Calvin „Kannst du mir dieses Scheiße vielleicht einmal erklären? Du gehst in dieses Haus und bringst es nicht fertig, vier Menschen zu töten? Was ist eigentlich dein Problem?“ Simon Clayton war nicht gerade begeistert über meinen Besuch. Wie angewurzelt stand ich in dem kleinen Raum, den ich vor einer
Viertelstunde betreten hatte. Die Hände zu Fäusten geballt, hörte ich mir nun die wohlverdiente Standpauke meines Auftraggebers an. Die Wut, die ich mittlerweile in mir trug, war unermesslich. Und das alles nur, weil ich mich für einige Minuten nicht im Griff hatte. Weil ich den Blick nicht von Hailey abwenden konnte. Es war das erste Mal, dass ich so etwas wie Mitleid verspürte. Dieser Fehler war unverzeihlich, das stand fest. Ich fixierte Simons Blick, versuchte auszumachen, wie wütend er wirklich auf mich war, doch ich konnte nichts in seinem Gesicht lesen. Vielleicht kam ich
ja doch noch mit einem blauen Auge davon. Statt ihm meine Erklärungsversuche entgegen zu bringen, zog ich es lieber vor, den Mund zu halten. Ich wollte ihn nicht noch mehr aufwühlen. Ich hatte mit mir selbst zu kämpfen. „Eigentlich sollte ich dir dafür eine Kugel in den Kopf jagen. Aber ich mag dich, Calvin. Und ich weiß, dass dir das nicht nochmal passieren wird. Hab ich Recht?“ fuhr er unbeirrt fort. Simon stand auf, lief um seinen Schreibtisch und ging ein paar Schritte auf mich zu. Seinen Arm legte er um meine Schulter und zog mich fest an seine
Seite. „Du wirst das in Ordnung bringen!“ sagte Simon leise. „Und bis dahin will ich dich hier nicht mehr sehen, ist das klar? Ich vergebe eigentlich keine zweiten Chancen. Aber du hast verdammtes Glück, dass du mein Neffe bist. Also vermassle es diesmal nicht.“ Ich konnte es mir nicht verkneifen, einmal tief durch zu atmen. Eine Last fiel von mir ab, auch wenn sie nur klein war. „Bevor du gehst, hab ich noch eine Bitte an dich.“ „Und die wäre?“ Meine Augen wurden größer, als ich das Grinsen meines Onkels mitbekam. Das bedeutete nichts
Gutes. Ganz im Gegenteil. Simon hatte etwas vor, womit ich nicht rechnen würde. „Erledige Sullivan. Und dann bring mir Hailey- lebend.“ „Was?“ fragte ich ungläubig. Simon ließ mich stehen und nahm die Zeitung vom Tisch. Er blätterte auf die zweite Seite. Mit dem Finger deutete er auf ein Bild. „Gestern Morgen haben sie eine Frauenleiche in einem Fabrikgelände gefunden. Und rate mal, wer sich unter diesem Leichentuch versteckt!?“ Ich musste schwer schlucken. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Was lief hier eigentlich, verdammt nochmal
schief? Ich las mir den Artikel durch und mich durchfuhr ein stechender Schmerz als ich Arianas Namen in den Zeilen wahrnahm. War das möglich? Hatte sie sich tatsächlich umgebracht? Ich hielt es immer noch für einen bösen Scherz, doch Simons Stimme holte mich wieder in die Realität. „Hast du verstanden, Cal? Ich möchte, dass du Hailey zu mir bringst.“ Ich legte die Zeitung aus der Hand. „Das kannst du nicht machen, Simon.“ Es war unmöglich für mich,so schnell zu reagieren. Simon packte mich am Hemd und drückte mich unsanft gegen die Wand. Ein falscher Zug und er würde es
tatsächlich fertig bringen, mich zu töten. Verwandtschaft hin, Verwandtschaft her. Manchmal konnte er eben ein Idiot sein. Und wenn es um Geschäfte ging, hatte er seine eigenen Regeln. „Du sagst mir nicht, was ich zu tun habe, verstanden? Ich will, dass Hailey alles erfährt. Und mit alles, meine ich auch alles. Stellst du dich gegen mich, dann musst du mit den Konsequenzen leben. Also, haben wir uns soweit verstanden oder soll ich noch ein klein wenig deutlicher werden?“ Simon drückte etwas fester zu. „Lass los!“ zischte ich. Auf jeden anderen hatte er vielleicht Einfluss, aber ich wusste, dass er mich
brauchte und somit würde er mir nichts tun. Solange ich ihm von Nutzen war, so lange würde er mich auch beschützen. Simon ließ von mir ab und ich zupfte mein Hemd zurecht. „Mach bloß keinen Fehler!“ warnte er mich noch einmal. „Du bist wirklich verrückt. Weißt du, was die Kleine gerade durch macht? Wenn du ihr jetzt davon erzählst, dann landet sie doch gleich in der Klapse. Verstehst du denn nicht, was du damit anrichtest?“ Simon sah mich an und war überrascht. „Mein Gott. Du magst sie!“ stellte er fest und lachte. „Ist das dein Ernst, ja? Calvin, sie hat die Wahrheit verdient
und ich möchte derjenige sein, der es ihr so schonend wie möglich bei bringt.“ „Das ist der falsche Weg!“ versuchte ich es noch einmal. „Was ist denn auf ein mal mit dir los? Du hast gewusst, in welches Haus du da ansteigst, oder irre ich mich!? Hätte ich gewusst, dass dich das so aus der Bahn wirft, dann wäre ein anderer an deiner Stelle für diesen Job verantwortlich gewesen. Ich wollte das Ganze als eine Art Familiensache sehen, aber ich merke schon, dass du nicht damit klar kommst. Dabei hab ich dir so viel über diese Familie anvertraut. Ich wiederhole mich ungern, Calvin. Bring mir Hailey oder ein anderer wird
es tun.“
Ohne eine Antwort abzuwarten übergab er mir die Waffe, die ich nun in meiner Hand hielt.
Warum hatte er mich nicht einfach erschossen? Dann wäre ich jetzt all meine Entscheidungen los.
Mein Gefühl sagte mir, das, egal welchen Weg ich jetzt ging, es schlimmer nicht werden könnte. Doch wieder einmal irrte ich mich.
Allein die Tatsache, das ich mich so verändert hatte, nachdem ich in das Haus eingestiegen war, machte mir Angst. Wo war dieser Typ, der so abgeklärt war?
Ich verstand mich selbst nicht mehr.
FindYourselF hmm.... ich habe da so ein Gefühl, wohin die Geschichte führt. Ich lass mich wohl mal überraschen ;) |
Draconian31 super :-) LG |