Kurzgeschichte
Verschütteter Rotwein

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"Der erste Tag als Kellner und dann so was"
Veröffentlicht am 24. Dezember 2015, 8 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Der erste Tag als Kellner und dann so was

Verschütteter Rotwein

Titel

Mein erster Tag als Kellner. Mensch bin ich aufgeregt. Und diese Schuhe sind grausam. Keine Stahlkappen. Wenn mir jemand auf den Fuß tritt, spüre ich das ja. Aber der Anzug gefällt mir. Darin fühle ich mich nicht nur sauwohl, sondern auch ansehnlich. Meine Schicht beginnt in zehn Minuten. Am besten mache ich noch einmal Kontrolle. - Sitzt mein Haar? Ja, so können wir es lassen. Ich war deswegen extra zu meiner Ex gelatscht, damit sie mit der Maschine drüber geht. Wie sie es geschafft hat, weiß ich nicht. Aber irgendwie hat sie es geschafft, den

Aufsatz kaputt zu kriegen. Deswegen hatte sie dann ohne Aufsatz weitergemacht. Dabei fielen nicht nur Haar, sondern auch jede Menge Schuppen. Es sah aus, als täte es schneien. Die Dienstkleidung sitzt perfekt. Meine neuen Schuhe glänzen. Hände sind gewaschen. Zähne geputzt. Ich bin bereit. Von mir aus kann es losgehen. Und da ist auch schon meine erste Kundin. Oder heißt das Gast? Naja, egal. Mein Typ ist gefragt. Man sieht die scharf aus. Zwar nicht mehr taufrisch, aber immer noch knackig. Hoffentlich beult das meine Hose nicht aus. Das wäre dann zu peinlich. Am

besten schau ich ihr nicht weiter in den Ausschnitt, sondern ins Gesicht. Wobei das auch keine große Hilfe ist. Entweder ist sie eine eifrige Korkenzieherin oder sie hat was zu feiern. Warum sollte sie sonst eine ganze Flasche Rotwein bestellen. Sie sind doch nur zu zweit. Mir soll es egal sein. Solange das Trinkgeld stimmt, bring ich ihr, was immer sie von mir verlangt. Warum musste ausgerechnet sie mein erster Gast sein? Hätte das nicht irgendein Kerl sein können? Zum Feierabend hätte sie kommen können. Dann hätte ich mit ihr flirten und ihr meine Telefonnummer zustecken können.

Aber wer weiß. Vielleicht kommt sie ja wieder. Oder eine noch schönere Frau erscheint, mit der ich dann meinen Feierabend genießen kann. Wie war das jetzt? Reindrehen und langsam herausziehen. Schon praktisch, dieses Ausrüstungsgerät für Kellner und Ober. Wenn ich meinen popligen Korkenzieher denke, der bei mir zu Hause in irgendeiner Schublade sein Dasein fristet. Kaum benutzt, dennoch krumm. Hoppla. Kann der Assi nicht aufpassen. Da ist so viel platz hinter mir. Er hatte gar keinen Grund mich anzurempeln. Seinetwegen hab ich ihr Wein über ihre Bluse, mit dem weiten Ausschnitt,

gekippt. Wo ist denn mein sauberes Taschentuch? Ach hier. Vorsichtig tupfen. Nicht zu weit in ihren Ausschnitt gehen. Und...verdammt Der Wichser macht das doch mit Absicht. Zum Glück gibt es Zeugen, die es gesehen haben. Genau, beschwert euch. Regt euch auf. Ich tupfe derweil an der hübschen Lady und streue ihr Salz auf die Bluse. Wenn man Rotwein verschüttet, sollte man Salz auf den Fleck streuen. Da kommt der scheiß Typ ja schon wieder. Diesmal stelle ich ihm ein Bein, damit er auf seine dumme Fresse fällt...Oder ich lasse ihn von einem Schrank in die Mangel nehmen.

Anscheinend hatte er nicht nur mich angerempelt. Jetzt sollte ich langsam aufhören, an ihr herum zu machen. Sonst fällt es auf. Am besten fülle ich jetzt ihre Gläser auf. Bestellt ist bestellt. Und da der Ochse festgehalten wird, kann ich in Ruhe meiner Arbeit nachgehen. Ein letzter riskanter Blick aufs Gebirge, dann wende ich mich den anderen Gästen zu. Zu Hause kriegt man ja so was nicht geboten. Ich könnte ja meine Ex besuchen gehen. Aber der Anblick ist nicht mehr das Wahre, da sie an der falschen Stelle abgenommen hat. Mit der Rechnung, wird sie auch meine Visitenkarte bekommen. Und wenn sie sie

nicht will, nehme ich mit ihrer Freundin vorlieb, die, meiner Meinung nach, eine Menge Faszination ausstrahlt. Mit ganz viel Glück geht ein Männertraum in Erfüllung.

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