Kurzgeschichte
Driving home for christmas

0
"Driving home for christmas"
Veröffentlicht am 26. Dezember 2015, 14 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich habe schon immer gerne Geschichten erfunden. Noch bevor ich überhaupt schreiben konnte. Wann immer die Welt nicht so war, wie ich siie mir vorstellte, habe ich mich in eine Traumwelt geflüchtet, in dem ich Bücher las. Bücher sind, anders als Filme, vorgefertigte Geschichten, in denen immer noich Raum bleibt für die eigene Fantasie. Genau das hat mich schon immer an der Literatur fasziniert. Und ich hoffe, dass ich mit meinen Geschichten ...
Driving home for christmas

Driving home for christmas

driving home for christmas

Ich betrachtete die Karte, die ich zu Nikolaus von meiner Mutter bekam und musste schmunzeln. Es war eine Karikatur vom Nikolaus, wie er eilig durch eine verschneite Landschaf rennt und dabei Päckchen aus seinem Sack verliert. In die Karte hat meine Mutter geschrieben: „Wünsch dir einen schönen Nikolaustag, mein Sohn.“ Es war lange her, dass ich nicht mehr zu Hause war. Und je länger ich darüber nachdachte, desto mehr bekam ich Sehnsucht nach Weihnachten daheim.

Ich beschloss also meinen Bruder an zu rufen, ob er nicht mal Lust hätte, ein Weihnachten in unserem Elternhaus zu verbringen, da ich wusste, dass er ebenso lange nicht mehr bei Mutter war, wie ich. „Hey, Bruderherz“, meldete ich mich. „Lass mich raten“, antwortete er. „Du hast auch so eine kitschige Karte von unserer Mutter bekommen.“ „Ja, genau“, bestätigte ich. „Und jetzt hab ich mir gedacht, wir könnten sie doch mal zu Weihnachten besuchen.“ Es folgte eine kleine Pause. „Bist du noch dran?“, wollte ich wissen. „Oh, man“, stöhnte er. „Du weißt doch,

dass ich mir nicht viel aus Weihnachten mache.“ „Oh, nein“, wieder sprach ich. „Du hast es geliebt..“ Weiter kam ich nicht, weil er mich unterbrach. „Ja“, meinte er. „Als wir noch klein waren. Aber jetzt sind wir erwachsenen Männer. Wir können Mutter ja gerne besuchen, aber nicht mit diesem ganzen Weihnachtskitsch.“ „Ich bestehe auf den Kitsch“, sagte ich. „Also, du besorgst den Baum und ich komme dann am 23. zu dir. Dann fahren wir gemeinsam zu Mutter und feiern so ein kitschiges Weihnachtsfest, dass es ihr die Tränen aus den Augen treibt.“ Kaum hatte ich aufgelegt, kam mir der

Gedanke, ob sie wohl den Weihnachtsschmuck und die Lichterkette für den Baum noch hätte. Seit wir aus dem Haus sind, hatte sie ja keinen Baum mehr auf gestellt. Ach was. Das wird schon alles noch auf dem Speicher sein. Am Morgen des 23. machte ich mich dann auf den Weg. Ich musste zuerst noch ein paar Sachen besorgen. Eine Weihnachtskrippe, eine Weihnachtspyramide, einen Christstollen und anderes Gebäck und natürlich eine Kiste Glühwein. Das alles bekam ich am Besten im Einkaufcenter. Was soll ich sagen. Einen Tag vor Heiligabend war in dem Einkaufcenter

der Teufel los. Ich hastete durch die Geschäfte, reihte mich in Warteschlangen vor den Kassen ein und ließ mir mit altbekannten Weihnachtsliedern aus plärrenden Lautsprechern fast das Hirn raus dröhnen. Endlich hatte ich es geschafft und alles beisammen. Ich verstaute meine Wehnachtseinkaufsbeute im Kofferraum und machte mich auf den Weg in Richtung alte Heimat. Ich hatte allerdings mit dem Einkauf mehr Zeit vertan, als eingeplant. Auf der Autobahn könnte ich die Zeit ja wieder rein holen. Dachte ich jedenfalls. Aber, wie sagt man so schön: „Der

