Ich starrte verwundert auf meine Fingerkuppe. Der Schmerz war kaum wahrnehmbar gewesen, kurz hatte ich sogar geglaubt, ich bilde es mir nur ein. Doch jetzt schimmerter er dort im Licht meiner Tischlampe: Ein einzelner, roter Tropfen Blut. Nachdenklich betrachtete ich ihn, hob den Finger näher an meine Augen, um die Reflexionen des Lichts und die Farbe genauer zu besehen. Nur ein Tropfen, von Abermilliarden, wie sie zu jeder Sekunde durch meine Adern flossen und mich am Leben hielten. Ich frage mich, wie viele Tropfen Blut gerade jetzt irgendwo auf der Welt vergossen werden, weil die Menschen
sich hassen, Angst voreinander haben, in völlige Raserei verfallen? Ein Tropfen... einer der mein gesamtes Leben beinhalten könnte, schließlich wird Blut als Saft des Lebens bezeichnet, oder nicht? Ein einziger Tropfen... Er schimmert wie ein dunkler Spiegel, glänzt nass, ohne sich nass anzufühlen. Nur ein einziger Tropfen auf meiner eiskalten Haut... Das Geschenk und zugleich den Fluch des Lebens in sich tragend...