Kurzgeschichte
Die Taschendiebin

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"Nicht jeder, der einem schöne Augen macht, führt gutes im Schilde"
Veröffentlicht am 22. Dezember 2015, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
© Umschlag Bildmaterial: Luisa Venturoli - Fotolia.com
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Nicht jeder, der einem schöne Augen macht, führt gutes im Schilde

Die Taschendiebin

Titel

Weihnachtsmarkt ist schon was Schönes. Oder auch nicht.... Vor gar nicht all zu langer Zeit war ich nämlich dort gewesen. Wie üblich, war es gerammelte voll. Überall waren Hinweisschilder zusehen, wo vor Taschendieben in acht genommen werden sollte. Ich hatte eine lange Jacke an, die mir weit über den Arsch ging. Wenn ich da nicht spürte, das mir jemand mein Geld aus meiner Gesäßtasche holen will, war ich völlig Gefühlslos. An irgendeinem, der unzähligen Glühweinstände, traf ich sie. Ein

wunderschönes Mädchen, das mir wunderschöne Augen machte. Ich wollte und konnte es gar nicht glauben. Meinte sie wirklich mich? Denjenigen, der sonst keine Chance bei der Damenwelt hat und deshalb um jede kämpft, die sich mal auf ihn einlässt, obwohl er weiß, das er nur ausgenutzt wird und sie ihm schadet? Natürlich nutzte ich die Chance. War ja seit längerer Zeit wieder allein und auf der Suche nach einer Frau. Aber einer die denken kann und selber denkt, anstatt andere für sich denken zu lassen. Zu viel verlangt? Ich glaube nicht. Sie brach das Eis und verwickelte mich

in ein Gespräch. Nebenbei tranken wir Glühwein und beobachten das Treiben auf dem Weihnachtsmarkt. Und trotz der Eindrücke fühlte ich mich alles andere, als weihnachtlich. Lag es am Alter? An den viel zu warmen Temperaturen? Oder weil ich wusste, das man eigentlich die Geburt Jesus feierte, er aber doch nicht am 24.12.00 geboren wurde?So weit ich mich erinnere, wurde er entweder vier Jahre zuvor, oder vier Jahre danach geboren. Und auch nicht am 24.12., sonder irgendwann davor. September, oder so. Wie auch immer, ich hatte kein Bock auf Weihnachten. Freute mich aber, das mal ein Mädel auf mich zukam. Und sie war

wirklich heiß. Bei der ganzen Beleuchtung war es fast taghell, also weiß ich, wovon ich rede. Aber genau das hätte mich stutzig machen müssen. Welches wunderschöne Mädchen stand bisher auf mich? Gar keines. Also warum sollte ausgerechnet sie mich geil finden, die jeden anderen haben könnte. Wahrscheinlich sogar einen Superstar, wie Klaus Jürgen Wussow, oder – ich kenne die jungen Leute nicht. Verzweiflung. Enttäuschung. Diese zwei Schlagwörter fallen mir auf Anhieb ein. Deswegen hätte sie auf mich abfahren können. Die Schönen und die Reichen waren in Wirklichkeit Nullnummern. Von

denen wurde sie zu oft enttäuscht. Tauschten zu oft die Partner. Konnten nicht wirklich lieben. - Wäre möglich, das es so wäre und ist. Es war schön, sich mit ihr zu unterhalten. Noch schöner war es, als ihre Lippen meine Lippen berührten. Zuerst nur flüchtig. Aber dann legte sie los. Was für eine Knutscherei. Das war das beste gewesen, in dem ganzen beschissenen Jahr, das ich erlebt hatte. Leider kam kurze Zeit später das böse Erwachen. Die leidenschaftliche Küsserei stellte sich als neue Masche heraus. Denn während ich ihre Zunge in meinem Hals hatte, massierten ihre Hände meinen Arsch. Und nebenbei

wanderte meine Geldbeutel in ihre Hand und von da aus...Tja, keine Ahnung. Vielleicht hatte sie einen Komplizen, dem sie mein Geld und meine Papiere gegeben hatte. Ich weiß es nicht. Meine Gedanken und meine Konzentration lagen voll bei ihr und den unbeschreiblichen, heißen Küssen. Als sie dann von mir ließ und von mir ging, wedelte ich mir erstmal Luft zu. Mir war so was von heiß geworden, das ich aus allen Poren schwitzte. Zufällig steckte ich meine Daumen in meine Gesäßtaschen, während ich in die Richtung blickte, wohin sie entschwand. DA bemerkte ich es. Mein Geld war weg. Was nicht weiter schlimm war, da

ich nur noch ein paar wenige Münzen einstecken hatte. Aber die Papiere. Meine Ausweise. Krankenkarte und so weiter. Alles war weg und musste ich neu beantragen. Und alles kostete Geld. Zumindest der Personalausweis. Ausgerechnet den hatte ich erst neu gehabt. Der war gerade erst drei Wochen in meinem Besitz gewesen. Etwas Glück hatte ich gehabt. Zirka eine Woche später fand ich meine Geldbörse in meinem Briefkasten. Alles war noch drin gewesen. Sogar die wenigen Münzen. Und noch etwas fand ich im Kasten. Eine Nachricht: „Weil du so gut küssen kannst.“ Das hatte ich schon oft gehört. Keine

Ahnung wie ich es mache, aber anscheinend mache ich es richtig.

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