Scene 1: Prolog
„Wer bist du? Was ist dein Weg? Was möchtest du darstellen in dieser Welt? Bist du zufrieden mit dem was du tust? Bist du glücklich? Es gibt Fragen die stellt man sich nicht jeden Tag, aber es gibt Fragen, die befinden sich immer irgendwo tief in deinem Bewusstsein. Sie nagen an dir, sie verändern dich. Die Zeit bringt Veränderungen mit sich. Veränderungen sind wichtig. Über Veränderungen definieren wir uns. Wer bin ich? Wer bin ich geworden? Bin ich gut so wie ich bin? Und wer entscheidet was gut und was schlecht ist? Es gibt
Fragen, denen muss man sich stellen. Es gibt Fragen, die sind unangenehm. Und es gibt Fragen die verletzten.
Weißt du was das Ende deiner Kindheit war? Der Moment indem du erkannt hast, dass auch deine Eltern Fehler machen. Bis zu diesem Moment bist du den Weg gegangen, den deine Eltern mit Bedacht für dich gewählt haben. Er ist gut bewacht, gut bedacht, gut behütet. Er ist ein sicherer Weg. Gepflastert. Gerade. Aber irgendwann erkennst du, dass dieser Weg nicht für dich bestimmt ist und du brichst von diesem Weg aus. Fern am Horizont erkennst du einen Weg für dich. Ein Weg der in die Richtung führt in die du gehen willst. Du rennst auf
diesen Weg zu, betrittst diesen Pfad auch wenn er nicht sehr ausgetreten ist und gefährlich, über Bergkuppen führt und an Schluchten vorbei. Aber dieser Weg ist aufregend. Das ist der Grund warum wir uns Subkulturen anschließen, warum wir politische Einstellungen überdenken, warum wir uns verändern. Wir wollen einen Weg suchen, der für uns ist.
Hast du dich schon mal gefragt warum Musik in deinem Leben eine so große Rolle spielt? Und warum Musik in den Leben fast jedes anderen Menschen eine große Rolle spielt? Musik ist ein Ausdruck von Lebensgefühl. Es gibt keine schlechte Musik, denn es geht darum, was man bei Musik fühlt. Du
musst keine Ahnung von Noten haben um diesen Effekt zu spüren, du musst nur fühlen können. Und so fühlst du, in deiner Jugend fühlst du stärker als irgendwann in deinem Leben. Es ist die Zeit für die großen Freundschaften deines Lebens, für die großen und wichtigen Erfahrungen und die Erinnerungen an die du dich immer wieder zurückerinnern wirst, wenn du alt bist und deinen Weg und dein Ziel gefunden hast, denn dieses Abweichen vom Weg ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Veränderungen sind das Leben, egal ob die Veränderungen positiv sind oder sich als Falsch entpuppen. Veränderungen sind wichtig,
denn keiner will Stillstand und vor allem nicht du. Wenn du über diesen Weg rennst, über die Bergkappen springst und an den Schluchten vorbei. Die glorreichen Tage an die sich sie Alten gedenken, die, du, ich, die wir als die kostbaren Stunden des Lebens betrachten. Aber irgendwann gehen auch dort die Bühnenlichter aus und du denkst dir: war es das? Ist es das? Bin ich das? Wer bin ich? Wohin geht es nun? Du stolperst auf deinem Weg, fällt in den Staub und überlegst dir, ist das wirklich der Weg den ich gehen will? Der Mensch hinterfragt sich nicht gern und es sind manchmal die Veränderungen, die einen Menschen dazu zwingen umzudenken,
den eigenen Weg zu ändern, den Kurs zu korrigieren und vielleicht eine neue Richtung einzuschlagen. Doch manchmal fällt man auch in eine Schlucht und somit verloren. Aber du bist jung, was heißt es da auf Gefahren zu achten. Geschwindigkeit ist das Motto, es läuft immer alles schneller. Wir wollen so viel wie möglich in uns aufsaugen, so viele Erinnerungen sammeln und speichern, denn wir alle wissen, das Leben ist vergänglich, wir haben alle nur eine gemeinsame Zukunft, auf die alles hinausläuft. Wenn das Licht ausgeht, nach dem letzten Applaus. Die Zuschauer den Saal verlassen und du als letztes dort sitzt und die Credits schaust
und revue passieren lässt wer alles in deinem Leben beteiligt war. Die good-old-glory-day‘s. Bist du glücklich oder ist das einfach nur ein Bild von einem Sprinter in der freien Natur und bist nicht eigentlich der, der drinnen sitzt und die Lebensträume der anderen kommentiert? Aber was muss ein Leben haben, um glücklich zu sein? Eine Familie? Kinder? Einen Job? Ein erfolgreiches Studium? Wer sagt dir eigentlich was gut ist und was nicht und woher will er das wissen, wenn nicht einmal du weißt wer du bist? Und irgendwann sei es auf dem weg von einer Party nach Hause, sei es abends bei deiner Lieblingsmusik, möglicherweise
ein Gedicht, ein Filmabend mit Freunden, in der Schule, in deiner Lieblingsbar, irgendwann kommt dieser eine Moment, indem du dich fragst, bin ich das? Macht mich das glücklich?
Du und ich wir sind in einer Gesellschaft groß geworden, wo wir den anderen auf die Finger sehen. Vielmehr als das, was wir fühlen, zählt doch das, was andere über uns denken, was sie über das fühlen, was wir ihnen präsentieren. Wir haben Angst. Du hast Angst, ich habe Angst. Wir haben Angst etwas zu verpassen. Wir haben Angst davor, den falschen Weg eingeschlagen zu haben. Panisch suchen wir nach dem richtigen Horizont. Nach den richtigen
Himmelsrichtungen. Wir haben sie verloren. Und überall irren Leute umher und wir versuchen uns ihnen anzuschließen, rennen in irgendeine Richtung. Teilen ein Stück des Weges mit ihnen. Sind wir glücklich? Oder sind wir mit ihnen glücklich? Sind wir glücklich? Wer sind wir?“
Der pummelige Sechstklässler schaute mich an als hätte ich seine Mutter umgebracht
„Ich wollte eigentlich nur wissen, warum wir Musikunterricht in der Schule haben.“
Sagte er mehr zu sich selbst als zu mir. Es klingelte. Die Schüler packten in olympiareifer Geschwindigkeit ihre
Taschen zusammen und verließen den Raum. Wie immer nach der letzten Schulstunde sah der schlechtausgestattete Musikraum der Fischer- Gesamtschule aus, als wäre eine Zombieapokalypse ausgebrochen. Ich schüttelte verständnislos den Kopf und verließ den Raum.