riesigen Hallen mit seinen Absperrungen und gläsernen Wänden bis ich ihn endlich erblickte. Er befand sich hinter einer dieser Glaswände, so dass ich ihn nur schräg von der Seite erkennen konnte. Doch als ich ihn sah,
seine atemberaubende Figur, seine wuscheligen Haare, seinen knackigen Hintern, den ich so sehr liebte, klopfte mein Herz in meiner Brust immer heftiger, als wollte es mir sagen, dass es zu ihm wolle. Ich stürmte auf die Trennwand zu und hämmerte wie wild mit meinen Fäusten gegen die Glaswand, doch er konnte mich nicht hören. Auch mein leidvolles sehnsüchtiges Schreien nahm er durch die dicke Scheibe nicht wahr. Die Verzweiflung in mir nahm endgültig von mir Besitz, so dass ich mir einen anderen Weg zu Sebastian suchen musste. Ich stürzte an dem gläsernen Hindernis vorbei auf eine Tür zu, die zum Glück offenstand und suchte
mit meinen hektischen Blicken, während ich in seine Richtung lief, nach einer anderen Möglichkeit, ihn zu erreichen.
Eine andere Tür wurde geöffnet. Vielleicht meine Chance endlich zu ihm zu gelangen. Ich stürzte ohne zu fragen hindurch und befand mich auf der anderen Seite der dicken Panzerglaswand. Doch von ihm fehlte jede Spur.
Wo war er hingegangen? Wieso hat er mein Hämmern und Rufen nicht gehört? Wieso hat er sich nicht zu mir umgedreht und
gesehen?
Ich wollte und konnte so nicht einfach aufgeben, jetzt, wo ich ihm so nah war.
Ich stürzte an der Glasfront vorbei. Meine Augen huschten wild umher, suchten ihn hier und dort. Aber es waren zu viele Menschen vor Ort, so dass ich ihn nicht entdecken konnte. Ich hielt abrupt an und schrie so laut ich konnte seinen Namen. Immer wieder.
Es wurde plötzlich ganz ruhig um mich herum. Alle starrten mich an und rührten sich nicht. Tausende von Augenpaaren waren auf mich gerichtet, wie ich
verzweifelt mitten in der riesigen Halle seinen Namen brüllte, in der Hoffnung, dass er ihn hörte.
Nichts. Keine Reaktion. Kein Rufen oder sonst etwas.
Tränen brachen aus meinen Augen hervor. Ich brüllte noch ein letztes Mal aus tiefster Seele unter Schluchzern seinen Namen so laut ich konnte.
Wieder nichts.
Ich brach auf dem Boden zusammen und heulte völlig verzweifelt. Mein Körper zitterte und bebte vor Schmerz und mir
war es wirklich egal, ob mich jemand weinen sah. Denn ich hatte ihn verloren. Endgültig.
Ich bemerkte durch meinen Heulkrampf nicht die leichte Bewegung der Menschen zu meiner rechten und auch nicht das leise Getuschel. Ich sah nicht, wie sich die Menschenmasse öffnete, einen schmalen Gang frei legte und eine Person hindurch schritt.
Ich hörte erst auf zu weinen und hob meinen Kopf an, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte und seine beruhigenden Worte hörte. Erst dann sprang ich auf, fiel ihm schluchzend um
den Hals und hielt ihn so fest ich nur konnte.
"Ich dachte, ich hätte dich für immer verloren!" heulte ich in sein T-Shirt und drückte ihn noch ein Stückchen enger an mich.
Seine Wärme und sein Duft umarmten und beruhigten mich allmählich bis mein Körper aufhörte zu zittern und meine Tränen versiegten. Dennoch blieb ich auch weiterhin eng mit ihm umschlungen inmitten der Halle. Keiner von uns wollte den anderen je wieder
loslassen.