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Zu einem Weihnachtsgedicht von Storm von 1852

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"Zu einem Weihnachtsgedicht von Storm von 1852"
Veröffentlicht am 17. Dezember 2015, 10 Seiten
Kategorie Gedichte
© Umschlag Bildmaterial: Falco
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben. Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen. Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.
Zu einem Weihnachtsgedicht von Storm von 1852

Zu einem Weihnachtsgedicht von Storm von 1852

Liebe Leser,

mit dem folgenden Weihnachtsgedicht und seiner Interpretation wünsche ich den Autoren von myStorys ein besinnliches Weihnachtsfest und einen heiteren Übergang ins Jahr 2016, das uns hoffentlich Lösungsansätze für die Begrenzung des Terrorismus und die Linderung des Flüchtlingselends bringen wird.

Theodor Storm: Der Weihnachtsabend

Die fremde Stadt durchschritt ich sorgenvoll,
der Kinder denkend, die ich ließ zu

Haus.
Weihnachten wars, durch alle Gassen scholl
der Kinderjubel und des Markts Gebraus.

Und wie der Menschenstrom mich fort gespült,
drang mir ein heiser Stimmlein in das Ohr:
"Kauft, lieber Herr!" Ein magres Händchen hielt
feilbietend mir ein ärmlich Spielzeug vor.

Ich schrak empor, und beim Laternenschein
sah ich ein bleiches

Kinderangesicht;
wes Alters und Geschlecht es mochte sein,
erkannt ich im Vorübertreiben nicht.

Nur vor dem Treppenstein, darauf es saß,
noch immer hört ich, mühsam, wie es schien:
"Kauft, lieber Herr!" den Ruf ohn Unterlass;
doch hat wohl keiner ihm Gehör verliehn.

Und ich? Wars Ungeschick, war es die Scham,
am Weg zu handeln mit dem Bettelkind?
Eh meine Hand zu meiner Börse

kam,
verscholl das Stimmlein hinter mir im Wind.

Doch als ich endlich war mit mir allein,
erfasste mich die Angst im Herzen so,
als säß mein eigen Kind auf jenem Stein
und schrie nach Brot, indessen ich entfloh.

(1852)

Dieses Gedicht wurde in den 50er Jahren in meiner Familie am Heiligen Abend von mir oder meinen Geschwistern vorgetragen. Damals hat es mich sehr beeindruckt, und es hinterließ in meiner

Familie das Gefühl, wie gut es uns doch ging. Ich frage mich heute, ob es noch aktuell ist.
Wir beklagen zu Recht die unmäßige Kommerzialisierung des Weihnachtsfests. Die muss auch 1852 schon vorhanden gewesen sein; denn in I,4 berichtet Storm von „des Markts Gebraus“ und in II,1 von dem „Menschenstrom“, der ihn „fort gespült“, immerhin „beim Laternenschein“ (III,1) am Heiligen Abend, an dem heute doch nachmittags die Geschäfte geschlossen werden.
Das Gedicht gibt auch Anlass über den heute allseits beklagten Weihnachtsstress nachzudenken. Er

scheint auch nicht so neu zu sein; denn das lyrische Ich berichtet, dass es am Weihnachtsabend eine fremde Stadt sorgenvoll durchschritt.
Nachdenklich stimmt mich, dass die Bitte des Kindes um einen Kauf am Heiligen Abend nach der Vermutung des Dichters ungehört verhallte. (IV,4) Sollten schon damals die Herzen so verhärtet gewesen sein?
Eigentümlich auch, dass in V,1,2 von der Scham die Rede ist, mit einem Bettelkind zu handeln.
Und weshalb überhaupt handeln? Um eine große Summe als Forderung des Kindes kann es sich doch wohl nicht gehandelt haben? Ich kann mir nicht

vorstellen, dass man die geschilderte Situation heute als peinlich ("Scham") empfinden würde. Schlägt da bürgerliche Verachtung gegenüber Bettlern durch, mit denen man nicht handelt (V,2), eine Verachtung, die heute vielleicht so extrem nicht mehr vorhanden ist?
Gleichgültig, ob es sich um Ungeschick oder Scham handelte, die letzte Strophe lässt die Gewissensbisse (das ist wohl auch mit „Angst“ gemeint) des lyrischen Ich als einleuchtend erscheinen.
Ich halte das Gedicht insofern für aktuell, als es Fragen aufwirft, die das Verständnis von Weihnachten 1852 wie auch heute als problematisch erscheinen

lassen.

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Über den Autor

Phantasus
Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben.
Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen.
Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.

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Herbsttag Die Umgebung, lieber Ekki, mag zwar eine andere sein aber die Menschen insgesamt haben kaum etwas gelernt. Gerade gegenüber Schwächeren gehen sie arrogant und unbarmherzig vor. Da darf man sich von den vielen "Spendengalen" vor Weihnachten nicht täuschen lassen. Man spendet teilweise für die Eitelkeit oder für's Finanzamt. Besinnliche Tage. Ira
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Merci, Ira, du hast ja so Recht. Ich versuche der kommerziellen Weihnacht auszuweichen, so gut es geht.
ich wünsche dir besinnliche und dennoch frohe Festtage
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
DoktorSeltsam Wunderbar, lieber Ekki. Auch ich durfte als Kind an Heiligabend ein Gedichtlein vortragen, nur war das meine ungleich kürzer:

"Zicke Zacke Hühnerkacke!"
(Frei nach Loriot)

Dir, Deiner Familie und im Übrigen der gesamten Menschheit, wünsche ich ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest, einen guten Rutsch hinein ins neue Jahr und alles nur erdenklich Gute für 2016!

Doktor Seltsam
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Das tut mir aber leid, Dok. Das Gedicht hast du ja nur zitiert, weil das Christkind nicht lieb zu dir war. Aber bestimmt gab es in späteren Jahren ein anderes Christkind und dann kam der Weihnachtsmann. (Habe ich höchst amüsiert gelesen)
Deine guten Wünsche für Weihnachten und das neue Jahr erwidere ich sehr gern.
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
Rajymbek 
Echte Vergleiche kann man wohl nur treffen, wenn man dabei gewesen ist. In meiner Jugend waren die Geschenke eben nicht so üppig wie heute, es lief kaum der Fernseher, Telefon, Handy und Computer gabe es noch nicht. Wir haben miteinander gespielt, gesungen und Geschichten erzählt.

Frohe Weihnachtsfeiertage
Roland
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Ja, Roland, genau so ging es bei mir zuhause zu. Einmal erhielten wir Kinder eine Kasperlebühne mit selbstgefertigten Figuren als Weihnachtsgeschenk. Das setzte viel Kreativität frei.
Frohe Weihnachtstage auch dir
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
Darkjuls Das Gedicht berührt mich sehr. Gerade in unserer heutigen hektischen Zeit, ein Gedicht, welches demütig stimmt und den wahren Geist der Weihnacht weckt. Danke dafür. LG Marina
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Das hast du sehr schön gesagt, Marina. Merci fürden Favo.
Liebe Grüße
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
Magnolie Ein sehr berührendes und nachdenklich stimmendes Gedicht, Ekki.
Ich denke, es ist auch heute noch aktuell. Deine Zeilen interessanten Zeilen zeigen dies auch auf ...
Dir auch eine ganz wunderbare Weihnacht, erholsam und friedvoll.
Herzlichst
Manu
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Vielen Dank für den Kommentar und deine guten Wünsche, Manu.
Herzlichst
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
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