Falling Down
Mein Kopf tat weh. Wo war ich hier? Was war geschehen? Ich setzte mich auf, doch sofort krümmten die Schmerzen meinen Körper. Etwas Flüssiges lief meine Schläfe herab. Ich tastete danach und als ich die Kuppen meiner Finger betrachtete erkannte ich Blut daran. Mein Blut.
Auch wenn die Schmerzen versuchten mich nieder zu zwingen, so wiedersetzte ich mich und stand auf. Das Flugzeug war ein einziger Haufen Trümmer. Überall lagen Metallstücke, Sitze, Gepäck und – Leichen. War ich der einzige Überlebende? Ich ging durch die
Überreste der Maschine und nach einiger Zeit fand ich einen erste Hilfe Kasten. Ich setzte mich auf einen der Sitze, die überall verstreut waren. Dann begann ich meine Wunden zu desinfizieren und zu verbinden. Es musste Ironie sein, denn eigentlich hätte doch gerade ich tot sein müssen. Der am meisten gesuchteste Mensch der Welt. Ich war der Kopf des Feuerklans, einer Underground Gang, vor der sogar die russische Mafia zitterte. Dummerweise hatten sie mich vor einigen Wochen bei einer Razzia überführt und nun sollte ich meiner Heimat Japan ausgeliefert werden. Dort hätte mich der sichere Tod erwartet. Der Flug war reibungslos von
statten gegangen. Für die zumindest. Doch über den Regenwäldern Papua Neu Guineas waren die Triebwerke ohne jeden Grund ausgefallen und das Flugzeug stürzte dem Boden entgegen.
Nachdem ich meine Wunden versorgt hatte suchte ich in den Trümmern nach brauchbaren Waffen und fand schon bald fand ich mein Einsatzmesser. Es war scharf und verteidigte mich vor jedem der mir zu nahe kam, doch es wunderte mich, dass es hier herumlag. Es wurde mir immerhin bei der Verhaftung abgenommen. Ich steckte es in meinen rechten Stiefel und ging durch das dunkle Dickicht des Waldes. Von überall täuschten Schatten oder Geräusche meine
Sinne. Es raschelte hinter mir, ich glaubte einen Schatten zu sehen, doch als ich meine Umgebung absuchte, musste ich feststellen, dass ich allein war. Nicht einmal die Tiere wollten mich.
Ich hatte kein Zeitgefühl mehr. Wie lange strich ich schon durch den Dschungel? Wie spät war es? Wird es bald dunkel? Die Fragen drohten Panik in mir zu entfesseln. So beschloss ich auf einen der hohen Bäume zu klettern. Dort oben würde ich sicher sein und ich könnte mich neu orientieren. An einem Ast schwangen Lianen im leichten Wind. Ich zog an einer, um ihre Stabilität zu überprüfen, doch sofort fiel die Liane
herab. Ich sah mich um und fand einen Faust großen Stein. Ich band die Liane um ihn herum und warf ihn hoch zu den Ästen der Bäume. Erst traf ich nicht, doch beim dritten Versuch klappte es. Die Liane schlang sich mehrfach um einen Ast und dem Versuch mich an die Liane zu hängen hielt die Konstruktion stand. Ein rascheln ließ mich innehalten. Ich sah mich um, doch es war schwer etwas in dem halbdunkel des Dschungels zu erkennen. Trotzdem versuchte ich etwas zu erkennen. Ohne einen laut von mir zu geben hockte ich mich langsam auf den Boden und zog das Messer aus meinem Stiefel. Ich schloss die Augen und lauschte.
Ich weiß nicht wie lange ich so verharrte, doch wäre dort jemand oder etwas gewesen, hätte es schon längst angegriffen. Ich beschloss, nicht länger hier unten zu bleiben und kletterte an der Liane hinauf zur Krone des Baumes. Dort kletterte ich von Ast zu Ast, bis ich beinahe ganz oben auf einem Ast stand von dem aus ich über das Blätterdach des Dschungels schauen konnte. Am Horizont viel die Sonne in den Ozean der Nacht und färbte den Himmel blutrot. Ich setzte mich hin und sah ihr dabei zu, wie sie Stück für Stück hinter dem Rand der Welt verschwand. Doch plötzlich ließ mich ein rscheln
zusammenzucken. Es war das selbe, wie unten gewesen. Verfolgte mich etwa jemand? Oder etwas? Leise stand ich auf, das Messer zum Kampf bereit, als plötzlich etwas im Licht der Sonne erschien. Ich konnte nicht erkennen, was es war, doch als es näher kam erkannte ich die Konturen eines Tigers. Ich wich zurück. Das konnte nicht sein. Wie sollte ein Tiger fliegen können? Die große, durch das Sonnenlicht golden glänzende, Raubkatze trat auf den Ast und kam auf mich zu. Ich wich immer weiter zurück und plötzlich rutschte ich ab. Mein Messer fiel in die Tiefen des Dschungels und ich hing mit einer Hand am Ast über mir. Ich sah hinab. Dort
unten hatten sich zahlreiche Raubtiere versammelt. Warteten sie etwa darauf, dass ich hinunter fiel? Ich sah zu dem Ast über mir. Der goldene Tiger schien sich zu verwandeln. Er wurde kleiner und stellte sich aufrecht auf die Hinterbeine. Dann als sich das Sonnenlicht endgültig hinter dem Rand der Welt versteckte, war die Verwandlung abgeschlossen und vor mir stand ein Junge. Doch er war nicht normal. Seine Ohren und Gesichtszüge glichen der einer Katze und ich bemerkte, dass er auch den Schwanz einer Katze besaß. Ich flehte ihn an, er müsse mir helfen. Der Junge legte den Kopf schief und es schien, als würde er
kein Wort verstehen. Dann kniete er sich hin und ergriff meine Hände. Doch anstatt zu versuchen mich hochzuziehen, neigte er sich zu mir herab, sah mir mit einen Abgrundtief schwarzen Augen in die meinen und flüsterte: „Du der diese Welt betreten hast, du sollst für immer hier bleiben. Der Weg durch den du kamst, ist versperrt so sollst du für immer mein sein. Ich opfere dich mir, Akuma, dem Gott des Todes auf das du für immer mein sein wirst.“
Panik brach in mir aus. Was war los mit diesem Jungen? Und wieso glaubte er der Gott des Todes zu sein? Ohne darüber nachzudenken versuchte ich mich zu befreien. Der Junge ließ mich
los und ich fiel. Ich fiel, doch schlug ich nicht auf dem Boden auf. Im Gegenteil. Ich fiel hinab in dunkelste Finsternis. Ich fiel und fiel, doch ich würde nie irgendwo aufschlagen. Ich war verdammt. Verdammt dazu ewige Qualen zu ertragen. Doch dort oben stand Akuma und wachte über mich und andere die mein Leid teilten. Mit diesen leeren schwarzen Augen, die meine Seele zu verschlingen vermochten.