Part 2
Sie wusste nicht wieviel Zeit vergangen war, doch irgendwann waren ihre Eltern gegangen und sie stand auf, um sich für die Schule fertig zu machen. Sie zog sich ein schwarzes Top und eine schwarze Hose, an der ein schwarz silberner Pyramidennietengürtel hing, dazu Armstulpen, um die Verbände zu verstecken und schwarze Chucks. Anschließend ging sie ins Bad, wo sie ihre Augen mit schwarzem Eyeshadow und Kajal umrahmte und ihre langen schwarzen Haare mit den roten Strähnen zu zwei losen flocht. Ein letzter Blich in
den Spiegel. Obwohl sie starkes Make up aufgetragen hatte, konnte man sofort sehen, dass sie geweint hatte. Doch nun war es ihr egal. Sie musste los.
Das Mädchen stieg die Treppe hinunter. Dort saßen ihre Eltern am Frühstückstisch und während ihr Vater Zeitung las, tippte ihre Mutter auf ihrem Smartphone. Die 16 – Jährige nahm ihre Tasche und setzte sich eine Mütze mit Katzenohren auf. Dabei wurde sie von beiden Elternteilen mit Missachtung gestraft. Das Mädchen war tief verletzt und ohne ein Wort der Verabschiedung ging sie zur Tür hinaus.
Draußen hielt sie es nicht mehr aus. Sie lief los und es schien, als würde alles
hinter ihrem Rücken zerbrechen und einstürzen. Irgendwann wurde sie langsamer und schließlich ging sie normal weiter. Dabei hatte sie gar nicht bemerkt, wie sehr sie geweint hatte. Während sie um eine Ecke bog, wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, wobei sie darauf achtete, nicht ihr Make up zu verschmieren.
Plötzlich flog eine Tür auf und ein Punk mit rot schwarzem Mohawk, Lederjacke, rot tartan farbender Hose und Lederboots stürmte hinaus. „Es ist mir doch egal, was ihr denkt! Lasst mich in Ruhe!“, schrie er wutentbrannt zurück ins Haus, dann drehte er sich um und ging davon. Dem Mädchen viel auf, dass
der Punk eine Gitarrentasche auf dem Rücken trug. Er ging in dieselbe Richtung in die sie gehen musste, also folgte sie ihm.
Am oberen Rand einer Treppe blieb er stehen und sah über die Stadt. Das Mädchen blieb neben ihm stehen. Sie fühlte, dass er in derselben Situation wie sie selbst steckte, doch er schien sie nicht einmal zu bemerken. Er war zu aufgebracht. „Ist alles in Ordnung?“, fragte sie unsicher und wollte seine Hand nehmen, doch der Punk zog seine weg. „Nein.“ Sie sah zu ihm auf, doch er sah betreten zur Seite. Irgendwie schaffte die 16 – Jährige es schließlich doch, ein Gespräch anzufangen und sie
stellten fest, dass ihre Probleme ziemlich ähnlich waren. Der Punk stellte sich als Chaos vor. Sie lächelte. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass sie schon vor ihrer Schule standen. „Sehen wir uns später?“, fragte sie unsicher. Chaos nickte und lächelte aufmunternd: „Du schaffst das.“