Ein kurzes Gespräch mit Jesus
Sei froh, dass du das nicht miterleben musst.
Dir hat es seiner Zeit schon den FI-Schalter geschmissen, als du die Händler im Tempel erwischt hast.
Was glaubst du, was heutzutage alles so abgeht. Es wäre interessant zu erleben, wie du darauf reagieren würdest.
Es ist Adventszeit.
In deinem Namen wird gerade jetzt, gefeilscht, verhökert und geprasst, was das Zeug hält.
Extra Märkte gibt es, die angeblich
irgendwas - frage mich bitte nicht was - mit deiner Geburt zu tun haben sollen.
Dort kann man sich mit widerlich süßem Gebräu betrinken und/oder mit klebrigem Gebäck den Magen verderben.
Wo du in diesen Tagen auch hingehst, wabbern dir Klänge entgegen, die zwar ganz entfernt an Musik erinnern, eigentlich aber Töne gewordenes Plastik sind.
Untrügliches Erkennungsmerkmal ist das Wort „Christmas“, das in kürzesten Abständen wiederholt wird und das imitierte Geräusch eines Pferdeschlittens im Hintergrund.
Als Variationsmöglichkeit wird gerne auch auf die Alternative „Weiße Weihnacht“ zurückgegriffen, obwohl es jetzt das gleiche Wetter und die selben Temperaturen, wie Anfang Oktober hat.
Wie gesagt, es gibt, beinahe hätte ich jetzt „Gott sei Dank“ gesagt, entsprechende Getränke, die einem helfen, sich dem Reiz dieser Beschallung zu öffnen.
Die Menschen tragen idiotische rote Mützen, die sie anscheinend witzig finden und gehen am 24. Dezember in eine deiner Kirchen, weil sie das im Fernsehen so gesehen haben.
Die Pfarrer und Bischöfe kriegen ganz
feuchte Augen, weil sie wenigstens an dem Tag beachtet werden.
Ich bin mir sicher, du würdest ausrasten und fürchterlich toben und dann glaube ich, würdest du dich auf den Bodens setzen und leise weinen …