Mensch denkt und der Herrgott legt ihm Steine in den Weg.“ In diesem Fall Schneeflocken. Erst ein paar wenige, die auskundschafteten, ob es sich lohnt, die Menschheit zu ärgern und dann immer mehr. Und weil es ihnen (den Schneeflocken) so viel Spaß machte, kam auch noch ein kräftiger Wind auf. Ein wahrer Schneesturm. Die Autos vor mir wurden immer langsamer, bis alle nur noch Schrittgeschwindigkeit fuhren. Ich rechnete mal schnell im Kopf durch. Ca. 600 Km in Schrittgeschwindigkeit, grob überschlagen, könnte ungefähr Ostern werden. Um halb Drei. In Etwa. Nach einer Stunde Schleichfahrt steuerte

ich einen Rastplatz an, stellte mein Auto auf dem Parkplatz ab und stapfte durch den frisch gefallenen Schnee ins Restaurant. Drinnen dudelte „Schneeflöckchen weiß Röckchen“ aus den Lautsprechern, während draußen Kinderfaust große Schneeflocken wirbelten. Ich setzte mich an die Bar und studierte die Getränkekarte, weil ich irgendetwas alkoholfreies suchte. „Probier mal den Weihnachtstee!“, sagte eine tiefe, aber dennoch sanfte Männerstimme neben mir. Ich drehte mich zu ihm um. Er sah aus, wie ein typischer kanadischer Holzfäller. Weißes Haar, weißer Vollbart und grün

kariertes Hemd. „Ist wirklich gut“, fuhr er fort. „Fast wie Glühwein, nur dass er dir das Hirn nicht lahm legt.“ „O.k.“ , sagte ich. „Dann probier ich den mal.“ Die Bedienung nickte und brachte mir wenig später das Getränk, das tatsächlich nach Weihnachten duftete. „Sind sie LKW Fahrer?“, begann ich ein Gespräch mit meinem Nachbarn. „I´sn Truck und kannst ruhig du sagen. Ich bin der Klaus“, antwortete er und reichte mir die Hand, die mit Sicherheit schwere Arbeit gewohnt war. Ich stellte mich ebenfalls vor. „Und?“, wollte er wissen. „Wohin so einsam und allein, so kurz vor Heiligabend?“ Ich nahm einen Schluck von meinem Tee

und erzählte ihm, dass ich unterwegs in meine alte Heimat war zu meiner Mutter. „Und wenn ich jetzt so raus schau“, bemerkte ich, „war das ne blöde Idee. Wenn das so weitergeht, komm ich da nicht mehr an. Mein Bruder hatte recht. Wir könnten sie ja irgendwann besuchen. Warum also unbedingt an Heiligabend? Ach, ich wollte einfach nochmal ein Weihnachten feiern, wie es einmal war. Ich bin einfach ein sentimentaler Tropf.“ Klaus hörte sich das alles geduldig an und schwieg eine Weile. „Ich erzähle dir mal was über Weihnachten mein Junge“, begann er schließlich. „Das Wichtigste sind nicht die Geschenke, ein besonders festlicher

Baum oder das traditionelle Essen. Das Wichtigste ist, sich geborgen zu fühlen. Zu wissen, da ist jemand, der bei mir ist, komme da, was da wolle. Du solltest jedes Weihnachten so feiern, als wäre es das letzte mal. Irgendwann wird es das auch sein. Vielleicht wird es nicht so sein, wie es früher war. Das liegt aber daran, dass jede Zeit auch seine eigene Weihnachtszeit hat. Das Einzige was bleibt ist der Zauber, sofern wir ihn zulassen. Und irgendwann wirst du dich auch an diese Weihnacht erinnern und glücklich sein, dass du sie erlebt hast.“ Ich nippte wieder an meinem Tee und nickte. Der Mann hatte verdammt recht. Schließlich stand er auf, klopfte mir auf

die Schulter und sagte: „So, ich muss jetzt los. Tausend freudige Kinderaugen warten auf mich“, während er mir zuzwinkerte. Gedankenverloren sah ich ihm zu, wie er seinen roten Mantel von der Garderobe nahm und seine rote Mütze aufsetzte. Dann widmete ich mich wieder meinem Tee, als mir ein Geistesblitz kam. „War das etwa...?“, fragte ich die Bedienung. „Ein LKW Fahrer“, antwortete sie. „Hat nen etwas komischen Nachnamen. Santa. Ja, Klaus Santa.“ Ich ging zum Fenster und sah ihn gerade noch in seinen Truck einsteigen. Er startetet den Motor und schließlich

flammten tausende kleine Lichter auf an seinem knallroten Cola- Truck.

