Weil sie nicht zu ihrer Familie fahren konnte, überredete sie mich, das ich zu ihr komme und die Feiertage mit ihr verbringe. Mit ihr, ihrer Tochter und mit einem Typen, der nicht so recht wusste, was er wollte. Mal wollte er ausziehen, dann sollte sie ausziehen... Wenige Tage zuvor war ich in mich gegangen. Hatte für mich Vorsätze gemacht. Mitunter wollte ich es endlich schaffen mit dem Saufen aufzuhören. Denn zu oft trank ich zu viel. Außerdem wollte ich mich von Personen trennen, die mir nicht guttaten, die ihre Versprechen nicht hielten und ihre
Schulden nicht beglichen. Mir war das Geld egal. Seit Jahren verlieh ich Geld und sah es nur selten wieder. Damit sollte Schluss sein. Das kommende Jahr sollte eine Wende in meinem Leben werden. Wenn ich mich positiv ändere, wird sich mein Leben zum Besseren wenden, dachte und hoffte ich. Es wurden sehr berauschende Feiertage. Die Stimmung, die zwischen den Beiden herrschte, war unerträglich. Deshalb trank ich auch mehr, als ich ursprünglich wollte. War, ehrlich gesagt, von morgens bis abends voll. Das Kind kam nur zu den Mahlzeiten aus ihrem Zimmer und wenn sie ins Bad musste. Ansonsten ließ sie sich nicht
blicken. Ich konnte sie verstehen. Wissen tue ich es nicht, aber ich kann mir vorstellen, das sie sich an den Kopf griff, weil ihre Mutter mit diesem Mann umgezogen war, anstatt ihn in den Wind zu schießen. Hatte sie wirklich geglaubt, das er sich nach dem Umzug ändern würde? War sie wirklich so naiv? Oder hatte sie sich emotional abhängig von ihm gemacht? Dann wäre sie so blöd, wie ich. Aber auch das wollte ich im neuen Jahr ändern. Wäre der viele Alkohol nicht gewesen, wäre die Zeit wahrscheinlich nur sehr träge vergangen. So aber verging sie relativ flott. Am 24ten war ich zu ihr gefahren und am 27ten wollte ich
zurückfahren. Ich freute mich schon auf meine eigenen vier Wände. Verfluchte ich auch oft, das ich alleine war, so freute ich mich diesmal über diesen Zustand. Ruhe und Frieden. Doch zuvor passierte noch etwas Schreckliches. In der letzten Nacht, die ich dort verbringen sollte... Kurz nach zwei Uhr morgens wurde ich wach. Ich musste dringend aufs Klo. Schwerfällig stand ich auf und schwankte ins Badezimmer. Auf dem weg dahin war mir schon ein rauchiger Geruch in die Nase gekommen. Aber ich dachte, das jemand seine Zigarette nicht richtig ausgedrückt hatte. Erst als ich
aus dem Bad wieder herauskam, bemerkte ich, das es brannte. Das Feuer kam aus der Küche. Jemand hatte den Herd nicht ausgemacht. So schnell kann man wieder nüchtern werden. Denn kaum hatte ich den Ernst der Lage erkannt, war ich wieder vollkommen klar im Kopf. Erkannte, das ich das Feuer nicht löschen konnte. Es war schon zu groß und sie hatten keinen Feuerlöscher im Haus. Also schrie ich, das es brennt, während ich in meine Schuhe schlüpfte. Aber wach wurde nur das Kind. Als sie sah, das Flammen aus der Küche kamen, versuchte sie ihre Mutter zu wecken. Doch jene murmelte nur etwas unverständliches und schlief
weiter. Mich wunderte es nicht. So, wie sie zugeschlagen hatte. Es war ein Wunder, das ich überhaupt wach geworden war. Die Hitze wurde langsam unerträglich. Draußen hörte ich schon die Sirene der Feuerwehr. Im letzten Moment schnappte ich mir nur noch meine Jacke und die Katze, raste die Treppen runter, stolperte mehrfach dabei und rannte auf die Feuerwehrmänner zu. Keuchend berichtete ich ihnen, das zwei bis drei Personen und diverse Haustiere noch oben seien. Genau konnte ich es nicht sagen, weil ich nicht wusste, ob das Kind so schlau war ihr eigenes Leben zu
retten. Es gab viel Nahrung für das Feuer. Nicht nur in der Küche. Viele Kartons standen noch herum. Vollgepackt. Darauf wartend ausgepackt zu werden. Bücher und Zeitschriften lagen verteilt in der Wohnung. Den Müll hatte auch schon lange keiner runtergebracht. Und da das Fenster offen gestanden hatte, bekam das Feuer schön viel Sauerstoff zum Atmen. Was genau zuerst angefangen hatte zu brennen, weiß ich nicht. Vielleicht hatte ein Windstoß Papier auf die heiße Herdplatte geweht, welches sich dann entzündet hatte. Die Feuerwehr konnte nicht so schnell
sein, wie sie wollte, da Menschen aus dem Haus gestürzt kamen und sich einige Schaulustige versammelt hatten. Es war schon erstaunlich zu sehen, wie viele um diese Zeit noch auf der Straße waren und der Feuerwehr im Wege standen. Bei einigen hätte ich mir gewünscht, sie hätten sich mehr Zeit zum Anziehen genommen. Irgendwann bin ich auch alt. Aber die Zukunft liegt noch vor mir. - wie gut, das ich in meinen Klamotten gepennt hatte. Sonst wäre ich auch halbnackt auf der Straße gestanden. Zwei Lebewesen kamen mit dem Leben davon. Die Katze und ich. Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte ich das Feuer
wahrscheinlich auch nicht überlebt. Denn sie war auf mich gesprungen, als ich schlief. Dadurch wurde ich leicht wach und bemerkte, das ich dringend aufs Klo musste.
Die Katze lebt bei mir. Ich weiß nicht, was für Probleme meine Freundin mit ihr hatte. Bei mir benimmt sie sich.