Die Masche mit der Masche
Außer Opa taten es alle in der Familie. Mutti kann bis heute nicht genug davon bekommen und ich tue es auch seit Kindertagen…
Ist man dem Faden einmal verfallen tut man es fast jeden tag, oft Stundenlang, sehr gerne Zuhause oder in netter Gesellschaft.
Ja - es kann eine Art Sucht werden, aber frei von Gesundheitsschädigenden Nebenwirkungen.
Das Stricken.
Die Masche mit der Masche ist schon seit der Spätantike auf unserem Kontinent bekannt. Leider können die gelehrten bis heute nicht eindeutig bestimmen seit wann der Mensch Strickt und wo diese Handarbeitskunst einst entstand. Als gesichert gilt, dass Stricken im Hochmittelalter nur den hohen Damen der Königshäuser vergönnt war. Von dort aus entwickelte es sich mit der Zeit zu einem Angesehenen Beruf. Das Handwerk des „Strumpfstrickers“ fand im 16. Jahrhundert in einer eigenen Handwerkergilde seinen Höhepunkt.
Männer und Frauen Strickten damals gleichermaßen, stieg doch stetig die Nachfrage nach Strümpfen und
Beinkleidern aus Strick.
Schließlich wurde von einem Englischen Pfarrer die erste „Strickmaschine „ gebaut. Mit ihr konnten Socken sechsmal schneller gestrickt werden als per Hand.
Doch Königin Elizabeth I. verbot die Maschine um die Arbeitsplätze der Berufsstricker nicht zu gefährden. Dies gelang auch bis im 18. Jahrhundert die industrielle Revolution eingeläutet wurde.
Seither ist der Beruf „Stricker/in“ weitgehend verschwunden. Zum Glück griff in mehr oder weniger regelmäßigen abständen die Mode Welt - Strick als
letzten Schrei auf. Dies war meist der beginn einer neuen Strick Welle.
Dem Trend Stricken blieben die meisten als Hobby treu. Auch wenn man dem Stricken hin und wieder den abwertendem Beigeschmack gab das Stricken doch nur etwas für Omas sei. Doch weit gefehlt
Seit einigen Jahren entstehen besonders in Großstädten Cafes in denen man Stricken oder Nähen kann. Bei Kaffee und Kuchen Stricken und sich mit gleichgesinnten Austauschen oder einfach nett Plaudern. Sozusagen mit Nadel und Faden zu einer neuen Erholungsform für gestresste Stadtmenschen.
Sogar Psychologen Entdecken das neben Malen und Töpfern auch das Stricken auf die geplagte Seele von Patienten eine Positive Wirkung hat.
Doch was macht den Reiz an der Masche aus?
Menschen die regelmäßig Stricken sagen oft von sich das sie beinahe Süchtig danach sind.
Sie empfinden Stricken als sehr Beruhigend oder Entspannend.
Das fühlen der weichen Wolle baut Stress ab, sie verschafft ein Behagliches Gefühl.
Hinzu kommen die rhythmischen
Bewegungen und das gleich klingende Geräusch der Stricknadeln die sich wie eine art Meditation auf den Körper auswirken.
Während die Maschen über die Nadeln tanzen beginnt man unweigerlich seinen Gedanken freien lauf zu lassen. Man kann nach Herzenslust Träumen und Phantasieren und hat dennoch keinen Grund für ein Schlechtes Gewissen denn man tut ja gleichzeitig etwas Sinnvolles.
Stricken ist aber auch eine gute Masche um die grauen Zellen im Gehirn mal wieder so richtig in Schwung zu bringen. Um überhaupt Stricken zu können muss man beide Hände Koordinieren, was
beide Hirnhälften beansprucht.
Außerdem ist die Fähigkeit der Problemlösung gefragt und das nicht nur wenn die Maschen von der Nadel fallen, auch Mathematisches Geschick wird gefördert. Zum Beispiel wenn es darum geht eine Ferse an einer Socke zu Stricken.
Auch Vorstellungskraft und Logik kommen nicht zu kurz. Besonders wenn es gilt eine Strickanleitung zu Lesen und zu befolgen müssen nicht nur Laien ihren Grips anstrengen.
Oder wissen Sie wie dieses Muster aussieht?
2M anschlagen, 1 R li, 1 Hinreihe re und 1 R li. In der 4. R und weiter in jeder 2.
R am Linken Rand...
Wird die Strickschrift richtig verstanden und ausgeführt sollte das Entrelac Strickmuster erscheinen.
Die Maschenkunst kann aber auch die Neugierde wiederbeleben, die wiederum hält unseren Geist wach und Lebendig.
Wer immer nur das gleiche macht hat früher oder später die Nase voll, dann landen Stricknadel und Wolle in einer Ecke. Oder man beginnt in einschlägigen Zeitschriften nach neuen Ideen und Herausforderungen zu suchen.
Auch das Internet ist voll von Strickanregungen aller Art.
Nicht selten beginnt beim Online
Stöbern eine Interessante Reise in die Welt aus Mustern, Materialien und Techniken. Der Kreativität werden kaum grenzen gesetzt. Ganz egal ob man das Traditionelle Trachtenmuster aus Bayern sucht, den klassischen Norweger Pulli oder filigrane Arbeiten aus Asien oder Irland. Jeder kann seinen Faden finden.
Doch ganz gleich ob man nach einer Anleitung oder nach der eigenen Kreativität Strickt.
Am ende steht die Freude darüber das man etwas selbst von Anfang bis Ende zustande gebracht hat oder das man ein selbst gestaltetes Unikat in Händen hält.
Man stellt wieder einen Bezug zu seiner
Arbeit her. In vielen Modernen Berufen ist dieses Gefühl leider längst verloren gegangen. Doch es ist wichtig für das Selbstwertgefühl.
Was es auch immer ist. Das Belohnungszentrum im Gehirn Schüttet Glückshormone aus, also ein guter Grund um diese schöne Erfahrung gerne noch mal zu erleben.