0

Hörbuch

Über den Autor

rolandreaders

Ich habe schon immer gerne Geschichten erfunden. Noch bevor ich überhaupt schreiben konnte. Wann immer die Welt nicht so war, wie ich siie mir vorstellte, habe ich mich in eine Traumwelt geflüchtet, in dem ich Bücher las.
Bücher sind, anders als Filme, vorgefertigte Geschichten, in denen immer noich Raum bleibt für die eigene Fantasie. Genau das hat mich schon immer an der Literatur fasziniert. Und ich hoffe, dass ich mit meinen Geschichten die Leser und Leserinnen auch ein bisschen aus ihrem Alltag holen und sie auf ein gemeinsam erlebtes Abenteuer entführen kann.
Denn der Leser, oder die Leserin sind auch immer ein Teil der Geschichte, die sie gerade lesen. Wenn auch nur als Beobachter.

Leser-Statistik
16

Leser
Quelle
Veröffentlicht am

Kommentare
Kommentar schreiben

Senden
Lindenblatt 
Hallo Roland,
eine tolle Weihnachtsgeschichte bietest Du uns Lesern hier an. Sie hat mir sehr gut gefallen und könnte vielleicht noch weitergehen.....?
Lieben Gruß zum 3. Advent.
Linde
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Linde.
Danke fürs Lesen, den Kommentar, den Favo und die Coins.
Die Geschichte an sich ist abgeschlossen. Und wie nun der Protagonist, sein Bruder und deren Mutter Weihnachten verbracht haben ist eine andere Geschichte und sollte vielleicht ein anderes mal ,erzählt werden.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
KaraList Eine richtig "kuschelige" Weihnachtsgeschichte!
Mir geht´s wie Gertraud - ich hätte auch gern gewusst wie Dein Protagonist Weihnachten verlebt hat. :-) Er wird doch Lehren aus den Worten des Weihnachtsmannes gezogen haben ...
LG
Kara
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Kara.
Danke fürs Lesen, den Kommentar und die Coins.
Ja, Lehren hat er sicher daraus gezogen und so mancher Leser, hoffe ich, auch.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Lieber Rainer,
eine ganz wundervolle Geschichte ... nur, ich hätte halt zu gerne
gewusst, wie er (Du?) dann Weihnachten gefeiert hat ... Aber ich
habe ja Gott sei Dank viel Fantasie ...
Liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Gertraud.
Danke fürs Lesen, den Kommentar und den Favo.
Nein, das bin nicht ich, in der Geschichte. Und es ist ja auch nicht wichtig, wie er dann Weihnachten gefeiert hat,, sondern dass ihm der Weihnachtsmann erklärt hat, worauf es wirklich ankommt.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Lieber Roland,
es gibt sooooo viele, denen man den Sinn erklären müsste.
Ein früherer Kollege meines Mannes (ein echter Bayer!) zum
Beispiel, der antwortete auf die Frage, ob er denn wüsste,
was wir am 24. Dezember feiern, allen Ernstes geantwortet:
"War da nicht irgendein Krieg aus?" ...
In diesem Sinne, ganz liebe Grüße
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Eine wunderbare Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat!
Herzliche Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
rolandreaders Hallo Manuela.
Danke fürs lesen, den Kommentar, den Favo und die Coins.
Freut mich, dass sie dir gefallen hat.
L.G.Roland.
Vor langer Zeit - Antworten
Zeige mehr Kommentare
10
9
0
Senden

139020
Impressum / Nutzungsbedingungen / Datenschutzerklärung